Coneygree auf Denmans Spuren
Es war die älteste Sponsorship im Rennsport: Über 60 Jahre lang lief das Rennen unter dem Namen Hennessy Gold Cup, Namensgeber war der bekannte Spirituosenhersteller. Doch nichts währt ewig: 2017 sprang Wettmulti Ladbrokes in die Bresche, die Prüfung heißt jetzt Ladbrokes Trophy Chase. Das muss der Beobachter erst mal verinnerlichen. Doch das Jagdrennen in Newbury, Samstag, 16:00 Uhr, bleibt einer der Höhepunkte der englischen Hindernissaison. nurpferdeundfussball über wichtige Starter und ihre Chancen 2017.



Das legendäre Rennen aus dem Jahre 2007: Denman triumphiert mit Höchstgewicht, sein Jockey Sam Thomas reitet den Kurs noch einmal nach.

In der Siegerliste tauchen klangvolle Namen auf: Arkle, Denman, Bobs Worth oder Many Clouds zum Beispiel, acht Mal gewann der Newbury-Erste zudem den Cheltenham Gold Cup, immer noch das Prestigerennen im National Hunt-Kalender.
Ein solcher Sieger führt das Feld in der Ladbrokes Trophy Chase 2017 an: Coneygree beeindruckte als Novice im Cheltenham Gold Cup 2015, verblüffte Konkurrenten und Zuschauer von der Spitze aus. Das war eine grandiose Leistung und viele dachten, das überragende Pferd der nächsten Jahre gesehen zu haben.
Doch Coneygree fiel danach verletzt aus, kam nach einem Pflichtsieg im Oktober 2015 nur noch zu drei Starts. Viel von seinem alten Vermögen zeigte der Schützling von Trainer Mark Bradstock im April 2017 im Punchestown Gold Cup, als er Sizing John und Djakadam (Erster und Vierter im Cheltenham Gold Cup 2017) nur knapp unterlag. Zuletzt wurde er in Wetherby angehalten, ein Grund soll die blendende Sonne gewesen sein. Jetzt kann er sich rehabilitieren und dem Halbbruder Carruthers (Sieger 2011) folgen. Beim Thema Frontrunner werden Erinnerungen an Denman wach, der ebenfalls mit Höchstgewicht 2007 und 2009 die Nase vorn hatte.
Das zweithöchste Gewicht im Feld trägt Whisper: Das Pferd aus dem Nicky Henderson-Quartier war schon ein sehr guter Hürdler, in der letzten Saison avancierte er auch zum Top-Neuling über die schweren Sprünge. Zwei zweite Plätze hinter dem Stallgefährten Might Bite in den führenden Grade 1-Prüfungen in Cheltenham und Aintree sind Empfehlungen genug, auch der knappe Erfolg gegen Clan Des Obeaux (der danach in Haydock eine Graduation Chase gewann) zum Saisonauftakt in Kempton sah gut aus. Handicaps mit hohem Gewicht gegen erfahrene Gegner sind aber eine andere Kategorie.
Favorit im Wettmarkt ist jedoch Total Recall, trainiert von Willie Mullins in Irland. Der Wallach präsentierte sich bei seinem ersten Start für Mullins deutlich verbessert und gewann leicht das Munster National in Limerick gegen den guten Alpha Des Obeaux. Die Formen vorher für Sandra Hughes waren weniger aufregend, für den niedrigen Kurs würde ich ihn nicht wetten. Zudem hat Meistertrainer Mullins keine gute Bilanz in dieser Prüfung.
Diese Aussage gilt generell für Teilnehmer aus Irland, der letzte irische Sieg datiert aus dem Jahr 1980. A Genie in Abottle wird das aber wenig stören, mir gefallen die Formen des Sechsjährigen deutlich besser als die von Total Recall. In diesem Jahr ist er nach zwei Erfolgen in Wexford (Listenrennen) und Galway noch ungeschlagen, in der letzten Saison war der Beneficial-Sohn einer der besseren irischen Novices über die Jagdsprünge. Trainer Noel Meade und Jockey Sean Flanagan hoffen auf ein schnell gelaufenes Rennen, das wird ihr Schützling wahrscheinlich bekommen.

Stamina
Hoch gehandelt wird weiterhin American. Der Sohn von Malinas – einst trainiert von Peter Schiergen in Köln und Zweiter im Deutschen Derby 2004 – ist nach drei Starts über die Jagdsprünge noch ungeschlagen und gilt in seinem Quartier als „zerbrechlich“, aber „hochtalentiert“. So richtig erkannt ist er noch nicht, seine Erfolge in Uttoxeter und Warwick fielen sehr überzeugend aus. Es ist der erste Saisonstart, das Rennen war der lang gehegte Plan. Harry Fry, sein smarter Trainer, schickt häufig auf den Punkt vorbereitete Pferde an den Start, sein niedriger Kurs symbolisiert das jedoch auch.
Singlefarmpayment hatte im letzten Jahr eine starke Saison, seine beste Form war ein zweiter Platz in der Ultima Handicap Chase während des Cheltenham-Festivals. Dort unterlag er nur mit einem kurzen Kopf Un Temps Pour Tout; auch der Saisonauftakt als Zweiter in Cheltenham hinter Cogry, den er am Samstag günstiger im Gewicht wiedertrifft, war ordentlich. Auch dieser Teilnehmer würde nach Aussage seines Trainers Tom George von einem schnellen Rennen profitieren.
Eben jener Cogry wurde in dieser Woche durchaus bei den Bookies gehandelt. Der Wallach galt einmal als etwas unsicherer Springer, doch in den letzten Rennen – Sieg in Cheltenham, Ende April Zweiter im Scottish National – war davon wenig zu sehen. Seine Handicapmarke ist entsprechend gestiegen, aber als Außenseiter zu einem guten Kurs ist er eine Empfehlung wert. Zumal er reichlich Stamina hat.
Vyta Du Roc ist nach Whisper der zwei Vertreter aus dem Nicky Henderson-Stall. Der Auftakt in einem Hürden-Handicap in Aintree war in Ordnung, die Bilanz über die schweren Sprünge ist gemischt. Aber die letzte Form in Sandown im April 2017 war stark, auch Vyta Du Roc besitzt offenbar viel, viel Stehvermögen.
Bryony Frost war in den letzten Wochen eine der Entdeckungen der bisherigen Saison. Die Auszubildende und Tochter des einstigen Jockeys Jimmy Frost feierte tolle Erfolge: Wie sie mit Present Men in der Badger Ales Trophy den routinierten (und großartigen) Jockey Leighton Aspell im Endkampf knapp besiegte, war große Jockeyship. Mit Present Men tritt sie wieder an. Ob sie nochmal Samstag gewinnt mit dem Nicholls-Pferd, da habe ich so meine Zweifel. Aber niemanden wird mehr strahlen als Bryony Frost und alle werden sich mit ihr freuen.

Urteil
So ein gutbesetztes Handicap mit Höchstgewicht zu gewinnen, ist eine schwierige Sache. Aber ein Coneygree in Bestform kann das schaffen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Frontrenner diese Prüfung für sich entscheidend. Die Konkurrenz ist gewaltig: Singlefarmpayment und A Genie in Abottle sind die gefährlichsten Gegner.