Es ist wie so oft im englischen Derby, das am Samstag um 17:30 Uhr gestartet wird. Aidan O’Brien sattelt den klaren Favoriten Saxon Warrior und vier weitere Kandidaten. Das bietet taktisch viele Varianten. Doch nicht immer gewinnt der Meistertrainer. Starter und Chancen im Epsom Derby 2018
1. Dee Ex Bee (Trainer Mark Johnston/Jockey Silvestre Da Sousa): Sehr solides Pferd aus dem Mark Johnston-Quartier, das zweijährig schon in Epsom erfolgreich und Dritter auf zu kurzem Weg im Epsom Derby Trial (2000 Meter) war. Zuletzt noch besser als Zweiter in der Chester Vase (2400 Meter), ohne den Sieger Young Rascal gefährden können. Großer Steher, muss sich aber weiter verbessern.
2. Delano Roosevelt (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Seamie Heffernan): Galileo-Sohn aus der irischen 1000 Guineas-Siegerin Again, der bislang nur beim Lebensdebüt siegreich war. Ansonsten immer platziert, zuletzt Zweiter hinter Hazarpour im Derrinstown Stud Derby Trial in Leopardstown, machte dabei noch einige Meter gut und fing den Stallgefährten The Pentagon ab. Noch längst nicht ausgereift, vielleicht kommt das Derby zu früh.
3. Hazapour (Trainer Dermot K. Weld/Jockey Frankie Dettori): Noch relativ wenig geprüfter Sharmardal-Sohn, der sich dreijährig noch mal verbessert hat. Jedenfalls fiel das Jahresdebüt sehr souverän aus: Sicherer Erfolg im Derrinstown Stud Derby Trial gegen Delano Roosevelt und The Pentagon, diese Form macht ihn zu einem Mitfavoriten. Dermot Weld machte vor zwei Jahren Harzand zum Derbysieger.
4. Kew Gardens (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Donnacha O’Brien): Der nächste aus dem O’Brien-Stall. Schon deutlich geschlagen von Knight To Behold im Lingfield Derby Trial, auch wenn er zum Schluss noch etwas anzog. Außenseiter.
5. Knight To Behold (Trainer Harry Dunlop/Jockey Richard Kingscote): Talentierter Sea The Stars-Sohn, noch wenig geprüft. Gewann trotz Unreife von der Spitze das Lingfield Derby Trial gegen Kew Gardens. Weitere Verbesserung möglich, aber das Derby ist noch mal eine Stufe höher. Und er wird kein ungestörtes Rennen an der Spitze bekommen.
6. Masar (Trainer Charlie Appleby/Jockey William Buick): Einziger Godolphin-Vertreter, sehr gutes Pferd, Dritter in den englischen 2000 Guineas und davor überlegener Erster in den Craven Stakes, 2400 Meter sind aber neu, Vater New Approach gewann das Derby, die Mutter war über 1900 Meter erfolgreich. Andere haben dennoch bessere Referenzen.
7. Roaring Lion (Trainer John Gosden/Jockey Oisin Murphy): Beeindruckte in den Dante Stakes mit seinem Speed und distanzierte das Feld im Stile eines Klassepferdes. Zählte zweijährig zur Spitze des Jahrgangs (knappe Niederlage gegen Saxon Warrior), floppte beim Jahresdebüt in den Craven Stakes und lief dann passabel in den Guineas. Wenn er 2400 Meter auf vielleicht klebrigem Boden kann, dann ist er ein ernsthafter Sieg-Anwärter.
8. Saxon Warrior (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Ryan Moore): Der große Favorit und die Nummer 1 im O’Brien-Stall. Galt immer als Pferd für Mitteldistanzen, die englischen 2000 Guineas dienten eigentlich nur als Vorspiel. Der Sieg in Newmarket war beeindruckend, hatte vorher auch immer alles richtig gemacht – vier Starts, vier Siege. Erstmals über 2400 Meter, nach Abstammung sollte er das können. Man möchte die dreifache Krone: 2000 Guineas, Derby, St. Leger.
9. Sevenna Star (Trainer John Gosden/Jockey Robert Havlin): Starter aus dem deutschen Gestüt Ammerland, Kampfsieger im Sandown Classic Trial. Zeigte viel Kampfgeist und verdiente sich den Platz im Derby-Feld. Dennoch Außenseiter, gilt im Gosden-Stall als St. Leger-Kandidat. Weicher Boden von Vorteil.
10. The Pentagon (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Wayne Lordan): Früh gehandelt als potenzielles Derby-Pferd. Gute Leistung zuletzt hinter Hazarpour und Delano Roosevelt, dennoch ist eine Formumkehr eher unwahrscheinlich.
11. Young Rascal (Trainer William Haggas/Jockey James Doyle): Erst drei Lebensstart, dabei von Rennen zu Rennen verbessert. Die Leistung in der Chester Vase gegen Dee Ex Bee war stark, trotz Unreife und nicht optimalem Rennverlauf lief er wie ein Pferd mit Zukunft. Großer Steher, sehr gute Möglichkeiten.
