Schöner Tribut der Herzblutborussen an Stephane Chapuisat
„Legendäre Legionäre“ heißt es seit einiger Zeit im Fachmagazin kicker. Diese Woche interviewte das Zentralorgan des Deutschen Fußballs Stephane Chapuisat. Für die jüngeren: Der Schweizer Stürmer spielte von 1991 bis 1999 bei Borussia Dortmund und erzielte in 228 Bundesligaspielen 106 Toren. Damit liegt er – gemeinsam mit Ailton – auf Rang 3 der erfolgreichsten ausländischen Torschützen in der Bundesliga. Nur Claudio Pizarro (150 Tore) und Giovane Elber (133 Tore) waren noch besser.
Leider gibt es das Interview nur in der gedruckten Version des kickers, online findet sich nur dieser Ausschnitt. Aber ich finde es auch etwas enttäuschend, jedenfalls waren manche Folgen der Vorwochen – zum Beispiel das Gespräch der Vorwoche mit dem ehemaligen Kölner Roger van Gool – deutlich ergiebiger.
Das mag aber auch daran liegen, dass Chapuisat eigentlich nie der große Interviewpartner war und in seiner aktiven Zeit um die meisten Journalisten einen großen Bogen machte. „Der Mann für die dicken Schlagzeilen war ich nie“, sagt er selbst im Gespräch.
Chapuisat spricht unter anderem über die damalige Rivalität mit dem FC Bayern. Da gab es nicht nur den legendären Kung-Fu-Tritt von Oliver Kahn, auch Mehmet Scholl klebte „Chappi“ 1996 eine und regte sich darüber auf, dass Chapuisat wie ein „Lämmchen aussehe“, aber seine Kontrahenten dauernd kneife, anspucke und in den Rücken trete.
Fressen oder gefressen werden
Ja, der gute Mehmet, er firmierte bei allen technischen Qualitäten auch immer in der Kategorie Heulsuse. „Wer als Stürmer provoziert wird, muss sich wehren. Ein Stürmer muss sich wehren. Sonst wird er gefressen“, sagt der Schweizer im kicker-Gespräch.
Fakt ist jedenfalls, dass Chapuisat einer der besten Stürmer war, den ich je im schwarz-gelben Dress gesehen habe. Vielleicht war Manfred Burgsmüller ähnlich schlitzohrig, aber „Chappi“ war schon eine Hausnummer. Technisch unheimlich versiert, wirkte sein Spiel von der Tribüne aus immer etwas behäbig. Dabei war er richtig antrittsschnell, nur kam das nie so rüber. Und Chappis Tore sahen immer nach Stil aus, manche Erfolge wirkten sogar richtig elegant.
Zudem stand er häufig einfach nur richtig, verfügte über den berühmten Torinstinkt – etwas, was ein Spieler nicht lernen kann. In dieser Form habe ich das erst wieder bei Lucas Barrios gesehen, der einen ähnlichen Torriecher hat.
„Wir hatten mehr Spieler, die den Unterschied ausmachen konnten. Das Team ist heute vor allen als Mannschaft stärker“, antwortet Chapuisat auf die Frage, ob das „Dortmunder Starensemble von damals gegen die Dauerrenner von heute eine Chance hätte.“ Aber er räumt auch ein, dass solche Vergleiche hinken.
Und ich rege mich wieder über den Begriff „Dauerrenner“ auf. Weil die aktuelle BVB-Mannschaft zwar viel läuft, aber auch hervorragend spielt – zu sehen am Samstag gegen Hoffenheim. Die ersten 60 Minuten waren brilliant – läuferisch und spielerisch. Nur mit blinder Athletik werden keine Spiele gewonnen, der Begriff Dauerrenner suggeriert das aber.