Derby-Watch 2016: Die Oster-Tour von Bremen bis Köln
Es ist die Zeit des Jahres, in der das zarte Pflänzchen Hoffnung den Turf prägt. Frühling, die Grasbahn-Saison hat begonnen und jeder Besitzer eines erfolgreichen Dreijährigen träumt von Besserem. Vom Sieg im Deutschen Derby etwa. Klassische Ambitionen stehen im Mittelpunkt unserer Kolumne Derby-Watch, die bis zum Deutschen Derby Anfang Juli in Hamburg laufen wird. Bis dahin begleiten wir die Szene mit allem Wissenswerten.

In Bremen, Düsseldorf, Hoppegarten und Köln zeigte sich der klassische Jahrgang über die Osterfeiertage. Los ging es am Karfreitag in Bremen – traditionell einziger Veranstalter an diesem Tag, weil am stillen Feiertag Karfreitag in anderen Bundesländern keine Renntage erlaubt sind.
Eines der besten deutschen Pferd aller Zeiten gibt neuerdings den Namen: Acatenango Derby Trial nennen die Bremer ein Sieglosen-Rennen für Dreijährige über 2200 Meter, das schon lange am Karfreitag gelaufen wird. Manche Gewinner spielten später eine führende Rolle im Jahrgang, Adlerflug und Wiener Walzer siegten sogar im Derby.
In beiden Fällen hieß der Trainer Jens Hirschberger – damals allerdings für das Gestüt Schlenderhan. Diese Verbindung ist längst Vergangenheit, aber Berghain, der Sieger 2016, weckte Erinnerungen. Auch bei seinem Besitzer: Dieser stellte einst mit Ransom O’War den Zweiten im Derby – 2003 war das hinter Dai Jin.
Was die Form auf schwerem Bremer Boden wert ist? Der Kolumnist ist bei diesen Bodenverhältnissen immer ein wenig skeptisch. Jedenfalls wählte Alexander Pietsch die kürzere Route innen, während der Rest des Feldes wegen des angeblich besseren Geläufs nach außen tendierte. Die richtige Entscheidung traf Pietsch, die anderen – darunter Medici, Tipp des Kolumnisten, – blieben außen quasi stecken. An fehlendem Stehvermögen wird Berghain nicht scheitern.

Talent und Kampfkraft
Düsseldorf setzte den Rennreigen am Ostersamstag fort. Potenzielle Hamburg-Kandidaten gab es im Preis der Haaner Felsenquelle zu sehen und hier waren alle Augen auf den Schiergen-Schützling Bora Rock gerichtet, der als 19:10-Favorit ins Rennen ging. Doch das Pferd des Gestütes Ammerland ließ auf der Zielgeraden erschreckend nach und wurde Letzter auf dem schweren Boden. Der Sieg ging an das zweite Pferd mit einer Derbynennung: Dschingis Secret wurde mit zunehmender Distanz immer besser. Trainer Markus Klug hat durchaus das Derby „für ihn im Auge“. Immerhin kostete der Soldier Hollow-Sohn 200 000 Euro als Jährling. Der Besitzer lebt in Hongkong, sein Trainer „hat noch nie ein Wort mit ihm gesprochen.“
In Hoppegarten ging es am Sonntag weiter. Dort sahen die Besucher mit Night Music eine hochtalentierte Kandidatin für den Preis der Diana, das Derby-Pendant für die Stuten. Bei den Hengsten gewann im Preis von Birkenstein Boscaccio, ein Mount Nelson-Sohn trainiert von Christian Sprengel und bereits nach seinem Debüt-Sieg 2015 vielgewettet für das Derby 2016. Es war ein souveräner Erfolg über 1800 Meter, die Güte der Form ist noch schwer einzuschätzen.

Demut und Freude
Aber wie so häufig im Leben gibt eine Geschichte hinter dem Sieger. Boscaccio wurde in seiner Anfangszeit von Norbert Sauer trainiert, dem im letzten Jahr so plötzlich verstorbenen Dortmunder Trainer. Sauer hatte früh das Talent des Hengstes erkannt. „Das macht mich und meine Mitbesitzer demütig und irgendwie froh zugleich“, sagte Mitbesitzer Rainer Hupe bei der Siegerehrung.
Zum Abschluss geht unsere kleine Oster-Reise nach Köln. In der Dreijährigen-Prüfung über 1600 Meter sahen die Besucher mit Double Dream eine hochtalentierte Stute, die noch einiges bewirken sollte. Für unsere Kolumne aber ist die Prüfung mit dem schönen Namen „Preis von dein Schrank.de“ interessanter.
„Er besitzt eine tolle Mentalität, hat einen Super-Kampfgeist. Ich habe ihn für das Derby und die Union genannt. Das nächste Ziel muss ich nun mit dem Besitzer absprechen“, meinte Trainerin Yasmin Almenräder über den Sieger Zirconic Star, der nach hartem Kampf gegen den Schiergen-Schützling Weltmeister siegte. Dabei hatte der bildhübsche Schimmel vielleicht einen kleinen Konditionsvorteil von seinem Erfolg auf der Dortmunder Allwetterbahn, doch bei beiden Pferden bin ich gespannt, wie ihre weitere Karriere aussieht.