Samstag, 9. Januar 2010
Nur Daisy stoppt Ffos Las
Schnee und Frost sorgen weiter für Chaos auf der Insel: Auch an diesem Samstag fallen alle Hindernisrennen in England und Irland aus. Pech für die noch relativ neue Bahn im walisischen Ffos Las: Denn mit der Welsh Champion Hurdle und der Tolworth Hurdle (die bereits letzte Woche in Sandown abgesagt wurde und extra nach Ffos Las transferiert wurde) standen zwei absolute Höhepunkte auf dem Programm. Zumindest die Welsh Champion Hurdle könnte am 17. Januar nachgeholt werden, wenn Ffos Las wieder veranstaltet und das Wetter mitspielt.
Ffos was? Das hätte ich bis vor einem Jahr auch noch gesagt. Nur wenige kannten den ländlichen Flecken fünf Meilen nördlich der walisischen Stadt Llanelli. Erst im Juni 2009 war die Eröffnung. Damit war Ffos Las der erste neue Turf-Rennkurs im vereinten Königreich seit 80 Jahren – die Betonung liegt auf Turf, denn der Allwetterkurs in Great Leighs öffnete im April 2008 seine Tore.



Historischer Moment: Das erste Rennen in Ffos Las. Wenn nur diese schauderhafte Musik nicht wäre...

Doch während die Bahn im englischen Essex schon wieder geschlossen ist und für überwiegend negative Schlagzeilen sorgt, bekamen die Waliser vorwiegend gute Kritiken.
Treibende Kraft auch finanziell war Dai Walters, lokaler Geschäftsmann und bekannter Besitzer von National Hunt-Pferden. Betreiber ist Northern Racing, unter anderem Inhaber der Kurse in Brighton, Chepstow, Hereford und Newcastle. 21 Millionen Pfund soll der Kurs gekostet haben.
Offenbar eine gelungene Investition: Schon zum ersten Meeting kamen 10 000 Zuschauer – ausverkauft. Das erste National Hunt-Rennen gewann passend der walisische Trainer Evan Williams mit Plunkett und der stolze Besitzer Hywel Jones, ebenfalls Waliser, sprach von einem „historischen Moment“. Das erste Flachrennen entschied Our Dream Queen aus dem bekannten Quartier von Barry Hills.
28 Renntage wollte Ffos Las 2010 veranstalten, jetzt sind es noch 27. Im August steht ein dreitägiges Festival mit Flachrennen auf dem Programm. Dai Walters träumt im übrigen von Meetings sowohl mit Flach- und Hindernisrennen – so wie beim Galway Festival in Irland.
Flachrennen gibt es natürlich an diesem Wochenende in England: Die Meetings auf den Allwetterbahnen in Kempton und Lingfield finden statt – die Rennen dort sind aber so wenig reizvoll wie ihre deutsche Variante am Sonntag in Neuss.



Freitag, 1. Januar 2010
Meine Pferde des Jahres: Zenyatta, Night Magic, Irish Raptor
Jahreswechsel sind immer Zeit der Bilanzen. nurpferdeundfussball macht da keine Ausnahme und kürt die beste Leistung in einem Galopprennen in den Kategorien International und National. Hinzu kommt die beste erfolgreiche Wette – alles selbstverständlich rein subjektiv. Hier sind meine drei Favoriten – die Pferde, die mir bei ihrem Erfolg am meisten imponierten.

