Das Grand National: Faszination und Abscheu
Es ist vielleicht das bekannteste Rennen der Welt – das Hindernisrennen Grand National, das am Samstag um 17 Uhr 15 deutscher Zeit auf der Rennbahn in Aintree bei Liverpool gestartet wird.
Das Grand National ist eine Mischung aus Faszination und Abscheu. Faszination, weil es eines der schwersten Rennen der Welt ist, höchste Anforderungen an Pferd und Reiter stellt und es schon eine Leistung ist, über die schweren Sprünge überhaupt das Ziel zu erreichen. Abscheu, weil Pferde stürzen, sich verletzen und manche ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen.
Auch wenn die Hindernisse vor einigen Jahren entschärft wurden, fordern „Becher's Brook“, „Foinavon“ oder „The Chair“ den Teilnehmern alles ab. Solche Hindernisse gibt es auf keiner anderen Rennbahn – und am Start sind wohlgemerkt ältere Pferde, die viel Erfahrung über Jagdsprünge haben. Erschwerend sind zudem die Marathondistanz von 7 242 Metern (so weit wie in keinem anderen Rennen) und die hohe Starterzahl von rund 40 Pferden.
Wett-Bonanza
Gerade zu Beginn führt das oft zur Behinderungen und Stürzen, zumal die Pferde auch erst mal ihren Rhythmus über die ungewohnten Sprünge finden müssen. Im Laufe des Rennens sorgen dann häufig oft lose Pferde ohne Reiter für Turbulenzen.
Böse Stimmen sagen, dass das Rennen eigentlich nur zum Wohle der Buchmacher gelaufen wird. Die machen mit dem Grand National blendende Umsätze, weil das Rennen das Wettereignis auf der Insel ist und auch die „Einmal-im-Jahr-Wetter“ anzieht. Und da häufig Außenseiter zu hohen Quoten gewinnen, freuen sich die Bookies in den meisten Jahren.
Sportlich ist es nicht das wichtigste Rennen im Jahr. Das Grand National ist ein Handicap, das heißt: Jedes Pferd erhält das Gewicht nach seinen Rennleistungen. Theoretisch sollten alle so ausgehandicapt sein, dass sie alle gleich ankommen...
Drei Tage dauert das Meeting, pro Renntag wird ein Rennen über den Grand National-Kurs gelaufen. Die Stimmung ist gigantisch, das Liverpooler Publikum weiß zu feiern. Freitag ist Ladies Day. Dann zeigen die weiblichen Besucher eindrucksvoll, dass tiefe Temperaturen und spärliche Bekleidung keine Gegensätze sein müssen.
Persönliche Dramen
Meine Wettbilanz im Grand National ist – um es wohlwollend auszudrücken – durchwachsen.
2004 zum Beispiel
Clan Royal.
Der hüpfte über die Hindernisse mit einer Leichtigkeit, als wenn es kleine Hürden wären. Leider kam er im langen Einlauf kurz vom Kurs ab, so dass Amberleigh House an ihm vorziehen konnte. Oder 2007:
Mc Kelvey kam spät, aber gewaltig und hätte das Rennen gewonnen, wenn es noch fünf Meter weiter gewesen wäre. Ich bin zudem der Meinung, dass er vorne gewesen wäre, wenn ich das Rennen bei meinem Stammbookie in Dortmund gesehen hätte. Weil ich zu diesem Zeitpunkt in Bayern gearbeitet habe, musste ich das Rennen beim Buchmacher auf der Münchener Galopprennbahn verfolgen. Das ist die Rennbahn in Deutschland, wo ich eine fürchterliche Bilanz zu diesem Zeitpunkt hatte: Bestimmt 30 Rennen ohne Treffer.
2009 ist zum Glück alles anders. Erstens werde ich das Spektakel im Internet verfolgen. Zweitens habe ich derzeit einen absoluten Lauf. Drittens waren die bisherigen Tipps in diesem Jahr über die National-Hindernisse 2. (Christy Beamish) und 1. (Irish Raptor).
