Dienstag, 8. August 2017
Trübe Bilder vom Galopprennsport
Manchmal sind es die sogenannten kleinen Dinge, die den Renn-Fan in Deutschland ärgern. Etwa keine Bilder vom Stuten-Klassiker Preis der Diana, weil beim Wett-Anbieter Racebets der Stream ausgerechnet jetzt ausfiel. Auch sonst kann so ein Sonntagnachmittag am PC mit deutschen Rennübertragungen ziemlich nervend sein. Wenn zum Beispiel die Pferde gerade im Ziel waren, der Zuschauer sehnsüchtig auf die Wiederholung wartet, die Bilder aber in den leeren Führring des anderen Rennortes wechseln.

Es war ein schönes Rennen in stimmungsvoller Atmosphäre – der Preis der Diana, das Deutsche Stutenderby in Düsseldorf. Lacazar hieß die Siegerin, Andrasch Starke fand rechtzeitig die Lücke im wichtigsten Rennen für die dreijährigen Ladies und gewann seine sechste Diana. Für Peter Schiergen war es der vierte Erfolg in seiner Trainer-Karriere, die tapfer kämpfende Megera aus dem Quartier von Andreas Wöhler blieb mit Jim Crowley „nur“ der zweite Platz. Der Favoritin Wuheida aus dem Godolphin-Stall von Charlie Appleby wurden dann doch die 2200 Meter auf dem Grafenberg zu lang, immerhin belegte sie noch Platz 3.
20 000 Zuschauer kamen auf die Bahn und erlebten einen spannenden Renntag mit packenden Endkämpfen. Der Preis der Diana hat zudem mit Henkel einen treuen und potenten Sponsor – in Zeiten, in denen sich die schlechten Nachrichten aus dem deutschen Turf mal wieder ballen, ist das positiv. Aber warum assoziiere ich Galopprennsport in Deutschland irgendwie auch mit Dilettantismus? Dieser Begriff gilt selbstverständlich nicht den vier- und zweibeinigen Aktiven, es sind die Rahmenbedingungen, die einen nerven.
Am Sonntag gab es mal wieder keine Livebilder aus Düsseldorf beim Wettportal Racebets. Kurze Zeit funktionierten die Streams, das Zweijährigen-Rennen zu Beginn der Karte konnte noch verfolgt werden. Doch als ich zum Fritz-Henkel-Rennen, der Listenprüfung mit toller Besetzung, den Stream wieder einschalten wollte, passierte nichts. Der Bildschirm mit den Rennbildern blieb schwarz, diese Tatsache änderte sich auch nicht zum Preis der Diana.
Da steht das wichtigste Rennen für Stuten auf dem Programm und beim ehemaligen Partner des deutschen Rennsports gab es keine Livebilder. Nun wird das Racebets auch am Umsatz gespürt haben (keine Bilder, keine Wette), aber auch sonst ist das nur peinlich und ein dicker Imageschaden für den Wettanbieter. Wobei das Problem diesmal auch beim Mitbewerber pferdewetten.de nach Aussage einiger Facebook-Nutzer bestanden haben soll.
Nicht funktionierende Streams sind allerdings nicht neu, schon beim Derbymeeting in Hamburg gab es manche Wackelpartien, und auch früher blieb der Bildschirm manchmal ohne Live-Bilder von den Rennbahnen. Auf meine Facebook-Anfrage antwortete Racebets, dass man sich des Problems schon bewusst sei. Bereits seit dem Derby sei man mit dem Streaming-Partner in intensivem Kontakt, um die Probleme zu beheben. „Leider mahlen solche Mühlen, vor allem wenn es dann an externe und Partnerfirmen weitergegeben werden muss, äußerst langsam“, heißt es wörtlich. Der Wettanbieter bietet weiterhin um Geduld.
Die Antwort ist wenig befriedigend. Wenn ein Partner seine eigentliche Aufgabe – Bilder zu liefern – nicht erfüllt bzw. immer wieder Pannen auftauchen, dann ist dieser überfordert und arbeitet wenig professionell. Folge: Der Zuschauer ärgert sich und schimpft auf den unfähigen deutschen Galopprennsport.

