Buchmacher nicht die Totengräber des Sports
Buchmacher Simon Springer schlägt zurück. Ein interessantes Interview, das da die Kollegen von Turfcast da mit dem Chef von OneXtwo führten. Weil es endlich mal Antworten aus dem Buchmacher-Lager gibt, die manche Dinge in ein anderes Licht rücken - und das von jemanden, der seit über 30 Jahren im Geschäft ist. Denn für einige Hardliner aus dem deutschen Galopprennsport gelten die Buchmacher als die Totengräber des Sports, weil ihre Wettumsätze nicht mehr in den Totalisator gehen, sondern steuerbegünstigt bei irgendwelchen Tochtergesellschaften in Kroatien oder auf Gibraltar landen und sie damit für die immensen Umsatzeinbrüche des Sports verantwortlich seien. Ein beliebter Sanktionsvorschlag ist der Entzug der Livebilder von deutschen Galopprennen, nach dem Motto: Ohne unsere Bilder kann er seinen Laden so und so dicht machen.
Springer hat genau dies getan: Nicht den Laden dichtgemacht, aber seit dem 1. März zeigt er keine deutschen Rennen mehr auf seiner Internetseite onextwo.com.

..die Gründe dafür:
„…..im Vergleich zum Anfang vor nunmehr fast vier Jahren, als wir die Bilder erstmalig auf unserer Internetseite gezeigt haben, hat sich der Preis mittlerweile fast verzehnfacht, ohne dass die Qualität des Produktes und das Interesse der Kunden am Produkt in auch nur annähernder Größenordnung gestiegen wäre, leider ganz im Gegenteil .“

Beispiele:
„Wir hatten am 28.2. mehr Umsatz auf Le Lion d’Angers (ohne Bilder !) als auf Dortmund. Am Sonntag davor deutlich mehr Umsatz in zwei Rennen aus St. Moritz (ohne Bilder !) als auf die Rennen in Neuss. Oder anders ausgedrückt – der Umsatz auf die Rennen in Neuss hat nicht mal 10% unseres Tagesumsatzes ausgemacht, und dies an einem Tag, wo insgesamt nach Absage aller englischen Rennbahnen das gesamte Wettangebot am Nachmittag nur aus 8 Rennbahnen bestand.“

wie sieht es im Shopbereich aus?:
„Wir prüfen derzeit, wie wir weiter verfahren werden und stehen diesbezüglich in Verhandlungen mit dem DVR. Auch bei den Bildpreisen im Shopbereich gilt das gleiche wie im Internet: die Rentabilität des Produktes und die allgemeine Entwicklung in der Branche konnte den Preisanstieg in keiner Weise rechtfertigen.“
Springer bezieht sich zwar auf die Winterrennen und mich würden mal Zahlen für den Sommer interessieren. Dennoch: Der Umsatzeinbruch im deutschen Galopprennsport resultiert nicht nur aus der Tatsache, dass die Bookies am Totalisator vorbei vermitteln. Der Wetter hat im Gegensatz zu früher die Qual der Wahl, die deutschen Rennen sind gegenüber der ausländischen Konkurrenz weniger attraktiv. Weil sie dünn besetzt sind, weil die Quoten schlechter sind…. Und gerade die jüngere Generation, die das Internet nutzt, kennt da keinen falschen Patriotismus. Ich sehe das doch selbst an meinem eigenen Wettverhalten: Fast 90 Prozent meiner Wetten mache ich in England und Irland, in Deutschland eigentlich nur noch, wenn ich selbst auf der Bahn bin. Ausnahmen sind nur die Meetings in Baden und Hamburg, wobei ich dort auch nicht jeden Renntag verfolge.

…Springer zum Vorwurf, dass die Buchmacher verantwortlich für den Niedergang des deutschen Galopprennsports sind
Die Branche, die immer wieder verteufelt wird, hat in den letzten 15 Jahren sicher mehr für den Sport getan als so mancher „Insider“, der mit in diesen Gesang einstimmt. Nichts leichter, als andere dafür verantwortlich zu machen, dass man selbst jahrelang schlecht gewirtschaftet hat und die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollte. …. Einige Rennbahnen würden heute sicher nicht mehr existieren, wäre nicht die permanente Unterstützung durch meine Kollegen und mich erfolgt, so zB. durch Jackpots, Sponsorings und das Bereitstellen eines funktionierenden Netzes von stationären Wettannahmen. Die Summe hierfür lässt sich sicherlich mit einem zweistelligen Millionenbetrag beziffern.
Da jetzt der Sport ja selbst in die „goldene“ Branche eingestiegen ist, die seit Jahren verteufelt wird, hat er nun selbst die Möglichkeit festzustellen, wie leicht sich das Geld hier verdienen lässt.