Montag, 24. Oktober 2011
Ein Blaublut namens Camelot
Das Schöne am Galopprennsport ist, dass immer wieder Pferde auftauchen, die selbst hartgesottenen Beobachtern des Sports das Herz wärmen. Am Samstag war es mal wieder so: Camelot gewann die Racing Post Trophy in Doncaster, eines der Top-Rennen für Zweijährige in England. Und wie er siegte: im gewöhnlichsten Galopp. Ohne dass ihn sein junger Reiter Joseph O’Brien auffordern musste, zog der Schützling von Trainer Aidan O’Brien mit einer Leichtigkeit an seinen Gegnern vorbei, die schlichtweg atemberaubend war. Zweieinviertel Längen trennten den Montjeu-Sohn am Ende von Zip Top sowie Fencing, die allesamt auf voller Betriebstemperatur liefen, während ihr Bezwinger immer noch im Schongang agierte. Schon taucht er auf, der Vergleich mit dem großen Frankel.
Nun ist das etwas verfrüht, nicht jeder herausragende Zweijährige ist auch ein grandioser Dreijähriger und noch weiß niemand, wo gut die Gegner an diesem Tag waren. Camelot, bei dessen Namen ich immer an diesen Sketch von Monty Python denken muss, zählt jedoch nicht gerade zu den hart geprüften Zweijährigen. Der Start in der Racing Post Trophy war erst sein zweiter Einsatz auf der Rennbahn, das Debüt in Leopardstown war selbstverständlich auch erfolgreich.

Das Real Madrid des Turf
Da sollte noch einiges kommen, auch wenn ich die Leute nicht verstehe, die den Hengst jetzt schon zum lausigen Kurs von 40 für das englische Derby 2012 wetten. Das Pedigree stimmt zumindest: Vater ist der große Montjeu, die Mutter Tarfah war auch ein erfolgreiches Pferd, gewann unter anderem ein Gruppe 3-Rennen. Das bedeutet nicht automatisch, dass der Spross so gut wird, aber hier passt das wohl.
Camelot ist ein richtiges Vollblut-Blaublut und kein Schnäppchen wie die grandiose Danedream. Satte 525 000 Guineas (umgerechnet 632.668 Euro) zahlten die Herren Smith, Tabor und Magnier an Züchter Sheikh Abdulla Bin Isa Al-Khalifa und schickten ihn zu Trainer Aidan O’Brien. Die Herren können sich das aber durchaus leisten: Ihre Pferde laufen für Ballydoyle, Rennstall der Coolmore-Organisation und quasi das Real Madrid des Galopprennsports. Montjeu zählt auch zu den Coolmore-Deckhengsten, hat die schlappe Decktaxe von 75 000 Pfund und brachte schon große Pferde wie Motivator, Authorized, Hurricane Run oder Pour Moi, englischer Derby-Sieger in diesem Jahr.


Geschichte wird gemacht: Montjeu triumphiert im Prix D’Arc de Triomphe 1999, mit dabei war auch ein gewisser Tiger Hill.