Donnerstag, 22. Februar 2018
12 Teams kämpfen um den Turf-Champion
Championship Horse Racing heißt eine neue Serie in England, die ab 2019 neue Zielgruppen für den Turf begeistern soll. Die Resonanz in der Turfwelt ist überwiegend negativ. Auch der Kolumnist hat so seine Zweifel. Aber die Serie soll ja auch neue Freunde unseres Lieblingssports anlocken.

Das Konzept: Zwölf gesponserte Firmenteams laufen in einer Serie an acht Donnerstagen auf verschiedenen Gruppe 1-Rennkursen um die Wette. Termin soll der Frühsommer sein, alle Rennen werden im TV übertragen. Sechs Handicaps mit je 12 Pferden stehen auf dem Programm, jede Prüfung ist dotiert mit mehr als 100.000 Pfund. Ein Team besteht aus 30 Pferden, einem Trainer und vier Jockeys.
Gewertet wird nach einem Punktesystem wie in der Formel 1. 25 Punkte erhält der Sieger eines Rennen bzw. sein Team, selbst ein zehnter Platz wird noch mit einem Punkt belohnt. Eine Tabelle zeigt Erfolg bzw. Misserfolg. Am Ende wird es dann einen Champion geben.
Der Initiator steht natürlich hinter seinem Konzept. „Die Zuschauer werden Fans werden und sich mit den Marken identifizieren wie nie zuvor“, meint Jeremy Wray, verantwortlich bei Championship Horse Racing. „Wir müssen Stars für den Sport und sein Prestige aufbauen", so Wray weiter. Das sei einfacher mit Personen wie Trainern und Jockeys als mit Pferden.
Hintergrund: Auch der englische Rennsport tut sich schwer, Sponsoren zu gewinnen. Die Serie sei da eine neue Chance. Eben wie die Formel 1 biete sie unter anderem, so ihr Chef, Exklusivität und permanente TV-Präsenz.

Kritik und Häme
Wie darf ich mir nun das vorstellen? Team BMW tritt gegen Team Vodafone und weitere zehn Mannschaften an, die alle Firmennamen tragen. (Die Namen der Sponsoren sind natürlich alle fiktiv). Die Zuschauer jubeln dann, wenn ihre Truppe die Nase vorn hat. Wie beim Fußball – nur das die Liebe zwischen den Fans und ihren Klubs eine andere als die zu einem Wirtschaftsunternehmen ist. Obwohl die besten Fußball-Vereine ebenfalls hochkapitalistische Profitunternehmen sind.
Die Turf-Gemeinde reagiert vorwiegend mit Kritik und Häme. „Dumme Idee“, „die Teamsport-Idee auf den Turf zu übertragen ist eine Katastrophe“ undundund – Ausschnitte aus der Diskussion im englischen Theracingforum. Auch in den sozialen Netzwerken wie Facebook stößt das Konzept auf wenig Zustimmung.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass so eine Serie in der Praxis Erfolg hat. Pferderennen haben ihren eigenen Charakter, unter anderem weil sie von Lebewesen bestritten werden. Mich stört zum Beispiel, dass die Pferde als Motoren gesehen werden. Dabei sind sie es, die Erfolg oder Misserfolg ausmachen. Ebenso schwer denkbar: Zuschauer identifizieren sich kurzfristig mit Team und Sponsor und feuern diese an.
Aber wie gesagt: Ich bin nicht die Zielgruppe. Vielleicht gibt es ja wirklich Leute, die das toll finden.



Ganz so neu ist das mit dem Team-Wettbewerb im Turf nicht: Seit 1999 gibt es den Shergar Cup, der seit 2000 in Ascot stattfindet. Sein Vorbild ist der Ryders Cup der Golfer, seit 2012 kämpfen vier verschiedene Jockey-Teams - England/Irland, Europa, Rest der Welt, Frauen – um die Trophäe, die den berühmten Galopper zeigt (Foto Ascot Racecourse).



