Mittwoch, 29. Februar 2012
Ein kleiner Schimmel gegen ein „großes schwarzes Flugzeug“
Offensichtlich der Knaller im Vorfeld des Cheltenham-Festivals: Die
Arkle Challenge Chase
geht über zwei Meilen, richtet sich an die Nachwuchs-Jagdpferde und ist traditionell einer der Höhepunkte des ersten Tages. In diesem Jahr scheint alles noch eine Spur heißer zu sein: Im englischen Racing-Forum ist der Arkle das mit Abstand meist diskutierte Rennen des Festivals – vor Gold Cup und Champion Hurdle.
Nun ist das so eine Sache mit den Erwartungen bei den Prüfungen für den Nachwuchs in Cheltenham: Denn oftmals holen diese Rennen die Teilnehmer auf den Boden der Realität zurück. Die Arkle Chase ist vielfach die erste ernste Bewährungsprobe über die schweren Sprünge, zum ersten Mal werden sie tempomäßig in einem großen Feld gefordert. Und das Tempo in diesen Rennen ist in der Regel hoch, Sprungfehler werden eigentlich nicht verziehen.
Nichtsdestotrotz: Ein erlesenes Feld trifft sich in knapp 14 Tagen am Start. Dabei sind ein neuer „Wunderspringer“ und einige der besten Hürdler der letzen Jahre. Die chancenreichsten Teilnehmer im Überblick:

Sprinter Sacre (Trainer Nicky Henderson): Ist er das nächste gute Ding, dieser Sohn des im Sauerländer Gestüt Wittekindshof gezogenen Network, Sieger unter anderem im Union-Rennen und später als Deckhengst in Frankreich tätig? Jedenfalls waren die Experten alle reichlich angetan von Sprinter Sacre: Schon als Hürdler verkörperte er gehobene Klasse, doch sein Trainer hielt den Wallach immer für einen noch besseren Chaser. Recht hat er, der Nicky Henderson. Besonders die letzten beiden Formen des „großen schwarzen Flugzeugs“ waren ganz stark. In Kempton demoralisierte er den Rivalen Peddlers Cross durch sein sicheres Springen, zuletzt in Newbury schickte er gestandene Gruppe 2-Galopper quasi am Gebiss auf die Verliererstraße. Im letzten Jahr sah Sprinter Sacre in der Supreme Novices Hurdle schon wie der Sieger aus, am Berg zeigten aber andere wie Al Ferof mehr Stamina.

Peddlers Cross (Trainer Donald Mc Cain): In diesem hochklassigen Feld der beste Hürdler, der einzige, der 2011 Hurricane Fly in der Champions Hurdle folgen konnte. Peddlers Cross ist der Stolz von Trainer Donald Mc Cain; nach seiner hochklassigen Hürdler-Karriere soll eine ähnlich erfolgreiche über die große Sprünge folgen. Zwei Pflichaufgaben in Bangor löste er souverän. Doch dann kam Kempton, als ihm der besser springende Sprinter Sacre quasi den Zahn zog. Allerdings war der Wallach an diesem Tag wohl nicht ganz fit. Und noch steht nicht fest, ob Peddlers Cross nicht andere Optionen wahrnimmt. Der Arkle ist aber erste Wahl.


Der Namensgeber in Aktion: Arkle gilt als das beste Hindernispferd aller Zeiten, siegte unter anderem im Cheltenham Gold Cup 1964, 65 und 66.

Al Ferof (Trainer Paul Nicholls): Der nächste Kandidat, der den Übergang von den Hürden problemlos schaffte. Drei Starts, zwei Siege – und die Niederlage gab es gegen ein älteres Top-Pferd wie Somersby in der Viktor Chandler Chase in Ascot. Eine Form, die sehr hoch einzuschätzen ist. Auch vorher sprang er fast fehlerlos, mag zudem die Bahn in Cheltenham, gewann dort unter anderem im letzten Jahr die Supreme Novices Hurdle. In den Farben von Al Ferof lief früher der berühmte Schimmel One Man.

Cue Card (Trainer Colin Tizzard): Ein Pferd, dessen Ruf vielleicht besser ist als sein Leistungsvermögen. Vor zwei Jahren 40:1-Sieger im Champion Bumper, im letzten Jahr galt er im Vorfeld des Festivals fast als unverlierbar. Platz 4 in der Supreme Novices Hurdle galt da schon fast als enttäuschend. Über die Jagdsprünge ist die Form solide, andere Teilnehmer gefallen mir aber besser.

Menorah (Trainer Philipp Hobbs): Über die Hürden bekam er in der Spitzenklasse zuletzt die Grenzen aufgezeigt. Über die schweren Sprünge sieht die Bilanz auf dem Papier ganz gut aus, allerdings gibt es sprungtechnisch noch einiges zu verbessern.

Urteil
Auf dem Papier ein fantastisches Rennen: Sprinter Sacre könnte ein absoluter Überflieger sein und auch Peddlers Cross und Cue Card sollten noch einiges Potenzial besitzen. Erstgenannte stehen mir aber zu niedrig und mit Al Ferof gibt es eine lohnende Alternative. Der Schimmel mag Cheltenham, die Form aus der Victor Chandler Chase ist wirklich gut.