Erst einmal auch von dieser Seite herzlichen Glückwunsch. Ihren 30. Geburtstag feierte die Zeitschrift Reviersport mit einem launigen Sonderheft voller interessanter Interviews und Rückblicken. Da wurden Erinnerungen an große Zeiten wach, als das Blatt mich regelmäßig begleitete und zum Sonntag quasi dazugehörte.
Seit geraumer Zeit zählt das Blatt jedoch nicht mehr zu meiner Stammlektüre: Weil sie nicht mehr am Sonntag erscheint, sondern erst am Montag. Das mag ökonomisch sinnvoll gewesen sein, aber montags gibt es Alternativen.
Dennoch verdiente der kleine Klartext-Verlag großen Respekt für den Mut, eine regionale Sportzeitung im September 1987 unter dem Namen Revier-Sportschau auf den Markt zu bringen. Es sollte der Appetit-Anreger für eine große Sonntags-Tageszeitung sein – letztere erschien nie, die Revier-Sportschau, aus der später die Reviersport wurde, aber blieb. „Weihnachten seid ihr pleite“, erinnerte sich Mitgründer und Chefredakteur Uli Homann an die Prognosen der Experten.
Ihre Skepsis war durchaus begründet. 1987 boomte der Fußball auch im Ruhrgebiet nicht, die Stadien in Dortmund und Schalke waren höchstens bei den Revierderbys und beim Gastspiel des FC Bayern ausverkauft. Dazu war die publizistische Konkurrenz groß: Die Tageszeitungen aus dem Revier waren am Montag voll mit Fußball vom Wochenende, dazu kam der Platzhirsch kicker, dem der Kolumnist schon seit Schülerzeiten trotz aller Kritik verfallen war. Auch der Amateurfußball wurde montags von den lokalen Blättern ausführlich abgehandelt.
Am tollsten fand ich damals, dass die neue Sportzeitung am Sonntag erschien. Damit hatten die Macher einen echten Vorteil: An diesem Tag gab es in Dortmund nur die Springer-Gazetten Bild am Sonntag und Welt. Beide waren konservative Kampfblätter, die alles, was links war, verachteten. Die Spielberichte in der BamS, die ich meist notgedrungen kaufte, waren nicht mein Fall: keine Analysen, nur reine Spielberichte, sehr dürftig.
An die erste Ausgabe der Revier-Sportschau kann ich mich noch gut erinnern. In der Saison 1987/88 habe ich zu allen BVB-Spielen einen Spielbericht geschrieben. Mit der Hand (mit Füller natürlich), abgeheftet in einem Ringbuch – und da war es schön, dass es neben Ruhr-Nachrichten, Westfälischer Rundschau und kicker ein weiteres Objekt gab, dessen Fotos ich ausschneiden und dann auf die Seite einkleben konnte.
Die ersten Ausgaben der neuen Zeitung waren voller Rechtschreibfehler. Es war deutlich zu sehen, dass diese Seiten in aller Eile am Samstagabend zusammengeklatscht wurden.
Nah an den Vereinen
Es wurde aber schnell besser. Inhaltlich war es von Anfang in Ordnung: Es gab ausführliche Berichte zu den Bundesliga-Spielen, dazu Spieler-Einzelkritiken, etwas was die Tageszeitungen in dieser Zeit nicht hatten, und Hintergründe. Der BVB, Schalke, VFL Bochum, RW Essen, MSV Duisburg, Wattenscheid 09, RW Oberhausen – über alle höher spielenden Revier-Vereine brachte das Blatt detaillierte Informationen.
Manche Überschriften waren etwas reißerisch, aber das sei entschuldigt. Generell merkte der Leser schon, dass die Macher aus der alternativen Szene kamen. Gerne wurde in den Kommentaren der Kommerz verurteilt, besonders Uli Homann trauerte gerne den alten Tagen nach. Aber er hatte immer ein Gespür dafür, was echt und was aufgesetzt war.
In den Spielberichten fand ich Reviersport aber nie besonders kritisch. Es wurde eher positiv berichtet, die Noten waren meist etwas besser als im kicker. Jedenfalls waren die Reporter immer nah an den Vereinen dran. Dazu konzentrierte man sich auf den Sport, irgendwelche privaten Nichtigkeiten spielten keine Rolle.
Jedenfalls wurde Reviersport zu meinem regelmäßigen Sonntag-Begleiter. Allerdings nur an diesem Tag, denn die Donnerstagsausgabe interessierte mich kaum. Da blieb ich dann beim kicker.
Besonders in den ersten Jahren hatte Reviersport zudem einen brillanten Eishockey-Teil. In dieser Qualität und Quantität gab es das in anderen Blättern nicht. Damals war Eishockey im Revier angesagt – Herne, Essen, Dortmund, Duisburg spielten unter anderem in der damaligen 2. Liga, bis sie dann irgendwann mal Insolvenz anmelden mussten.
