Besuch aus dem schönen Hoffenheim
Die Angst geht um beim einstigen Dorfverein, selbst Macher Dietmar Hopp ist besorgt. „Hoffentlich gehen wir am Samstag in Dortmund nicht unter. Dann wird es wackelig“, fürchtet der Gründer des Software-Giganten SAP und Sponsor von 1899 Hoffenheim. Hopps Bedenken wirken nicht ganz deplaciert: Der einstige Torjäger Vedat Ibisevic nach Stuttgart verkauft, der Rückrundenauftakt gegen Hannover schwach, die Leistungen davor auch nicht gerade überragend – Zuversicht manifestiert sich anders.
In der Tabelle sieht es mit Platz 8 rechnerisch nicht schlecht aus, zumal es nur sechs Punkte Rückstand auf die Euro League-Position 6 sind. Andererseits: Auf den Relegationsplatz 16 sind es jedoch auch nur sechs Punkte Vorsprung. Kein Wunder, dass Trainer Holger Stanislawski gegensteuert. „Ich habe das Gefühl, dass dieser Verein schon untergegangen ist", erklärte er am Donnerstag.
Am Samstag geht es nun nach Dortmund zum BVB, dem mit dem 5:1 beim HSV ein Rückrundenauftakt nach Maß gelang. Es ist ein Duell mit einigem Zündstoff: 1899 Hoffenheim ist für viele Dortmunder Fans ein rotes Tuch und nach Schalke vielleicht der meist verhasste Klub der Bundesliga.
Besonders nach den Vorfällen aus dem Hinspiel in Sinsheim: Natürlich ist es geschmacklos, die Mutter von Dietmar Hopp zu verunglimpfen. Die Revanche mit dem schönen Namen „Pieepgate“ war aber auch nicht die feine Art. Das letzte Wort ist darüber zudem noch nicht gesprochen.

Der Traum eines jedes Sponsors
Kaum ein deutscher Verein ruft so viel Zorn in Fankreisen hervor wie der einstige Dorfverein, der mit den Geldern des erfolgreichen Unternehmers Hopp den Sprung von der Kreisliga bis in die Bundesliga schaffte. Viele Argumente – zum Beispiel dieses Gastautors vom BVB-Fanportal schwatzgelb.de – unterschreibe ich sofort, aber manches ist leider auch ziemlich weg von der aktuellen Welt des Profifußballs.
„Wettbewerbsverzerrung“ zum Beispiel klingt plausibel, aber auch naiv: Der gesamte professionelle Fußball ist eine einstige Verzerrung, der Starke frisst dort oftmals mit fremden Geld den Schwachen. „Financial Fairplay“ klingt schön; ich hoffe, dass die Bemühungen der UEFA Erfolg haben. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die UEFA zum Beispiel Real Madrid aus Gründen des Financial Fairplays die Teilnahme an der Champions League verhindert.
Jedenfalls ist Hoffenheim zwar ein ziemlicher Plastikklub, aber es gibt viel schlimmere Zeitgenossen als Dietmar Hopp, die ihr Geld in Fußballvereine stecken – dieser zum Beispiel.
Sportlich ist die einstige TSG ein richtiger Angstgegner für den BVB. Gegen keinen andere Mannschaft hat Borussia in der Klopp-Ära so eine schlechte Bilanz. Im letzten Gastspiel in Dortmund hielt Hoffenheim lange Zeit ein 1:0, spielte eine Halbzeit ganz stark, stellte sich danach aber nur noch in die Defensive und kassierte den verdienten Ausgleich durch einen Freistoß von Antonio da Silva in der Nachspielzeit. Danach spielten sich unglaubliche Jubelszenen auf Dortmunds Südtribüne ab.
Zweimal Platz 11, einmal Platz 7 lautet die Hoffenheimer Bilanz nach drei Jahren Bundesliga. Eigentlich nicht schlecht, musste der Verein als Aufsteiger doch nie gegen den Abstieg kämpfen. Dennoch herrscht Ernüchterung im Jahr 4. Viele erinnern sich an das erste Halbjahr der Saison 2008/2009, als 1899 mit Trainer Ralf Rangnick und spektakulärem Fußball die Liga rockte und lange Zeit Tabellenführer war. Einer der herausragenden Spieler hieß Vedad Ibisevic, der traf damals wie er wollte. Seine Sturmkollegen hießen Demba Ba und Obasi – beide sind inzwischen nicht mehr in Hoffenheim. Ibisevic verletzte sich zudem schwer in der Winterpause; in der Rückrunde endete dann auch der Hoffenheimer Höhenflug sehr schnell.

Nachtrag 27.1.
Großer Imageschaden: Dietmar Hopp im Interview mit Der Westen, dem Online-Portal der WAZ-Gruppe.