Montag, 4. Mai 2015
Man o’ War: Die Legende „Big Red“
„Die ganz großen Galopper“ – unter diesem Titel portraitiert nurpferdeundfussball in losen Abständen die bekanntesten Pferde der Galopp-Historie. Die Idee stammt nicht von mir, sondern von den Machern der Facebook-Gruppe Galopp Info. Den Auftakt macht ein Portrait des großen Man o’ War.

Man o’ War war unbestritten das legendärste Rennpferd des 20. Jahrhunderts in den USA. Geboren wurde er am 29. März 1917 in Lexington (Kentucky, USA). Sein Züchter hieß August Belmont II, Sohn des einflussreichen deutsch-amerikanischen Bankers August Belmont. Schon der Vater war ein großer Anhänger des Galopprennsports und gründete unter anderem den Amerikanischen Jockey-Club. Die Rennbahn Belmont Park in New York trägt seinen Namen.
Der Junior setzte das Engagement fort: Als Sohn sehr reicher Eltern verfügte August Belmont II über den notwendigen finanziellen Hintergrund, um sich auch Risiken bei seinen züchterischen Experimenten leisten zu können.
Er hatte schon den wunderschönen Hengst Fair Play (1905 geboren) gezogen und paarte diesen sehr erfolgreich mit seiner Stute Mahuhah. Ihr Vater war Rock Sand, Gewinner der englischen Triple Crown; 1906 holte Belmont ihn für den damals sagenhaften Preis von 125.000 Dollar aus England in sein Gestüt.
Am 29. März 1917 ging aus der Verbindung Fair Play / Mahuhah ein Hengstfohlen hervor. Obwohl Belmont sonst immer dabei war, wenn es Nachwuchs gab, war er ausgerechnet bei dieser Geburt in New York. Der damals schon über 60 Jährige unterstützte sein Land im ersten Weltkrieg, in dem er sich um die Ausbildung und den Transport von Armeepferden kümmerte. Belmonts Frau gab daher dem neugeborenen Fohlen den Namen: My Man o’ War.
Mit fortschreitendem Krieg benötigte die Armee immer mehr Pferde und so begann auch Belmont, einige seiner Pferde zu verkaufen. Jetzt kam Louis Feustel, ein sehr guter Pferdetrainer, ins Spiel. Feustel arbeitete für die Glen-Riddle Farm in Pennsylvania und hatte schon früh ein Auge auf die Belmont-Pferde geworfen. Er empfahl seinem Arbeitgeber, diese zu kaufen.

Nationaler Held
Samuel Riddle wollte sich zunächst nicht mit diesem Gedanken anfreunden, kaufte dann aber doch auf Betreiben seiner Frau am 17. August den jungen Man o’ War. Kaufpreis waren 5000 Dollar. Dass der Hengst ihm einmal ein Vielfaches dieser Summe einbringen würde, ahnte Sam Riddle damals nicht.
Schon als Fohlen fiel Man o’ War durch seine sehr langen Beine auf. Louis Feustel trainierte ihn während der darauffolgenden zwei Jahre. Sein erstes Rennen lief Man o’ War am 6. Juni 1919 und gewann bereits dort mit sagenhaften sechs Längen Vorsprung. Drei Tage später verzeichnete er seinen zweiten Sieg. Man wurde schnell auf ihn aufmerksam und begeisterte sich für seine geschmeidige Gangart.
Auch in den folgenden vier Rennen blieb Man o’ War ungeschlagen. Spätestens jetzt hatte er nationalen Ruhm erlangt. Der Hengst verlor nur ein einziges Rennen, das Sanford Memorial am 16. August 1919. Seinerzeit gab es Gerüchte, dass Absprachen der eigentliche Grund für den 2. Platz von Man o’ War gewesen seien. Dieser Vorwurf wurde jedoch nie geklärt.



