Samstag, 2. Juni 2018
Epsom Derby: Die Besten der letzten 25 Jahre
Es begann an einem Dienstag im Juni 1993 bei einem Dortmunder Buchmacher, der Sieger hieß Commander in Chief und wurde trainiert von Henry Cecil. Es war das erste bewusst erlebte englische Derby des Autors. Am Samstag ist es erneut soweit: Das Epsom Derby 2018 steht an. Zeit für eine kleine Bilanz: meine besten Derbysieger der letzten 25 Jahre. Welche Pferde das waren, lesen Sie hier.



Freitag, 1. Juni 2018
Young Rascal kann Saxon Warrior stoppen
Es ist wie so oft im englischen Derby, das am Samstag um 17:30 Uhr gestartet wird. Aidan O’Brien sattelt den klaren Favoriten Saxon Warrior und vier weitere Kandidaten. Das bietet taktisch viele Varianten. Doch nicht immer gewinnt der Meistertrainer. Starter und Chancen im Epsom Derby 2018

1. Dee Ex Bee (Trainer Mark Johnston/Jockey Silvestre Da Sousa): Sehr solides Pferd aus dem Mark Johnston-Quartier, das zweijährig schon in Epsom erfolgreich und Dritter auf zu kurzem Weg im Epsom Derby Trial (2000 Meter) war. Zuletzt noch besser als Zweiter in der Chester Vase (2400 Meter), ohne den Sieger Young Rascal gefährden können. Großer Steher, muss sich aber weiter verbessern.

2. Delano Roosevelt (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Seamie Heffernan): Galileo-Sohn aus der irischen 1000 Guineas-Siegerin Again, der bislang nur beim Lebensdebüt siegreich war. Ansonsten immer platziert, zuletzt Zweiter hinter Hazarpour im Derrinstown Stud Derby Trial in Leopardstown, machte dabei noch einige Meter gut und fing den Stallgefährten The Pentagon ab. Noch längst nicht ausgereift, vielleicht kommt das Derby zu früh.

3. Hazapour (Trainer Dermot K. Weld/Jockey Frankie Dettori): Noch relativ wenig geprüfter Sharmardal-Sohn, der sich dreijährig noch mal verbessert hat. Jedenfalls fiel das Jahresdebüt sehr souverän aus: Sicherer Erfolg im Derrinstown Stud Derby Trial gegen Delano Roosevelt und The Pentagon, diese Form macht ihn zu einem Mitfavoriten. Dermot Weld machte vor zwei Jahren Harzand zum Derbysieger.

4. Kew Gardens (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Donnacha O’Brien): Der nächste aus dem O’Brien-Stall. Schon deutlich geschlagen von Knight To Behold im Lingfield Derby Trial, auch wenn er zum Schluss noch etwas anzog. Außenseiter.

5. Knight To Behold (Trainer Harry Dunlop/Jockey Richard Kingscote): Talentierter Sea The Stars-Sohn, noch wenig geprüft. Gewann trotz Unreife von der Spitze das Lingfield Derby Trial gegen Kew Gardens. Weitere Verbesserung möglich, aber das Derby ist noch mal eine Stufe höher. Und er wird kein ungestörtes Rennen an der Spitze bekommen.

6. Masar (Trainer Charlie Appleby/Jockey William Buick): Einziger Godolphin-Vertreter, sehr gutes Pferd, Dritter in den englischen 2000 Guineas und davor überlegener Erster in den Craven Stakes, 2400 Meter sind aber neu, Vater New Approach gewann das Derby, die Mutter war über 1900 Meter erfolgreich. Andere haben dennoch bessere Referenzen.

7. Roaring Lion (Trainer John Gosden/Jockey Oisin Murphy): Beeindruckte in den Dante Stakes mit seinem Speed und distanzierte das Feld im Stile eines Klassepferdes. Zählte zweijährig zur Spitze des Jahrgangs (knappe Niederlage gegen Saxon Warrior), floppte beim Jahresdebüt in den Craven Stakes und lief dann passabel in den Guineas. Wenn er 2400 Meter auf vielleicht klebrigem Boden kann, dann ist er ein ernsthafter Sieg-Anwärter.

8. Saxon Warrior (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Ryan Moore): Der große Favorit und die Nummer 1 im O’Brien-Stall. Galt immer als Pferd für Mitteldistanzen, die englischen 2000 Guineas dienten eigentlich nur als Vorspiel. Der Sieg in Newmarket war beeindruckend, hatte vorher auch immer alles richtig gemacht – vier Starts, vier Siege. Erstmals über 2400 Meter, nach Abstammung sollte er das können. Man möchte die dreifache Krone: 2000 Guineas, Derby, St. Leger.

9. Sevenna Star (Trainer John Gosden/Jockey Robert Havlin): Starter aus dem deutschen Gestüt Ammerland, Kampfsieger im Sandown Classic Trial. Zeigte viel Kampfgeist und verdiente sich den Platz im Derby-Feld. Dennoch Außenseiter, gilt im Gosden-Stall als St. Leger-Kandidat. Weicher Boden von Vorteil.

