Donnerstag, 9. Juli 2009
„Hoppeldop“: Das Union-Rennen 1950
Der Bundespräsident höchstpersönlich war zu Besuch auf der Köln Rennbahn – und erlebte live den Sieg Niederländers im Union-Rennen. Wir schreiben das Jahr 1950 – und dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel ist das damals immerhin folgende Geschichte wert, in die das Hamburger Blatt (oder waren sie da noch in Hannover) noch viel Turfhistorie packt.
Sehr lesenswert, zumal das spätere „Sturmgeschütz der Demokratie“ heute nur noch über Galopprennen berichten würde, wenn es einen saftigen Wettskandal oder massenweise gedopte Pferde gebe.
Eine Frage bleibt noch: Hat Adrian von Borcke, der ehemaliger Karlshorster Herrenreiter und Trainer Niederländers, recht behalten mit seinem Derby-Einlauftipp Niederländer – Asterios? Er hatte, leider lässt sich nicht mehr in Erfahrung bringen, was der Einlauf denn gezahlt hätte...



Montag, 6. Juli 2009
Der Derby-Nachschlag: Eine Bilanz in drei Akten
Derbysieg Nummer 18 für Deutschlands ältestes Privatgestüt: Der Mitfavorit Wiener Walzer aus dem Gestüt Schlenderhan triumphierte im 140. Deutschen Derby auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn. Auf den Plätzen folgten die Außenseiter Sordino, Toughness Danon und Eliot.
Das Derby ist die perfekte Mischung aus Vorfreude, Anspannung, Spannung und am Ende Freude oder Enttäuschung. Es gab allerdings schon Jahre, in denen ich während des Rennens erheblich lauter war als in diesem Jahr. 2001 zum Beispiel, als der Riesenaußenseiter Lierac, der über 500 am Toto stand, kurz auf der Gerade in Front lag und nur noch von Boreal abgefangen wurde. 2005, als Nicaron sich vom Feld löste und Ransom O’Wars Schlussattacke zu spät kam. Oder 2007, als Adlerflug seine Gegner auf schwerem Geläuf deklassierte.
Getroffene Wetten im Derby sind – wie Treffer während des Cheltenhams-Festivals oder über die Grand National-Hindernisse – Erfolge, die einen besonderen Stellenwert in der Bilanz eines Wetters einnehmen. Und da immer die ungeraden Jahren meine Erfolgsjahre „im Rennen der Rennen waren“ (1997 Borgia, 2001 die fette Platzquote auf Lierac, 2003 Dai Jin, 2005 Nicaron, 2007 Adlerflug), hätte 2009 der nächste Erfolg kommen müssen.
Dachte ich zumindest: Hoffnung, als Eliot (gespielt zum Festkurs 166:10) kurz auf der Gerade einen guten Moment hatte, doch schnell war zu sehen, dass Wiener Walzer an diesem Tag das mit Abstand beste Pferd war und gewinnen würde.
Die Stute Bolivia, mein eigentlicher Wett-Mumm, fand wie der Favorit Suestado nie ins Rennen und endete im geschlagenen Feld. Dort endeten weitere hochgehandelte Pferde wie Saphir oder Oriental Lion. Selbst „Kultpferd“ Egon blieb im Mittelfeld stecken.
Andere überraschten neben den vier Erstplacierten positiv: „No-Hoper“ Quo Dubai, der doch eigentlich kein Stehvermögen hat, seine beste Arbeit aber zum Schluss ablieferte oder der tapfer seinen Strich durchgaloppierende Ordenstreuer.

Beeindruckende NDR-Bilder
Schönes Wetter, 20 000 Zuschauer, Umsatz in Ordnung, gut besetzte Rennen auch im Rahmenprogramm – die Bilanz des Hamburger Renn-Clubs dürfte nach dem Derby-Meeting 2009 um einiges freundlicher ausfallen als in den Jahren zuvor.
Die Hamburger verlangen ihren Besuchern am Derbytag einiges an Kondition ab: 12 Rennen, erster Start 13 Uhr, letzter 19 Uhr 40. 12 Rennen sind mir zuviel, zumal das Deutsche Derby erst als 9. Rennen um 17 Uhr 45 auf dem Programm stand. Grund für den späten Beginn war die Übertragung im französischen Rennsportkanal.
In den Jahren vorher war es aber auch nicht anders: Am Derbytag gab es immer diese Mammutkarte mit 12 Rennen, das Derby war meist das achte oder neunte Rennen.
Das macht die Veranstaltung zäh, die Wartezeit zu lang, die Spannung ist dann irgendwie raus. Englische Rennveranstaltungen umfassen nicht umsonst maximal sieben Rennen; ich könnte gut mit acht oder neuen Rennen am Derbytag leben.
Ärgerlich, dass es keine Live-Übertragung auf irgendeinem Fernsehsender gab, gerade für neue Zielgruppen wäre eine dauerhafte Medienpräsenz wichtig. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen mal mit der Familie Popolski aus Zabrze, deren Großvater einst die Popmusik erfand, zusammensetzen. Die wissen, wie man einen Sendemast „chackt“.
Dafür waren die „Rivalen der Rennbahn“ – am Sonntag abend um 23 Uhr auf Nord 3 – ganz hervorragend. Schöne Bilder gab es in den Jahren vorher auch schon, aber dieses Mal fehlten die „Schlampigkeitsfehler“, die zuletzt den Eindruck etwas getrübt hatten.
Wolfgang Biereichel und Peter Carstens besuchten unter anderen in Köln den Stall von Peter Schiergen, begleiteten die Pferde beim Transport nach Hamburg und fingen mit ihrem Kamerateam die ganze Ästhetik der Vollblüter an. Fantastische Bilder und Einstellungen nicht nur vom Rennen, eine Werbung für den Rennsport. Davon müsste es mehr geben.
Die NDR-Bilder zeigten aber auch eindrucksvoll, wie schlecht das deutsche Rennbahn-Fernsehen ist, dass über Buchmacher, Wettannahmen und Live-Streams Bilder des aktuellen Turfgeschehens liefert. In Hamburg waren diese ganz grässlich: Offensichtlich gibt es dort nur eine Kameraeinstellung ohne Nahaufnahmen, die Pferde wirken winzig klein und laufen irgendwo ganz weit weg.
Peinlich ist auch die Tonqualität: Im Hintergrund krächzt der Traberkanal in Kurzwelle-Qualität.



