März-Wahnsinn im Signal Iduna-Park
Seit fast 40 Jahren gehe ich in das Westfalenstadion/den Signal/Iduna-Park, aber an so ein Wahnsinnspiel wie zwischen Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart kann ich mich nicht erinnern. 4:4 endete die Begegnung. Dabei sah nach 49 Minuten alles nach einem weiteren Dortmunder Sieg und einem entspannten Wochenende mit der Hoffnung auf einen Bayern-Patzer aus. 2:0 hieß es zu diesem Zeitpunkt, der BVB zauberte gegen gar nicht mal so schlechte Stuttgarter einen Hochgeschwindigkeits-Fußball der Kategorie Wahnsinn auf den Rasen. Nur die Chancenauswertung ließ zu wünschen übrig.
Was dann aber kam, war schlichtweg unbegreiflich. Der Gast aus Schwaben drehte auf einmal das Spiel und schoss von Minute 70 bis 80 drei Tore. Einmal Ibisevic, zweimal Schieber und der VfB führte 3:2. Besonders beim zweiten Tor lieferte die BVB-Abwehr eine wahre Slapstickeinlage. Ausgerechnet Schieber, der so lange verletzt war und erst einmal in dieser Spielzeit traf.
Auf der Tribüne wird es fast fatalistisch. Der Block, indem, ich auf der Südtribüne stehe, könnte früher auch auf der alten Nordtribüne gewesen sein. Will sagen: Die Zahl der Zweifler und Schwarzseher ist relativ hoch, gerade in solchen Situation neigen manche zu Extremmeinungen. Selbst ich denke, dass das ganze Gerede mit dem Termin für die Double-Feier nach Meisterschaft und Pokal doch reichlich übertrieben war. Noch ist nämlich nichts gewonnen.


Herr Gentner hatte das letzte Wort
Doch es kam wieder Leben ins Stadion, die Zuschauer trieben den BVB an. Und zum Glück hat Borussia eine Mannschaft, die sich so schnell nicht geschlagen gibt. Mats Hummel, der smarte Rhetoriker, trifft für seine Stürmerkollegen. Und dann macht der eingewechselte Ivan Perisic nach 87 Minuten das 4:3 und stürzt das Stadion in einen kollektiven Jubeltaumel, wie ich ihn noch nie erlebt habe.
Dann kommt die Nachspielzeit. Auf der Tribüne pfiff inzwischen alles, was Schwarz-Gelb trägt. Schiedsrichter Weiner soll endlich abpfiffen. Das macht er dann auch, doch vorher traf Gentner für den VfB zum 4:4 – wieder nach einer ziemlichen Dortmunder Slapstickeinlage. Wahnsinn! Auf der Tribüne herrscht eine Mischung zwischen Wut und Staunen, aber Kompliment an beide Teams. Das war ganz großer Fußball und wenn ich einem Unbeteiligten die Faszination der Sportart erklären müsste, dann würde ich ihm dieses Spiel zeigen. Deutscher Meister wird dennoch nur der BVB.