Ausflüge in die gierige Welt des Fußballs
„Football Leaks – Die schmutzigen Geschäfte des Profifußballs“ zeigt eindrücklich die Abgründe des populärsten Sports der Welt. Ablöse-Wahnsinn, Menschenhandel, Steuerbetrug, Korruption – keine Sauerei ist dem Sport fremd. Die Branche ist nicht nur verlogen, sondern auch gierig.

Zwischendurch war mal Zeit für ein kleines zynisches Fazit, wenn denn Geld der entscheidende Faktor ist: „Augen auf bei der Berufswahl“, dachte ich. Gut, bei mir ist da der Zug abgefahren, aber jüngeren Leser sei der Beruf des Spielerberaters im Profifußball doch sehr ans Herz gelegt: Wenn man die richtigen Leuten kennt, ist das ein Job mit großen Verdienstmöglichkeiten. Denn diese Berufsgruppe profitiert nach den Spielern am meisten von den riesigen Summen an Geld, die derzeit den Profifußball fluten.
Zum Beispiel beim Wechsel von Pierre-Emerick Aubameyang. Der wollte um diese Zeit im letzten Jahr partout von Borussia Dortmund zum FC Arsenal nach London wechseln. Bei seiner Abschiedsvorstellung im Dortmunder Stadion gegen den SC Freiburg hielt er sich dezent zurück und hatte so wenige Ballkontakte, dass die Fans noch nicht mal pfeifen konnten.
Kein Wunder – Football Leaks enthüllt die Vertragsdetails. Danach bekommt „Auba“ bei seinem neuen Arbeitgeber ein jährliches Grundgehalt von 10,3 Mio Pfund, hinzukommen noch mal 2,26 Mio. Pfund, wenn Arsenal sich für die Champions League qualifiziert. Weiterhin gibt es 50 000 Pfund Prämie für jedes erfolgreiche Spiel, in der der Gabuner in der Startaufstellung steht. Wenn Aubameyang 25 Tore oder Vorlagen in einer Saison schießt, darf er sich über weitere 300 000 Pfund freuen.
Das Beste ist jedoch der Loyalty-Bonus von 15,15 Millionen Pfund, wenn der Stürmer bis 2021 bei Arsenal bleibt. Verständlich, dass Aubemeyang partout nach London wechseln wollte. Der BVB durfte sich immerhin über die Ablösesumme von 63,75 Millionen Euro freuen. Der FC Arsenal hingegen brachte nur das Geld wieder in Umlauf, dass es für Alexis Sanchez von Manchester United bekommen hat.
Natürlich weiß jeder, dass Geld den professionellen Fußball regiert. Das Team um die Spiegel-Redakteure Rafael Buschmann und Michael Wulzinger arbeitete hart, die Daten der Plattform Football Leaks für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 18,6 Millionen Dokumente stellte Whistleblower John zur Verfügung. 66 Journalisten des europaweiten Recherchenetzwerkes EIC (European Investigative Collaboratories) kämpften sich durch den Datenwulst. Das Ergebnis hat sich gelohnt.

Mission
„Football Leaks – Die schmutzigen Geschäfte des Profifußballs“ ist eine sehr spannende Lektüre, liest sich trotz der trockenen Thematik wie ein Thriller. Woher Football Leaks die Daten hat, verrät Informant John nicht. Wer er ist, sagt er auch nicht. Es sei zu gefährlich.
Er ist jedenfalls Fußball-Fan John. Manchmal zweifelt John an seiner Mission, den Sport transparenter zu machen: „Ich bin frustriert. Ich frage mich, ob es alles das wert ist. ….Die Fußballwelt ist kurz aufgeschreckt, das schon, aber mittlerweile läuft alles so wie früher.“ Kontrollverlust, unerwünschte Innenansichten, hartnäckige Nachfragen und Veröffentlichen zu anrüchigen Gerüchten seien das Letzte, was die Fußballbranche brauche.
Die Branche – Vereine, Berater, Spieler und Verbände – schweigt offiziell. In der Fußballwelt möchte man gern zur Tagesordnung übergehen. Der Weltfußballverband FIFA reagierte nicht auf das Angebot, ihnen die Daten zur Verfügung zu stellen. Das zeugt von Desinteresse.
Polizei, Steuerfahndung, Politik reagieren eher auf die Enthüllungen, acht Steuerbehörden hätten sie angeschrieben. Das macht John und den Autoren wiederum Hoffnung. Dann hätte sich der Aufwand doch gelohnt.

Nachtrag
Wer John ist, steht fest. Weitere Infos hier