Samstag, 4. Juli 2009
Sea The Stars imponiert weiter
Nicht nur in Hamburg gibt es an diesem Wochenende Toprennen. Im englischen Sandown ging es am Samstag um die Coral-Eclipse, ein Gruppe I-Rennen über neutrale 2018 Meter. In der englischen Rennsaison trifft in dieser renommierten Prüfung der klassische Jahrgang erstmals auf die älteren Spezialisten.
Im Mittelpunkt natürlich: der englische Derbysieger Sea The Stars. Eigentlich war das Rennen auf der gepflegten Bahn in Sandown nur zweite Wahl. Ursprünglich sollte der Hengst im irischen Derby laufen, doch sein Trainer John Oxx meldete ihn wegen des zu weichen Bodens in The Curragh ab.
Mit 15:10 stand Sea The Stars klar in der Favoritenrolle, es folgten Conduit (55) und Rip Van Winkle (75) als stärkster Vertreter der drei Aidan O’Brien-Starter. Und es wurde ein fantastisches Rennen, in dem das Oxx-Pferd seine Klasse eindrucksvoll bestätigte. Was aber auch am Zweiten Rip Van Winkle lag, der Sea The Stars richtig zusetzte, aber den Sieger nie passieren konnte. Immer wenn Jimmy Fortune im Sattel des Zweiten attackierte, zog der Epsom-Triumphator wieder an und beschleunigte, wie das eben nur absolute Klassepferde können. Mick Kinane im Sattel musste sich aber richtig strecken. Dritter wurde Conduit aus dem Stall von Sir Michael Stoute. Damit waren zwei Dreijährigere vorne.
Sea The Stars wandelte nicht auf den Spuren anderer hoch eingeschätzter Derbysieger, für die die Coral-Eclipse den ersten Karriereknick bedeutete.
Zum Beispiel im Jahr 2007: Als Authorized, trainiert von Peter Chapple-Hyam und geritten von Frankie Dettori, das Derby überlegen mit fünf Längen Vorsprung vor Eagle Mountain gewann, sprachen viele Experten vom besten Derbysieger seit langer Zeit. Das Sandown-Rennen sollte da nur der Auftakt zu weiteren großen Taten im Herbst sein. Natürlich stand der Hengst klar in der Favoritenrolle, stärkster Gegner auf dem Papier war George Washington, der später so tragisch endete, aus dem O’Brien-Quartier.
Doch am Ende machten die Verantwortlichen lange Gesichter. Authorized lieferte sich zwar mit George Washington einen packenden Kampf innen, doch gewonnen wurde außen. Ryan Moore hatte mit der 80:10-Chance Notnowcato die äußere Spur gewählt und siegte mit eineinhalb Längen. Für Notnowcato war es immerhin der dritte Gruppe I-Sieg seiner Laufbahn, die wie bei vielen Pferden von Michael Stoute im Handicap begann.
Authorized siegte danach in den Judmonte International Stakes in York gegen Dylan Thomas und seinen Sandown-Bezwinger und beendete nach einem enttäuschenden 10. Platz im Arc (Sieger Dylan Thomas) seine Rennlaufbahn.
Ebenfalls mit fünf Längen Vorsprung hatte Motivator zwei Jahre zuvor im Epsom Derby gewonnen. Johnny Murtagh saß im Sattel, Michael Bell trainierte – und auch hier dachten viele an ein neues Ausnahmepferd. Ungeschlagen kam Motivator nach Sandown – und verlor mit einer halben Länge gegen Oratorio, jenes Pferd aus dem Ballydoyle-Rennstall von Aidan O’Brien, das in Epsom noch 25 Längen hinter ihm war. „Fehlendes Tempos und den Sprint zum Schluss“ nannte die Racing Post als Gründe.
Der Sieg war allerdings kein Zufall: Oratorio, geritten von Kieran Fallon, hatte auch in den Irish Champion Stakes die Nase gegen den Bell-Schützling vorne. Nach einem fünften Platz im Arc ging es für Motivator dann ins Gestüt.



Freitag, 3. Juli 2009
Bolivia auf Borgias Spuren
Am Sonntag gegen 17 Uhr 45 ist es soweit: Die Boxen zum 140.Deutschen Derby öffnen sich in Hamburg. 17 Hengste und eine Stute kämpfen um den Derbysieg. Die große Derbyvorschau.....

1 Wiener Walzer (Form 1 - 1 – 6)
Gestüt Schlenderhan/Jens Hirschberger/Frederik Johansson
• Überzeugender Sieger im Union-Rennen nach Verletzungspause beim zweiten Saisonstart. Von der Abstammung eher ein 2000 Meter-Pferd, dennoch sollte der Dynaformer-Sohn mit der 2400 Meter-Strecke keine Probleme haben. Noch weiter steigerungsfähig – einer der heißen Favoriten. Stalljockey Adrie de Vries entschied sich allerdings für den Trainingsgefährten Suestado, Johansson ist aber ein mehr als guter Ersatz, 2007 für den Stall mit Adlerflug erfolgreich.

