Degas gegen Knife Edge und Ryan Moore
Am Pfingstmontag ist es auf der Rennbahn in Köln-Weidenpesch mal wieder soweit: Ambitionierte Dreijährige treffen im Mehl-Mülhens-Rennen, den Deutschen 2000 Guineas, aufeinander. Der erste Klassiker der deutschen Turfsaison steht bevor. Und das Rennen ist ziemlich offen. Starter und Chancen.

Ein Trend steht schon lange: Das Mehl-Mülhens-Rennen über 1600 Meter ist etwas für Spezialisten. Der Weg zum Hamburger Derby geht heute über andere Stationen. Auch wenn es Ausnahmen gibt: Lucky Lion belegte vor zwei Jahren nach seinem Erfolg im Meilen-Klassiker den zweiten Platz im Deutschen Derby, vor zwanzig Jahren schaffte Lavirco als letztes Pferd das Double 2000 Guineas – Derby. Nichtsdestotrotz ist das Mehl-Mülhens-Rennen auch dank der oft starken ausländischen Gäste meist eine spannende Sache. Vor einigen Jahren triumphierte etwa ein Hengst namens Excelebration in Köln, der später eine große Karriere machte. Sein Trainer Marco Botti ist wieder dabei – mit Knife Edge und Top-Jockey Ryan Moore.

Baroncello (Trainer Andreas Löwe): Stallgefährte von Veneto, gewann zwei seiner drei Starts. Siegte ebenfalls zuletzt gegen einen „heißen“ Wöhler-Kandidaten und auch diese Mülheimer Siegform wurde aufgewertet. Auch Baroncello sollte weitere Reserven haben.

Degas (Trainer Markus Klug): Stallgefährte von Millowitsch, zuletzt endlich der erste lockere Sieg im fünften Versuch. Aber obwohl der Röttgener zweijährig ohne Erfolg blieb, zählte er dennoch zur Spitzengruppe des Jahrgangs, war er doch im Winterfavoriten und hochdotierten Auktionsrennen platziert. Guter Auftakt, könnte noch mal zulegen.



Wäre ein passender Sieger in Köln: Millowitsch (rechts) schlägt mit viel Kampf El Loco. (Foto: German Racing / Rühl)

Knife Edge (Trainer Marco Botti): Der Gast aus England. Sehr gute zweijährige Debütform, in diesem Jahr zweimal auf der Bahn. Zum Saisonauftakt Dritter (hinter Adventurous, der ursprünglich auch für dieses Rennen vorgesehen war), zuletzt Zweiter in den Greenham Stakes hinter dem guten Tasleet in den Gruppe 3 Greenham Stakes über 1400 Meter. Schon nach diesem Rennen nannte Trainer Botti die Deutschen 2000 Guineas als Ziel des Hengstes. Mit Ryan Moore und guten Chancen.

Millowitsch (Trainer Markus Klug): Die Kölner Bahn wird beben, wenn das Pferd mit dem Namen des bekannten Volksschauspielers triumphieren würde. Der Sohn des Klasse-Meilers Sehrezad war ein sehr früher und guter Zweijähriger mit drei Siegen bei vier Starts. In diesem Jahr ging es siegreich im Busch-Memorial weiter, der Erfolg beantwortete eindrucksvoll die Frage nach dem Stehvermögen über 1600 Meter. Auf dem Papier der stärkste deutsche Kandidat, der zudem immer sehr viel Kampfgeist zeigt.

Molly King (Trainer Jens Hirschberger): Kommt aus einer guten Familie, aber landete bei drei Starts immer im Mittelfeld. Das reicht leider nicht.

Noor Al Hawa (Trainer Andreas Wöhler): Zweijährig überlegener Sieger im Arag Junioren Preis (so recht wurde diese Form aber noch nicht aufgewertet), danach musste er verletzungsbedingt im Winterfavorit passen. Ordentliches Jahresdebüt, gegen den Sieger Millowitsch aber chancenlos. Immer hochgeschätzt, Steigerung sicher, denn viele Wöhler-Pferde legen beim zweiten Jahresstart noch mal zu.



Einer von zwei Wöhler-Startern in den blauen Abdullah-Farben: Noor Al Hawa (Foto German Racing / Rühl)

Omar Bradley (Trainer Flemming Velin): Der große Unbekannte aus Dänemark. Seine beste Leistung war ein dritter Platz im Gruppe 3 Prix la Rochette in Longchamp, zuletzt erfolgreich in Klampenborg/Dänemark. Lief noch nie über 1600 Meter.

Parvaneh (Trainer Waldemar Hickst): Siegerin als großer Außenseiter im Karin Baronin von Ullmann – Schwarzgold-Rennen (Gruppe 3) in Köln. Es war ein spektakulärer Sieg, denn Parvaneh kam mit viel Speed von ganz hinten. Die Stute brauchte aber einige Zeit, um auf die Beine zu kommen. Der Kölner Erfolg war gegen die Stuten, jetzt geht es gegen Hengste. Eigentlich ungewöhnlich, denn die Holy Roman Emperor-Tochter hat auch noch eine Nennung für die 1000 Guineas für die Stuten.

Royal Shaheen (Trainer Andreas Wöhler): Unterlag zuletzt als heißer Favorit nur knapp Baroncello in Mühlheim. Zwischen beiden Pferden sollte nicht viel liegen, aber auch Royal Shaheen muss die Vorleistungen noch mal deutlich steigern. Von Verbesserung darf man beim zweiten Jahresstart aber ausgehen.

Veneto (Trainer Andreas Löwe): New Approach-Sohn, der beim zweiten Lebensstart in Düsseldorf über 1400 Meter seine Maidenschaft ablegte. Diese Form wurde durchaus bestätigt, weil Zweiter und Dritter inzwischen auch gewonnen haben. Die längere Strecke sollte für den Halbbruder der Gruppesiegerin Vanjura noch günstiger sein, weitere Verbesserung ist jedoch notwendig.

Urteil
Auf dem Papier eine offene Aufgabe. Knife Edge mit Ryan Moore könnte Favorit werden. Gäste aus dem Ausland haben schon mit schwächeren Formen diesen Klassiker in Deutschland gewonnen. Ich halte dennoch mit Degas dagegen, aber auch Millowitsch, Noor Al Hawa und die Stute Parvaneh können mitmischen.