Mein Tipp 2009 kommt aus Irland:
Black Apalachi hat Siegform über die Hindernisse, auch wenn er im letzten Jahr gestürzt ist. Etwas Bedenken habe ich wegen des guten Bodens, weil er seine beste Form auf weichem Geläuf hat. Trainer Dessie Hughes ist allerdings optimistisch. Und der muss es wissen.
uknig22 am 03. April 09
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Ganz großes Galoppkino
Für Jockey Ahmed Ajtebi und Trainer Mubarak Bin Shaya aus Saudi Arabien war es ein Tag in ihrem Leben, den sie nie vergessen werden. Nicht nur, dass ihr Pferd
Eastern Anthem nach einem dramatischen Endkampf das mit fünf Millionen Dollar dotierte Galopprennen Dubai Sheema Classic auf der Galopprennbahn in Nad Al Sheba (Dubai) gewonnen hatten. 45 Minuten vorher waren sie bereits mit
Gladiatorus im
Dubai Duty Free (ebenfalls fünf Millionen Dollar) über die verlängerte Meile erfolgreich. Ajtebi, der früher Kamele ritt, hatte mit dem 130:10-Außenseiter einen wahren Husarenritt von der Spitze vorgelegt und düpierte damit die ganze Weltelite der Jockeys.
Und Rookie-Trainer Bin Shaya erlebte in seiner noch jungen Trainerkarriere einen Moment, den er nur schwer toppen kann.
Die Rennen am World Cup Tag in Dubai sind ganz großes Kino und Emotionen pur. Großartig die Bilder nach dem Rennen, wenn die Kameras die Sieger begleiten. Ajtebi riss immer wieder die Arme hoch und konnte seinen Erfolg kaum glauben; bei Aaron Gryder – erfolgreich im World Cup – hatte ich das Gefühl, dass er der ganzen Welt sagen wollte: „Seht her, ich habe es geschafft“.
Das Programm ist aber auch vom Allerfeinsten: Vier Rennen der höchsten Kategorie (Gruppe 1) und zwei der zweithöchsten Kategorie (Gruppe 2), allesamt gigantisch dotiert, ziehen Spitzenpferde aus der ganzen Welt an. Hinter den Rennen steht die herrschende Maktoum-Familie aus Dubai, die in ihrem Wohnzimmer quasi die Weltelite der Vollblüter zu Gast hat.
Die ersten beiden Rennen entschieden dann auch die berühmten blauen Farben von Goldolphin für sich.
Ohne Möglichkeiten als Fünfter blieb hingegen Godolphin-Vertreter
My Indy im mit sechs Millionen Dollar dotierten
World Cup.
Well Armed, trainiert in den USA von Eoin Harty und geritten von Aaron Gryder, deklassierte die hochkarätige Konkurrenz und war am Schluss mit sage und schreibe 14 Längen vorne. Und auch im World Cup gewann der Sieger Start-Ziel.
Trainer Eoin Harty stammt aus einer alten irischen Galoppsport-Dynastie. Schon sein Urgroßvater trainierte Rennpferde in Irland und England, sein Vater Eddie war 1969 im berühmt-berüchtigten Grand National in Aintree erfolgreich.
Ohne Chance bleib leider
Quijano, Deutschlands Vorzeigegalopper, im Sheema Classic. Der Wallach, trainiert von Peter Schiergen und mit Andrasch Starke im Sattel, belegte Platz sechs und kassierte immerhin noch 100 000 Dollar.
Quijano hatte aber auch ein richtig schlechtes Rennen, lag mitten im Pulk und musste einige Stopps hinnehmen. Zudem, so Jockey Starke gegenüber GaloppOnline, sei das Rennen zu langsam gewesen.