2 Saphir (1-2-1-4)
Margot Herbert/Peter Schiergen/Andrasch Starke
• Kampfsieger im Bavarian Classic über 2000 Meter gegen Peligroso, Stehvermögen sollte kein Problem sein, dennoch gibt es heißere Anwärter, zumal Peligroso die Form im Union-Rennen nicht aufwertete. Allerdings ist er der Ritt von Schiergen-Stalljockey Andrasch Starke – und wenn einer den Hamburger Derby-Kurs gut reitet, dann ist es der Championjockey.

3 Oriental Lion (2-3-1)
Gestüt Auenquelle/Uwe Ostmann/Daniele Porcu
• Zweiter in der Union, konnte Wiener Walzer nicht gefährden. Die ersten fünf Pferde trennte jedoch nicht viel. Nicht chancenlos, aber ich wäre zuversichtlicher, wenn das Derby etwas später gelaufen würde, weil erst dann die Ostmann-Pferde zu Hochform auflaufen.

4 Panyu (3-2-1)
Carde Ostermann-Richter/PeterSchiergen/Filip Minarik
• Seit der Dortmunder Niederlage bei Trainer Schiergen. Dritter in der Union, Zweiter im Dortmunder Großen Preis der Dortmunder Stadtsparkasse, zeigte immer guten Speed, aber auch Unreife. Vielleicht kommt das Rennen noch etwas zu früh.

5 Egon (4-2-4-3-5)
Stall Domstadt/Waldemar Hickst/Richard Hughes
• Noch sieglos, aber fast schon ein Kult-Pferd mit eigener Homepage. Frontrenner, der seine beste Leistung in der Union zeigte, als er immer wieder zurückkam. Auch vorher war Egon immer hinter guten Pferden, für den Sieg wird es dennoch nicht reichen.

6 Hansom (3-1-4-2)
Capricorn Stud/Erika Mäder/Lanfranco Dettori
• Gut gesteigerter Sohn des einstigen Derbyzweiten Ransom O’War, der seine beste Leistung zuletzt als Dritter im Bavarian Classic zeigte. Obwohl Topjockey Frankie Dettori ihn steuert: 2400 Meter könnten für ihn einen Tick zu lang sein.

7 Bolivia (2-1)
Dr. Christoph Berglar/Waldemar Hickst/Andreas Suborics
• Für 50 000 Euro nachgenannt, einzige Stute unter lauter Hengsten. Kann vorne einen guten Strich gehen, schlug beim Debüt überzeugend Night of Magic, die spätere Oaks Italia-Siegerin und verlor in Hoppegarten nur knapp gegen die überragende Miss Europa. Die 400 Meter längere Strecke dürfte sie als Monsun-Tochter und nach bisherigen Eindrücken können. Das einzige, was stört, ist die für eine Frontrennerin ungünstige Startbox 15.

8 Eliot (5-2-4)
Gestüt Röttgen/Torsten Mundry/Terry Hellier
• Noch sieglos und nach den Vorleistungen etwas enttäuschend nur 5. in der Union. Der Röttgener hatte allerdings auch einen schlechten Rennverlauf, pullte zudem am Anfang ziemlich heftig. Wenn Terry Hellier ihn unterwegs etwas beruhigen kann, sollte der Steher, dem die 2 400 Meter entgegenkommen, eine gute Rolle zu lohnenden Odds spielen. Denn besonders die vorletzte Form nur knapp hinter Suestado war ausgezeichnet.

9 Quo Dubai (4-6-1-3-3-4)
Eckhard Sauren/Mario Hofer/Ted Durcan
• Seine beste Form zeigte der Sohn des einstigen Goldolphin-Pferdes Dubai Destination, als er im Bavarian Classic in München zweieinhalb Längen hinter dem Sieger Saphir war. Auch davon war Quo Dubai schon hinter Gegnern, die er heute wieder trifft. Stehvermögen von der Abstammung auch eher fraglich. Klarer Aussenseiter!

10 Glad Panther (5-1-3-3-1)
Gestüt Auenquelle/Uwe Ostmann/Rene Piechulek
• Sieger im Frühjahrespreis des Bankhauses Metzler in Frankfürt über 2000 Meter gegen Saphir, danach in München aber chancenlos. Galt immer im Ostmann-Stall als Derbypferd, dennoch könnten ihm die 2 400 Meter etwas zu weit war. Sein Vater, der einstige Rekordjährling Seattle Dancer, vererbt zwar auch Stehvermögen, die beste Distanz seiner Nachfahren liegt aber um 2000 Meter. Die Mutter Glady Beauty lief bis zur Meile.

11 Suestado (1-1)
Georg Baron von Ullmann/Jens Hirschberger/Adrie de Vries
• Zweimal gelaufen, zweimal gewonnen. Beim Debüt erfolgreich gegen Eliot und Oriental Lion, danach Sieger in Hannover gegen Toughness Danon. Konnte jedes Mal überzeugen, lief besonders in Hannover wie ein Pferd mit viel Potenzial, das noch zulegen kann, obwohl er im Endkampf auch von der Unreife seines Gegners Toughness Danon profitierte. Der Favorit und die Wahl des Stalljockeys – er sollte das zu schlagende Pferd sein, ist aber nicht unschlagbar, denn dafür waren die Abstände zu knapp.

