Nur die öffentlich-rechtliche Deutschtümelei nervt
Die olympischen Sommerspiele in London dominieren derzeit die öffentliche Wahrnehmung. Bei mir persönlich rückt da sogar ein Galopp-Festival wie Glorious Goodwood etwas in den Hintergrund. Es ist Olympia, die Jugend der Welt misst sich im Wettkampf und auch wenn man nicht mehr zu Letzterer gehört, ist das doch für 14 Tage eine willkommene Abwechslung. Zumal man Sportarten erlebt, die man sonst eben nicht erlebt.
ARD, ZDF und Eurosport übertragen bis zum Umfallen, leider nutzen die Öffentlich-Rechtlichen nicht ihre Digitalkanäle für zusätzliche Angebote. Dafür gibt es im Internet entsprechende Streams und nach anfänglichen Pannen laufen zumindest die Streams des ZDF meist tadellos. Die ARD vermasselte das schon am ersten Tag mit langen Ladezeiten – sehr peinlich. Inzwischen funktionieren die Streams aber auch.

Live oder nicht live
ARD und ZDF haben viel Prügel bekommen, weil sie in ihrer Sendung nicht genau kennzeichnen, was denn live ist oder nicht. Das ist allerdings schwierig, wenn ich zeitgleich mehrere Entscheidungen habe und alle in der Sendung haben möchte. Also etwas zu viel der Aufregung – verständlich ist die Kritik aber dennoch, zumal die Öffentlich-Rechtlichen bei der Fußball-EM die UEFA kritisiert hatte, weil ihr Broadcaster nicht Live-Bilder in die Übertragung geschnitten hatte.
Viel schlimmer finde ich jrdoch diese übertriebene „Deutschtümelei“ in der Berichterstattung. Es zählen nur deutsche Medaillen, Top-Leistungen anderer Länder fallen durchs Raster. Besonders schlimm war es auf beiden Kanälen an den ersten Tagen, als die deutschen Medaillen noch fehlten. Das grenzte teilweise schon an Hysterie, am meisten nervte ARD-Schwimmexperte Tom Bartels, der schon fast den Untergang herbei rief, bevor dann Paul Biedermann mit einer guten Leistung über 200 Meter Freistil die Gemüter beruhigte. „Trauerberichterstattung“ schrieb die Süddeutsche Zeitung. Ebenfalls schlimm: Expertin Franziska von Almsick, die Meisterin der Phrasen.
Ansonsten aber fällt mein Fazit so schlecht nicht aus. Weil an vielen Orten die Stimmung toll ist und die Engländer ein hervorragendes Sportpublikum sind, die auch Leistungen anderer Athleten würdigen. Wenn ich zum Beispiele sehe, was an der Ruderstrecke los ist – grandios.

Große Momente
Es gibt einige Sportarten, die haben bei mir richtig an Achtung gewonnen. Tischtennis zum Beispiel ist ein schneller, spannender und artistischer Sport. Oder Badminton: Das habe ich selber mal hobbymäßig gespielt; aber ich habe noch nie die Top-Leute gesehen. Wie die die Bälle schlagen, wie viel Spin diese bekommen. Da staunt der Laie nur.
Am Montag habe ich mir drei Stunden lang die Geländeprüfung in der Vielseitigkeit im Stream angetan. Zwar etwas langatmig, aber großen Respekt an Ross und Reiter, was diese leisten. Selbst Tennis – ein Sport, den ich zu Zeiten eines Boris Becker nie groß gemocht habe – punktete. Angelique Kerber gegen Altmeisterin Venus Williams am Dienstag war hochdramatisch, nur etwas laut, weil beide Spielerinnen so laute Geräusche beim Ballwechsel machten.
Natürlich gibt es immer noch ein paar Sportarten, mit denen ich nichts anfangen kann. Zum Beispiel Turnen, besonders bei den Frauen oder sagen wir lieber Kinder, weil die meisten Teilnehmerinnen aussehen wie 12. Früher war das in totalitären Staaten wie der damaligen UdSSR, Rumänien oder China ganz groß angesagt, inzwischen finden das auch die Amerikaner ganz toll. Und die Engländer ebenfalls...