Montag, 1. Juni 2009
Der Galopper der Woche: Miss Europa
Es war einer dieser Endkämpfe, die eindrucksvoll bewiesen, dass jedes Formel 1-Rennen im Vergleich zum Galopprennen "langweiliges im-Kreis-fahren" ist. Pfingstsonntag, Rennbahn Hoppegarten, Diana-Trial: In der Geraden kommt es zum Showdown zwischen Bolivia und Andreas Suborics sowie Miss Europa, gesteuert von Andrasch Starke. Attacke Miss Europa, Bolivia wehrt sich, Starke greift an, Suborics hält dagegen – so ging das rund 150 Meter. Am Ende hatte Miss Europa, im Besitz des Gestütes Höny-Hof und im Training bei Peter Schiergen, mit einer halben Länge die Nase vorn.
Beide sind hochtalentierte Stuten, die im Preis der Diana eine führende Rolle spielen sollten. Der Stutenjahrgang 2006 ist offenbar ein guter, denn auch die Drittplacierte Night Magic ist ein Rennpferd mit viel Potenzial.
Aus dem Gestüt Höny-Hof kam schon einmal eine Stute, die sportliche Schlagzeilen schrieb: Salve Regina gewann den Preis der Diana und war im selben Jahr Zweite im Deutschen Derby hinter Next Desert.
Miss Europa könnte in ihre Fußstapfen treten: Bereits beim Jahresdebüt konnte die Monsun-Tochter auf sich aufmerksam machen, als sie Anfang April ein Krefeld ein Maidenrennen völlig überlegen gewann, das traditionell sehr gute Pferde herausbringt.
Das dürfte auch in diesem Jahr nicht anders sein: Toughness Danon, als Zweiter fünf Längen hinter Miss Europa, ist zwar noch sieglos, wurde aber Zweiter im Hannoveraner Derby-Trial. Eliot, der vierte aus der Prüfung im Stadtwald, verlor dann knapp gegen Suestado, der wiederum am Pfingstmontag das Derby-Trial gegen obigen Toughness Danon entschied und in den Wettmärkten für das Derby demnächst ganz vorne sein sollte.



Sonntag, 24. Mai 2009
Der Galopper der Woche: Flamingo Fantasy
Bei den Spezialisten für die langen Wege haben sich die Gewichte verschoben. Dominierte im vergangenen Jahr Valdino Deutschlands Steherrennen, hat sich das Bild in diesem Jahr deutlich gewandelt. Valdino lief zweimal schwach, neue Namen verdrängten den Ostmann-Schützling von der Spitze.
Einer dieser neuen Namen ist Stall Wigras Ruten, 2008 einer der besten Steher in Polen und 2009 in das Quartier von Trainer Andreas Löwe in Köln-Weidenpesch gewechselt. Der Polen-Import hatte nur Pech, das er zweimal auf einen noch besseren Gegner traf.
Flamingo Fantasy gewann sowohl Anfang Mai das Silberne Band der Ruhr in Mülheim als auch das Betty-Barclay-Rennen (Gr.III) am Donnerstag in Baden-Baden, jedes Mal vor eben jenem Ruten. Dabei haben sich die Abstände zwischen den beiden Rivalen verkürzt: In Mülheim war Flamingo Fantasy noch eineinviertel Längen vor Ruten, in Baden-Baden trennte sie nur noch eine halbe Länge.
Dennoch ist der Sohn von Fantastic Light derzeit Deutschlands bester Steher. Der Hengst steht im Besitz des Gestütes Park Wiedingen von Helmut von Finck und wird trainiert von Waldemar Hickst. Schon im letzten Jahr zeigte Flamingo Fantasy, dass seine beste Zeit erst 2009 kommen wird. Obwohl er zwei von vier Starts gewann, verriet der Hengst besonders beim Sieg im Hamburger BBAG-Auktionsrennen über 2 200 Meter noch viel Unreife.
Dass ihn seine Umgebung als Steher einschätzte, bewies der Start im Deutschen St. Leger. Doch in Dortmund zeigte Flamingo Fantasy auf weichem Boden seine einzige schlechte Form.
Über Winter hat sich der Hengst deutlich verbessert. Erblich ist er bestens vorbelastet: Seine Mutter Flamingo Road war 1999 als Dreijährige die beste Stute in Deutschland, triumphierte im Preis der Diana und im Hamburger Idee Hansa Preis. Der Fantastic Light-Sohn ist ihr erster Erfolg in der Zucht.