Dazu erschienen regelmäßige Berichte über den Trabrennsport, aber leider nicht über den Galopprennsport. Auch ein wütender Leserbrief meinerseits über diese Tatsache, den ich extra auf dem superlauten Nadeldrucker bei einem Freund ausdruckte, wurde ignoriert.
Trotz dieser Schmach bleib ich Reviersport lange treu. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich aus Dortmund beruflich weg war, in Franken und Schwaben war das Blatt leider nicht erhältlich. Da habe ich höchstens bei Heimatbesuchen reingeguckt. Oder online.
Montags nie
Als ich dann wieder in Dortmund war, habe ich das Blatt auch wieder sonntags regelmäßig gelesen. Bis 2010, als der Erscheinungstermin von Sonntags auf Montag verschoben wurde. Das mag zwar Sinn gemacht haben, aber für mich gibt es montags andere Alternativen.
Immerhin schaue ich manchmal auf das Online-Angebot, das besonders in den unteren Ligen sehr gut ist. Zudem bin ich bei weitem nicht mehr so gut informiert, was in Vereinen wie dem VfL Bochum und RW Essen passiert.
Reviersport 2017: Die App, nur die Aschenplätze im Revier werden weniger (Foto Funke)
Seit geraumer Zeit gehört Reviersport zudem zur mächtigen Funke-Gruppe (der ehemaligen WAZ-Gruppe). Das mag wirtschaftlich das Überleben gesichert haben, aber besser wird es nicht. Und warum soll ich mich die Reviersport kaufen, wenn ich die gleichen Artikel auch in WAZ oder Westfälischer Rundschaulesen kann? Weil sie von der Funke-Zentralredaktion kommen. Das mag kurzfristig Kosten sparen, aber langfristig ist das schädlich. Aber das werden die Funke-Betonköpfe nie begreifen.
Das sehr empfehlenswerte Sonderheft ist im gutsortierten Zeitungshandel oder hier erhältlich.
Rennpferde haben ein schlechtes Leben, leiden unter permanenten Stress und kommen als seelische und gesundheitliche Krüppel aus dem Trainingsbetrieb. Gequälte Geschöpfe, die unter anderem mit Scheuklappen, Zungenbändern und der Peitsche malträtiert wurden. Und natürlich dienen die Rennpferde nur der Profitmaximierung ihrer reichen Besitzer. Das ist kurz zusammengefasst die Kernbotschaft der Reportage „Das kurze Leben der Rennpferde“, die am Montag im NDR-Fernsehen lief.
Eigentlich ist der Freund des Galopprennsports ja froh, wenn sein Lieblingssport mal im TV vorkommt. Aber diese Sendung von den Autoren Antonia Coenen und Wilm Huygen war kein Aushängeschild des öffentlich-rechtlichen Journalismus. Im Gegenteil: Der Film war sehr tendenziös und schilderte nur die negativen Seiten des Galopprennsports.
Immerhin kamen auch Vertreter des Turfs zu Wort: Jan Anthony Vogel vom Direktorium für Vollblutzucht und Rennen (DVR), Philipp Heinz, Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins oder die Trainer Christian von der Recke und Markus Klug. Ist ja eine Grundtugend des Journalismus, ein Problem von beiden Sachen aufzubereiten. Doch Vogel, Heinz, von der Recke und Klug waren nur Staffage, ihre Aussagen wirkten nichtssagend und wurden teilweise hinterher von den Autoren widerlegt. Nicht gerade die feine Art, mit Gesprächspartnern umzugehen.
Dafür durfte Dr. Maximilian Pick, einst Rennbahn-Arzt in München und inzwischen so eine Art Chefkritiker des deutschen Turfs, seine Thesen verbreiten: Rennpferde laufen nur schnell, weil sie Angst haben. Sie haben psychische Schäden, weil sie 23 Stunden in der Box stehen und leiden unter der Boxenhaltung und und…. Diese Ausführungen blieben leider unkommentiert, die Gesprächspartner aus dem Turf kamen dazu nicht zu Wort.
Brutale Bilder
Zudem wurde die traurige Geschichte von Asantau erzählt. Einem Galopper, der einst 136.000 Euro (oder Pfund oder Guineas) auf der Auktion kostete, einmal als Zweijähriger für Trainer Markus Tregoning in England unplatziert am Start war und dann für kleines Geld zu Trainer Christian von der Recke ins Training kam. Dort gewann er zwei kleinere Rennen und kam dann als „völlig kaputtes Pferd“ zu seiner neuen Besitzerin Sabrina H. Wenn man der einmal glauben darf. Dazu gab es teilweise brutale Bilder von verunglückenden Pferden, von nervösen Zweijährigen, von arg schwitzenden Vollblütern vor der Startbox.
Ich gehe seit mehr als 30 Jahren auf Rennbahnen, aber diese Eindrücke sind doch zum Glück nicht die Norm. Aber wenn ich so etwas finden möchte, finde ich das auch. Macht die sogenannte Tierschutzorganisation PETA auch immer.