12 Frantic Storm (3-1)
Gestüt Park Wiedingen/Waldemar Hickst/Daryll Holland
• Halbbruder des hochklassigen Stehers Flamingo Fantasy, der zuletzt in Hamburg auch über 2 400 Meter erfolgreich war. Frantic Storm ist aber ähnlich spätreif wie sein Bruder, das Derby könnte noch etwas zu früh kommen. Auf Dauer ein Pferd, dass in Steherrennen eine gute Rolle spielen könnte.

13 Toughness Danon (2-2-2)
Stall D’Angelo/Andreas Wöhler/Eduardo Pedroza
• Letzter verbliebener Starter aus dem Wöhler-Quartier, nachdem Panyu den Stall verließ und Quamun wegen einer Verletzung passen muss. Beste Form als Zweiter hinter Suestado, aber vor Frantic Storm, beim Großen Preis der Hannoverschen Volksbank. Lief dort noch reichlich grün, eine Formumkehr alleine gegen Suestado kann ich mir allerdings schwer vorstellen.

14 Sordino (3-1-4)
Gestüt Hof Vesterberg/Waldemar Hickst/Johan Victoire
• Die letzte Form – der dritte Platz hinter Serienhoehe beim swb Derby-Trial in Bremen – war schon etwas ernüchternd. Guter Steher, für das Derby reicht es aber noch nicht, auch wenn er noch steigerungsfähig ist.

15 Marlow (3-3-5-8)
Gerhard Sindermann/Mario Hofer/Andreas Helfenbein
• Einer der größten Aussenseiter im Feld, schon mehrfach deutlich von einigen heutigen Gegnern geschlagen. Chancenlos, nur die „berühmte Abkürzung könnte helfen“. Und damit bediene ich mich mal bei Herrn Göntzsche, der das geschrieben hätte, wenn die Bild am Sonntag mal wieder eine Derbyvorschau im Blatt hätte.

16 Ordenstreuer (2-1-3)
German Racing Club/Roland Dzubasz/Alex Pietsch
• Seit langer Zeit mal wieder ein Derbystarter aus einem ostdeutschen Quartier. Ordenstreuer hat sich die Teilnahme durch gute Leistungen redlich verdient. Trifft im Derby aber viel stärkere Pferde als bisher – natürlich nur Außenseiter, der sich trotzdem gut verkaufen könnte.

17 Double Handful (2-5-2-4-6-6-8)
Simon Bold/Michael Figge/William Mongil
• Pferde aus München sind auch nicht alltäglich im Rennen des Jahres. Double Handful ist aber nach sieben Versuchen immer noch sieglos – und das wird er auch nach dem achten Versuch sein.


Mein Tipp
• Viele Pferde haben noch Luft nach oben, dennoch fehlt der überragende Hengst im Jahrgang. Daher gehe ich mit der nachgenannten Bolivia, die allen ein Schnäppchen schlagen kann und 12 Jahre nach Borgias Triumph wieder für einen Stutenerfolg sorgen könnte. Dahinter sehe ich die beide Hirschberger-Pferde Wiener Walzer und Suestado, bestes Pferd zu hohen Odds ist Eliot.



Mittwoch, 1. Juli 2009
Hammerwerfen statt Derby Live
Auftakt geglückt: Finanziell waren die ersten zwei Renntage der Hamburger Derby-Woche, die am Samstag startete, durchaus erfolgreich. Es gab ein Umsatzplus im Vergleich zum (allerdings katastrophalen) Vorjahr, „Super-Umsatz“ (GaloppOnline) ist aber doch etwas übertrieben.
Sportlich standen zwei sehr gut besetzte Grupperennen im Mittelpunkt. Besonders der Hansa-Preis, in dem in manchen Jahren oftmals nur sehr kleine Felder an den Start kamen, entpuppte sich mit Pferden wie Kamsin, Getaway, Ambassador, Adelar oder Poseidon Adventure als richtiges Wettrennen. Am Ende hatte der Top-Steher Flamingo Fantasy die Nase vorn. Samstäglicher Höhepunkt war die Dreierserie von Trainer Werner Baltromei, der zudem mit Earl of Fire das Hauptereignis, das Franz-Günther von Gärtner-Gedächtnisrennen, entschied.
Doch bei allem Top-Sport: Leider war von der Derby-Woche kein einziges Bild auf irgendeinem der zahlreichen Fernsehsender dieser Republik zu sehen – ob privat oder öffentlich-rechtlich. Galopprennen wandeln sich von einer Randsportart zu einer Sportart, die im TV gar nicht mehr stattfindet.
Selbst für das „Rennen der Rennen“, das 140. Deutsche Derby, sieht es in diesem Jahr wegen einer Live-Übertragung – wie schon in den vergangenen Jahren – mal wieder schlecht aus.
Das Problem sei, so Eugen-Andreas Wahler, Vorsitzender des Hamburger Renn-Clubs im Gespräch mit GaloppOnline, dass am Derbytag das ZDF den ganzen Tag über Sport übertrage. Für die Sport-Redaktion des Zweiten Deutschen Fernsehens sind Galopprennen leider ein großes weißes Feld. Ich kann mich nicht erinnern, dass in den letzten Jahren dort mal irgendein Pferderennen lief. Da helfen auch keine bitterbösen Briefe, Faxe oder Mails – das ZDF zeigt sich in Sachen Galopprennen ziemlich dickfellig. So berichten die Mainzer am Sonntag von den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten und der 2. Etappe der Tour de France. Ab 18 Uhr sind dann doch Pferde im Programm – allerdings Springreiten, irgendein ein großer Preis beim CHIO in Aachen. Bei diesen drei Sportarten kann das ZDF zumindest seine Doping-Kompetenz beweisen.
Überhaupt blickt der Galoppfreund neidisch auf die Spring- und Dressurreiter. Denn das fast zeitgleich stattfindende CHIO in Aachen, das Weltfest des Pferdesports, ist im WDR-Fernsehen wie immer groß präsent. Es begann heute (Dienstag) mit der Eröffnungsfeier – es folgen ausführliche Sendungen am Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag. Der WDR ist über Satellit oder Kabel in ganz Deutschland empfangbar.


