Was lehren uns die Qualifikationsspiele zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010, nachdem die Mehrheit der Teilnehmer in Südafrika feststeht? Fußball ist viel wichtiger als alles andere, siehe Honduras, das sich zum zweiten Mal nach 1982 für eine WM qualifizieren konnte. Putsch, politische Krise, Armut – alles vergessen. Die Kicker aus Mittelamerika spielen in Südafrika und sorgten für einen nationalen Freudentaumel.
Die Qualifikation war hochdramatisch, denn bis zur Nachspielzeit fuhr Costa Rica direkt zur WM. Doch dann schoss die USA den Ausgleich und Costa Rica trifft nun in einem Qualifikationsspiel auf den 5. der Südamerika-Qualifikation. Der Gegner heißt Uruguay, die Argentinien mit 0:1 unterlagen. Und damit erspart sich Argentinien die Schmach des Entscheidungsspieles.
Dennoch lieferte das Team des großen Diego Maradona, der als Trainer offensichtlich aber noch einiges lernen muss, eines der größten Dramen dieser Qualifikation. Mit Ach und Krach schaffte die Großmacht den Sprung nach Afrika, der Bauchklatscher von Diego Maradona im Regen von Buenos Aires nach dem 2:1-Zittersieg gegen Peru am Samstag war eines der Bilder der Woche.
Diegos Bauchklatscher im Regen: Palermo hat getroffen gegen Peru
In Europa jubelten am lautesten die Slowaken, die zum ersten Mal in ihrer noch jungen Geschichte an einer Fußball-WM teilnehmen. Dafür bleiben die ehemaligen Brüder aus Tschechien zuhause, dort hat man den Generationswechsel noch nicht geschafft. Zu den Verlierern gehörten die Schweden, die Türkei (bei denen unter anderem Jürgen Klinsmann als Nachfolger von Fatih Terim gehandelt wird, allerdings hat er nur Außenseiterchancen), Kroatien, Rumänien (bei denen lief gar nichts, Rang 5, 9:17 Tore) oder Schottland (deren letzte WM-Qualifikation auch schon lange zurückliegt).
Souveräner Europameister
Einige der Großmächte kamen mit einem blauen Auge davon und müssen jetzt in den Relegationsspielen nachsitzen: Portugal mit Cristiano Ronaldo sicherte sich erst ganz zuletzt den zweiten Platz vor Schweden, Frankreich setzte die schwachen Leistungen der EM fort. Neben diesen beiden Teams müssen Griechenland, Ukraine, Russland, Irland, Slowenien und Bosnien-Herzegowina noch zittern, wobei für die beiden letzten Teams schon die Teilnahme an den Spielen ein großer Erfolg ist und entsprechend frenetisch gefeiert wurde. Einer von den Großen ist fällig in der Qualifikation – ich setze mal auf die Franzosen, damit sie endlich ihren unfähigen Trainer Domenech feuern können.
Und Deutschland? Neben Dänemark, der Schweiz, der Slowakei, Spanien (ohne Punkteverlust), England, Serbien, Italien und den Niederlanden löste das Team von Joachim Löw mit acht Siegen und nur zwei Unentschieden die Fahrkarte nach Südafrika ziemlich souverän. Auch wenn sie inzwischen das Motto „Jedes Pferd springt nur so hoch wie es muss“ ziemlich verinnerlicht hat. Gegen Finnland ging es um nichts mehr, entsprechend pomadig präsentierte sich die Mannschaft vor eigenem Publikum in Hamburg und schaffte nach einer unterirdischen Leistung gerade mal ein 1:1 gegen die Skandinavier.