12.Zabriskie (Trainer Aidan O’Brien/Jockey P.B Beggy): Größter Außenseiter aus dem O’Brien-Stall, im Sattel sitzt aber der Reiter des letztjährigen Siegers Wings Of Eagles. Nach allen Vorformen aber nur mit geringen Chancen.
Derby 1996: Shaamit mit Michael Hills triumphiert im Epsom Derby 1996. Jockey-Legende Lester Piggott hatte ihn angesagt, sein Schwiegersohn William Haggas trainierte den Hengst. 22 Jahre später soll es ihm Young Rascal für Trainer Haggas nachmachen.
Urteil
Gegen einen O’Brien-Favoriten zu spielen, zahlte sich in den letzten Jahren meistens nicht aus. Und wieder hat der Meister aus Ballydoyle mit Saxon Warrior ein Pferd mit großem Potenzial am Start. Bislang hat der Deep Impact-Sohn alles richtig gemacht, die 2400 Meter sind zwar Neuland, aber das ursprüngliche Ziel. Dennoch halte ich mit Young Rascal dagegen: Großer Steher, dessen Grenzen noch lange nicht ausgelotet sind. Dazu kommt er aus einem Top-Quartier, das seine Pferde auch auf den Punkt genau vorbereiten kann. Bester Außenseiter: Dee Ex Bee.
Da kam schon etwas Wehmut auf: Zum letzten Mal Champions-League im ZDF, das Finale zwischen Real Madrid und FC Liverpool im Free-TV. Wobei Letzteres ja dank Rundfunk-Gebühr auch nicht korrekt ist. Jedenfalls läuft die neue Saison der europäischen Königsklasse nur noch bei Sky und DAZN und dafür muss der Interessierte Abos abschließen und extra bezahlen. Der Kolumnist verzichte erstmal.
Tolles Spiel am Samstagabend in Kiew, auch wenn es Ex-BVB-Trainer Jürgen Klopp mit seinem FC Liverpool nicht geschafft hat. Zum dritten Mal in Folge heißt der Sieger Real Madrid. Das ganz große Geld triumphiert in Fußball und seinem wichtigsten Klub-Wettbewerb. Und wer bezahlt den größten Teil der astronomischen Fußballergagen? Das Fernsehen und weil sich die teuren Rechte offenbar durch Werbung nicht refinanzieren, spielt das Pay-TV den Goldesel des globalen Fußballsports.
Auf den Seiten der UEFA gibt es eine interessante Auflistung, welche Stationen das Champions League-Finale übertragen. Es sind zum großen Teil TV-Sender, für die der Kunde extra bezahlen muss. In den großen Fußball-Nationen läuft die europäische Top-Klasse überhaupt nicht mehr im frei empfangbarem Fernsehen. England, Italien, Spanien, Frankreich – alle CL-Spiele laufen im Pay-TV. Fußball gucken in England ist eine teure Angelegenheit. Nicht nur im Stadion, sondern auch auf dem heimischen Sofa. Da nützt es wenig, wenn der englische Sender BT das diesjährige CL-Finale frei unter anderem auf youtube ausstrahlte.
Irgendwie passend: BT-Werbefigur Gareth Bale entschied das CL-Finale mit seinen zwei Toren für Real Madrid (Bild: BT sport).
Deutschland war in Sachen Champions League immer eine Art Insel der Glückseligen. Denn das ZDF übertrug immer eine Begegnung pro Spieltag. Wenn ich unbedingt BVB sehen wollte und der lief nicht im Zweiten, bin ich in die Kneipe. Da konnte ich gut mit leben.
Die meisten Spiele laufen natürlich auf Sky, Kosten derzeit mit HD-Option rund 20 Euro pro Monat im ersten Jahr, danach 40 Euro. Dazu wird DAZN kommen, kostet auch nochmal aktuell 10 Euro pro Monat. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass DAZN diesen Preis für die Champions League halten wird.
Ich finde diese Entwicklung sehr traurig. Fußball war immer etwas, was die Gesellschaft zusammenkittet – bei aller Kritik an geldgierigen Spielern, Managern und Funktionären sowie korrupten Verbänden. Ich hoffe nur, dass Pay-TV-Programme in Deutschland weiter rote Zahlen schreiben und sich Sponsoren über mangelnde Reichweite beschweren. Gab es alles schon mal in Deutschland – Kirch-Pleite in den 2000er Jahren. Der Kolumnist hat jedenfalls keine Lust, für Fußball im Pay-TV zu zahlen.
Manchmal denke ich, ich habe den Sport verstanden. Aber manchmal eben auch nicht. Besonders, wenn es Ergebnisse gibt, mit denen nicht zu rechnen war. So distanzierte Ancient Spirit mit einer Leichtigkeit seine Konkurrenten in den Deutschen 2000 Guineas, die niemand erwartet hatte.