Ohne Sinn und Verstand
Nun ist so ein Sonntagnachmittag mit den Übertragungen von mehreren deutschen Rennplätzen auch nicht unbedingt ein Vergnügen. Die Bilder sind zwar etwas besser geworden, im Hintergrund krächzt auch nicht mehr der Traberkanal, aber manchmal hat der Betrachter den Eindruck, dass in der Regie ein Praktikant sitzt, der quasi „Learning on the job“ macht und dabei wenig Gefühl für den Sport zeigt.
Die Schalten wirken oft willkürlich. Das passiert es schon mal wie zuletzt in München, als sofort nach dem Ende des Gruppe 1-Dallmayr-Pokals der leere Führring in Bad Harzburg gezeigt wurde. Dabei hätte auch ich gerne noch mal dem Sieger Iquitos applaudiert, der eindrucksvoll zeigte, dass er eines der Top-Pferde des Landes ist. Interviews mit Siegern und Besiegten nach großen Prüfungen? Es wäre schön.
Vom englischen Übertragungs-Standard wie bei Racing UK können wir leider in Deutschland nur träumen. Aber es muss nicht ja nicht unbedingt das Personal-und Kamera-Großaufgebot sein, mit dem der Rennsender große Meetings wie Royal Ascot oder Glorious Goodwood bestückt.
Sinnvolle Schalten sollten jedoch auch in Deutschland möglich sein. Ich will Bilder der Sieger und Besiegten sehen, möchte das Rennen noch mal in Ruhe verarbeiten und die Wiederholung verfolgen, weil ich wissen will, wo meine favorisierten Pferde gelandet sind. Ist doch eigentlich einfach.
Immerhin kann man Racing UK oder Attheraces bei Racebets verfolgen. Diese Streams fallen fast nie aus. Profis eben.



Freitag, 28. Juli 2017
Idaho kann überraschen
So lange ist das noch gar her, die Zeit der deutschen Triumphe in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes in Ascot: 2013 siegte überlegen Novellist, 2012 behielt die Arc-Heldin Danedream in einem tollen Kampf gegen Nathaniel die Oberhand. Ich bin zwar nicht gerade patriotisch, aber es wäre dennoch schön, wenn es in Deutschland mal wieder ein Pferd geben würde, dass in solchen Rennen mitmischen könnte. 2017 ist eine dreijährige Stute aus dem Quartier von John Gosden die klare Favoritin in diesem Traditionsrennen über 2414 Meter. Starter und Chancen im King George 2017. Der Boden in Ascot ist derzeit gut bis weich, bis Samstag werden weitere Regenfälle erwartet. Es könnte also weich werden.

1. Desert Encounter (Trainer David Simcock / Jockey Sean Levey): Überraschte als 51:1-Chance mit Platz 3 in den Gruppe 1-Eclipse Stakes, aber ohne Chance auf den Sieg. Ein gut gesteigerter Aufsteiger aus der Handicap-Klasse, der gerne von hinten kommt. Der Halling-Sohn kann die Distanz und den Boden, ein Erfolg in den King George wäre aber persönliche Bestleistung.

2. Highland Reel (Trainer Aidan O’Brien / Jockey Ryan Moore): Aktuell eines der besten älteren Pferde über längere Strecken und der Vorjahressieger des King George. Globetrotter, der die schwache Leistung zum Saisonauftakt in Meydan schnell korrigierte und danach zweimal imponierend siegte. 2400 Meter sollten ihn noch besser zur Geltung kommen lassen. Einziges kleines Fragenzeichen ist der Boden. Auf gut bis weichem Boden war er immerhin mal Zweiter in den Hardwicke Stakes 2016, eine halbe Länge hinter Dartmouth.

3. Idaho (Trainer Aidan O’Brien / Jockey Seamie Heffernan): Der Halbbruder von Highland Reel. Sehr überzeugender Sieg in den Hardwicke Stakes (Gruppe 2) über 2400 Meter. Das sah noch nach mehr aus, obwohl er schon dreijährig gute Formen (unter anderem Zweiter im Englischen Derby) aufweisen konnte. Auf schwerem Boden schon platziert hinter dem späteren Derby-Sieger Harzand, der ihn dann auch in Epsom besiegte.



Danedream siegt knapp gegen Nathaniel 2013 – eine der größten Momente des deutschen Turfs. 2017 wird die Nathaniel-Tochter Enable in der Favoritenrolle stehen.