International: Zenyatta, Jockey Mike Smith, Trainer John Shireffs, Breeders’ Cup Classic, Santa Anita: International fiel die Entscheidung mehr als schwer, denn es gab viele Kandidaten. Da war der Ausnahmegalopper Sea The Stars, der mal soeben Kleinigkeiten wie englische 2000 Guineas, englisches Derby oder den Arc gewann. Goldikova aus Frankreich brillierte nicht nur bei ihrem Erfolg während des Breeders’ Cup, Yeats feierte einen historischen Sieg im Ascot Gold Cup, die amerikanische Wunderstute Rachel Alexandra pulverisierte mehrfach ihre Gegner. Auf den Hindernisbahn imponierten unter anderem Kauto Star mit Siegen im Gold Cup und King George, bewies Master Minded in der Champion Chase, dass er ein Ausnahmepferd in den kürzeren Jagdrennen ist. Entschieden habe ich mich allerdings für Zenyatta und ihren Erfolg im Breeders’ Cup Classic in Santa Anita. „This un…be…lievable“ sagte der Kommentator. Unglaublich war es wirklich, man muss es gesehen haben – vom letzten Platz gewann sie mit gespitzten Ohren das Rennen und schrieb Geschichte, weil sie als erste Stute in dieser Prestigeprüfung triumphierte. Die Zuschauer auf der kalifornischen Rennbahn feierten frenetisch ihren Liebling und manche sprachen gar von einem neuen Wunderpferd. Die Bilanz blieb makellos: 14 Starts, 14 Siege.

Deutsch: Night Magic, Jockey Karoly Kerekes, Trainer Wolfgang Figge, Preis der Diana Düsseldorf: Wenn ein Pferd Start-Ziel gewinnt, dann wirkt das oft spektakulär. Doch wie Night Magic im Stutenklassiker auf dem Düsseldorfer Grafenberg mit ihren Gegnerinnen spielte, das war atemberaubend. Aus der Startbox 13 hatte Jockey Karoly Kerekes die Stute nach vorne beordert und was dann folgte, war eine taktische Meisterleistung ihres Reiters. Kerekes war sich bewusst, dass er auf dem an diesem Tag besten Pferd saß und als er vor dem Berg das Tempo noch einmal forcierte, stand frühzeitig fest, wer gewinnen wird. Lukrative 70:10 zahlte der Toto für das Pferd des Münchener Trainers Walter Figge, der Night Magic für den Stall Salzburg trainiert. Dabei war die Stute mit tadellosen Formen auf den Grafenberg gekommen, hatte vorher – ebenfalls von der Spitze aus – in Hamburg die gute Miss Europa geschlagen. Wäre sie von Jens Hirschberger, Peter Schiergen oder Andreas Wöhler trainiert worden, wäre sie als klare Favoritin an den Start gekommen. Aber eine klassische Siegerin trainiert in München – das konnten sich nur die wenigsten vorstellen.

Wette des Jahres, Irish Raptor, Jockey Paddy Brennan, Trainer Nigel Twiston-Davies, Topham Chase Aintree: Selten war ein Wettjahr besser als 2009 – zumindest in den ersten zehn Monaten. Finanzielles Highlight war natürlich die durchgebrachte Schiebewette Ende April, mein persönlicher Höhepunkt – trotz schöner Treffer während des Cheltenham-Festivals oder getroffener Sieger in Mega-Handicaps wie dem Ebor in York oder dem Stewards Cup in Goodwood – war aber der Sieg von Irish Raptor über die furchterregenden National-Fences in Aintree. Es war zwar nicht das Grand National, sondern „nur“ die Topham Chase, aber Treffer übe diese Hindernisse zählen doppelt. Und Irish Raptor sprang an diesem Tag so leicht und locker über die Hindernisse, als wenn er das schon sein ganzes Leben gemacht hätte. Nur Oadachee aus dem irischen Quartier von Charlie Schwan sah kurzzeitig gefährlich aus, doch Paddy Brennan hatte seinen Ritt auf Irish Raptor gut getimt und gewann letztendlich souverän. 8:1, also 90 für 10 Euro, gab es auf den Sieger, der an diesem Tag kräftig gewettet wurde. Was nicht verwundert, denn 2008 unterlag der Wallach aus dem Stall von Nigel Twiston-Davies im gleichen Rennen nur äußerst knapp Gwanako.



