Die Mutter aller Festivals

Cheltenham Festival 2009 Review - best racing... von robertobhro
Starke Bilder: Tolles Video von Florian Christoph

So langsam laufen alle heiß: Noch fünf Tage bis zum Cheltenham Festival, dem ultimativen Treffen der besten Hindernisrennen aus England und Irland. Wahnsinn, welchen Aufwand Medien und Buchmacher auf der Insel treiben, um das Festival zu promoten. Panels in verschiedenen Orten mit Experten und Aktiven, Cheltenham-Sonderseiten wie diese von Attheraces und selbstverständlich wird im Netz diskutiert, zum Beispiel bei Facebook hier. Da heißt es fast schon kühlen Kopf bewahren. nurpferdeundfussball beantwortet die wichtigsten Fragen zum Cheltenham Festival 2014 (11. bis 14. März).

Warum sind alle so aufgeregt?
Fußballer haben ihre Meisterschaften, andere Sportler haben ihre Olympiade und Freunde des gepflegten Hindernissports in England und Irland haben Cheltenham. Dort trifft sich die sportliche Elite, es ist zweifellos der Höhepunkt der Saison. Mein Tipp für Newcomer: Einfach mal die Reaktionen nach dem Rennen beobachten. Die Jockeys gratulieren ihrem siegreichen Kollegen, der Triumphmarsch des Siegers in den Absattelring, glückliche Trainer und noch glücklichere Besitzer. Nirgendwo lösen Siege solche Emotionen wie beim Festival aus - na ja fast nirgendwo.

Wer sind die Superstars 2014?
Zum Beispiel Hurricane Fly, der den dritten Erfolg in der Champion Hurdle anpeilt. Dann natürlich Quevega in der OLBG Mares Hurdle (das Rennen kann sie zum sechsten Mal gewinnen). Annie Power soll jetzt in der World Hurdle laufen und damit kommt es zum Duell mit dem Seriensieger Big Bucks im zweiten Start nach dessen Verletzungspause.
Bobs Worth möchte seinen Titel im Cheltenham Gold Cup verteidigen. Sire De Grugy war eine der Entdeckungen in dieser Saison in den Zwei Meilen-Jagdrennen und geht als Favorit in die Queen Mother Champion Chase.

Wer fehlt?
Sprinter Sacre, das herausragende Pferd der letzten Jahre in den Zwei-Meilen-Jagdrennen. Keiner gewann so souverän wie der Network-Sohn über diese Strecken. „Im fehlt noch etwas die alte Brillianz nach seinen Herzproblemen“, sagte Trainer Nicky Henderson.
Vermisst wird zudem Cue Card, der Stolz von Trainer Colin Tizzard und mehrfache Cheltenham-Sieger (im letzten Jahr Triumphator in der Ryanair-Chase). Er muß wegen
Muskelzerrungen im Rücken
pausieren.

Wird es das große Willie Mullins-Festival?
Eigentlich fährt der irische Champion-Trainer in jedem Jahr mit einer starken Besetzung zum Festival. Aber in diesem Jahr scheint er noch einmal aufgerüstet zu haben. Hurricane Fly, Quevega, Anne Power, Champagne Fever, Vautour usw. – in vielen Rennen stellt Mullins den Vorabfavoriten. Bei den Buchmachern ist Mullins deutlicher Favorit, wenn es um den Titel „erfolgreichster Trainer des Festivals“ geht.
Willie Mullins spricht über seine Starter


Welche Trainer sind noch zu beachten?
Natürlich die beiden englischen Top-Trainer Paul Nicholls und Nicky Henderson. Beide sind Meister daran, ihre Pferde auf den Punkt genau vorzubereiten. Nicholls schickt unter anderem den Ex-Schlenderhaner Irving als Mitfavoriten in die Supreme Novice Hurdle.
Der Henderson-Stall hat bislang für seine Verhältnisse eine relativ ruhige Saison gehabt, neben den Stars wie Bobs Worth und My Tent or Yours schaue ich auch verstärkt auf die Handicapper des Quartiers, denn die meisten könnten noch etwas Spielraum haben.
Meine besondere Empfehlung sind aber die Pferde von Trainer Mouse Morris aus Irland. Der Mann schickt eigentlich nur gut präparierte Starter zum Festival. Ansonsten gilt es, sich in gute Stallformen reinzuhängen.

Highlights des Festivals?
Eigentlich ist jedes Rennen in Cheltenham ein Höhepunkt. Aber die Champion Hurdle am Dienstag setzt noch mal einen drauf: Der „alte“ Hurricane Fly trifft auf die junge Brigade The New One, My Tent or Yours und Our Conor. Das verspricht viel Spannung.
Dann die World Hurdle am Donnerstag: Annie Power gegen Titelverteidiger Big Bucks. Und am Ende triumphiert dann vielleicht doch ein anderer.

Wer sind die Favoriten dieser Kolumne?
Sofort am ersten Tag läuft Rock on Ruby in der Arkle Chase. Das Pferd liebt Cheltenham (gewann unter anderem die Champion Hurdle), präsentierte sich formverbessert beim zweiten Start in Doncaster. Die irischen Pferde mögen bessere Formen haben, aber was kann Rock on Ruby dafür, das seine Rennen quantitativ so schwach besetzt waren. Dann natürlich Our Conor in der Champion Hurdle (siehe oben).
Eigentlich ist The Giant Bolster immer in Cheltenham eine Wette wert, aber diesmal traue ich mich nicht so recht. Der Favorit und der irische Gast First Instalment (der nur läuft, wenn der Boden weich ist) sind deutlich sichere Optionen im Gold Cup. Für die Überraschung zu einem ordentlichen Kurs empfehle ich Rule the World gegen Big Bucks und Annie Power in der World Hurdle. Sein Trainer Mouse Morris ist ein schlauer Mann, der nur gut vorbereitete Pferde zum Festival schickt.

Das Problem in diesem Jahr?
Fast alle Vorbereitungsrennen fanden auf schwerem Boden statt, in Cheltenham wird der Boden wahrscheinlich weich bis gut sein. Damit sollte man viele Formen eher vorsichtig betrachten.
Die Handicaps während des Festivals sind eh’ Rätsel der höchsten Kategorie. Tipp: Mit der Stallform gehen. Damit bin ich in den letzten Jahren ganz gut gefahren. Und einfach mal nur genießen und zuschauen, wenn man keine Meinung zu einem Rennen hat (oder eh’ schon genug „verbraten“ hat).