Angeblich haben die Autoren eine Saison lang recherchiert. Dass die meisten Pferde durchaus Spaß am Laufen haben, ist ihnen offenbar entgangen. Auch, dass Todesfälle zum Glück nicht die Regel sind.
Natürlich gibt es genügend Kritisches im deutschen und internationalen Turf. Gerade um die ausscheidenden Pferde und ihr Schicksal sollte sich die Branche mehr kümmern, das ist immer noch bei vielen ein Tabu-Thema.
Immerhin hat German Racing schnell reagiert und entsprechendes Material auf ihre Seite gestellt. Das ist positiv. Auch in den sozialen Netzwerken – zum Beispiel auf der Facebook-Seite des NDR – bekommt der Beitrag mehrheitlich harte Kritik. Ich empfehle zudem den Beitrag von Andrea Glomba, ehemalige Rennreiterin, auf Facebook. Da wird einiges zurecht gerückt.
Nachtrag
Wie die Autoren gearbeitet haben, zeigen zudem die Erfahrungen von Rebecca Danz. Kommentar überflüssig
wie ist das eigentlich als Fußball-Profi, wenn man wie sie jedes Jahr Deutscher Meister wird? Wird das nicht auf Dauer langweilig, wenn der FC Bayern, ihr Verein, immer die Liga anführt? Und macht das Spaß, wenn man dann auch noch so fürchterlich langweilige Interviews dem Fachblatt kicker gibt? „Ich bin nur ein Mensch, keine Maschine“, titelt das Fachblatt und meint sie. Ehrlich, hätte ich nicht gedacht.
Ansonsten ist jede Saison anders, ist es gut, einen Wettbewerber in der Liga zu haben (er meint Dortmund), zudem müsse man immer versuchen, seinen besten Fußball zu spielen. Persönlich finden sie, lieber Manuel Neuer, einen spannenden Titelkampf nicht so schlimm, vorausgesetzt, man wird am Ende Meister. Und so geht dann immer weiter: Sie sind ihrem Verein sehr dankbar, sind bei Bayern ein besserer Torwart geworden. Nur die Brötchen schmecken in Gelsenkirchen besser. „Das habe ich nicht gesagt“, protestieren sie. Aber sie haben das zumindest gedacht.
Sohn aus dem Rotlicht
Wo sie doch, als sie von Schalke nach München gingen, durch ein „Stahlbad“ gegangen sind. Doch sie haben es geschafft – dank Philipp (Lahm), Schweini, Mario (Gomez) und Miro (Klose), ihren Kollegen von der „Mannschaft“. Aber diese Schmähgesänge der Schalker Fans tun immer noch weh. Sie haben kein Verständnis, dass die Schalker sie immer noch „Hurensohn“ nennen. Aber die Fans müssen doch auch erkennen, dass der Schritt nach München ein richtiger Schritt gewesen sei. Beruflich und personell. Nicht nur wegen des Geldes, auch wegen der vielen Titel.
Und dann wird in diesem Interview nur noch rumgesabbert. Der Junge aus dem Ruhrgebiet, der zur Identifikationsfigur des großen FC Bayern wurde. Der der perfekte Fußballer sein will. Und sich von Fehlern nicht beeinflussen lässt. Mache ich auch nicht, bringt aber nicht viel. Ich drücke aber Atletico Madrid die Daumen in der Champions League. Darf ich auch als Lüdenscheider.
Lieber kicker, ich schätze dich durchaus. Zumal wir vieles gemeinsam erlebt haben. Aber diese belanglosen Interviews müssen einfach nicht sein.
Schöne Grüße aus Lüdenscheid
So war das damals 2011: Ein Abschied mit Tränen, traurigen Fans, einfach Emotion pur. Manuel Neuer, der Torwart-Titan, verlässt den FC Schalke 04. Und geht ausgerechnet zu den Bayern, was Campino bekanntlich nie machen würde.
Ungewohnt, so ein Montag ohne die frische Ausgabe des kicker sportmagazins. Das Ende einer Beziehung, die fast ein Leben lang dauert? Manchmal muss man sich eben existenziellen Fragen stellen.
Es ist eine lange Beziehung zwischen dem Kolumnisten und dem Fachblatt mit Sitz in Nürnberg: Seit 1973 habe ich an ungefähr an 99 Prozent aller Montage „die Bibel des deutschen Fußballsports“ gelesen. Nun nicht mehr, seit zwei Wochen verzichte ich auf die Lektüre – theoretisch, denn letzte Woche konnte ich nicht widerstehen und habe das Fachblatt im Geschäft gekauft.
Generell aber gilt: Ich habe mein kicker-Abonnement gekündigt, weil ich andere Prioritäten setzen wollte und in manchen Wochen speziell die Donnerstags-Ausgabe fast ungelesen ins Altpapier wanderte. Wenn ich etwas nicht mag, dann ist das, eine Sache zu bezahlen und nicht zu nutzen.
Der kicker, werden manche jetzt sagen, ist doch so und so stocklangweilig. Eben alte Schule. Flache Texte, der ganze Daten-Wirrwarr aus Tabellen und Statistiken? Braucht man so was heute noch?