Mittwoch, 30. Dezember 2009
Kauto verdient sich sein Denkmal


Wie im Training: Kauto Star bei seinem vierten Triumph im King George

"Greatness in Motion" sagte die Sprecherin am Ende und hatte Recht. Zum vierten Mal in Folge gewann Kauto Star mit Ruby Walsh die King George Chase auf der Rennbahn in Kempton und wandelt damit auf den Spuren des legendären Desert Orchid, der in diesem Rennen ebenfalls vier Mal siegte, allerdings nicht hintereinander. Es war eine Galavorstellung des Schützlings von Paul Nicholls, der scheinbar ohne große Anstrengung triumphierte. Gefühlte fünf Minuten später kamen Madison Du Berlais, Barber Shop und Nacarat ins Ziel, offiziell hatte Kauto Star 36 Längen Vorsprung auf den Zweitplacierten.
Mein Tipp Imperial Commander, der in Haydock fast den Nicholls-Schützling geschlagen hatte, wurde nicht zum Partyschreck. Ein Fehler zu Beginn, danach folgten weitere - Rechtsbahnen sind offensichtlich nichts für den Wallach von Trainer Nigel Twiston-Davies. Ob er allerdings in Bestform eine Chance gehabt hätte gegen einen Sieger, der sich deutlich gegenüber dem Rennen in Haydock gesteigert zeigte? Und jetzt überlegen sie auf der Rennbahn in Kempton, eine Kauto-Statur zu errichten - Desert Orchid hat schon eine.



Freitag, 25. Dezember 2009
Wird der Commander zum Partyschreck?
Ein traditionell großes Sportprogramm gibt es am Boxing Day in England. Nicht nur, dass die Profiligen im Fußball einen kompletten Spieltag absolvieren, auch im englischen Turf ist der 2. Weihnachtstag einer der meistgefragten Termine im Jahr. Wie es sich für diese Jahreszeit gehört, stehen fast nur Hindernisrennen auf der Karte. Flachrennen bietet nur die Allwetterbahn in Wolverhampton.
Doch diesmal machte das kalte Wetter manchem Rennkurs einen Strich durch die Rechnung. Die Veranstaltungen in Towcester, Wetherby, Sedgefield und Market Rasen wurden bereits frühzeitig abgesagt, Huntingdon und Wincanton sind noch fraglich.
Zuversichtlich, dass die Rennen stattfinden, zeigen sich hingegen die Verantwortlichen in Kempton. Und hier steht mit der King George Vi Chase (16:05) auch der Höhepunkt des festiven Sports auf dem Programm.



Dagegen ist die Formel 1 kalter Kaffee: Kauto Star gegen Imperial Commander in Haydock

In den letzten Jahren dominierte nur ein Pferd: Kauto Star aus dem Stall von Trainer Paul Nicholls. Dreimal hintereinander gewann der Wallach und wenn er jetzt zum vierten Mal erfolgreich ist, bricht er den Rekord des großen Schimmels „Desert Orchid“, der dieses Rennen viermal gewann, aber eben nicht vier Mal nacheinander.
Ein Selbstläufer wird es für Kauto Star aber nicht. Beim Jahresdebüt in der Betfair Chase in Haydock musste er ziemlich kämpfen gegen Imperial Commander aus dem Stall von Nigel Twiston-Davies, den nicht nur ich vorne gesehen hatte. Es war zwar der erste Jahresstart von Kauto Star und im Gegensatz zu früheren Jahren war er erfolgreich beim Debüt, wirkte ziemlich fit. Für die King George dürfte Kauto noch einiges zulegen, doch ich meine, dass seine Umgebung richtig überrascht war, wie hart er kämpfen musste. Das sichere Ding, wie es der Kurs (unter 20) suggeriert, ist er jedenfalls nicht.
Imperial Commander bot in Haydock die vielleicht beste Form seiner Laufbahn. Ich hatte immer Bedenken, ob 4800 Meter seine Idealidistanz sind, er siegte ja auch in der Ryanair Chase während des Cheltenham-Festivals über 4400 Meter. So wie er immer wieder anzog in Haydock, sollten aber drei Meilen auf der flachen Bahn in Kempton keine Probleme bereiten.