Die Gegner außer Sichtweite: Man o'War bei seinem Sieg im Stuyvesant Handicap 1920 (Foto Charles Cook/Wikimedia Commons)

Zweijährig startete Man o’ War in zehn Rennen. Neun gewann er, eins davon mit mehr als 100 Längen Vorsprung. Er war bereits damals eine Legende; landesweit liebten ihn die Menschen.
Dreijährig nahm Man o’ War an elf Rennen teil und siegte genauso oft. Eine regelrechte Hysterie brach aus, die Begeisterung kannte keine Grenzen mehr. Glücklicherweise behielten Besitzer Riddle und Trainer Feustel einen klaren Kopf bei diesen Erfolgen.
Es gab Neider und Drohungen übelster Art, außerdem sorgten zahlreiche aufdringliche Fans für Unruhe. Das Pferd musste ständig bewacht werden. Hinzu kam, dass die Handicapper ihm bei jedem Rennen mehr Gewicht auflegten.

Beste Freunde
Dann kam es zum Knall: Man o’ War sollte gegen seinen größten Konkurrenten, Exterminator laufen, dabei allerdings zwischen 145 und 150 Pfund Gewicht tragen. Daraufhin nahm Riddle das Pferd aus dem Rennsport, obwohl man ihm für das Rennen 50.000 Dollar versprochen hatte.
Man o’ War, der schon früh den Spitznamen „Big Red” (wegen seiner Fellfarbe) erhalten hatte, konnte sein Dasein nun friedlich auf dem Gestüt seines Besitzers verbringen. Will Harbut, ein Mitarbeiter von Samuel Riddle, wurde sein Betreuer. Man gestattete allen Interessierten, Man o’ War zu besuchen. In der Zeit bis zu seinem Tod im Jahre 1947 sollen ihn zwischen 1,5 und 3 Millionen Menschen besucht haben. Er war so berühmt in den USA, dass sein 21. Geburtstag im Radio übertragen wurde
Natürlich war er als Deckhengst aktiv. Viele seiner Nachkommen waren sehr erfolgreich: Insgesamt 64 Stakes-Sieger zeugte Man o’ War, darunter den Triple Crown-Sieger War Admiral. Und auch seine Töchter brachten viele erfolgreiche Nachkommen zur Welt.
Oft erhielt Samuel Riddle unglaublich hohe Angebote für sein Siegerpferd, doch er verkaufte es nicht. Selbst die sagenhafte Offerte eines Texaners von einer Million Dollar schlug er aus.
In der Zeit nach den legendären Pferderennen waren Man o’ War und sein Betreuer Willi Harbut unzertrennlich. Harbut liebte und verehrte das Pferd über alle Maße. Offensichtlich empfand das Pferd auch für ihn Zuneigung. Genau zwei Wochen nach Harbut’s Tod starb auch Man o’ War am 1. November 1947.
Mehr als 2000 Menschen wohnten der Beerdigung bei, live übertragen im Radio. Sein Grab erhielt der legendäre Man o’ War auf seiner Weidekoppel.
1976 übersiedelte das Grab und das Denkmal Man o' Wars in den damals neu gegründeten Kentucky Horse Park im Norden von Lexington. Hier hat Man o' War nun seinen Platz für alle Zeiten erhalten.



Donnerstag, 30. April 2015
Derby-Watch: Wieder alles Wöhler
Derby-Watch Teil 2: Im Blickpunkt am kommenden Wochenende steht der Metzler-Preis über 2000 Meter in Frankfurt. Eine Gruppe 3-Prüfung, in der in den letzten Jahren immer sehr gute Pferde die Nase vorn hatten. 2014 triumphierte der spätere Derbysieger Sea The Moon, das Gleiche schaffte auch Kamsin im Jahr 2008. Und auch sonst zieren die Siegerliste illustre Namen: Novellist etwa, der spätere King George-Heroe. Auch Earl of Tinsdal, Scalo, Prince Flori oder Königstiger waren sehr gute Pferde.