Nicht nur gut besucht, sondern auch im TV mehr als präsent: das CHIO in Aachen. Foto: ALRV

Immerhin, so Wahler, hätten einige ARD-Redakteure signalisiert, dass sie sich auf der Redaktionskonferenz für eine Live-Übertragung am Nachmittag einsetzen wollen. Und zumindest am Abend gibt es beim NDR um 23 Uhr wieder die Rivalen der Rennbahn – eine halbstündige Zusammenfassung vom Derby, die in den letzten Jahren eigentlich immer relativ gut war.
Auch der WDR hat am nächsten Sonntag ein Herz für Vollblutfans. Um 13 Uhr läuft dort ein Portrait über Albert Darboven unter dem Titel „Ein Leben für Kaffee+Pferde“. Nur dumm, dass Herr Darboven an diesem Sonntag auf der Rennbahn in Hamburg-Horn ist und die Sendung nicht sehen kann.



Freitag, 26. Juni 2009
Suestado klar in der Favoritenrolle
17 Pferde werden wahrscheinlich am 5. Juli beim Deutschen Derby in Hamburg-Horn in die Boxen rücken. Einzige Stute im Feld wird Bolivia sein, die Besitzer Dr. Christoph Berglar für eine Gebühr von 50 000 Euro nachnannte. Noch sind nicht alle Jockey-Fragen geklärt, doch es zeichnet sich ab, dass sich wieder einige ausländische Prominenz in den Sattel schwingen wird. So wird Frankie Dettori Hansom reiten, Richard Hughes sitzt auf Egon und Daryll Holland wird Frantic Storm steuern.
Adrie de Vries, Stalljockey bei Jens Hirschberger, hat sich allerdings noch nicht entschieden. Der Holländer hat die Qual zwischen dem Favoriten Suestado und Wiener Walzer, Sieger im Union-Rennen und ebenfalls hochgehandelt.
nurpferdeundfussball hat mal recherchiert, was die Buchmacher und Online-Plattformen an Festkursen geben. Das Ergebnis zeigt erst einmal, dass Deutschland in Sachen Ante-Post-Wetten Entwicklungsland bleibt. Nur vier Firmen bieten online Festkurse auf das wichtigste Rennen im deutschen Turfkalender an, bei bekannten Online-Namen wie Jaxx und Germantote habe ich nichts gefunden. Ich weiß, dass viele Buchmacher vor Ort (wie Schickle in Dortmund) auch Festkurse anbieten – also einfach mal nachfragen.
Klarer Favorit bei allen vier Firmen ist Suestado, niedrigste Quote 24:10. Es folgen Wiener Walzer, Saphir und Oriental Lion. Teilweise gibt es richtig große Differenzen: So steht Bolivia bei Pferdewetten.de 37, bei den anderen hingegen 100, 100 und 130. Die beste Quote steht in kursiver Schrift, Stand der Recherche war der 25. Juni.

RaceBets
Bolivia 130/34, Double Handful 1500/308, Egon 300/68, Eliot 160/40, Frantic Storm 220/52, Glad Panther 280/64, Hansom 230/54, Marlow 1100/228, Ordenstreuer 240/56, Oriental Lion 90/26, Panyu 150/38, Quo Dubai 800/168, Saphir 110/30, Sordino 180/44, Suestado 35/15, Toughness Danon 250/58, Wiener Walzer 42/16

Dietz
Bolivia 100/28, Double Handful 1100/228, Egon 190/46, Eliot 190/46, Frantic Storm 230/54, Glad Panther 230/54, Hansom 230/54, Marlow 900/188, Ordenstreuer 220/52, Oriental Lion 100/28, Panyu 140/36, Quo Dubai 730/154, Saphir 100/28, Sordino 85/25, Suestado 33/15, Toughness Danon 370/82, Wiener Walzer 40/16

pferdewetten.de (nur Sieg)
Bolivia 37, Double Handful 750, Egon 245, Eliot 113, Frantic Storm 150, Glad Panther 120, Hansom 250, Marlow 750, Ordenstreuer 166, Oriental Lion 66, Panyu 67, Quo Dubai 750, Saphir 73, Sordino 150, Suestado 24, Toughness Danon 296, Wiener Walzer 42

oneXtwo (nur Sieg)
Bolivia 100, Double Handful 999, Egon 352, Eliot 130, Frantic Storm 324, Glad Panther 377, Hansom 180, Marlow 834, Ordenstreuer 250, Oriental Lion 108, Panyu 149, Quo Dubai 519, Saphir 83, Sordino 120, Suestado 28, Toughness Danon 330, Wiener Walzer 52