Smoke on the water
Im letzten Jahr enttäuschte er allerdings im King George. Das war aber zu einer Zeit, als alle Pferde aus dem Twiston-Davies-Stall ziemlich außer Form waren. Und wenn ich die Wahl habe zwischen Kursen von Kauto Star um 16, 17, also unterpari, und 65 beim Commander, da weiß ich doch, wo mein Geld darauf geht.
Dritter Favorit ist Madison du Berlais aus dem Stall von David Pipe, zuletzt eindeutig geschlagen von Kauto und dem Commander, aber in Kempton einst erfolgreich gegen Denman, dem diese Bahn jedoch überhaupt nicht behagte. Madison Berlais wird sich steigern müssen, um hier zu gewinnen.
Ein ungestörtes Rennen an der Spítze wird er auch nicht erhalten, denn am Start ist auch der Frontrenner Nacarat, der im letzten Jahr von der Spitze aus in beeindruckender Manier die Racing Post Chase in Kempton gewann. Die Gegner sind aber diesmal von anderem Kaliber – und in seinen ersten beiden Saisonstarts blieb der Schimmel von Trainer Tom George einiges schuldig.
Einige Pundits tippen Deep Purple, zuletzt guter Sieger in Huntingdon. Doch es ob es reicht, um mit Pferden der Klasse eines Kauto Stars „Smoke on the water“ zu spielen – ich habe so meine Zweifel.
Meine besten Wetten des Tages sind allerdings Sangfroid in der Sports Betting Handicap Hurdle (14:20) und Starluck in der Christmas Hurdle (15:30), der die Favoriten Binocular und Go Native überraschen kann.



Donnerstag, 17. Dezember 2009
„Netter Kerl, toller Jockey" - Erfolg 2000 für Johnson
Manchmal gibt es Dinge, die glaubt man einfach nicht: Richard Johnson (32) hat seinen 2 000 Sieger geritten und ist damit
der zweiterfolgreichste englische Hindernisjockey
aller Zeiten. Er übertrifft Größen wie Richard Dunwoody (1699 Erfolge) und Peter Scudamore (1678). Nur einer ist noch besser: Tony Mc Coy hält mit über 3000 Siegen den Rekord im englischen National Hunt-Sport.
Am Mittwoch in Newbury hatte allerdings Johnson die Nase vorn, als er mit dem von Richard Lee trainierten Fighting Chance Mc Coy mit Wheels Up auf Platz 2 verwies. Ansonsten aber wird er sich fragen, was wäre, wenn dieser A P Mc Coy ein paar Jahre früher oder später geboren wäre. In 11 der letzten 12 Jahren war Johnson Zweiter im Championat hinter dem in Nordirland geborenen Ausnahmejockey.
Leistungen, die oftmals nicht richtig gewürdigt werden, weil der Zweite in unserer Leistungsgesellschaft eben nur wenig zählt. „Richard Johnson ist weit mehr als nur ein Handlanger für Mc Coy – er ist ein echtes Renn-Genie“, meint zum Beispiel Peter Scudamore. „Es macht mich zornig, dass Johnson nicht immer die Anerkennung bekommt, die er verdient“, so „Scu“ weiter. Auch Mc Coy sieht das ähnlich und ist voll des Lobes über seinen langjährigen Kontrahenten: „Er ist ein netter Kerl und ein großartiger Jockey.“

Rooster Booster
Johnson begann seine Jockey-Karriere bei David Nicholson, seinen ersten Sieg feierte er 1994 mit einem Pferd namens Rusty Bridge in einer Hunter Chase in Hereford. Seit einigen Jahren ist er Stalljockey bei Philip Hobbs, für den er die Champion Hurdle mit dem großartigen Schimmel Rooster Booster gewann. Weitere große Erfolge waren Siege im Gold Cup (Looks Like Trouble), Champion Chase (Flagship Uberalles) und in der Stayers Hurdle (Anzum).
In den letzten Jahren fehlten Johnson aber die ganz großen Erfolge. Trainer Hobbs hatte zwar immer ganz gute Pferde im Stall, aber ein richtiges Toppferd war nicht darunter.
Dennoch läuft es aktuell sehr gut für den Jockey: Der Sieg mit Fighting Chance war bereits sein 100. in dieser Saison. Und der Erfolg Nr. 101 bzw. 2001 folgte noch am gleichen Tag.