Nix Boulevard
Antwort: Im Prinzip nein. Zumindest muss man heute nicht mehr unzählige Bäume fällen, um sich über die Bundesliga zu informieren. Aber der kicker hat auch seine Qualitäten – etwa eine Berichterstattung ohne die boulevardeske Hysterie von Bild und Sport-Bild.
Die besten Geschichten stehen sowieso auf den hinteren Seiten, die Interviews mit den sogenannten Stars auf den ersten Heftseiten fallen meist recht flach aus. Was nicht immer am Fachblatt liegt – ein Mario Götze oder Mesut Özil erzählen einfach nicht viel. Zudem sorgen die Pressestellen der Vereine manchmal für keimfreie Interviews.
Dennoch werde ich jetzt mal verstärkt die Alternativen probieren – den großartigen Linkdienst Fokus Fussball etwa. Dieser erwirbt schon dadurch Meriten, dass er auch Texte dieser Kolumne verlinkt. Oder etwa Spox, auf deren Seite ich manchmal ganz interessante Interviews finde. Die 11 Freunde online sind auch immer einen Besuch wert, obwohl manche Gags inzwischen einen Bart und manche Redakteure schöne graue Haare bekommen haben. Ja, wir werden alle alt.
Print würde ich mehr auf die Süddeutsche Zeitung zurückgreifen. Dazu kommt zudem die lokale Tageszeitung Ruhr Nachrichten, die zumindest den BVB und den lokalen Fußball ausführlich dokumentieren.
Eine Ausgabe aus dem Jahr 1977: Rolf Rüssmann (Schalke 04) gewinnt das Kopfball-Duell gegen Hans-Jürgen Wittkamp und Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach
Lektüre unter der Schulbank
Aber es ist ohne Zweifel das Ende einer langjährigen Beziehung. Meinen ersten kicker habe ich mit zehn Jahren in unserem Dorfladen im Sauerland gekauft und danach gab es kaum einen Montag oder Donnerstag ohne das Fachblatt. In der Schule habe ich ihn heimlich unter der Bank gelesen, die unzähligen Statistiken führten zu weiteren Statistiken daheim.
Ob Schule, Ausbildung, Bundeswehr, Studium, Beruf, Arbeitslosigkeit oder Freiberuflichkeit – der kicker war in allen Phasen dabei. Oder anders gezählt: Bei elf Fußball-Weltmeisterschaften begleitete mich das Blatt.
Dabei nervte mich schon früher manches: Die manchmal etwas phrasenhafte Sprache, die oft biedere und altbackene Berichterstattung. Und dann diese oft kritiklose Nähe zu DFB, UEFA oder FIFA. Das war früher viel schlimmer, heute gibt es zumindest leise Kritik am DFB. Und die FIFA stößt auch beim kicker nicht mehr auf Verständnis. Über die Jahre hinweg war es dennoch eine ordentliche Leistung der Zeitschrift, nach Ranglisten-Kriterien eine vordere Platzierung im „weiteren Kreis“.
Ganz zu Ende ist die Beziehung auch nicht: Zumindest am Montag werde ich den kicker häufig am Kiosk kaufen. Oder vielleicht mehr: Nach meiner Kündigung rief ich mich eine nette Dame des Olympia-Verlags an. Und machte ein Angebot, das man eigentlich nicht ablehnen kann.
Das musste ja so kommen nach dem neuen Milliarden-Deal der englischen Premiere League. Die deutsche Bundesliga fühlt sich unterbewertet in Sachen TV-Geld – ein Grund dafür sei die frühe ARD-Sportschau am Samstag. Denn das Geld kommt vom Pay-TV (in Deutschland Sky) und das möchte möglichst viel Exklusivität.
Schon fordern einige Kommentatoren wie dieser Herr vom Handelsblatt das Ende der ARD-Sportschau in dieser Form. „Bei der kommenden Ausschreibung Frühjahr oder Sommer nächsten Jahres muss sich die DFL als Organisation der Profi-Klubs endlich auch zu unpopulären Maßnahmen durchringen. Wenn man gar in die Nähe von einer Milliarde Euro will, wird die Bundesliga zwangläufig ausschließlich im Pay-TV zu sehen sein. Nur so lassen sich Spitzenpreise erreichen“, schreibt Hans-Peter Siebenhaar.
Christian Seifert, Geschäftsführer Deutsche Fußball-Liga (DFL), sprach nicht ganz so offen. „Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb der Ligen. Von daher benötigen wir eine ehrliche Diskussion in der Liga: Sind wir mit Blick auf den neuen TV-Vertrag bereit, notfalls auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um weiter die besten Spieler der Welt in der Bundesliga zu halten?“, so Seifert.