4. Jack Hobbs (Trainer John Gosden / Jockey William Buick): Enttäuschte zuletzt als Favorit in den Prince of Wales’s Stakes in Ascot, davor aber überzeugender Sieger in den Dubai Sheema Classics. 2016 war der Hengst lange verletzt, 2015 immerhin irischer Derbysieger und Zweiter im Epsom-Klassiker hinter dem grandiosen Golden Horn. Ein wenig die Wundertüte im Rennen, nach Bestform kann er so etwas. Der weiche Boden sollte ihm nutzen.

5. Maverick Wave (Trainer John Gosden / Jockey Graham Lee): Gruppe 3-Sieger, der auch weichen Boden kann, aber selbst nach Bestform überfordert und wahrscheinlich Tempomacher für Jack Hobbs.

6. My Dream Boat (Trainer Clive Cox / Jockey Adam Kirby): Sehr solides Pferd, das zuletzt immer ordentlich lief, aber nie gewann. Größter Erfolg war der erste Platz in den Prince of Wales’s Stakes 2016, wo er die spätere Arc-Siegerin Found schlug. Kann weichen Boden, gewann aber noch nie über 2400 Meter. Es gibt aussichtsreichere Kandidaten.

7. Ulysses (Trainer Sir Michael Stoute / Jockey Jim Crowley): Famoser Sieger zuletzt in den Gruppe 1-Eclipse Stakes, der Galileo-Sohn aus einer Oaks-Ersten hat in diesem Jahr noch einmal einen Sprung gemacht. Wenn das Rennen über 2000 Meter wäre, wäre er mein Tipp. Aber 2400 Meter in der Top-Klasse könnten sein Stehvermögen doch arg strapazieren. Auf gut-weichem Boden bereits erfolgreich.

8. Sixties Song (Trainer Alfredo Gaitan / Jockey Gerald Mosse): Zweifacher Gruppe 1-Sieger aus Argentinien, kann die Distanz und den Boden, aber dennoch nur klarer Außenseiter. Aber ein schöner Farbtupfer. „Ich fühle mich wie ein Kind in Disneyland“, sagte der Sohn des Trainers über Ascot und seine Möglichkeiten.

9. Benbatl (Trainer Saeed Bin Suroor / Jockey Oisin Murphy): Wenig geprüfter Dreijähriger aus dem Godolphin-Imperium, zuletzt Sieger in den Gruppe 3-Hampden Court Stakes. Auch die Leistungen im Epsom Derby (5.) und den Dante Stakes (5.) waren nicht verkehrt. Sollte noch Reserven haben, aber das King George könnte (noch) eine Nummer zu groß sein.

10. Enable (Trainer John Gosden / Jockey Frankie Dettori): 2014 triumphierte John Gosden mit der dreijährigen Stute Taghrooda im King George, Enable soll ihr folgen. Zweimal distanzierte die Stute ihre Altersgenossinnen in den englischen und irischen Oaks. Das hatte schon einen Hauch von Frankel. Zweifellos eine grandiose Stute, weicher Boden ist allerdings Neuland. Und gegen die großen Jungs wird das trotz des günstigen Gewichts nicht so einfach.

Urteil
Enable gewann ihre bisherigen Rennen im Stile eines Ausnahmeathleten. Sie wird das zu schlagende Pferd sein und hat Gewichtsvorteile als dreijährige Stute, aber gegen etablierten Gruppe 1-Renner auf wahrscheinlich weichem Boden spiele ich keine 21:10-Favoritin. Highland Reel ist ein Muster an Konstanz und Härte, der erstmal besiegt werden muss. Jack Hobbs ist deutlich besser als sein letzter Flop. Ich versuche es trotzdem mal mit Idaho, der längst noch nicht alle Karten aufgedeckt hat.



Mittwoch, 19. Juli 2017
Erinnerungen an fünf große Sprinter
Es war das Rennen des letzten Wochenendes. Und am Ende hatte nicht der schon als neues Wunderpferd gehandelte Caravaggio im July Cup über schnelle 1200 Meter in Newmarket die Nase vorn, sondern der genauso begabte Harry Angel. „Er wurde an diesem Tag zum Mann“, verkündete sein glücklicher Trainer Clive Cox nach dem Rennen. Der dreijährige Harry Angel ließ nicht nur den Altersgenossen Caravaggio hinter sich, sondern schlug auch die besten älteren Pferde wie Limato, Tasleet und The Tin Man. Faszinierender Stoff sind diese Sprints – und für diese Seite, Anlass an fünf Top-Sprinter der Vergangenheit zu erinnern. Die Auswahl ist keine Rangliste, sondern eben gnadenlos subjektiv.