Dienstag, 8. Dezember 2009
Mick Kinane sagt Tschüss


Legendärer Endkampf im Juddmonte International in York: Giant's Causeway (Mick Kinane) gegen Kalanisi (Pat Eddery). Wer die Nase vorn hat? Natürlich die blaue Farben....`

Das Ende einer großen Karriere im Sattel: Jockey Michael Kinane (50) hat heute seinen Rücktritt vom aktiven Rennsport verkündet. Sea The Stars bescherte dem irischen Topjockey noch einmal ein wunderbares Jahr mit Erfolgen in den englischen 2000 Guineas, im englischen Derby und im Arc.
Die Schlagzeile werde ich nie vergessen. „Hail The Commander” titelte im Juni 1993 eine der englischen Tabloids, ich glaube, es war der Mirror. Es war der Tag des englischen Derbys in Epsom, das 1993 noch an einem Mittwoch ausgetragen wurde, und das Blatt meinte natürlich seinen Derbytipp Commander in Chief, trainiert von Henry Cecil und geritten von einem gewissen Michael J. Kinane.
Damals begann ich mich gerade für den englischen Rennsport zu interessieren, der Name Kinane war mir noch gar nicht so bewusst. Das verwunderte nicht, denn meistens ritt er in seiner irischen Heimat und kam nur zu den großen Renntagen nach England.
So auch 1993: Hoher Favorit im Derby war Tenby, ebenfalls im Training bei Cecil und geritten vom Amerikaner Steve Cauthen, damals Stalljockey des Trainers aus Newmarket. Kinane steuerte die zweite Hoffnung des Cecil-Quartiers, eben jenen Commander in Chief.
Die Experten behielten Recht, die am Stehvermögen des Favoriten zweifelten: Tenby scheiterte auf dem anspruchsvollen Kurs in Epsom, dafür triumphierte Commander in Chief nach einem perfekten Ritt seines Jockeys. Und ich ärgerte mich schwarz, dass ich den Sieger nicht gewettet hatte und mich für ein anderes Pferd entschieden hatte.
Es war der erste Sieg im englischen Derby für Kinane und von nun an achtete ich besonders auf seine Einsätze. Denn er ritt oftmals die zweite Farbe von Trainern wie Henry Cecil, Michael Stoute oder John Dunlop – und für die gab es oft lukrative Quoten, obwohl die Pferde meist nicht viel schlechter waren als ihre höher eingeschätzten Stallgefährten. Jedenfalls verdanke ich Kinane einige schöne Treffer.
Der Ire erwarb sich schnell den Ruf eines Big Race-Jockeys mit großer Nervenstärke.
Im Galoppsport gewann er eigentlich alles, was zählt. Die Liste seiner Erfolge ist beeindruckend. Die Namen der Pferde, mit denen er unter anderem als späterer Stalljockey bei Aidan O’Brien große Erfolge feierte, lesen sich wie das „Who is Who“ des europäischen Turfs: Pilsudski, Galileo, Rock of Gibraltar, Giant’s Causeway, Vintage Crop (mit dem er den Melbourne Cup gewann) oder Montjeu – um nur einige zu nennen.
Und natürlich Sea The Stars, mit dem er in diesem Jahr seine Karriere krönte. „Das beste Pferd, das ich je geritten habe“, sagt Kinane. Und besonders im Arc zeigte er noch einmal seine ganze Klasse als Jockey.



Mittwoch, 2. Dezember 2009
Das Herz sagt Well Chief

The "Couch" gefällt keiner der Favoriten: Er tippt den 33:1-Schuss Free World und freut sich schon auf seine Weihnachtsgeschenke.