Dennoch ist klar, was der DFL-Geschäftsführer meint. Die zeitnahe Zusammenfassung der fünf Samstag-Spiele des Nachmittags (plus das Freitags-Match) in der ARD-Sportschau ab 18:30 ist manchem Verantwortlichen ein Dorn im Auge. Denn dies hindere die Leute nur dran, sich ein teueres Sky-Abo zuzulegen. Wer weiter die Stars in Deutschland sehen möchte und Champions League-Erfolge bejubeln möchte, müsse dann eben die Kröte Pay-TV schlucken.
Tradition
Dabei ist die jetzige Situation ja schon ein Kompromiss zugunsten des Bezahlsenders Sky. Denn dort läuft zeitgleich das sogenannte Top-Spiel des Tages, oftmals wirklich der Kracher des Tages. So bleiben für die ARD-Sportschau nur fünf Spiele – und manchmal kommt sich der Zuschauer wie auf einer Resterampe, so wenig attraktiv ist das Angebot. Eine Konsequenz: Die Einschaltquoten sinken.
Allerdings hat die zeitnahe Zusammenfassung in der ARD (oder zwischendurch in ran bei SAT 1) eine lange Tradition in Deutschland und gehört für viele Fußball-Fans zum samstäglichen Ritual. Zudem bietet die Sendung den Sponsoren eine sehr hohe Resonanz, deutlich höher als im Pay-TV alleine. Was viele Verantwortlichen auch wissen: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge plädiert etwa für ein Weiterbestehen der Sendung, schlägt dafür ein Montagsspiel vor, was in ARD, ZDF, SAT 1 oder RTL laufen könnte.
Natürlich sind das alles derzeit nur Spekulationen, aber sie klingen nicht gut. Wenn es nach mir gehen würde, hätte ich am liebsten ein Spiel am Freitag und den Rest am Samstagnachmittag. Aber damit fällt der Kolumnist in die Kategorie hoffnungsloser Fußball-Romantiker und sieht ein, dass sein Ideal heute allein aufgrund des internationalen Spielplans (Champions League, Europa League) nicht möglich ist. Dennoch ist die aktuelle Lösung mit dem Freitagsspiel, den fünf Partien Samstagnachmittag, dem Samstagabend-Spiel und den beiden Begegnungen am Sonntag nicht gut.
Flop
Aber vielleicht sollten die Verantwortlichen von DFL und Liga bedenken, wenn sie die Sportschau kappen wollen: Das gab es schon mal und ging völlig in die Hose. 2001, als Kirch-Sender SAT 1 dem damaligen Kirch-Bezahlsender Premiere unterstützen wollte und die ran-Sendung auf 20:15 verlegte. Die Zuschauer-Quoten brachen jedoch total ein, nach nur drei Spieltagen verlegte SAT 1 die Sendung wieder nach vorne.
Vielleicht solle man nach anderen Möglichkeiten suchen. Zum Beispiel in der TV-Auslandsvermarktung. In diesem Bereich erwirtschaftet die DFL gerade mal 160 Millionen Euro im Jahr. Die englische Premiere League kommt hingegen auf 2,6 Milliarden Euro – allerdings für drei Jahre. Da hat die Liga der Weltmeister dennoch noch einige Luft nach oben.
Teuerer TV-Partner der englischen Premiere League: Sky Sports uk.
Kicker-Sonderheft 1992: Bei Otto regierte ein Herzog
Allein das Titelbild weckt Erinnerungen an diverse eigene Fußballschlachten. 1992 machte es der kicker bei seinem Sonderheft auf dem Titel noch sehr schlicht: Roter Hintergrund, große gelbe Schrift, kleine schwarze Schrift. Und ein schlichter schwarz-weißer Ball, bestehend aus diesen berühmten zusammengenähten weißen und schwarzen Fünfecken. Meist war der noch aus richtigem Leder. Wenn es nass war, wurde er richtig schwer; bei jedem Kopfball drohte eine Gehirnerschütterung.
Das kicker-Sonderheft zur Saison 1992/1993: Die berühmte Stecktabelle gab es schon damals und auch sonst machte das Fachblatt vieles, was es heute schon macht. Zum Beispiel brachte es ganzseitige Teamfotos der Mannschaften der 1. und 2. Liga. Aber einiges, was damals modern schien, wirkt jetzt ziemlich amüsant. Und wenn es nur die Frisuren und die bunten Trainingsanzüge sind.
Ausgangslage: Die Bundesliga ging in ihre 30. Saison – und so schlecht waren die Aussichten nicht. „Die Bundesliga boomt, dass sich die Balken biegen“, formulierte Chefredakteur Rainer Holzschuh im Editorial. „Die Zuschauer strömen, die Sponsoren stehen Schlange mit stattlichen Summen, das Fernsehen finanziert feste – eine Freude für den Fußball.“ Gut, ein Zuschauerschnitt von 22 634 Besuchern würde heute belächelt (zum Vergleich: 2012/2013 waren es über 41 000 Zuschauer), aber zu diesem Zeitpunkt war das ein klarer Aufwärtstrend. Zumal viele Stadien wahrlich nicht komfortabel waren, die Zuschauer waren dank Laufbahn meilenweit vom Geschehen. Ältere Leser erinnern sich noch an Wind und Regen, denen sie ungeschützt ausgesetzt waren.