Montag, 18. Mai 2009
Der Galopper der Woche: Running Ernie
Nach dem Hauptrennen des Tages, der BHF Bank Meile, hatte Trainer Christian Sprengel laut Sport-Welt Tränen in den Augen: König Turf, sein alter Haudege, wurde knapp von Aspectus geschlagen, das Zielfoto entschied für den Röttgener.
Drei Stunden vorher war der Hannoveraner Trainer aber auf der Siegerstraße: Der fünfjährige Wallach Running Ernie gewann sicher mit eineinviertel Längen Vorsprung vor Kalpak den Preis des Gestüt Hofgutes Fremersberg. Das war zwar nur ein Ausgleich III über 1800 Meter, aber schon der fünfte Sieg seit November für das Pferd des Stalles Kronsberg. Die beiden Erstplacierten sollten zudem noch Spielraum nach oben im Handicap haben.
Bei Running Ernie, einem Sohn des mäßig erfolgreichen Deckhengstes Eden Rock, mag das etwas überraschen. Er war ein richtiger Spätzünder: Dreijährig war er nur einmal am Start, vierjährig feierte der Wallach – damals trainiert und in Besitz von Karen Kaczmarek – seinen ersten Erfolg am 11. Mai 2008 in Bremen. Weitere Placierungen folgten und im September 2008 lief Running Ernie erstmals für Christian Sprengel und den Stall Kronsberg.
Der Durchbruch kam im Winter: Der Wallach entpuppte sich als einer der Attraktionen der oftmals trostlosen Winterrennen in Dortmund. Dreimal war Running Ernie hochüberlegen auf der Allwetterbahn erfolgreich, nur im Ausgleich II unterlag er knapp Quick Prinz Poldi.
Zum Glück gibt es inzwischen unterschiedliche Handicapeinschätzungen für Gras- und Sandrennen. So setzte der Sprengel-Schützling seine Erfolgsserie auf Gras fort und schnappte sich ein mit 10 000 Euro dotiertes Handicap in Saarbrücken. In Köln war er zuletzt Dritter hinter Kalpak und Wakeman, jetzt in Baden-Baden drehte Running Ernie den Spieß um und war vor dem Schlenderhaner Kalpak.
Schade, dass es in Deutschland keine Auszeichnung für den Handicapper gibt, der die meisten Siege im Jahr schafft. Running Ernie wäre ein heißer Kandidat.



Montag, 11. Mai 2009
Der Galopper der Woche: Irian
Er ist bislang zweifellos der Aufsteiger der Saison. Der dreijährige Tertullian-Sohn Irian aus dem Gestüt Schlenderhan gewann mit Filip Minarik im Sattel das Mehl-Mülhens-Rennen (Deutsche 2000 Guineas) und damit den ersten Klassiker der Saison. Der Hengst aus dem Stall von Jens Hirschberger siegte locker mit eineinhalb Längen in dieser Gruppe II-Prüfung vor dem englischen Gast Zafisio (Trainer Roger Curtis/Jockey Daryll Holland). Dritter wurde Globus (William Mongil/Uwe Ostmann), auf den vierten Platz lief Mantoro (Mario Hofer/Andreas Helfenbein).
Mit diesem Erfolg blieb Irian auch im dritten Start ungeschlagen. Wie schon beim Sieg im Busch-Memorial beeindruckte der Schlenderhaner im Mehl-Mülhens-Rennen mit seinem Speed, gegen den die gute Konkurrenz letztlich chancenlos war. Und jedes Mal wirkte der Hengst wie ein Pferd, das über weitere Distanzen erfolgreich sein könnte.
Für das deutsche Derby ist er nicht genannt, eine Option könnte dagegen, so Trainer Jens Hirschberger, das französische Derby in Chantilly sein, das über 2 100 Meter führt. Ob sein Stehvermögen aber für die klassische Derby-Distanz von 2 400 Metern ausreicht, ist als Sohn eines Sprinters und Meilers sehr fraglich.
Zweijährig nicht gelaufen, siegte der Tertullian-Sohn beim Lebensdebüt in Frankfurt souverän mit acht Längen – auch wenn die Gegnerschaft nicht die stärkste gewesen sein dürfte. Deutlich gesteigert war er dann im besagten Busch-Memorial gegen Daring Tiger (der nicht im Mehl-Mülhens-Rennen lief) und den Winterfavoriten Globus erfolgreich.
Und im Klassiker folgte die nächste deutliche Verbesserung. Schlenderhan hat wieder einen klassischen Sieger.