„Gott sei Dank, es ist Winter“, sagen derzeit die Freunde gepflegter englischer Hindernisrennen. Das wichtigste Meeting des kommenden Wochenendes läuft am Freitag und Samstag in Sandown Park, einer Rennbahn in der Nähe von London und neben Cheltenham mein bevorzugter National Hunt-Kurs.
Im Mittelpunkt steht am Samstag die Tingle Creek Chase über zwei Meilen, eine Prüfung quasi für die „Sprinter“ unten den Jagdpferden. Gerade diese Rennen über die Minimumdistanz sind oftmals ein richtiges Spektakel, weil die Pferde quasi über die Hindernisse „fliegen“ und das Tempo atemberaubend ist.
In den letzten Jahren dominierte der überragende Master Minded die Szenerie über zwei Meilen und triumphierte 2008 auch als klarer Favorit im Tingle Creek. In diesem Jahr allerdings fehlt das Pferd von Trainer Paul Nicholls wegen einer Rippenverletzung, zuletzt verlor er zudem in Cheltenham gegen Well Chief und Mahogany Blaze, die aber in dieser Prüfung deutliche Gewichtsvorteile hatten.
Leichtes Spiel also für Well Chief, dreijährig Sieger im Dortmunder Sparkassenpreis in Dortmund und vielleicht das bislang beste Pferd mit deutschen Wurzeln im National Hunt-Sport? Schon 2004 lief der Fuchswallach mit der markanten Blesse in diesem Rennen und lieferte sich als Dritter einen heißen Kampf mit Moscow Flyer und Azertyuiop.
Well Chief ist schon ein Phänomen: Zehn Jahre ist bereits alt, gerade mal 25 Starts hat er absolviert. So mancher Handicapper auf der Flachen läuft so viele Rennen in einem Jahr. 2006 und 2008 pausierte er wegen Verletzungen, jedes Mal kam er wieder. Der weiche bis schwere Boden, sagt sein Trainer David Pipe, sollte ihm keine Probleme bereiten; die kleine Verletzung, die er sich während des Rennens in Cheltenham zugezogen hat, ist genesen.

Starke irische Gäste
Leichtes Spiel hat er aber nicht. Die englischen und irischen Buchmacher schätzen zwei Pferde höher ein: Favorit ist Big Zeb, der irische Gast aus dem Stall von Trainer Colm Murphy. Beim Jahresdebüt war er in Navan gegen Made in Taipan erfolgreich, seine beste Form zeigte er jedoch im April in der Irish Champion Chase, als er gegen Master Minded ein großes Rennen lief und diesem nur mit dem Richterspruch „Kopf“ unterlag. Seine besten Formen hat er auf weichen oder schweren Boden, dennoch finde ich die Quote zu niedrig.
Danach folgt Twist Magic, der nach dem Ausfall von Master Minded die Hoffnungen im Nicholls-Stall trägt. 2007 gewann der Sohn der deutschen Stute Twist Scarlett das Tingle Creek und viele dachten, er ist der künftige Dominator in den Zwei-Meilen-Rennen. Doch es kam anders, Twist Magic entpuppte sich als Rätsel auf vier Beinen, weil die Formen oft enttäuschend waren. Erst im April 2009 endete die Durststrecke. Das Jahresdebüt in Exeter war in Ordnung; dennoch ist der Wallach kein Pferd, dessen Leistungsvermögen Vertrauen einflösst.
Aus Irland kommt Forpadytheplasterer, der aktuelle Arkle-Sieger. In Cheltenham gewann er nach Kampf gegen Kalahari King, das Jahresdebüt auf nicht passender Strecke war nicht schlecht und Steigerungspotenzial ist definitiv da. Aber eigentlich ist der Wallach, der von Thomas Cooper trainiert wird, das klassische „Ita-Pferd“ – bei sieben Starts in Jagdrennen belegte er fünfmal Rang 2. Zudem gibt es einige Bedenken wegen des schweren Bodens.
Einen Hinweis verdienen natürlich noch Mahogany Blaze und Petit Robin, denen ich eine Platzierung zutraue, gewinnen werden sie aber nicht.
Schade, dass Barker nicht läuft. Der schlug auf schwerem Boden Forpadytheplasterer in Punchestown und über Made in Taipan, den er erheblich deutlicher besiegte, lässt sich auch eine Elle zum Favoriten Big Zeb finden. 10/1 stand er bei einigen Buchmachern und wäre mein Tipp gewesen, doch Trainer Willie Mullins hat sich für ein anderes Rennen entschieden.

Fazit: Mein ursprünglicher Tipp Barker läuft leider nicht. Da bleibt nur die Hoffnung, dass die Beine meines alter Favoriten Well Chief halten und er sein erstes Tingle Creek gewinnt.



