Trübe Bilder vom Galopprennsport
Manchmal sind es die sogenannten kleinen Dinge, die den Renn-Fan in Deutschland ärgern. Etwa keine Bilder vom Stuten-Klassiker Preis der Diana, weil beim Wett-Anbieter Racebets der Stream ausgerechnet jetzt ausfiel. Auch sonst kann so ein Sonntagnachmittag am PC mit deutschen Rennübertragungen ziemlich nervend sein. Wenn zum Beispiel die Pferde gerade im Ziel waren, der Zuschauer sehnsüchtig auf die Wiederholung wartet, die Bilder aber in den leeren Führring des anderen Rennortes wechseln.

Es war ein schönes Rennen in stimmungsvoller Atmosphäre – der Preis der Diana, das Deutsche Stutenderby in Düsseldorf. Lacazar hieß die Siegerin, Andrasch Starke fand rechtzeitig die Lücke im wichtigsten Rennen für die dreijährigen Ladies und gewann seine sechste Diana. Für Peter Schiergen war es der vierte Erfolg in seiner Trainer-Karriere, die tapfer kämpfende Megera aus dem Quartier von Andreas Wöhler blieb mit Jim Crowley „nur“ der zweite Platz. Der Favoritin Wuheida aus dem Godolphin-Stall von Charlie Appleby wurden dann doch die 2200 Meter auf dem Grafenberg zu lang, immerhin belegte sie noch Platz 3.
20 000 Zuschauer kamen auf die Bahn und erlebten einen spannenden Renntag mit packenden Endkämpfen. Der Preis der Diana hat zudem mit Henkel einen treuen und potenten Sponsor – in Zeiten, in denen sich die schlechten Nachrichten aus dem deutschen Turf mal wieder ballen, ist das positiv. Aber warum assoziiere ich Galopprennsport in Deutschland irgendwie auch mit Dilettantismus? Dieser Begriff gilt selbstverständlich nicht den vier- und zweibeinigen Aktiven, es sind die Rahmenbedingungen, die einen nerven.
Am Sonntag gab es mal wieder keine Livebilder aus Düsseldorf beim Wettportal Racebets. Kurze Zeit funktionierten die Streams, das Zweijährigen-Rennen zu Beginn der Karte konnte noch verfolgt werden. Doch als ich zum Fritz-Henkel-Rennen, der Listenprüfung mit toller Besetzung, den Stream wieder einschalten wollte, passierte nichts. Der Bildschirm mit den Rennbildern blieb schwarz, diese Tatsache änderte sich auch nicht zum Preis der Diana.
Da steht das wichtigste Rennen für Stuten auf dem Programm und beim ehemaligen Partner des deutschen Rennsports gab es keine Livebilder. Nun wird das Racebets auch am Umsatz gespürt haben (keine Bilder, keine Wette), aber auch sonst ist das nur peinlich und ein dicker Imageschaden für den Wettanbieter. Wobei das Problem diesmal auch beim Mitbewerber pferdewetten.de nach Aussage einiger Facebook-Nutzer bestanden haben soll.
Nicht funktionierende Streams sind allerdings nicht neu, schon beim Derbymeeting in Hamburg gab es manche Wackelpartien, und auch früher blieb der Bildschirm manchmal ohne Live-Bilder von den Rennbahnen. Auf meine Facebook-Anfrage antwortete Racebets, dass man sich des Problems schon bewusst sei. Bereits seit dem Derby sei man mit dem Streaming-Partner in intensivem Kontakt, um die Probleme zu beheben. „Leider mahlen solche Mühlen, vor allem wenn es dann an externe und Partnerfirmen weitergegeben werden muss, äußerst langsam“, heißt es wörtlich. Der Wettanbieter bietet weiterhin um Geduld.
Die Antwort ist wenig befriedigend. Wenn ein Partner seine eigentliche Aufgabe – Bilder zu liefern – nicht erfüllt bzw. immer wieder Pannen auftauchen, dann ist dieser überfordert und arbeitet wenig professionell. Folge: Der Zuschauer ärgert sich und schimpft auf den unfähigen deutschen Galopprennsport.

Ohne Sinn und Verstand
Nun ist so ein Sonntagnachmittag mit den Übertragungen von mehreren deutschen Rennplätzen auch nicht unbedingt ein Vergnügen. Die Bilder sind zwar etwas besser geworden, im Hintergrund krächzt auch nicht mehr der Traberkanal, aber manchmal hat der Betrachter den Eindruck, dass in der Regie ein Praktikant sitzt, der quasi „Learning on the job“ macht und dabei wenig Gefühl für den Sport zeigt.
Die Schalten wirken oft willkürlich. Das passiert es schon mal wie zuletzt in München, als sofort nach dem Ende des Gruppe 1-Dallmayr-Pokals der leere Führring in Bad Harzburg gezeigt wurde. Dabei hätte auch ich gerne noch mal dem Sieger Iquitos applaudiert, der eindrucksvoll zeigte, dass er eines der Top-Pferde des Landes ist. Interviews mit Siegern und Besiegten nach großen Prüfungen? Es wäre schön.
Vom englischen Übertragungs-Standard wie bei Racing UK können wir leider in Deutschland nur träumen. Aber es muss nicht ja nicht unbedingt das Personal-und Kamera-Großaufgebot sein, mit dem der Rennsender große Meetings wie Royal Ascot oder Glorious Goodwood bestückt.
Sinnvolle Schalten sollten jedoch auch in Deutschland möglich sein. Ich will Bilder der Sieger und Besiegten sehen, möchte das Rennen noch mal in Ruhe verarbeiten und die Wiederholung verfolgen, weil ich wissen will, wo meine favorisierten Pferde gelandet sind. Ist doch eigentlich einfach.
Immerhin kann man Racing UK oder Attheraces bei Racebets verfolgen. Diese Streams fallen fast nie aus. Profis eben.