Montag, 4. Mai 2009
Der Galopper der Woche: Ghanaati
Vor den englischen 1000 Guineas am Sonntag auf der Rennbahn in Newmarket richteten sich alle Augen auf Rainbow View, die zweijährig den Stuten-Jahrgang 2006 souverän beherrschte und als deutliche 17:10 Favoritin an den Start ging. Doch auch für die Stute von Trainer John Gosden galt nach dem Rennen die alte Turfweisheit: Es gibt keine „unverlierbaren“ Pferde. Zumal überragende zweijährige Vollblüter nicht zwangsläufig zu herausragenden dreijährigen Rennpferden werden.
Im Ziel hatten die berühmten blauen Farben von Scheich Hamdan Al Maktoum souverän mit eineinhalb Längen Vorsprung die Nase vorne. Die 210:10-Außenseiterin Ghanaati (Trainer Barry Hills/Jockey Richard Hills) gewann die 1000 Guineas vor Cuis Ghaire (Jim Bolger/Kevin Manning) und Super Sleuth (Brian Meehan/ Martin Dwyer). Die Favoritin Rainbow View wurde nur Fünfte.
Ghanaati lag immer prominent und als Jockey Richard Hills sie kurz aufmunterte, löste sich die Stute leicht von ihren Rivalinnen, blieb völlig ungefährdet. Die Tochter von Giant's Causeway präsentierte sich gewaltig gesteigert: Ghanaati lief 2008 zweimal auf der Allwetterbahn in Kempton und legte beim zweiten Start in einem „schwachen Rennen“ (so die Racing Post) ihre Maidenschaft ab. Der Zweitplacierte gewann inzwischen aber zwei Rennen in Serie.
Zudem hatte man im großen Hills-Stall immer eine hohe Meinung von der Stute. Sie kommt aus einer guten Familie, aus der unter anderem der Gruppe I-Sieger Nayef stammt. Auf eines ist bei Trainer Barry Hills außerdem Verlass: Seine Pferde sind in jeder Saison zu Beginn in Topform, er ist ein absoluter Frühstarter. Auch 2009 hat er bislang eine Siegquote von 30 Prozent bei seinen dreijährigen Startern.



Montag, 27. April 2009
Der Galopper der Woche: Sacho
63 Starts, 12 Siege, Gewinnsumme 254.205 Euro: Der 11jährige Sacho gehört schon seit Jahren zur erweiterten Spitzenklasse der deutschen Sprinter. Jetzt folgte Sieg Nummer 13: Der 11jährige Wallach des Stalles Saarbrücken siegte im Kölner Frühjahres-Sprintpreis, einem Listenrennen über 1200 Meter, und wiederholte damit seinen Vorjahreserfolg. Verdienter Lohn waren 12 000 Euro.
Aus der günstigen Startbox 2 hatte Jockey Daniele Porcu den Dashing Blade-Sohn immer im Vorderfeld placiert. Etwa 100 Meter vor dem Ziel zog Sacho am tapfer kämpfenden New Fan vorbei, im Ziel hatte er eine dreiviertel Länge Vorsprung vor Shinko’s Best und New Fan. Die Wetter hatten den Wallach ziemlich unterschätzt, 104:10 gab es auf Sieg.
Sacho ist auch ein Kompliment für die Arbeit seines Trainers Wilfried Kujath. Jahr für Jahr schafft es der Frankfurter Trainer immer wieder, den Wallach siegfertig vorzustellen.
Dabei war er im Gegensatz zu vielen anderen Dashing Blade-Nachkommen eher spätreif. Zweijährig nicht gelaufen, blieb er dreijährig bei sieben Starts sieglos, war aber bereits viermal placiert.
2002 kam der Durchbruch: Bei zehn Starts war der Kujath-Schützling fünfmal erfolgreich und steigerte sein GAG von 64,5 kg auf 91,5 kg. Seitdem hat Sacho mindestens ein Rennen pro Jahr gewonnen.
Alter schützt dabei vor Leistung nicht. Mit 11 Jahren gehört Sacho zu den Senioren auf der Rennbahn. Wobei Sprinter oft lange erfolgreich laufen: So sind Key to Pleasure (9 Jahre) und Shinko’s Best (8 Jahre) seit Jahren Stammgäste in den guten Rennen für die ganz schnelle Brigade. Und Takeover Target aus Australien, einer der weltbesten Sprinter, zählt auch schon 10 Jahre.