Donnerstag, 18. Juni 2009
Royal Ascot: Ein englisches Spektakel
Einmal im Jahr berichten auch Zeitungen über Galopprennen, die ansonsten diesen so großartigen Sport weitgehend ignorieren. Das ist meist Mitte Juni der Fall, wenn an fünf Tagen das königliche Rennfestival auf der Galopprennbahn im englischen Ascot stattfindet. Im Mittelpunkt steht dabei nicht der Sport: Über die Ergebnisse der Rennen oder die sportlichen Höhepunkte der Woche erfährt der Leser jedoch so gut wie gar nichts im Sportteil seiner Tageszeitung.
Zielgruppe sind die Leute, die sonst Bunte, Gala oder Das Goldene Blatt konsumieren, meist kommt dabei ein Text der Rubrik Vermischtes wie dieser aus der Welt zustande, der von Klischees nur so strotzt. Vielleicht sollte jemand dem Autoren oder der Autorin auch mal erklären, dass beim Galopprennbahnen die Pferde nicht wie in der Formel 1 60 oder 70 Runden um die Bahn absolvieren müssen.
Die Rennen in Royal Ascot sind eben ein gesellschaftliches Ereignis, das wie Wimbledon und die Henley-Regatta zum Sportsommer der britischen Oberschicht gehört. Auf der Bahn in Berkshire treffen sich Alt- und Neureich (die in diesem Jahr weniger wegen Rezession und Finanzkrise). Es gibt einen strikten Dresscode, nirgendwo anders auf der Welt sieht man so viele Männer eingezwängt in Frack und Zylinder. Und natürlich geht es um den schönsten Hut und das schrägste Outfit bei den Ladies. Selbst die BBC hat zum Schrecken aller Rennsport-Anhänger einen Modeexperten in ihrem Team.
Damit sich nicht zu viele Plebs in den Oberschicht-Bereich verirren, sind die Eintrittspreise happig. Schlappe 56 Pfund kostete der Eintritt in den Tattersalls-Bereich am Royal Ascot-Mittwoch. Wer es billiger haben möchte, für den bleibt nur der eingezäunte Silver Ring. Für 16 Pfund Eintritt muss der Besucher allerdings mit einem Platz weit weg vom Geschehen und ohne Zutritt beispielsweise zum Führring zufrieden sein. England ist auf seinen Rennbahnen besonders im Süden immer noch eine Klassengesellschaft.


Edle Vollblüter vor vollen Rängen: Das ist Royal Ascot
Foto: Ascot

Ich selber würde nie auf die Idee kommen, mir die Rennen während Royal Ascot einmal live vor Ort anzuschauen, obwohl ich immer für englische Rennbahnen zu haben bin und auch schon in Ascot war. Das ist mir alles zu britisch – und scharf darauf, einer älteren Dame in Pastelltönen zuzuwinken, die vor den Rennen in einer Kutsche mit ihrem knorrigen Gatten die Runde macht, bin ich nicht unbedingt.
Die Rennen aber sind sportlich alle erste Güte, an den fünf Tagen trifft sich die Galoppsport-Oberklasse. Herausragende Leistungen gab es schon an den ersten beiden Tagen – so zum Beispiel die des australischen Sprinters Scenic Blast, der die King’s Stand Stakes über 1006 Meter souverän gewann. Ob das ungarische Wunderpferd Overdose eine Chance gehabt hätte? Schwer zu sagen, vielleicht hätten sie sich einen packenden Kampf geliefert.
Den gab es dann wirklich: In den St. James Palace Stakes (Gr.I) siegte der Ballydoyle-Schützling Mastercraftsman nach eben so einem packenden Zweikampf gegen Delegator. Die Pferde aus dem Stall von Aidan O’Brien zählen zwar zu den absoluten Blaublütern im Vollblutsport, allerdings besitzen viele von ihnen – erinnert sei an den großartigen Giant's Causeway – auch einen unbändigen Siegeswillen. Mastercraftsman passt in diese Kategorie: Wie er eine schon verloren geglaubte Partie noch umbog, das war spektakuulär.
Am zweiten Tag ging ein Hauptereignis, die Prince of Wales Stakes, an den Franzosen Vision D’Etat, der den favorisierten Tartan Bearer besiegte. Ohne Chance war Estejo aus dem deutschen Quartier von Ralf Rohne, der als Letzter über die Ziellinie kam.
Im Royal Hunt Cup, einem dieser wunderbar/fürchterlich schweren Handicaps, gewann seit Ewigkeiten mit Forgotten Voice mal wieder der Favorit.
Die Geschichte der ersten beiden Renntage schrieben allerdings zwei amerikanische Gäste: Trainer Wesley Ward und Jockey John Velasquez. Ward brachte nicht nur den Sprinter Cannonball (der chancenlos war) mit nach Europa, sondern auch mehrere Zweijährige, die zum ersten Mal in ihrem Leben statt Dirt-Track Gras sahen. Zwei liefen, zwei gewannen imponierend: Strike The Tiger und Jealous Again erwiesen sich als viel zu stark für ihre Gegner. Und morgen läuft der nächste Ward-Youngster.....



Samstag, 13. Juni 2009
Fahrkarten nach Hamburg gesucht
Die Spannung steigt, noch drei Wochen bis zum Deutschen Derby, dem Mega-Rennen der Turfsaison. Weitere Antworten im Derby-Puzzle gibt das Union-Rennen am Sonntag in Köln, traditionell die wichtigste Vorprüfung für das Deutsche Derby am ersten Juli-Sonntag in Hamburg-Horn. Um Derby-Fahrkarten geht es zudem auch am Samstag, wenn der Große Freiberger Premium-Preis in Dresden gelaufen wird.
Eigentlich ist die Union ein Pflichttermin, um nach Köln zu fahren. Dummerweise hindert mich diesmal ein familiärer Termin daran, wahrscheinlich werde ich das Rennen noch nicht mal live sehen können.
Das ist schade, zumal die Kölner Rennbahn immer ein gutes Wettpflaster war. Auch die Union: Mit Freuden erinnere ich mich beispielsweise an den Einlauf CaitanoSan Suru, der 1997 so um die 900 zahlte. Oder an das Jahr 2005, wo ich zwar in der Union nicht traf, mir aber Nicaron auffiel, der dann in Hamburg zu lohnenden Odds triumphierte.
Seit 1834 gibt es die Union, damit ist es das älteste Rennen, das heute noch in Deutschland gelaufen wird. Seit 1946 ist Köln der Austragungsort, vorher waren es Berlin-Tempelhof, Grunewald und natürlich Hoppegarten. Zum Vergleich: Das erste Derby startete im Jahr 1869.
Seit 1992 haben allerdings nur drei Pferde – Lavirco, Next Desert und Dai Jin – die Union und das Derby gewonnen. Klangvolle Namen wie Kornado, Caitano, Silvano oder der letztjährige Sieger Liang Kay schafften das nicht.