Die Vorsaison 1991/92 endete mit einem Herzschlagfinale, als der VfB Stuttgart sich im letzten Moment die Schale gegen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt sicherte. Es war die erste gesamtdeutsche Saison, die Liga spielte mit 20 Klubs. Doch von den ostdeutschen Vertretern ging Hansa Rostock sofort wieder runter, es blieb nur Dynamo Dresden. In der Bundesliga spielten damals Klubs wie Wattenscheid oder Karlsruhe, dazu kamen als Aufsteiger Bayer Uerdingen und der 1.FC Saarbrücken.
Für den FC Bayern München war die Saison übrigens ein Desaster. Nur Platz 10, ein negatives Punkteverhältnis von 36-40 und im UEFA-Cup das Aus in Runde gegen die Nobodies von B 1903 Kopenhagen – so schlecht waren sie nie wieder.
Noch etwas war neu: Sat 1 hatte erstmals für viel Geld die Bundesliga-Rechte fürs Fernsehen gekauft. Moderator Reinhold Beckmann moderierte in roter Jeansjacke und die Bundesliga war auf einmal eine große, bunte Unterhaltungsshow. Viele Reporter nervten, die Werbung soundso – doch SAT 1 revolutionierte mit ran die Fußball-Berichterstattung.
Inhalt : So viel hat sich da im Vergleich zu heute gar nicht verändert. Kern sind die ganzseitigen Teamfotos plus eine Seite Spielerdaten pro Verein der ersten und zweiten Liga, zudem gibt es für die Klubs aus der Eliteklasse einen meist zweiseitigen Text. Dort spekulieren die Redakteure des Fachmagazins häufig über die Stammelf, dazu werden Chancen und Erwartungen für die neue Spielzeit beschrieben. Dazu geben die Redakteure ihren Tipp ab, wo die Mannschaft landet. Das machen sie heute nicht mehr.
Das Thema Taktik spielt noch nicht die große Rolle – 3-5-2 mit Libero war das dominierende System, Manndeckung war meist angesagt.
Zudem bewerten die Experten Hans-Peter Briegel, Hansi Müller sowie die kicker-Redakteure die Bundesligisten nach Schulnoten. In die Wertung kommen zum Beispiel Kriterien wie Offensivstärke, Taktische Möglichkeiten, Neuzugänge oder Personal gesamt. Die Wertung führte im übrigen Borussia Dortmund mit einer Durchschnittsnote von 1,3.
Stil: Damals gab es wohl noch nicht die Regel, dass man mit Namen keine Wortspiele macht. Der kicker kannte da 1992 bei seinen Überschriften keine Hemmungen. Da hieß es „Der nächste Hammer ohne Sammer“ (über den VfB Stuttgart), „Bei König Otto regiert ein Herzog“ (Werder Bremen), „Vollgas mit Bremser“ (Bayer Uerdingen) oder „Schuster bleibt bei seinen Leisten“ (Bernd Schuster).
Auch sonst war das Zentralorgan des deutschen Fußballs um Wortspiele nie verlegen: „Mehr Kohle für den schwarzen Mann“ (über die Schiedsrichter), „Reuter ist der Renner (über Dortmund) oder „Sturm aus einem GUS“ (über den KSC und seine neuen Stürmer aus Russland).
Es ist eben vieles im typischen kicker-Stil: etwas phrasenhaft, ein wenig bieder, aber immer verlässlich.
Urteil: Solche Hefte sind immer ein schöner Blick in die Vergangenheit. Der Leser amüsiert sich über Frisuren und Mode, wundert sich über manche Dinge, die damals groß in Mode waren. Ein hochinteressantes Dokument der Zeitgeschichte.
Wen es interessiert: So endete die Spielzeit 1992/1993: Bundesliga, 2. Liga.
Eigentlich wollte ich hier die aktuellen Sonderhefte von kicker und 11 Freunden zur Saison 2013/2014 rezensieren. Aber eigentlich hat sich nicht viel geändert in den letzten Jahren: Der kicker liefert die Daten, die 11 Freunde die interessanten Stories. Und deshalb habe ich in mein Regal gegriffen und obige Perle des deutschen Sportjournalismus heraus befördert.
Herzlichen Glückwunsch und Respekt! 11 Freunde, das schon lange nicht mehr kleine Magazin für Fußballkultur, hat jetzt seine 100. Ausgabe vorlegt. Bis auf die erste dürfte ich sie alle gelesen haben – und bereut habe ich es nicht.
Das Beste an den 11 Freunden: Die Redakteure kamen von den Stehplätzen, waren also nicht Journalisten, die sich bereits ihren Hintern auf den Plätzen der Pressetribüne breit gesessen hatten. Entsprechend herzerfrischend anders gingen die Macher, die vorher das Arminia Bielefeld-Fanzine mit dem schönen Namen „Um halb vier war die Welt noch in Ordnung“ produziert hatten, ans Werk.