Borderlescott (Trainer Rob Bastiman, später Rebecca Bastiman, lief von 2004 bis 2015, 85 Starts, 14 Siege, zweimal Gruppe 1, Gewinnsumme 791.949 Pfund)
Einer meiner absoluten Favoriten. In seinen besten Zeiten war Borderlescott ein ungemein beständiges Pferd, das sowohl in den großen Handicaps als auch in Gruppe-Rennen eine scharfe Klinge schlug. Zudem war er ein typisches Beispiel für einen Sprinter, der aus einem kleinen Stall kam, nicht gerade eine adelige Abstammung hatte und dennoch die Rennwelt entzückte. Für Trainer Rob Bastiman war er das mit Abstand beste Pferd, das er je trainiert hatte.
Besonders stolz war Bastiman über den doppelten Erfolg in den Gruppe 1-Nunthorpe Stakes in York, quasi in der Heimat des Trainers aus der Grafschaft Yorkshire. Allerdings triumphierte Borderlescott beim ersten Nunthorpe in Newmarket, weil der Rennkurs York sein damaliges Meeting absagen musste.
Der Kolumnist erinnert sich zudem besonders an den zweiten Platz im 2007 Stewards Cup in Goodwood. Damals verfolgte ich in der Buchmacher-freien Stadt Nürnberg manchmal Rennen in einem Internet-Cafe im dortigen Hauptbahnhof. Mein Jubel schallte durch das ganze Cafe, weil ich dachte, den Sieger in dieser 30-Pferde-Mammutprüfung getroffen zu haben. Nur die Stewards in Goodwood waren anderer Meinung, setzten Borderlescott auf den zweiten Platz hinter Zidane. Noch heute bin ich der Meinung, sie lagen falsch.

Choisir (Trainer Raul Perry, lief von 2001 bis 2003, 23 Starts, 7 Siege, davon zweimal Gruppe 1, Gewinnsumme 889.182 Pfund).
Es war einer dieser Turf-Momente, die einem sofort wieder einfallen, wenn man darauf gestoßen wird. Die Racing Post hatte im Vorfeld von Royal Ascot 2017 an glorreiche Momente der Vergangenheit erinnert und dabei den historischen Doppel-Erfolg von Choisir 2003 nicht vergessen. So recht hatte man den bulligen Sprinter aus Australien nicht auf der Rechnung, zumal er in den King’s Stand Stakes auch noch mehr Gewicht dank eines Gruppe 1-Sieges in der Heimat tragen musste.
Doch Choisir war das völlig egal, fand mit Jockey Johnny Murtagh den Platz an den Rails und marschierte dann von vorne los. Keiner konnte ihm folgen, hinter dem Australier folgten die englischen Top-Sprinter Acclamation und Oasis Dream (heute übrigens zwei sehr erfolgreiche Deckhengste). Das war der erste australische Erfolg auf englischem Turf und vier Tage später wurde es noch besser in den 200 Meter längeren Golden Jubilee Stakes. Das gleiche Spiel: Choisir marschierte erneut von vorne und triumphierte. Der Kolumnist ärgerte sich noch heute, dass er damals nicht den Sieger zu lukrativen Odds gewettet hatte. Danach sah Royal Ascot eine wahre Invasion brillanter Sprinter aus Australien – Miss Andretti, Scenic Blast, Takeover Target und zuletzt Black Caviar feierten alle schöne Erfolge.
Choisir gehörte schon in Australien zur Elite der Sprinter, siegte unter anderem in den Lightning Stakes (Gruppe 1) in Flemington. Seine Abschiedsvorstellung gab er im July Cup in Newmarket, dort unterlag er Oasis Dream. Später war er ein sehr erfolgreicher Deckhengst für Coolmore.



