Donnerstag, 17. Januar 2019
Andre Best: Ein stiller Held des Turfs
Das allein ist schon eine große Leistung: Seit fast 30 Jahren sitzt Andre Best im Sattel auf Deutschlands Rennbahnen. Der Mann hat immer noch einiges drauf – das zeigt er auch in dieser Saison auf den Sandpisten in Neuss und Dortmund. Best ist einer dieser stillen Helden des Turfs, die oft übersehen werden – im Rampenlicht stehen andere Namen.

Es schüttete und schüttete. Und das gefühlt seit einer Woche. Kein Wetter, an denen man gerne vor die Tür geht. Es ist Sonntagmorgen gegen 10:55, die Zeit, in denen in diesem Winter schon mal Sandbahnrennen in Dortmund stattfinden. Dank PMU und so erwartet den Besucher früh um diese Zeit das „beste“ Rennen des Tages. Nur ein Ausgleich 3 und dort gibt es über die langen 2500 Meter einen spannenden Endkampf zwischen Camberwell und Epako. Letzteren hatte ich gewettet, doch so sehr sich sein Jockey Riccardo Mela auch mühte, er kam nicht vorbei. Weil Andre Best Camberwell immer neue Reserven entlockte und letztlich souverän siegte. Tolle Leistung von Reiter und Pferd.
Jockey Andre Best begleitet den Kolumnisten schon seit Ewigkeiten – so wie seine Kollegen Andrasch Starke oder Andreas Helfenbein. Zu Beginn seiner Karriere 1990 ritt er noch gegen Leute wie Lutz Mäder, Kevin Woodburn, Manfred Hofer oder Dragan Ilic. Es waren die guten Zeiten des deutschen Turfs. Im nächsten Jahr wird Best 50 Jahre, die große sportliche Karriere hat der gebürtige Essener nicht gemacht, in England würde man ihn als „Journeyman“ – sehr frei übersetzt: einer, der seine Arbeit gut kann – bezeichnen.

Im 1000er Club
Seine größten Erfolge feierte Best 1993 mit Kornado, mit dem er Union und Mehl Mülhens-Rennen gewann. Ältere werden sich erinnern: Das war dieser großartige Jahrgang 1990 mit Lando, Monsun, Sternkönig und eben Kornado. Im gleichen Jahr siegte Best zudem mit dem großen Außenseiter Pinot im Dortmunder St. Leger – Pinot und Kornado trainierte der längst verstorbene Bruno Schütz, bei dem der Jockey auch seine Ausbildung absolvierte.
Danach wurde es ruhiger, die Schlagzeilen machten andere. Andre Best ritt nach seiner Zeit bei Bruno Schütz unter anderem für die Trainer Uwe Ostmann, Horst Steinmetz, Hans-Albert Blume, Peter Schiergen, Andreas Löwe, Hartmut Steguweit und Mario Hofer. Aber in den Blickpunkt rückte er eigentlich nur noch einmal: Seit dem 27. Januar 2013 ist er Mitglied des 1000er Clubs, in denen nur Jockeys und Trainer mit 1000 Siegen kommen. Die großen und spektakulären Erfolge fehlten. Meist war er für kleinere Quartiere in den unteren Handicaps unterwegs.

Hohe Quoten
Eigentlich habe ich Best erst seit 2011 wieder auf dem Radar: Da ritt er in einem Listenrennen in Baden-Baden den hochtalentierten Rosello für Trainerin Sarah Weis zum Sieg und nicht nur Rennkommentator Manfred Chapman sah den kommenden St. Leger-Sieger. In Dortmund kam Rosello dann verletzungsbedingt nicht an den Start.
Best ist immer noch ein guter Reiter und gerade mit Außenseitern oft für eine Überraschung gut. Der Kolumnist ist seit einiger Zeit richtig angetan. Auch deshalb, weil ihm der Jockey in den letzten Jahren einige schöne Treffer bescherte. Best versteht es sehr gut, ein Pferd von der Spitze zu reiten und sich das Tempo einzuteilen. Beispiele waren die beiden Erfolge mit Camberwell in Dortmund im Dezember oder Mystic Tale für Trainer John Hillis am 14. Oktober in München.
Zebspear hatte ich am 2. Weihnachtstag allerdings nicht auf der Rechnung. 49,5:1 lautete die hohe Quote; das Pferd aus dem Quartier von Sven Schleppi gewann aber im Stile eines klaren Favoriten. Best hatte ihm aus Startbox 2 ein optimales Rennen von vorne beschert, wechselte früh an die Rails und stiefelte auf dem kürzesten Weg davon. In Dortmund in den Sprints über 1200 Meter sind die inneren Startboxen immer von Vorteil. Das weiß ein Profi wie Best.