Freitag, 27. November 2009
Denmania Part 2
Um 15:40 deutscher Zeit startet am Samstag auf der Galopprennbahn in Newbury/England der Hennessy Gold Cup, das wichtigste Rennen des Wochenendes. 19 Pferde kämpfen in diesem Jagdrennen über 5 331 Meter um ein Gesamtpreisgeld von 200 000 Pfund. Mit im Feld: der großartige Denman.
Es war vor zwei Jahren in eben diesem Hennessy, als nicht nur mir erst richtig bewusst wurde, was für ein hochklassiges Pferd dieser Sohn von Presenting ist. Der Schützling von Trainer Paul Nicholls war zwar ein Top-Novice, hatte unter anderem in der Sun Alliance Chase in Cheltenham triumphiert. Doch das waren hier die Big Boys, keine Nachwuchssteepler und es war ein Handicap.
Mit dem Höchstgewicht von 75 Kilo ging Denman ins Rennen und ich dachte, das geht nie und nimmer mit diesem hohen Gewicht auf schwerem Boden. Falsch gedacht! Der Wallach bot eine grandiose Leistung, sprang fehlerlos und demoralisierte das Feld mit jedem Sprung immer mehr. Jockey Sam Thomas saß auf der langen Geraden immer noch „wie im Kino" und distanzierte dabei mühelos seine Konkurrenten. Am Ende hatte Denman 12 Längen Vorsprung vor Dream Alliance und Character Building.
Es folgte eine ähnlich großartige Leistung im Cheltenham Gold Cup 2008, als er dem Stallgefährdeten Kauto Star nicht den Hauch einer Chance ließ. Aber dann verletzte sich Denman, zeitweise war sogar seine Karriere als Rennpferd gefährdet.
Doch er kam wieder, lief im 2009er Cheltenham Gold Cup sehr ordentlich, hatte jedoch keine Chance gegen Kauto Star. Vergessen wir mal den letzten Start in Aintree, als Denman auf einer Bahn stürzte, die ihm nicht liegt. Es war bislang der einzige Makel in seiner Laufbahn. Ansonsten liest sich die Bilanz tadellos: 17 Starts, 13 Siege, drei zweite Plätze und dieser eine Sturz.
Und nun wiederholt sich die Geschichte: Im Nicholls-Camp ist man optimistisch, auch wenn Mitbesitzer und Profiwetter Harry Findlay ihn diesmal nicht wettet. Für mich gewinnt Denman sein zweites Hennessy trotz Höchstgewicht, seine Klasse wird sich durchsetzen, auch wenn er vielleicht nicht mehr so gut ist wie in der Saison 2007/08.

Wer sind die Gegner?
Barbers Shop aus dem Stall von Nicky Henderson und im Besitz der Queen war im Gold Cup chancenlos gegen Denman. Im Gold Cup tragen allerdings alle Pferde das gleiche Gewicht, jetzt im Handicap hat er natürlich Gewichtsvorteile. Die Henderson-Pferde sind auch ganz gut in Schuss, aber Barbers Shop springt manchmal etwas unsicher und Fehler wird er sich in dieser Prüfung kaum erlauben können.
Noch weniger glaube ich an Killyglen und Denmans-Stallgefährten What a Friend, die beide aus der Novice-Klasse kommen und einen Sprung bewältigen müssen. Ein ähnliches Fragezeichen gilt für Cappa Bleu, im letzten Jahr Gewinner der Foxhunters Chase in Cheltenham.
Mein zweiter Tipp ist daher Gone to Lunch (mögliche Eventualquote 140:10), zweifacher Sieger in Newbury und Zweiter im Scottish Grand National.

Nachtrag 28.11.
Klasse behielt die Oberhand: Mein Tipp Denman hat sein zweites Hennessy gewonnen. Am Anfang hatte ich noch etwas Bammel, weil er da etwas eckig sprang, doch je länger es ging, desto souveräner marschierte der 37:10-Favorit. Eine famose Vorstellung! Nur der Stallgefährte What a Friend tauchte kurz gefährlich aus, doch am Ende war es ein überlegener Sieg.



