Sonntag, 31. Juli 2011
Kultfigur aus Sheriff Hutton
Fünf Tage Glorious Goodwood sind schon eine anstrengende Angelegenheit – auch wenn man nicht persönlich auf der Rennbahn in Südengland war, sondern das Geschehen am PC bzw. beim Buchmacher verfolgt hat. Es sind Rennen in einer grandiosen Kulisse, wie dieses Video von der Homepage der Rennbahn eindrucksvoll dokumentiert.
Das sportliche Niveau ist hoch: Neben diversen Gruppe 1-Rennen stehen einige der besten und schwersten (zumindest für den Wetter) Handicaps des Jahres auf dem Programm. Englands Turfwelt ist hier noch in Ordnung, die Rennen sind gut dotiert. Beschämend niedrige Preisgelder zahlen andere Kurse.
Der Kurs hat jedoch seine Tücken. „Ich kenne keine Bahn, auf der es so oft zu Behinderungen kommt, auf der so häufig die „Bude dicht“ ist und das Pferd neu aufgenommen werden muss“, habe ich auf diesen Seiten vor zwei Jahren schon geschrieben. Das gilt auch für 2011. „Hard luck stories“ ohne Ende, bei den Kommentaren nach dem Rennen ist „hampered“ (gehindert) eines der meist benutzten Worte.
Sportlich war natürlich die Leistung von Frankel, in dieser Kolumne bereits ausführlich gewürdigt, ein Höhepunkt. Das Team Cecil und Queally präsentierte sich in Galaform; die Stute Midday bescherte Trainer und Jockey unter anderem einen weiteren Prestige-Treffer. Es gab weitere imponierende Leistungen: die Sieger Strong Suit und Harbour Watch aus dem Quartier von Richard Hannon etwa.

Sprinter der Extraklasse
Mein Pferd der Woche heißt allerdings Hoof It: Der Wallach triumphierte mit Höchstgewicht im Stewards' Cup, einem der fürchterlich schwierigen Handicaps des Festivals. Normalerweise enden diese Sprints ziemlich eng, sind Richtersprüche wie Kopf oder Hals die Regel. Das war diesmal anders: Hoof It siegte total überlegen und belehrte nicht nur mich eines besseren.
Sein Trainer war schon immer anderer Meinung. „Er ist ein potenzielles Gruppe 1-Pferd“, hatte Mick Easterby schon vorher verkündet, nachdem sein Schützling in diesem Jahr bereits zwei gutdotierte Sprints in York gewonnen hatte. Easterby genießt auf der Insel Kult-Charakter. Der Mann ist Geburtsjahr 1931 und trainiert seit 1955 Rennpferde in einem Ort mit dem schönen Namen Sheriff Hutton in Yorkshire. Sein Yorkshire-Dialekt ist für jeden Schulenglisch-Absolventen die ultimative Herausforderung: Manchmal versteht man nur „osses“, damit meint er natürlich die horses. Er habe den Ruf, Eskimos Eis und Arabern Sand zu verkaufen, schrieb einst die Racing Post zu seinem 75. Geburtstag.
Legendär sei sein Blick für preiswerte Pferde, die unter seiner Regie aufblühen. Denn Mick Easterby trainiert nicht gerade die Blaublüter des Sports. Das ist anderen Trainern vergönnt, bei Easterby sind es eher diese vom „Tellerwäscher zum Milllionär“-Geschichten, für die er verehrt wird. Hoof It ist so ein klassisches Produkt: Er startete klein, steigerte sich Stück für Stück in Handicaps und soll jetzt in den Top-Sprints laufen.