Es fehlten die 08/15-Interviews mit den Stars der Branche. Dafür gab es witzig geschriebene Geschichten über strauchelnde Traditionsvereine oder wütende Fans, Fotostrecken über die lustigsten Fußballfrisuren oder Wohnungseinrichtungen von Fußballern aus den 70er Jahren – Themen, die traditionelle Blätter wie der kicker meist übersahen. Vorbild war das englische Blatt When Saturday comes - 11 Freunde war aber immer viel witziger.
Nach 10 Jahren hat das Blatt das Flegelalter verlassen: Es gibt Interviews mit Trainern, Managern und Spielern (die manchmal so gut sind, dass ich mich frage, warum der kicker so etwas nicht kann). Das Heft ist (meist) pickepackevoll mit Anzeigen, was die ersten langjährigen Leser schon wieder bemängeln („Ist ja nur noch Werbung im Heft“).
„Der Profifußball ist insgesamt schon ein hartes und uncharmantes Geschäft“, hat auch Chefredakteur und Mitgründer Philipp Köster in dieser Zeit einige Illusionen verloren. Nichtsdestotrotz bleiben die 11 Freunde lesenswert, auch wenn Günter Hetzer und seine trinkfeste Clique zwar Kult sind, ihren Witz aber weitgehend verloren haben. Immer noch beeindruckend finde ich die Fotos von Hans van der Meer aus den unteren Ligen dieser Welt, der eigentlich mal wieder eine längere Strecke verdient hätte. Und so lange das Blatt einem Drittligisten und seinen Fans acht Seiten widmet wie im Jubiläumsheft, bleibt die Welt weiter in Ordnung – zumal auch Trollinger im Kofferraum nicht leiden muss. Nur die Kolumne des HSV-Nerds Formenseyn vermisse ich.
„Beglückt und gemartert“ – der große alte Mann des kickers geht
Dienstschluss mit 85 Jahren: Karl-Heinz Heimann, Herausgeber des im Nürnberger Olympia-Verlag erscheinenden kicker sportmagazins, verabschiedet sich zum Jahresende endgültig in den Ruhestand – nach fast 58 Jahren bei dem Fachblatt, die manche für die „Bibel des deutschen Fußballs“ halten. 1952 fing Heimann als Redakteur an, war von 1967 bis 1988 Chefredakteur und zog sich 1988 als Herausgeber Stück für Stück aus dem Tagesgeschäft zurück.
„Rangliste des deutschen Fußballs“, „Torjägerkanone“, „Fußballer des Jahres“ oder das jährlich erscheinende Sonderheft zur Fußball-Bundesliga, das zahlreiche Nachahmer gefunden hat – alles noch heute bestehende Markenzeichen des kickers, die Heimann als Chefredakteur mit ins Leben rief.
Und dann gibt es natürlich den Scheinwerfer, seine Kolumne in der Montags-Ausgabe. „Informativ, aber nicht aggressiv, fachlich und abwägend sachlich“, urteilte Wolfgang Uhrig, selber lange Zeit beim kicker tätig, in der Nürnberger Zeitung.
In der Tat: Heimann wird nie polemisch, manches wirkt aber gerade heute sehr hausbacken und bieder, manche Texte schreien einfach nach einem Schuss Ironie oder Sarkasmus. Und fast nie gab es Kritik am Deutschen Fußball-Bund (DFB) oder am Weltfussballverband FIFA.
Weiteres Kennzeichen: Der kicker-Herausgeber liebt noch heute das Ausrufezeichen, setzt es, wenn ihm danach ist. „Heimanns Scheinwerfer hat in seiner ganzen sachlichen Betulichkeit Generationen von Fußballfans beglückt und gemartert“, bilanzierte die TAZ.
Staatsgast
Ein Schreibstil aus einer anderen Zeit, aus der Epoche des Wirtschaftswunders, aus den Tagen des „Wunders von Bern“. Es erstaunt nicht, dass Heimann Sepp Herberger „für die wichtigste Persönlichkeit des deutschen Fußballs hält“, wie er in einem Interview im aktuellen kicker verriet (S. 40-42). Denn Herberger hatte „Bedingungen, die heute unvorstellbar sind. Fußball im Fernsehen war am Anfang. Er musste zu den Spielen in den vier Oberligen fahren, alle sonntags. So konnte er nur ein Spiel pro Woche sehen. Er hatte lange Zeit keinen Assistenten, die Vereinstrainer übrigens auch nicht.“
Wie viele seiner Generation prägten Heimann (Jahrgang 1925) die persönlichen Erfahrungen aus dem zweiten Weltkrieg. 20jährig geriet er in russische Gefangenschaft, lernte dort die Sprache und wurde später einer der besten Kenner des russischen Fußballs in Deutschlands. „Ich war jahrelang der einzige westliche Journalist, mit denen sich die russischen Spieler unterhalten konnten“, sagte er 2006 in einem Gespräch mit dem Radiosender Bayern 2.