Donnerstag, 26. November 2009
Very british, sehr lustig


Er ist keine Schönheit, aber aufgeweicht in viel Milch schmeckt er ganz gut. Der Vollkorn-Weizen-Keks mit dem Namen Weetabix ist die britischste aller Frühstückscerealien und in Deutschland kaum bekannt – außer man war schon mal in England. Und die Werbung ist auch ziemlich britisch, denn es geht auf die Rennbahn. Zu einem Rennen über Hindernisse, die den furchterregenden des Grand Nationals doch ziemlich ähneln.
Der Dank geht an die Userin aus dem Galopperforum, die mich auf diesen Spot brachte.



Sonntag, 22. November 2009
Wenn „Unverlierbare“ beinahe verlieren
Das Wort klingt fast so bescheuert wie „unabsteigbar“, wie sich der Fahrstuhl-Club aus Bochum jahrelang vor dem ersten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga bezeichnete. „Unverlierbar“ ist ein ähnliches Wortungetüm – im Ruhrgebiet allerdings bei Pferdewettern eine beliebte Vokabel.
„Ich habe zwei Unverlierbare für Haydock“, erzählte mir am Samstag ein Bekannter. „Unverlierbare Pferde gibt es nicht“, antworte ich dann immer. Nichtsdestotrotz sagt er mir jedes Mal, wenn ich ihn sehe, welche Pferde heute nicht verlieren können.
Kauto Star und Diamond Harry sind seine Tipps für die samstäglichen Hindernisrennen im englischen Haydock. Für beide Pferde gibt es Pro und Contra.
Kauto Star zum Beispiel: Der Wallach gewann in der letzten National Hunt-Saison das King George und den Cheltenham Gold Cup, die zwei besten Jagdrennen über die längeren Distanzen. Das Pferd aus dem Stall von Trainer Paul Nicholls war eindeutig das überragende Pferd über die schweren Sprünge. Wenn es nach Leistungsfähigkeit und Klasse geht, sollte er in der Betfair Chase nicht zu schlagen sein.
Aber es ist sein Jahresdebüt, seine Top-Form soll er erst beim King George in Kempton am zweiten Weihnachtstag haben. Im letzten Jahr schickte er in der Betfair Chase seinen Jockey Sam Thomas, der damals den verletzten Ruby Walsh ersetzte, zu Boden, war zu diesem Zeitpunkt aber schon von Snoopy Loopy geschlagen – einen Gegner, den Kauto Star von zehn Aufeinandertreffen neun Mal besiegt hätte,

Zielfoto
Und Diamond Harry war im vergangenen Jahr einer der besten Novice-Hürdler, seine einzige Niederlage kassierte er in der Ballymore Novice Hurdle während des Cheltenham-Festivals. Und dort enttäuschte er auch als Dritter nicht, davor blieb er sechs Mal ungeschlagen. Mit Sicherheit also ein Pferd mit viel Potenzial, doch das Timeform Betfair Racing Club „Fixed Brush“ Handicap Hurdle ist ein megaschweres Handicap mit vielen chancenreichen Gegnern. Dazu trägt er Höchstgewicht; zudem wette ich keinen Favoriten zum Kurs von 55:10 in einem nach Papierform völlig offenen Rennen.
Ich hätte mal lieber auf den Kollegen hören sollen: Diamond Harry siegte, ohne groß gefordert zu werden und lief wie ein Pferd, dass noch viel mehr im Tank hat. Die Quote von 55 war angesichts dieser Überlegenheit viel Geld.
Kauto Star ließ seine Anhänger hingegen zittern: Denn der Außenseiter Imperial Commander aus dem Stall von Nigel Twiston-Davies lieferte zähe Gegenwehr. Im Ziel hatte Kauto Star hauchdünn die Nase vorn. Es war eines dieser Rennen, die die ganze Faszination des Hindernissports zeigen, wenn Pferde der Extra-Klasse aufeinander treffen.
Auf den ersten Blick sah es so aus, dass Imperial Commander gewonnen hat. Der Sprecher von Racing International meinte dies auch – und die liegen bei knappen Zielfotos fast immer richtig. Aber diesmal waren sie auf der falschen Spur – der „Unverlierbare“ hatte hauchdünn gewonnen.
Gibt es sie also, die Pferde, die nicht verlieren können? Natürlich nicht – siehe letzten Samstag, als der grandiose Well Chief den 15:10-Favoriten Master Minded in Cheltenham schlug.