„The Aussie gone do it“ – Choisir deklassiert das hochklassige Feld in den King’s Stand Stakes in Royal Ascot

Lochsong (Trainer Ian Balding, lief von 1991 bis 1994, 27 Starts, 15 Siege, davon drei Gruppe 1-Erfolge, Gewinnsumme 600.888 Pfund)
Es muss 1993 oder 1994 gewesen. Damals war ein Samstag ohne Racing Post kein guter Tag, das Blatt konnte man zu dieser Zeit – wenn es denn in Deutschland ankam – beim Buchmacher Schickle in Dortmund kaufen. Und irgendwann lief mal Lochsong, die beste Sprinterin dieser Zeit. „Speed Queen“ nannte man sie und die Racing Post widmete ihr eine wahre Eloge. Das war kein Wunder, die Tochter des mir völlig unbekannten Deckhengstes Song war pures Dynamit auf vier Beinen.
Sie debütierte erst relativ spät mit drei Jahren, gewann sogar mal über 1400 Meter, doch ihre wahre Idealdistanz waren kürzere Wege. 1992 machte die Stute erstmals richtig Furore, als sie drei große Sprints-Handicaps in Serie gewann – den Stewards Cup in Goodwood, den Portland Cup in Doncaster und den Ayr Gold Cup. Eine großartige Leistung, denn in diesen Prüfungen laufen bis zu 30 Pferde und alle wollen gewinnen. Doch Lochsong wurde noch besser, siegte in neun Stakes-Rennen, darunter zwei Mal im Prix de L’Abbaye in Longchamp. Meistens gewann sie von der Spitze aus, besonders mit Frankie Dettori, damals am Anfang seiner großen Karriere, bildete die Stute ein großartiges Team.



Einzigartiger Handicap-Hattrick: Lochsong triumphiert im Ayr Gold Cup. Von der Spitze aus galoppiert sie ihre Gegner in Grund und Boden.

Overdose (Trainer Sandor Ribarski, später Jozef Roszival, lief von 2007 bis 2011, 19 Starts, 16 Siege, Gewinnsumme 206.214 Pfund)
„The Budapest Bullet“ beindruckte auch den Kolumnisten ungemein. Es war die klassische Geschichte vom Aschenputtel zum Märchenprinzen, die ganze Story kann man hier nachlesen. Ein Pferd aus dem Turf-Entwicklungsland Ungarn rockte die Turfgemeinde: Beim ersten Start in Deutschland hallte dem ungeschlagenen Overdose schon ein großer Ruf bevor, der überlegene Sieg im Badener Lanson Cup, dem Scherping-Rennen, bestätigte das eindrucksvoll. Danach schlug er die besten deutschen Sprinter in Hamburg und Baden-Baden, immer von der Spitze aus. 14 Rennen nacheinander blieb der Starborough-Sohn ungeschlagen. Nur der größte Triumph war keiner: Overdose gewann im Oktober 2008 den Prix De L'Abbaye (Gr. I) in Paris-Longchamp. Wegen eines angeblichen Fehlstarts wurde das Rennen aber am Ende der Karte noch einmal gelaufen. Nur diesmal fehlte der Hengst.
Dennoch wählten die Ungarn ihn 2008 zu ihrem Sportler des Jahres. Doch dann plagten ihn Hufprobleme, ein Trainerwechsel folgte. Overdose zeigte zwar noch gute Leistungen, aber der Zauber war irgendwie verflogen. 2011 hörte der Hengst auf, 2015 starb Overdose, der als Deckhengst im Gestüt Lindenhof wirkte, an einer Kolik.



Der Sieg, der keiner war: Overdose im Prix De L’Abbaye 2008

Sole Power (Trainer Edward Lynam, lief von 2009 bis 2016, 65 Starts, 12 Siege, davon 5 mal Gruppe 1, Gewinnsumme 2.103.813 Pfund)
Sein Stern ging 2010 in den Nunthorpe Stakes in York auf. 1000 Meter auf gut bis festem Boden, das waren optimale Bedingungen für Sole Power. Doch das wussten damals höchstens Trainer Edward Lynam und sein Team. Dem Wallach war das egal, er schockte als 100:1-Chance die Konkurrenz in dieser Gruppe 1-Prüfung und gewann sicher gegen den Favoriten Starspangledbanner.
Der Erfolg war kein Zufall, Sole Power entwickelte sich zu einem der besten Sprinter seiner Zeit, er brachte Trainer Lynam quasi „auf die Landkarte“. In fünf Gruppe 1-Prüfungen hatte er die Nase vorn, kam gerne vom Ende des Feldes. Manchmal war das eine komplizierte Sache, die Lücke zu finden. Man schaue nur auf das Video unten, der Lauf von Sole Power in den King’s Stand Stakes in Ascot. Aber dieser Speed ist einfach nur gigantisch.