Sonntag, 19. April 2009
Der Galopper der Woche: The Polomoche
Natürlich gab es in dieser Woche Kandidaten, die in besseren Galopprennen erfolgreich waren. Zum Beispiel Irian, der ein glänzend besetztes Dr. Busch-Memorial in Krefeld überlegen gewann. Delegator und Fantasia beeindruckten in der letzten Woche beim Craven-Meeting in Newmarket. Oder auch Hello Bud, der den Marathon des Scottish Grand Nationals in Ayr mit der Winzigkeit einer halben Länge Vorsprung entschied.
The Polomoche lief hingegen in einem Class 2-Handicap über Hürden in Ayr, dotiert mit 18 000 Pfund. Hier kommt wieder Jockey Tony McCoy ins Spiel. Denn „AP“ hatte vorher schon im Scottish Grand National mit Gone to Lunch einen Ritt vorgelegt, der einem den Atem stocken ließ. McCoy hatte sein Pferd auf der Zielgeraden so schnell gemacht, dass es mit einer wahren Energieleistung fast noch den Sieger Hello Bud erreicht hätte. Am Ende fehlte eine halbe Länge – und das nach einer Distanz von 6538 Metern.
Und auch auf The Polomoche ritt der Championjockey ein unglaubliches Rennen. McCoy diktierte von Beginn an das Tempo und versuchte sich im Schlußbogen abzusetzen. Das gelang nicht und nachdem der Wallach seine beiden Stallgefährten Caracciola und Working Title abgeschüttelt hatte, tauchte als gefährlichster Gegner Halla San unter Jockey Brian Hughes auf. Der war in einem packenden Endkampf schon vorbei, doch The Polomoche und McCoy wehrten sich. Es ging Kopf an Kopf und am Ende hatten Pferd und Reiter eine halbe Länge Vorsprung auf den tapferen Halla San. Das war der Championjockey, wie man ihn kennt – voller Leidenschaft, Energie und ausgestattet mit einem Siegeswillen, den man sogar am Bildschirm spürt.
The Polomoche war zuletzt zweimal deutlich geschlagen – allerdings in sehr schwierigen Rennen in Cheltenham und Aintree. Trainiert wird der Wallach von Nicky Henderson, der eine fantastische Saison hat. So galoppierten seine Pferde bereits über 1,5 Mio. Pfund Preisgeld ein; zudem gewann Punjabi die Champion Hurdle in Cheltenham.



Dienstag, 14. April 2009
Der Galopper der Woche: Quamun
„So ganz kann ich den Hype um diesen Hengst nicht verstehen, aber das liegt wohl an seiner Abstammung“, zeigte sich Trainer Andreas Wöhler bei der „Stallparade“ der Fachzeitschrift Sport-Welt noch etwas skeptisch. Der dreijährige Hengst Quamun aus dem Gestüt Fährhof hatte über Winter den Derby-Wettmarkt beim Internet-Buchmacher RaceBets.com aufgemischt. Gab es zu Beginn noch 400 Euro für 10 Euro Einsatz, stand er zuletzt bei 100:10 – obwohl der Hengst noch kein einziges Rennen gelaufen war.
Der dreijährige Monsun-Sohn stammt aus der Ausnahmestute Quebrada, die unter anderem in den deutschen 1000 Guineas erfolgreich war. Eine noble Abstammung garantiert aber längst noch keine erfolgreiche Rennkarriere.
Der Ernst des Lebens begann für den Hengst am Ostermontag im Preis der Niedersächsischen Wach- und Schließgesellschaft auf der Galopprennbahn in Hannover, einem Rennen für dreijährige sieglose Pferde über 2000 Meter. Die Wetter favorisierten Precioso aus dem Schiergen-Stall mit 19:10, der Wöhler-Schützling notierte bei 21:10.
Doch Quamun machte seinem guten Namen alle Ehre: Mit viel Schwung zog er zu Beginn der langen Zielgerade am führenden Precioso vorbei und beschleunigte auf eine Art, wie es nur Klassepferde können. Am Ende hatte der Fährhofer vier Längen Vorsprung und siegte, ohne dass ihn Jockey Eduardo Pedroza groß fordern musste.
Was der Erfolg wert ist, wird sich zeigen. Für das Derby habe ich mütterlicherseits etwas Bedenken, was das Stehvermögen betrifft. Quebrada war zwar Zweite im Preis der Diana über 2200 Meter, zeigte aber ihre beste Formen auf Distanzen bis zur Meile. Die Besucher in Hannover erlebten jedenfalls ein spektakuläres Debüt, das für die Zukunft viel erwarten lässt