10. The Pentagon (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Wayne Lordan): Früh gehandelt als potenzielles Derby-Pferd. Gute Leistung zuletzt hinter Hazarpour und Delano Roosevelt, dennoch ist eine Formumkehr eher unwahrscheinlich.

11. Young Rascal (Trainer William Haggas/Jockey James Doyle): Erst drei Lebensstart, dabei von Rennen zu Rennen verbessert. Die Leistung in der Chester Vase gegen Dee Ex Bee war stark, trotz Unreife und nicht optimalem Rennverlauf lief er wie ein Pferd mit Zukunft. Großer Steher, sehr gute Möglichkeiten.

12.Zabriskie (Trainer Aidan O’Brien/Jockey P.B Beggy): Größter Außenseiter aus dem O’Brien-Stall, im Sattel sitzt aber der Reiter des letztjährigen Siegers Wings Of Eagles. Nach allen Vorformen aber nur mit geringen Chancen.



Derby 1996: Shaamit mit Michael Hills triumphiert im Epsom Derby 1996. Jockey-Legende Lester Piggott hatte ihn angesagt, sein Schwiegersohn William Haggas trainierte den Hengst. 22 Jahre später soll es ihm Young Rascal für Trainer Haggas nachmachen.

Urteil
Gegen einen O’Brien-Favoriten zu spielen, zahlte sich in den letzten Jahren meistens nicht aus. Und wieder hat der Meister aus Ballydoyle mit Saxon Warrior ein Pferd mit großem Potenzial am Start. Bislang hat der Deep Impact-Sohn alles richtig gemacht, die 2400 Meter sind zwar Neuland, aber das ursprüngliche Ziel. Dennoch halte ich mit Young Rascal dagegen: Großer Steher, dessen Grenzen noch lange nicht ausgelotet sind. Dazu kommt er aus einem Top-Quartier, das seine Pferde auch auf den Punkt genau vorbereiten kann. Bester Außenseiter: Dee Ex Bee.



Montag, 28. Mai 2018
Champions League zukünftig im Pay-TV – ohne mich
Da kam schon etwas Wehmut auf: Zum letzten Mal Champions-League im ZDF, das Finale zwischen Real Madrid und FC Liverpool im Free-TV. Wobei Letzteres ja dank Rundfunk-Gebühr auch nicht korrekt ist. Jedenfalls läuft die neue Saison der europäischen Königsklasse nur noch bei Sky und DAZN und dafür muss der Interessierte Abos abschließen und extra bezahlen. Der Kolumnist verzichte erstmal.

Tolles Spiel am Samstagabend in Kiew, auch wenn es Ex-BVB-Trainer Jürgen Klopp mit seinem FC Liverpool nicht geschafft hat. Zum dritten Mal in Folge heißt der Sieger Real Madrid. Das ganz große Geld triumphiert in Fußball und seinem wichtigsten Klub-Wettbewerb. Und wer bezahlt den größten Teil der astronomischen Fußballergagen? Das Fernsehen und weil sich die teuren Rechte offenbar durch Werbung nicht refinanzieren, spielt das Pay-TV den Goldesel des globalen Fußballsports.
Auf den Seiten der UEFA gibt es eine interessante Auflistung, welche Stationen das Champions League-Finale übertragen. Es sind zum großen Teil TV-Sender, für die der Kunde extra bezahlen muss. In den großen Fußball-Nationen läuft die europäische Top-Klasse überhaupt nicht mehr im frei empfangbarem Fernsehen. England, Italien, Spanien, Frankreich – alle CL-Spiele laufen im Pay-TV. Fußball gucken in England ist eine teure Angelegenheit. Nicht nur im Stadion, sondern auch auf dem heimischen Sofa. Da nützt es wenig, wenn der englische Sender BT das diesjährige CL-Finale frei unter anderem auf youtube ausstrahlte.



Irgendwie passend: BT-Werbefigur Gareth Bale entschied das CL-Finale mit seinen zwei Toren für Real Madrid (Bild: BT sport).

Deutschland war in Sachen Champions League immer eine Art Insel der Glückseligen. Denn das ZDF übertrug immer eine Begegnung pro Spieltag. Wenn ich unbedingt BVB sehen wollte und der lief nicht im Zweiten, bin ich in die Kneipe. Da konnte ich gut mit leben.
Die meisten Spiele laufen natürlich auf Sky, Kosten derzeit mit HD-Option rund 20 Euro pro Monat im ersten Jahr, danach 40 Euro. Dazu wird DAZN kommen, kostet auch nochmal aktuell 10 Euro pro Monat. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass DAZN diesen Preis für die Champions League halten wird.
Ich finde diese Entwicklung sehr traurig. Fußball war immer etwas, was die Gesellschaft zusammenkittet – bei aller Kritik an geldgierigen Spielern, Managern und Funktionären sowie korrupten Verbänden. Ich hoffe nur, dass Pay-TV-Programme in Deutschland weiter rote Zahlen schreiben und sich Sponsoren über mangelnde Reichweite beschweren. Gab es alles schon mal in Deutschland – Kirch-Pleite in den 2000er Jahren. Der Kolumnist hat jedenfalls keine Lust, für Fußball im Pay-TV zu zahlen.