Epsom Derby: Der nächste Freudentag für die Royals?
Es wäre so eine schöne Geschichte: Carlton House, das Pferd der englischen Queen, gewinnt das englische Derby auf der Galoppprennbahn in Epsom. Doch Schrecksekunde am Dienstag: Der Hengst verletzte sich leicht, nach einem Galopp am Donnerstag gab es aber grünes Licht für den Start. Und der wird kein Spaziergang, denn die Gegner am Samstag sind durchaus nicht schlecht. Nur der große Frankel läuft nicht, den lässt Trainer Henry Cecil leider auf der Meile. Die chancenreichsten Kandidaten im Überblick.

Carlton House (Trainer Michael Stoute): Überzeugender Gewinner der Dante Stakes in York. In der wichtigsten englischen Derbyvorprüfung schlug er unter anderem Seville. Das sah schon nach Rennpferd aus, wie Carlton House trotz aller Unreife in York siegte, zumal er am Anfang noch ziemlich stark pullte. Zudem hatten die Stoute-Pferde zu diesem Zeitpunkt noch wenig Form. Im Stall von Sir Michael Stoute galt er schon früh als Derbykandidat. Sein Trainer weiß einen Derbykandidaten punktgenau vorzubereiten. So hat bereits fünf Derbies gewonnen, unter anderem mit Workforce im letzten Jahr. Leichte Bedenken gibt es noch, ob Carlton House nach Abstammung das nötige Stehvermögen über 2400 Meter besitzt.

Pour Moi (Andre Fabre): So etwas wie das „talking horse“ der letzten Tage, zumal er offensichtlich eine beeindruckende Arbeit auf der Derbybahn in Epsom absolviert haben soll. Andre Fabre, 19facher französischer Championtrainer, schickt den Sohn von Montjeu an den Start und „hält ihn für seine beste Chance, das englische Derby jeweils zu gewinnen“. Zuletzt triumphierte Pour Moi in einem Gruppe 2-Rennen in Saint-Cloud und zeigte dabei grandiosen Speed (siehe unten). Mit Mickael Barzalona sitzt einer der zukünftigen Top-Jockeys im Sattel.


Kommt ein Pur Moi angeflogen: Der Sieg des Fabre-Schützlings im Prix Greffulhe, Platz 3 ging an Vadamar

Recital (Trainer Aidan O’Brien): Der kürzeste im Wettmarkt aus dem O’Brien-Quartier. Recital gewann das Derrinstown Stud Trial in Leopardstown gegen den Stallkameraden Memphis Tennessee. Zweijährig war er bereits auf schwerem Boden im Grand Criterium de Saint Cloud erfolgreich. Sein Pilot heißt wieder Kieren Fallon; kaum jemand ritt früher den schwierigen Derby-Kurs in Epsom so gut wie Fallon, der zudem einst als Stalljockey große Erfolge mit O’Brien feierte. Alerdings steht noch gar nicht fest, ob Fallon ihn überhaupt reiten darf. Etwas Bedenken, ob Recital mit dem Epsom-Kurs zurechtkommt, habe ich schon, so wie er in Leopardstown lief.

Seville (Trainer Aidan O’Brien): 2. hinter Carlton House im Dante, 2. hinter Casamento in der Racing Post Trophy in Doncaster – bei drei seiner vier Starts belegte Seville den Ehrenplatz. An mangelndem Stehvermögen sollte er nicht scheitern.

Native Khan: (Trainer Ed Dunlop): Zeigte seine bislang beste Form als Dritter hinter Frankel in den 2000 Guineas, davor Sieger in den jedoch relativ schwach besetzten Craven Stakes. Beides Mal ging es über 1600 Meter – ob der Schimmel das Stamina für 2400 Meter hat, daran bestehen einige Zweifel. Sein Jockey Olivier Peslier glaubt aber an das Stehvermögen des Hengstes. Wenn Peslier recht hat, ist Native Khan ein sehr interessanter Starter.

Ocean War (Trainer Mahmoud Al Zarooni): Gut gesteigerter Godolphin-Hengst, gewann zuletzt trotz einiger Unreife ein Listenrennen über 2000 Meter in Newmarket. Muss sich aber steigern, vielleicht kommt das Derby für den Schimmel auch noch etwas früh.

Vadamar (Trainer Alan Royer-Dupre): Als Favorit 3. hinter Pour Moi, den er in Epsom wiedertrifft. Eine Formunkehr dürfte schwierig sein, aber wenn Vadamar mit der Bahn in Epsom zurechtkommt, könnte er alle überraschen. Lief jedes Mal wie ein großer Steher, sein Trainer verbreitet jedenfalls reichlich Optimismus.

Memphis Tennessee (Trainer Aidan O’Brien): Dritter Starter aus dem O’Brien-Quartier. Der zweite Platz hinter dem Stallgefährten Recital im Derrinstown Stud Trial in Leopardstown sah nicht schlecht aus, eine richtige Chance hatte Memphis Tennessee aber nicht. Sicherlich ein Pferd mit Potenzial, aber andere Ballydoyle-Pferde sollten bessere Möglichkeiten haben.

Treasure Beach (Trainer Aidan O’Brien): Knapper Sieger in der Chester Vase gegen Nathaniel, der eigentlich für das Derby vorgesehen war. Dennoch muss er sich steigern, andere Kandidaten haben stärkere Formen.

Masked Marvel (Trainer John Gosden): Gut gesteigerter Hengst aus dem Quartier von John Gosden. Zuletzt Sieger in einem Listenrennen gegen Namibian, der die Form aber nicht aufgewertet hat. Deutlicher Außenseiter.

Urteil
Durch seinen Trainingsstopp könnte Carlton House endlich zu einer vernünftigen Quote unterwegs sein, zumal zuletzt viel Geld auf Pour Moi und Recital floss. Das Pferd für die Überraschung ist Vadamar, gespannt bin ich auf Native Khan: Wenn er mit der Distanz zurechtkommt, könnte der Schützling von Ed Dunlop brandgefährlich sein,