Dienstag, 1. März 2016
Der Zauber der Dortmunder Südtribüne
Es waren magische zehn Minuten, die Zeit zwischen Spielminute 80 und 90 beim Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und der TSG Hoffenheim. In dieser Zeit drehte die Borussia noch die Partie gegen die tapferen Gäste und machte aus einem 0:1-Rückstand noch einen 3:1-Sieg. Es sind diese Momente, die eindrucksvoll beweisen, warum Fußball live vor Ort ganz was anderes ist als zuhause vor dem Fernseher.

Natürlich ist nicht alles toll an so einem Sonntagabend im Signal Iduna Park, dem einstigen Westfalenstadion. Aber wenn mich jemand fragen würde, was er unbedingt mal im Fußball erleben soll, dann würde ich antworten: Diese letzten zehn Minuten auf der Südtribüne, dieser gigantischen Kultstätte des Fan-Daseins. Es ist ein einzigartiges emotionales Auf- und ab, die ganze Tribüne möchte quasi den Ball ins Tor befördern.
Die Zuschauer feuern an, schreien, pfeifen, schimpfen und jubeln. Wildfremde Leute fallen sich in die Arme, die das im Leben außerhalb des Fußballs nicht machen würden. Die Heimspiele des BVB sind eine der wenigen Orte, an denen sich alle Schichten der Gesellschaft treffen. Und das ist schön so.
Für viele Bosse des Fußballs, die meinten, Steh- durch teuere Sitzplätze ersetzen zu müssen, muss das wie ein heftiger Schlag ins Gesicht wirken. Ohne die Südtribüne wäre das Dortmunder Stadion so öde wie viele englische Arenen. Fußball ist für alle da.
Dabei sah es am Sonntag gegen Hoffenheim lange nicht gut aus. Der Dorfklub, auf der Beliebtheitsskala vieler Dortmunder Fans ganz unten, präsentierte sich taktisch sehr ausgereift und wahrlich nicht wie ein Abstiegskandidat. Zur Pause führten die Gäste nicht unverdient, der BVB hatte aus dem Spiel in Halbzeit 1 keine einzige Torchance und wirkte müde.
Nach der Pause machte der eingewechselte Gündogan das Spiel der Borussia schwungvoller. Das Spiel kippte nach dem Platzverweis des Gäste-Kapitäns Rudy, Dortmund erarbeitete sich beim Sturmlauf auf das Tor vor der Südtribüne Chancen im Minutentakt. Und schaffte in den letzten Minuten die Wende.