Ein Grand National zum Einrahmen
Zuerst einmal war das am Samstag in Aintree gelaufene Grand National ein persönlicher Wett-Triumph für den Kolumnisten: Den One For Arthur war einer von drei Sieg-Tipps – neben Last Samuri und Rogue Angel – im schwierigsten Wettrennen des Jahres.

Und damit beendet der Kolumnist eine fast 25jährige Durststrecke, den Sieger in dieser Lotterie namens National zu finden. Es gab einige herzerweichende zweite Plätze wie im Vorjahr mit Last Samuri und viele andere Dramen im schwierigsten Rennen im Hindernissport. Irgendwie blieb das Grand National die letzte Bastion im Turf, die noch erobert werden muss.
Diese Sehnsucht wurde nun erfüllt. Auch wenn mir am Samstag auf einmal Bedenken kamen, ob die Wahl auf den Schützling von Lucinda Russell die richtige war. Denn One For Arthur kommt gerne spät und vielleicht kommt er ja erst ins Rollen, wenn das National quasi schon entschieden hat. Zum Glück blieb ich bei meiner Endscheidung für Arthur. Was hätte ich mich sonst geärgert.
An einem Samstag, wo vorher nicht viel wettmäßig lief, war auch im Grand National lange nichts vom späteren Sieger zu sehen. Immerhin gab mir Rogue Angel für mein Geld ein tolles Rennen. Doch als der irische Gast langsam die Kraft verlor, tauchte One for Arthur auf, ging bestechend und zog an allen Gegnern unwiderstehlich vorbei. Ein großer Steher, der auch die Attacke des zähen Cause of Causes mühelos abwehrte. Dritter wurde der famose Saint Are (drittes National, zweite Platzierung), Vierter der hochklassige Blaklion.
Danke an das tapfere Pferd, danke an Trainerin Lucinda Russell, danke an Jockey Derek Fox (was ein gut eingeteilter Ritt) und die beiden Besitzerinnen, die einen wahrlich besseren Zeitvertreib gefunden haben als ihre golfspielenden Gatten. Eigentlich könnte ich mir jetzt ein anderes Hobby suchen. Mach‘ ich aber nicht.

Weniger Glück, mehr Klasse
Auch sonst schrieb das Grand National 2017 positive Schlagzeilen. Das Wichtigste: Alle Pferde kamen ungeschoren aus dem Rennen und das isth erwähnenswert in einer Prüfung, die immer noch höchste Anforderungen an Ross und Reiter stellt und die alles andere als ein Samstags-Spaziergang ist.
Einer der besten Entscheidungen der Verantwortlichen war es, nach dem verheerenden Grand National 2012 das Rennen zu entschärfen. Puristen stöhnten auf und meinten, jetzt sei das National ein Rennen wie viele andere und habe seine Einzigartigkeit verloren. Aber das ist Humbug: Seit fünf Jahren verunglückte kein Pferd mehr tödlich, die Zeiten, wo ich das Rennen mit einer Mischung aus „Abscheu und Faszination“ gesehen habe, sind vorbei.
Natürlich ist das Grand National immer noch ein Spektakel. Leute, die den Hindernissport für zu gefährlich halten, werden durch die Prüfung definitiv nicht zu Hindernisfreunden. Aber es ist eben viel berechenbarer, heute gewinnt das am Tag beste Pferd.
Das Grand National, dessen erster Gewinner bezeichnenderweise den Namen Lottery trug, ist keine Lotterie mehr wie früher. Einen Grund nannte Jockey Ruby Walsh am Freitag bei Racing UK: Früher seien immer die vielen losen Pferde eine große Gefahr gewesen. Sie verlangsamten das Rennen und oftmals gab es richtige Dramen. Wenn etwa führende Teilnehmer durch freilaufende Pferde ohne Jockeys gestoppt wurden.
Man muss nur einmal das Rennen aus dem Jahr 1977 (siehe unten) mit der Ausgabe 2017 vergleichen. Der Unterschied ist gewaltig – auch wenn vor 40 Jahren der legendäre Red Rum gewann. Um in dessen Fußstapfen zu treten, muss One For Arthur noch zwei weitere Nationals gewinnen. Aber der Empfang in der schottischen Heimat war schon triumphal genug.