Peitschen-Posse überstrahlte Frankel und co.
Am Ende dieser Woche soll entschieden werden, ob die umstrittene neue Peitschenregel in England modifiziert wird. Das ergab ein
Treffen verschiedener Jockeys sowie Kevin Darley von der Professionell Jockeys Association am Montag mit Vertretern der British Horce Racing Authority (BHA).
Wahrscheinlich wird es Änderungen geben, der Image-Schaden bleibt jedoch. Was für eine Posse, was für ein Kommunikations-Gau: Denn erstmals gab es im englischen Galopprennsport einen Champions Day. In Ascot trafen sich die vierbeinigen Superstars:
Frankel, So You Think, Fame and Glory oder Top-Sprinter
Deacon Blues zum Beispiel. Ein würdiger Höhepunkt und eigentlich eine wunderbare Gelegenheit, um den Galopprennsport auf der Insel mal wieder richtig in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen.
Dummerweise haben das die Funktionäre der British Horse Racing Authority (BHA) ziemlich vermasselt. Denn in der letzten Woche sprach eigentlich keiner auf der Insel vom Champions Day. Die neuen
Regeln zum Einsatz der Peitsche im Rennen, die am letzten Montag in Kraft taten, bestimmten die Schlagzeilen. Mit Richard Hughes gab ein Top-Jockey seine Lizenz zurück, weil er zum zweiten Mal gegen die neuen Richtlinien verstoßen hatte, eine Sperre von weiterin zehn Tagen kassierte und so unter anderem Ritte beim prestigereichen Breeders Cup verpasst. Er werde erst wieder in den Sattel steigen, wenn die Regeln überarbeitet werden, so Hughes. Es drohte sogar ein Streik der Flach- und Hindernisjockeys.
Journeymen
Spätestens nach den Bildern des Grand Nationals stand fest, dass die Funktionäre in Sachen Peitschengebrauch handeln würden. Denn Millionen Zuschauer sahen dort live, wie Jockey Jason Maguire dem völlig entkräfteten Sieger
Ballabriggs nach dem letzten Hindernis noch kräftig mit dem Stock bearbeitete. Solche Bilder beschädigen das Image des Sports, zumal Millionen das sehen, die sonst eher nicht zu den Turf-Interessenten gehören.
Nun ist Maguire ansonsten kein wüster Prügler, aber einen Sieger im Grand National reitet man nun mal nicht jeden Tag. Es geht in den englischen Top-Rennen schon hart zur Sache, auch wenn die Peitschen „entschärft“ wurden. Die Jockeys waren jedenfalls auch der Meinung, dass die bestehenden Regeln verändert werden müssen.
Nun hätten die Funktionäre ja einfach den Gebrauch der Peitsche – wie etwa in Skandinavien – verbieten können. Das machten sie aber nicht, weil die Peitsche aus Sicherheitsgründen notwendig sei,
so die BHA. Deshalb begrenzten sie die Zahl der Schläge auf sieben (Flachrennen) bzw. acht Schläge (Hindernisrenn), davon fünf auf den letzten 200 Metern. Das schlimmste allerdings sind die Strafen, die in keiner Relation zum Vergehen stehen. Verlust des Preisgeldes, dazu lange Sperren mit Wegfall des Einkommens: Die Stars der Branche, die einen lukrativen Stalljockey-Kontrakt haben, können dies finanziell verkraften, die vielen „journeymen“, die selbständig ihr Geld verdienen und keinen großen Stall im Rücken haben, hingegen nicht.
Wahrscheinlich wird es Änderungen geben, aber die Kritik an der BHA bleibt. Zwei interessante Artikel zu dieser Thematik: Zum einen
Nic Doggett in der
Sporting Life, zum anderen
Greg Wood im
Guardian. Und selbst am Champions Day standen Frankel und co. nicht allein im Blickpunkt: Die Stewards in Ascot bestraften Christophe Soumillon für seinen siegreichen Ritt auf
Cirrus Des Aigle, weil er sein Pferd sechs statt fünf Mal traf. Futsch war das üppige Preisgeld, für den Sieg gab es immerhin 737 237 Pfund. Der Belgier war nicht darüber amüsiert…