Great Heavens auf Danedreams Spuren
Es war eine Woche der schlechten Nachrichten – nicht nur bezogen auf den Prix de l'Arc de Triomphe in Paris-Longchamp. Zuerst meldete Trainer Ed Dunlop seine famose Stute Snow Fairy ab. Dann kam am Montag die Schock-Nachricht von einer infektiösen Anämie auf der Kölner Rennbahn. Folge: Die Pferde aus den Kölner Ställen stehen unter Quarantäne und dürfen für drei Monate das Gelände nicht verlassen. Dazu zählt auch die deutsche Vorzeigestute Danedream, im letzten Jahr bekanntlich noch überlegene Siegerin in Longchamp. Und zu allem Überfluss teilte Trainer John Gosden am Dienstag noch mit, dass Nathaniel das Rennen ebenfalls verpasst. Drei meiner Favoriten und damit ist eine ganze Menge Reiz aus dem Arc. Aber die Besetzung ist immer noch gut, die Prüfung bleibt der Höhepunkt des Turf-Herbstes über die Derby-Distanz. nurpferdeundfussball stellt die wichtigsten Teilnehmer vor.

Orfevre (Besitzer Sunday Racing Co. Ltd/Trainer Yasutoshi Ikee/ Jockey Christophe Soumillon)
Der japanische Triple Crown Sieger 2011 und derzeitige Favorit bei den Buchmachern. Der Stay Gold-Sohn verdiente bereits 9,6 Millionen Euro Preisgeld und trägt die Hoffnungen einer ganzen Nation. Nur wie gut sind seine heimatlichen Formen? Sein Vorbereitungsrennen in Europa, den Qatar Prix Foy, gewann er leicht und locker gegen Meandre. Was mich stört: Orfevre gilt als schwierig, nur schwer zu beruhigen und das kann er sich gegen diese Gegner nicht leisten. Andererseits: Der Hengst ist „schlachtenerprobt“ in den japanischen Klassikern.

Camelot (Derrick Smith &Mrs. John Magnier & Michael Tabor/Aidan O’Brien/Frankie Dettori)
Das überragende Pferd des klassischen Jahrgangs in England und Irland, verpasste die Triple Crown im englischen St. Leger nach unglücklichem Rennverlauf und Ritt. Jetzt sitzt Routinier Frankie Dettori statt Trainersohn Joseph (der das Gewicht nicht reiten kann) im Sattel des englischen und irischen Derbysiegers. Aber auch für den Montjeu-Sohn gilt die Frage, wen er bislang geschlagen hat. So stark scheinen die Dreijährigen auf der Insel nicht zu sein. Diese Woche stark gewettet bei den englischen Buchmachern.



Von wegen, es regnet nie in Japan: Orfevre triumphiert im Regen im japanischen Derby.

Saonois (Pascal Treyve/J.P. Gauvin/……)
Gewann als 25:1-Außenseiter das französische Derby, das über 2200 Meter geht. Zuletzt war Saonois aber über 2400 Meter erfolgreich, als er den guten Bayrir besiegte. Zudem lief er auch immer wie ein Pferd mit viel Stehvermögen. Seine schlechtesten Formen hat der Hengst auf sehr weichem Boden, hat auf diesem aber auch schon gewonnen. Startete als Youngster in kleinen Prüfungen in der französischen Provinz, sein Besitzer ist ein Bäckermeister, der sich bislang standhaft weigert, sein Pferd zu verkaufen..

Shareta (H H Aga Khan/Alain de Royer-Dupre/…..)
Im letzten Jahr sensationelle Arc-Zweite als 66-1-Chance. In diesem Jahr ist die Stute offenbar weiterhin verbessert (denkt auch ihr Trainer), überzeugende Erfolge im Prix Vermeille und den Yorkshire Oaks. Das waren aber reine Stutenrennen, gegen die Hengste hängen die Trauben höher. Dennoch eine sehr interessante Teilnehmerin.

Sea Moon (Khaled Abdulla/Sir Michael Stoute/….:)
So richtig bewiesen, dass er Gruppe 1-Format hat, hat Sea Moon noch nicht. In den King George hatte er letztlich keine Chance gegen Danedream, Nathaniel und St. Nicholas Abbey, die Form aus den Hardwicke-Stakes war gut. Aber das war Gruppe 2. Hat schon auf schwerem Boden gewonnen,

St. Nicholas Abbey (Derrick Smith &Mrs. John Magnier & Michael Tabor/Aidan O’Brien/Joseph O’Brien)
Die größte Stunde von St. Nicholas Abbey schlug im November 2011, als er in Churchills Down den Breeders`Cup Turf gegen Sea Moon gewann. In diesem Jahr eigentlich immer ordentlich gelaufen, gegen Frankel über 2000 Meter in York gab es natürlich keine Opposition. Besonders der Schlussakkord als Dritter im King George sah ganz gut aus.

Masterstroke (Godolphin SNC/Andre Fabre/…)
Stark verbesserter Monsun-Sohn, dessen beste Leistung zuletzt der Erfolg im Grand Prix de Deauville war. Auf so gute Gegner traf er allerdings noch nie, er muss sich noch um einiges steigern. An seiner Verwandtschaft sollte er nicht scheitern: Die Mutter Melikah stammt aus der Arc-Siegerin Urban Sea und ist damit Halbschwester unter anderer zu Sea The Stars (Arc-Sieger 2009) und Galileo. Großvater Lammtarra triumphierte 1995 im Arc.

Meandre (Rothschild Family/Andre Fabre/….)
Im Juli siegte der Fabre-Schützling leicht im Großen Preis von Berlin in Hoppegarten, immerhin auch ein Gruppe 1-Rennen. Aber das war nur der Aufgalopp für den Arc, im letzten Vorbereitungsrennen Zweiter hinter Orfevre. Hochinteressanter Starter zu einem attraktiven Preis.

Bayrir (H H Aga Khan/Alain de Royer-Dupre/…)
Nachgenannter dreijähriger Hengst, noch sehr wenig geprüft, aber schon Gruppe 1-Sieger in den USA. Die Form ist nur schwer einzuschätzen, schon eher der zweite Platz hinter Saonois, den er am Sonntag wieder trifft. So recht kann ich mir eine Formumkehr nicht vorstellen.

Great Heavens (Rothschild Family/John Gosden/William Buick)
Nachgenannte dreijährige Halbschwester von Nathaniel. Bislang eher wenig geprüft, beste Leistung war der Sieg in der irischen Oaks in The Curragh auf weichem Boden. Das war aber schon Ende Juli, so richtig bestätigt wurde die Form auch nicht, dreijährige Stuten haben jedoch eine sehr gute Bilanz in dem Rennen. Ihren Boden hat sie auch.

Urteil
Der Boden in Longchamp wird wahrscheinlich weich sein und da habe ich etwas Bedenken bei meinen ursprünglichen Tipps Shareta und Meandre. Warum also nicht die Nathaniel-Halbschwester Great Heavens mit dem leichten Gewicht? Die Stute kann den Boden, der Kurs lohnt sich und der Stall von Trainer Gosden ist sehr gut in Form. Natürlich muss sie sich weiter steigern.