„Größter Außenseiter im Feld“ hatte diese Kolumne prophezeit, auch die Wetter sahen es so. Andere Kandidaten hatten deutlich bessere Meriten als das Pferd aus dem Quartier von Jean-Pierre Carvalho. Vier Rennen brauchte der Invincible Spirit-Sohn, um seine Maidenschaft abzulegen. Allerdings war schon zu sehen, dass der Hengst Talent hat: Zweijährig beim Kölner Debüt nur von Lord Leoso geschlagen, beim ersten Jahresstart hauchdünn gegen Alinaro verloren. Nur im Preis des Winterfavoriten blieb das Ullmann-Pferd ohne Chance.
„Bessere Meilenrennen“, hatte Trainer Jean-Pierre Carvalho als Saisonziel in der Sportwelt-Stallparade genannt. Seit Montag darf sich Ancient Spirit klassischer Sieger nennen. Dabei sah es anfangs gar nicht gut aus: Der Hengst pullte ziemlich hart und das ist nie ein gutes Zeichen. Englische Kommentatoren weisen darauf immer hin. Unzählige Rennen wurden verloren, weil ein Pferd sich so seine Kraft nahm. Es ist eine Mischung aus Nervosität, Übereifer und Unerfahrenheit, an der sie scheitern.
Jockey Filip Minarik schickte den Hengst dann mit einem Schub an die Spitze und dort fand er seinen Rhythmus, galoppierte allen davon. Ancient Spirit marschierte ohne Pause: Am Ende hatte er viereinhalb Längen Vorsprung, der größte Außenseiter hatte sich gewaltig gesteigert und deklassierte ein auf dem Papier ausgeglichenes Feld. Dinge gibt es, die gibt es eigentlich nicht.
Große Minarik-Show
Es war ein schöner Tag für Jockey Filip Minarik, vielleicht der Beste in seiner Karriere. Schon mit dem beständigen Devastar hatte Minarik im Röttgen-Cup ein famoses taktisches Rennen geritten und von der Spitze aus gewonnen. In den deutschen 2000 Guineas folgte der nächste Streich.
Haben die anderen Jockeys geschlafen? Hätten sie das Tempo des Siegers mitgehen sollen? Warum sollten sie, in acht von zehn Rennen wird der Führende noch überlaufen. Es schien so, dass Minarik das Tempo zu sehr forciert hatte. Doch Ancient Spirit wurde nie müde, sein Jockey hatte die richtige Strategie gewählt.
Für meinen Geheimtipp Fajjaj bleib Platz 2, Fighting Irish wurde Dritter. Zaman, der Favorit aus dem Godolphin-Quartier, aber enttäuschte sehr, war schon vor der Zielgeraden in Nöten.
Von den deutschen Pferden machte Weltstar noch Boden gut und wurde knapp Vierter vor Außenseiter Ninario, der sich wacker schlug. Der hochgehandelte Kronprinz blieb blass, auch Julio, Wild Max und All for Arthur enttäuschten.
Für das Derby lieferte die 1600 Meter-Prüfung erwartungsgemäß wenige Erkenntnisse. Ancient Spirit hat keine Derbynennung, die 2400 Meter in Hamburg sind für den Sohn des Sprinters Invincible Spirit viel zu lang. Fajjaj und Weltstar liefen wie zwei Kandidaten, die über längere Strecken besser sind. Aber 2400 Meter?
Der nächste Hammer
Und damit ab nach Hannover. Dort ging es um Derby-Fahrkarten im Trial und auch dort gab es mit Balmain aus dem Hoppegartener Quartier von Roland Dubasz eine Überraschung. Zwar keine so große wie in Köln, denn Balmain stand deutlich tiefer am Toto .
Jaromir Safar hatte den It’s Gino-Sohn frühzeitig nach vorne geschickt, zum Schluss hatte er eindreiviertel Länge Vorsprung. Es war Balmains zweiter Start, beim Saisondebüt in Dresden landete er hinter dem Wöhler-Schützling Chimney Rock. Auch dort war er früh vorne, doch gegen den Sieger chancenlos. Die Leistung von Hannover war noch mal eine deutliche Verbesserung.
Auf den Plätzen zwei und drei landeten mit Sweet Man und Nandaleo zwei weitere wenig gewettete Pferde. Drei vorher Sieglose vorne in einer wichtigen Derbyprüfung, die immer von guten Pferden gewonnen wurde – keine Wunder, dass die Quote der Dreierwette hoch war. Was die Form wert ist? Schwer zu sagen, aber schon im Vorfeld roch es nach Überraschung. Weil das Leistungsvermögen der wenig geprüften Teilnehmer noch gar nicht eingeschätzt werden kann.
Vielleicht verdient Eclectic Bird einen Hinweis, der als Vierter noch guten Speed zeigte. Aber ansonsten waren alle Favoriten deutlich geschlagen. Zu den Geschlagenen zählte auch Capone, der Mumm dieser Kolumne. Aber er wird ein Geheimtipp blieben, galoppierte schwerfällig und ließ Fortschritte vermissen. Für das Derby reicht das nicht, nur ein Wunder kann noch helfen. Oder er macht den Ancient Spirit.