Mittwoch, 14. Februar 2018
Wenn Stürze und Schmerzen zum Beruf gehören
Interessanter Artikel aus der englischen Racing Post: Wie fühlen sich Jockeys, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit vom Pferd fallen? Etwas, was ich als glühender Anhänger des Hindernissports schon immer wissen wollte. Autorin Katherine Fidler hat aktuelle und frühere Jockeys befragt. Ein Fazit: Hindernisjockey leben mit der Gefahr. Oder wie es Tony McCoy ausdrückt: Der Schmerz zählt zum Job.

Zuerst einmal die Fakten: Hindernisjockeys stürzen bei jedem 15. Ritt. Ihre Kollegen von der Flachen leben komfortabler, fallen nur bei jedem 265. Einsatz. Die Geschwindigkeit bei ihrem Sturz ist jedoch höher, zudem ist der Untergrund härter. Dennoch geht der Punkt klar an die Hindernisfraktion, sie leben deutlich gefährlicher. Sie sind schon harte Jungs, der Kolumnist wundert sich immer, wie schnell die Leute wieder aufstehen und den nächsten Ritt absolvieren.
„Du gewöhnst dich an das Fallen“, sagt der 20fache Champion-Jockey Tony McCoy lakonisch. „Du weißt, es wird passieren und du musst es hinnehmen, auch wenn es dir weh tut. Du kannst etwas machen, damit es dich weniger verletzt, aber der Schmerz ist Teil des Jobs.“ McCoy, vor kurzem mit einem Sir geehrt, hat in seiner illustren Karriere nicht nur viele Erfolge erreicht, sondern auch Verletzungen jeglicher Art erlitten. Er muss es also wissen.
Es gehe alles so schnell, berichtet Paul Townend, Jockey am mächtigen Willie Mullins-Stall in Irland. Auch er sagt, dass Stürze zum Geschäft gehören. Aber dann komme ein anderes Rennen, ein anderes Pferd, es ist vorbei und das Jockey-Leben geht weiter.
Klingt alles ziemlich einfach, aber die Gefahr, dass ein Jockey irgendwann so schwer stürzt, dass er seinen Beruf aufgeben muss, besteht immer. Da können die Reiter noch so gut körperlich und mental vorbereitet sein.
Ein Sturz beendete etwa die Karriere von Rodi Greene. Der Jockey fiel so unglücklich auf den Hals, dass er beinahe gelähmt war. Heute arbeitet Greene als Jockey Coach. Zu seinen Aufgaben zählt auch der Umgang mit Stürzen und Verletzungen.



Racing UK-Journalistin Lydia Hislop spricht mit Rodi Greene über seine neue Rolle als Jockey Coach

Verletzungen sind ein tägliches Risiko, glücklicherweise sind die meisten eher harmlos. Wenn es Knochenbrüche gibt, dann überwiegend an Schlüsselbein und Schulter. Im Bereich Gehirnerschütterungen sind Hindernissportler am meisten gefährdet, deutlich mehr als ihre Kollegen aus Eishockey, Rugby oder Fußball.
In Ausbildung und Schulung ist das Thema sehr präsent. So besitzt die British Racing School etwa einen mechanischen Fall-Simulator. Das Verhalten bei einem Fall, betont Dr Adrian McGoldrick, spiele eine wichtige Rolle beim Jockey-Training. Etwa, dass die Reiter die Zügel sofort bei einem Sturz loslassen. „Fitness – sowohl physisch als auch psychisch – hat dabei einen bedeutenden Effekt“, weiß der Senior Medical Officer des Irish Turf Clubs. Zu diesem Zweck haben die Jockeys etwa Zugang zu Mentaltrainern, Ernährungsspezialisten oder Physiotherapeuten.