Königsblau in Köln
Nur sieben dreijährige Hengste begeben sich in diesem Jahr auf die 2 200 Meter-Distanz. An Egon und Pennyprince glaube ich dabei weniger, bleiben also fünf Siegkandidaten. Mit dabei sind wieder meine Freunde aus dem Hause Godolphin inklusive Frankie Dettori: Peligroso, der ehemalige Hofer-Schützling, verlor in München nur knapp gegen Saphir und dürfte mit dem Rennen im Bauch noch gefährlicher sein.
Ebenfalls knapp geschlagen von einem Schiergen-Galopper war Panyu in Dortmund. Dabei waren die Besitzer überhaupt nicht einverstanden mit dem Ritt von Eddie Pedroza. Und wie das so ist im schnelllebigen Turf-Geschäft: Der Monsun-Sohn läuft jetzt das erste Mal für Trainer Peter Schiergen.
In aller Munde war Wiener Walzer nach seinem überzeugenden Debütsieg im April in Bremen, danach folgte jedoch eine Verletzungspause. Er ist der Favorit der Sport-Welt, etwas skeptischer klingt allerdings Schlenderhans Gestütsleiter Gebhardt Apelt in der Fachzeitschrift. Normalerweise benötigen die Pferde von Trainer Jens Hirschberger auch keine lange Anlaufzeit, ich bezweifle aber etwas den Wert der Form aus Bremen.
Eliot und Oriental Lion trafen bereits am 10. Mai in Köln aufeinander, das bessere Ende hinter dem aktuellen Derby-Favoriten Suestado hatte Eliot für sich, der Zweiter wurde und nur knapp den Sieg verpasste. Oriental Lion war eindreiviertel Längen hinter dem Sieger, trifft den Röttgener aber zwei Kilogramm günstiger. Dennoch erwarte ich keine Formumkehr, weil ich den Mundry-Schützling auf Dauer für das bessere Pferd halte.
Mein Tipp: Eliot ist ein ausgewiesener Steher, der noch viel Potenzial nach oben besitzt und zudem mit Terry Hellier einen Jockey hat, der genau weiß, wie man ein Pferd auf Warten reitet. Dahinter ist eigentlich alles möglich.
Um Tickets nach Hamburg geht es auch am Samstag in Dresden. Sechs Pferde rücken im Großen Freiberger Premium Preis über 2 000 Meter in die Startboxen, vier davon aus ostdeutschen Quartieren. Imponiert hat mir zuletzt Ordenstreuer aus dem Quartier von Roland Dzubasz, der in Hoppegarten in gutem Stil gewann und dem ich auch gegen den Wöhler-Schützling Navajo Dancer und Muthesius aus dem Stall von Hans-Jürgen Gröschel gute Chancen einräume. Interessant ist außerdem Palermo, immerhin imponierender Sieger im Ausgleich II gegen die älteren Pferde. Allerdings glaube ich, dass für ihn die 2000 Meter zu lang sind.



Donnerstag, 11. Juni 2009
Endlich ein Sieg für Münchens bestes Pferd
Eigentlich sollte es am Feiertag auf die Rennbahn nach Mülheim gehen, der Regen und das bescheidene Wetter machten mir allerdings einen Strich durch die Rechnung. Daher bleib nur der gute alte Livestream im Internet.
Sportlicher Höhepunkt auf allen drei Plätzen war jeweils ein Listenrennen, den Anfang machte München-Riem. Im Preis der Versicherungsgruppe ging es über weite 2 800 Meter und am Ende gab es mit Poseidon Adventure aus dem Stall von Wolfgang Figge einen überlegenen Sieger. Jockey Karoly Kerekes hatte den Hengst ruhig aus den hinteren Regionen geritten und zog dann außen leicht an den Gegnern vorbei.
Poseidon Adventure ist vielleicht der beste Vollblüter, der derzeit in München im Training ist. Dabei hatte er vorher bei 17 Starts für den Stall Salzburg erst einmal gewonnen, den Preis vom Wobl-Bär in München. Doch war der inzwischen Sechsjährige häufig in Gruppe I und Gruppe II-Rennen placiert, lief fast immer in der Champions League der Galopper. Seine größte Stunde hatte der Sohn des großen Sadler’s Wells, als er 2007 im Kölner Preis von Europa nur von Schiaparelli geschlagen wurde.
Das Listenrennen über 2 800 Meter gegen bewährte Steher wie Valdino, Free Minded und Limatus sowie den Derby-Fünften Satier, der ein gutes Comeback gab und am Ende Dritter wurde, passte also hervorragend. Valdino aus dem Stall von Uwe Ostmann wäre in der Vorjahresform ein schwieriger Gegner gewesen, blieb aber chancenlos, zeigte nach zwei schwachen Rennen als Zweiter jedoch Aufwärtstrend.