„Die Aussöhnung zwischen Russen und Deutschen lag ihm besonders am Herzen“, schrieb die Süddeutsche Zeitung. „Bei Europapokalspielen deutscher Mannschaften in der alten Sowjetunion, so heißt es, standen sich die Spieler an der Passkontrolle oft stundenlang die Beine in den Bauch, der journalistische Begleiter Heimann aber war längst mit der Limousine abgeholt worden wie ein Staatsgast.“
Ohne sie ist der Sonntag nur halb so schön: die Sportzeitung Reviersport. Verregnete Sonntage könnte zukünftig noch etwas düsterer sein. Ab Beginn der Rückrunde der Fußball-Bundesliga erscheint das Blatt nicht mehr am Sonntag, sondern erst am Montag. Und konkurriert damit direkt gegen die Revier-Tageszeitungen, deren wesentlicher Inhalt am Montag der Sport des Wochenendes ist, und das Fachblatt kicker, das am gleichen Tag erscheint.
Ausgerechnet am Tag der Woche, an dem der Mensch mal Muße zur Zeitungslektüre hat, herrscht in Zeitungs-Deutschland der Notstand. Lange Zeit durfte sich der Springer-Verlag mit seinen Platzhirschen BILD am Sonntag und Welt am Sonntag über ein Sonntags-Monopol in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens freuen.
1987 brachte dann der Essener Klartext-Verlag die Revier-Sportschau auf den Markt: Von nun brauchte der Fußball-Fan nicht mehr bis Montag warten oder schweren Herzens die BamS kaufen. Es gab jetzt eine Sportzeitung, die sich am Sonntag ausführlich mit den Spielen von Dortmund, Schalke, Bochum, Duisburg, Wattenscheid oder RW Essen beschäftigte. Spielberichte, Stimmen, Einzelkritiken – eben alles, wonach der Fan am Tag danach lechzt und alles viel, viel interessanter als in der BamS, von deren Sportteil manche immer noch meinen, er wäre das Nonplusultra.
Am Anfang merkte man schon, dass das Blatt mit heißer Nadel gestrickt wurde. Die ersten Ausgaben waren voller Rechtschreibfehler. Interessant war die Mischung: Der Fußball dominierte natürlich, dazu gab es ausführliche Berichte vom Eishockey bis in die unteren Ligen und eine Seite Trabrennsport (!). Meinen wütenden Protestbrief, dass man doch auch mal etwas über Galopprennsport bringen könnte (zumal die Seite auch noch Turf und Trab hieß), ignorierte die Traber-Mafia in der Redaktion damals hartnäckig.
Ich mag keine Montage
Im Laufe der Zeit verkürzte die Zeitung ihren Namen in Reviersport, schrieb zwar immer noch nichts über Galopprennen, wurde aber immer professioneller und besser, erschien dann irgendwann auch am Donnerstag und entwickelte sich zu einer durchaus lesbaren Sportzeitschrift. Natürlich dominierte die 1:0-Berichterstattung, aber Reviersport berichtete detailliert über den Fußball im Revier – von der Bundesliga bis in die Niederungen der Westfalenligen.
Manch ein Redakteur wuchs einem im Laufe der Zeit so richtig ans Herz. Zum Beispiel Günther Pohl, schon seit Ewigkeiten der Spezialist für den VfL Bochum. Pohl ist ein glühender Anhänger des Fahrstuhl-Clubs und macht daraus auch gar keinen Hehl. Das heißt: entweder völliger Enthusiasmus oder tiefste Enttäuschung. Was habe ich in Reviersport schon für Lobeshymnen auf VfL-Trainer wie Toppmöller oder Neururer gelesen. Und manchmal agiert Pohl auch als Sprachrohr des VfL-Präsidiums, wenn er Kritiker im Blatt öffentlich bloßstellt. Was wiederum höchst peinlich ist…
Und seit einiger Zeit gibt es die famose Rubrik „3 Ecken – ein Elfer“, wo man sich mit Themen außerhalb des großen Fußballs beschäftigt. Aber das Schönste ist und bleibt: Die Reviersport kommt am Sonntag.
Und diesen Wettbewerbsvorteil gibt man jetzt einfach so aus der Hand. Natürlich ist Montag der Vertrieb einfacher, bekommt der Abonnent zeitgleich sein Blatt, weil man die Zusteller des Partners WAZ nutzen kann. Doch ob der Kunde am Montag die Reviersport kauft, ist doch mehr als fraglich. Warum sollte er auch? Die Tageszeitungen berichten ausführlichst über den Sport am Wochenende, montags erscheint zudem der Platzhirsch kicker. Ich kaufe schon am Donnerstag nur sehr selten den Reviersport und werde dies auch am Montag nicht tun, auch wenn das Heft künftig mehr Seiten umfasst. Einzige Chance: Sie machen ein Heft, das sich inhaltlich deutlich vom kicker unterscheidet. Mehr Fachanalysen, mehr Taktik, mehr Hintergründe – aber dieses Blatt müsste im deutschen Sportjournalismus erst erfunden werden.