Der Original-Text der Racing Post



Donnerstag, 8. Februar 2018
Racebets verärgert seine Kunden
Neue Regelungen in England und Irland, technische Pannen in Deutschland – Wettanbieter Racebets schafft es inzwischen, auch treue Kunden zu nerven. Das Ende einer langen Beziehung naht.

Eigentlich dachte ich im Herbst, Racebets hätte die Wende zum Besseren geschafft. Gewinne zahlte der Wettanbieter schnell aus, die englischen Streams liefen ohne Probleme und selbst die deutschen Rennen waren ohne große Schwierigkeiten zu sehen. Endlich: Denn im Frühjahr und Sommer funktionierte der Stream in Deutschland oft nicht. Das größte Desaster gab es im August bei der Diana in Düsseldorf.
Im neuen Jahr jedoch geht der Ärger wieder los. Zum Beispiel am Dienstag in Neuss. Nicht, dass ich an diesem Tag groß wetten wollte, aber etwas Rennen gucken am Abend mit einer Kleinwette ist ja auch ganz nett. Am Dienstag lief der Stream so etwa zehn Minuten zu spät. Im Klartext: Der TV-Zuschauer sah die Pferde im Führring, in der Realität waren sie aber schon längst an der Startstelle.
Ich habe mich noch gewundert, dass eine PMU-Veranstaltung nicht pünktlich ist. Verspätungen im deutschen Galopprennsport sind zwar eher die Regel als die Ausnahme, aber die Renntage mit französischer Unterstützung starten nach Plan.
Offensichtlich war es auch so, denn während die Teilnehmer am Bildschirm noch am Start kreisten, tauchte darunter schon das Ergebnis auf. Auch vor dem 5. Rennen war das Gleiche zu beobachten, ich habe mich daraufhin verabschiedet. So toll war der Renntag auch nicht.

Nur noch gucken mit Wette
Noch schlimmer finde ich allerdings eine Unsitte, die Racebets seit Januar praktiziert. Letzten Samstagnachmittag sah ich die Rennen in Sandown und Musselburgh, wette dort ebenfalls. Diese waren auf dem Racing UK-Kanal zu sehen. Dann will ich nach Irland umschalten. Die Prüfungen dort laufen auf dem anderen Kanal ATR. Früher konnte der Racebets-Kunde problemlos umschalten, diesmal konnte ich nicht gucken, weil ich für dieses Rennen keine Wette gemacht hatte. Das Beste: Dann habe ich schnell einen Euro auf den Favoriten Min gesetzt und bekomme darauf eine Fehlermeldung, dass das Video nicht geladen werden kann.
Was soll dieser Unfug? Ich kann mich erinnern, dass früher Betfair (als die noch auf dem deutschen Markt aktiv waren) es ähnlich gemacht hat. Ich habe aber keine Lust, im Stile eines Zocker-Junkies jede Prüfung zu bewetten. Zum einen möchte ich manchmal einfach nur Zuschauen wie in Leopardstown – vierbeinige Stars wie Faugheen, Min oder den bewundernswerten Edwulf sehen. Andererseits überlege ich mir schon, welche Pferde ich wette. Ich muss also nicht.
Beim anderen Kanal in England – den Rennbahnen, die von Racing UK übertragen werden – läuft es übrigens wie früher. Konto gedeckt, in den letzten Tagen gewettet oder eine Wette platziert, danach können die Rennen geschaut werden.
Die Reaktion von Racebets per Mail beantwortete die Fragen nicht. Denn Elena irgendwo aus einem Callcenter in Osteuropa (nehme ich einmal an) beschränkte sich nur auf die technischen Dinge: Google Chrome nutzen, Cache und Cookies löschen, neue Version des Flash Players herunterladen. Nichts zu den neuen Bedingungen in England, nichts zu den Pannen in Deutschland.
Jedenfalls habe ich mich nach über zehn Jahren Racebets bei pferdewetten.de registriert. Mal schauen, wie es da läuft.