Keine Möglichkeiten hatte
Lady Marian im Duty Free. Die Stute wechselte Ende letzten Jahres von Werner Baltromei in den Godolphin-Stall. Doch ganz ohne Erfolgerlebnis blieb Turf-Deutschland nicht: Die Mutter von
Eastern Anthem heißt
Kazzia und stammt aus deutscher Zucht.
uknig22 am 29. März 09
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Hattrick in Ascot
Wenn es gut läuft, dann geht alles. Wenn man jedoch verliert, dann kommt es in den letzten Rennen meistens knüppeldick: Das gewettete Pferd liegt sicher in Führung, fällt an der letzten Hürde oder verliert nach Zielfoto. Dieses Wechselspiel zwischen viel Glück und unverschämten Pech kennt jeder Pferdewetter. Bei mir trat heute Variante 1 ein.
Sieben Rennen über Hindernisse standen auf der englischen Nobelbahn in Ascot auf dem Programm. Kein absoluter sportlicher Höhepunkt, dennoch genau das Richtige für einen Freitag. Und da die Veranstaltung in Fontwell nicht zu sehen war und mich die Sandbahn-Flachrennen in Southwell weniger interessierten, blieb zwischendurch genügend Zeit, die Dinge zu erledigen, die die ganze Woche liegen blieben. Weil mein Betfair-Konto noch gut gefüllt war, wettete ich dort Rory Boy (Rennen 3) und South Bank (Rennen 4) auf Sieg.
Die Rennen verfolge ich immer per Livestream bei Racebets. Der Kontostand dort mahnte aber zur Vorsicht, zumal in der nächsten Woche das Aintree-Festival läuft und ich vorher nichts mehr einzahlen will.
Im zweiten Rennen wurde ich jedoch schwach: Muhtenbar lief in einem Jagdrennen für Novices, also für junge Pferde. Die Pferde von Trainerin Henrietta Knight spiele ich gerne über die schweren Sprünge. Zwar brauchen ihre Schützlinge immer etwas Anlaufzeit. Doch gerade zu dieser Zeit sind sie oft in guter Form, immer sehr gut vorbereitet und häufig sehr gute und sichere Springer. Der brave Muhtenbar war da keine Ausnahme, schwebte quasi über die Jagdsprünge und gewann völlig souverän.
Die beiden vorher gewetteten Pferde blieben hingegen erfolglos: Rory Boy schlug sich tapfer, war kanpp geschlagener Zweiter hinter Higgy’s Boy und wiederholte damit seine Placierung aus Newbury, wo ich ihn ebenfalls auf Sieg gespielt hatte. South Bank – wieder aus dem Knight-Stall – blieb hingegen chancenlos im vierten Rennen. In Fontwell gewann mein Mummpferd Hills of Aran das beste Rennen des Tages – nur nicht gewettet, weil es keine Bilder gab.
Was dann aber folgte, wird als „Hattrick von Ascot“ in Erinnerung blieben. In der Veterans Chase siegte Briery Fox nach Kampf. Der Wallach aus dem Stall von Henry Daly ist zwar sehr beständig, aber nicht unbedingt ein Siegertyp. Der letzte Erfolg lag schon zwei Jahre zurück.
Höhepunkt des Tages war der Lauf von Sashenka. Das Rennen für die Nachwuchsjockeys lieferte einen dieser Zieleinläufe, die das Herz richtig laut schlagen lassen - besonders wenn das gewettete Pferd dabei ist. Die Stute läuft ihre Rennen gerne von vorne und war mit dieser Taktik schon einige Male erfolgreich. Doch diesmal dachte ich, dass Jockey Michael Murphy das Tempo zu sehr forciert hatte und spätestens auf der langen Zielgerade in Ascot die Speedpferde kommen und sie überlaufen. Das war auch vor dem letzten Hindernis der Fall, doch wer nun annahm, dass Sashenka geschlagen war, lag falsch. Die kleine Stute kämpfte zurück und zog auf den letzten Metern zum lohnenden Kurs von 80:10 vorbei.
Und wenn es eben läuft, dann läuft es einfach: Mitfavorit Whizzar hatte im Endkampf der Hunter Chase auch noch die Nase vorne.
Fazit: Racebets-Konto gefüllt, Aintree kann kommen.
uknig22 am 27. März 09
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