Belle Syrienne vor Andrea
Dreijährige Stuten bestritten das 57. Berberis-Rennen in Mülheim, eine Vorprüfung zum Preis der Diana. Bei den Ladies scheint Trainer Peter Schiergen in diesem Jahr mal wieder gut gerüstet zu sein: Denn neben Miss Europa, die in Hoppegarten so beeindruckte, trainiert er auch Belle Syrienne, die jetzt in Mülheim erfolgreich war.
Eine sehr gute Stute könnte auf Dauer auch Andrea, die Zweitplacierte, sein. Bislang lief es in dieser Saison noch nicht so gut für ihren Trainer Hans-Albert Blume, seine Pferde brauchten im Gegensatz zu früheren Zeiten fast immer ihren ersten Start. Die Dashing Blade-Tochter startete vorher im vielleicht bislang besten Sieglosen-Rennen für Stuten, die Siegerin Bolivia unterlag nach Kampf in Hoppegarten Miss Europa, die Zweitplacierte Night of Magic triumphierte danach in den italienischen Oaks.
Andrea wurde Vierte in dem Rennen und wirkte damals noch reichlich unerfahren. Auch diesmal lief sie unreif, wich im Endkampf nach außen. Dritte wurde die stark gewettete La Poesie aus dem Stall von Werner Baltromei.

Frankfurter Paukenschlag
Eine kleine Form von Wiedergutmachung feierte im Frankfurter Preis der Union Investment, einem Listenrennen für vierjährige und ältere Stuten über 1600 Meter, Trainer Henri-Alex Pantall aus Frankreich. Denn im Großen Preis der Badischen Unternehmen hatten die Stewards seine Stute Tres Rapide vom ersten auf den dritten Preis verwiesen, Big Monologue siegte in Frankfurt mit Fabrice Veron aber vollkommen einwandfrei. Die Wetter hatten die Lady, die im letzten Jahr immerhin Zweite und Vierte in Köln und Hannover in ähnlichen Aufgaben war, offensichtlich deutlich unterschätzt. 174:10 gab es für die Siegerin und da die Zweite Masquenada (146:10) und die Dritte Tekoa (154:10) ebenfalls kaum Resonanz am Toto fanden, zahlte die Zweierwette 1690 und die Dreierwette satte 10395 für 10 Euro Einsatz. Nur auf den Rängen vier und fünf endeten hingegen die stark gewetteten Whispered Dreams (39:10) und Waky Love (26:10).



Freitag, 5. Juni 2009
Black Bear Island für Irland
Das nennt man Pech: Mein Tipp Midday war knapp geschlagene Zweite in den Investec (um den Sponsor auch einmal zu nennen) Oaks in Epsom, Sariska hieß die Siegerin im Klassiker für dreijährige Stuten. Damit wurde es nichts mit dem neunten Oaks-Erfolg für Trainer Henry Cecil - Trainer Michael Bell und Jockey Jamie Spencer hatten etwas dagegen und feierten nach Motivators Derby-Erfolg 2005 jetzt das Epsom-Double. Es gab zwar hinterher eine Untersuchung der Rennleitung, aber bevor auf der Insel jemand aus der Placierung fliegt, muss schon etwas ganz schlimmes passieren. Die Entscheidung der Stewards ist aber nachvollziehbar: Natürlich hat Sariska zu Anfang der Geraden Midday und noch mehr Phillippina, die völlig aus dem Rennen fiel, behindert, rennentscheidend war es aber nicht. Das meinte hinterher auch Middays Jockey Tom Queally. Die Stewards aber verschafften Jamie Spencer erst einmal zwei Tage Reitpause.
Rein hypothetisch ist meine Meinung, dass Midday, wenn Spencer sie geritten hätte und Queally auf Sariska gewesen wäre, gewonnen hätte. Da mag aber auch Frust dabei sein, weil mein Tipp im letzten Rennen von eben diesem Tom Queally knapp geschlagen wurde.
Dritter wurde die Außenseiterin High Heeled aus dem Stall von Altmeister Barry Hills, der bislang eine fantastische Saison genießen darf. Vierte wurde Rainbow View, die überragende Zweijährige des Jahrgangs.
Am Samstag gibt es dann die Mutter aller Derbies. 12 Pferde kommen an den Start, das Preisgeld beträgt 1,25 Mio. Pfund. Die Chancen stehen gut, dass der Großteil davon nach Irland wandert. Acht der 12 Starter kommen von der grünen Insel, sechs davon sattelt allein Aidan O'Brien. Stalljockey Johnny Murtagh hat sich für Rip Van Winkle entschieden. Die wichtigsten Protagonisten, von denen Freemantle nicht läuft, haben wir vor kurzem schon vorgestellt, erwähnenswert ist natürlich noch Crowded House. Der Schützling von Trainer Brian Meehan gewann im Herbst die Racing Post Trophy und stand im Winter an der Spitze des Derby-Wettmarktes. Doch dann kamen die Dante Stakes in York, in denen Crowded House unerklärlich schwach lief und sein Derby-Start erst einmal fraglich war. Natürlich sollte man ein Pferd nach einem schlechten Rennen - siehe Kamsin im letzten deutschen Derby - nicht abschreiben, aber auch die Form aus der Racing Post Trophy wurde nicht unbedingt aufgewertet.
Kite Wood, im letzten Jahr erfolgreich für Michael Jarvis und danach von Godolphin erworben, ist ebenfalls schwer vorstellbar, auch wenn ihn der Newmarket-Korrespondent der Racing Post mangels Alternative tippt.
Die englische Presse nennt Sea the Stars (5 mal), Fame and Glory (5 mal) und je einmal Rip Van Winkle und Gan Amhras. Mein Tipp lautet Black Bear Island, auf dem Papier nicht unbedingt die Nummer 1 in der Ballydoyle-Hackordnung, aber ein wirkliches Toppferd fehlt in diesem Jahr bei Aidan O'Brien. Die größten Gegner sind Sea The Stars und Gan Amhras.