Der wahrscheinliche Favorit im Metzler-Preis:
Rogue Runner (Foto German Racing/Ruehl)


Dem gilt es am Sonntag nachzueifern. Nur der vielversprechende Mohadjer hat von den acht Startern keine Derbynennung hat. Das Pferd aus dem Stall von Waldemar Hickst ist ein interessanter Kandidat, auch wenn die Siegform aus Argentan schwer einschätzbar ist.
Doch das meiste Interesse bekommt wie so häufig in diesem Jahr ein Pferd aus dem ostwestfälischen Quartier von Trainer Andreas Wöhler. Rogue Runner gewann seine beiden Starts, zuletzt im April in Hoppegarten als heißer Favorit über 1600 Meter. Da zog der Hengst nach einigen Umwegen auf den letzten Metern noch richtig gut an, dennoch war es eine knappe Angelegenheit.
„Er ist mental zuweilen schon noch ein ziemlicher Kindskopf und viel Routine hat er auch noch nicht - umso mehr wissen wir diesen Sieg zu schätzen“, schrieb der Trainer nach dem Hoppegartener Sieg auf seiner Homepage. Die längere Strecke in Frankfurt werde ihm entgegenkommen. Rogue Runner steht im Besitz von Qatar Racing, den Ritt in Frankfurt übernimmt Oisin Murphy, eines der größten Talente im englischen Turf. Wenn ich nicht in Dortmund wohnen würde und Frankfurt nicht gerade in der Nachbarschaft liegt, wäre das alleine ein Grund, diesen Renntag zu besuchen.
Auch der zweite Favorit kommt mit Fair Mountain aus dem Wöhler-Stall. Der Hengst des Stalles Margarethe siegte Start-Ziel im Figge+Schuster AG Derby Trial in Bremen und imponierte dabei sehr, zumal der klebrige Boden gar nicht nach seinem Geschmack war. Er schlug dabei Agosteo, den er am Sonntag wiedersehen wird.
Schauen wir mal, ob die gute Wöhler-Serie hält: Denn in der letzten Woche rückte Karpino nach seinem überzeugenden Erfolg im Dr. Busch-Memorial in Krefeld in eine prominente Derby-Position.

Ein Kollege von Sea The Moon
Doch die Gegner für Rogue Runner und Fair Mountain sind nicht gerade Pappkameraden: Da wäre etwa Space Cowboy aus dem Stall von Roland Dzubasz in Hoppegarten. Sehr interessanter Teilnehmer, nicht nur weil der Hengst die Farben des Vorjahressiegers Sea The Moon trägt. Seinen einzigen Start absolvierte er zweijährig über 1900 Meter in Dresden und besiegte dabei unter anderem Fair Mountain. Seitdem steht er im Derby-Langzeitmarkt sehr weit oben.
Auch die anderen Kandidaten haben ihre Meriten: Molly Le Clou war zweijährig immerhin schon Listensieger und Gruppeplatziert, die Bilanz des Stallgefährten Areo liest sich 2-2-1. Shadow Sadness vervollständigt das Feld, zuletzt war er in Köln chancenlos gegen Isidor über 2200 Meter.
Schon knapp Stunden vorher gibt es im Metzler Japan-Rennen Derbyhinweise. Sieglose Pferde kommen an den Start, sein Lebensdebüt gibt beispielsweise der gut gezogene Ittlinger Strato, Halbbruder des Gruppe 1-Siegers Scalo. Eine Derbynennung hat zudem noch Summer Paradiese, zuletzt in Köln ein wenig enttäuschend, und der Röttgener Ausblick.
In Düsseldorf stehen am Sonntag zwar die Damen im Henkel-Stutenpreis im Fokus, aber auch in Richtung Hamburg könnte es Hinweise geben. Im Somat-Rennen haben fünf der acht Starter noch das Derby als Langzeitziel. Die beste Formen hat der Schiergen-Schützling Nordic Flight, ihre bisherigen Leistungen müssen Aigual, Shining Rules und Well Kept steigern. Sein Lebensdebüt gibt der Ittlinger Novano.
Schon am Maifeiertag rücken einige Hamburg-Kandidaten in die Boxen. So zum Beispiel im Preis der Wettannahme Riem in München über 2000 Meter, wo der Sprengel-Schützling Iraklion und Lokalmatador Edington, der sein Lebensdebüt gibt, starten.
Und selbst in Mannheim läuft ein Derby-Kandidat: Savelletri müsste die Aufgabe am Freitag schon gewinnen, wenn sein weiterer Weg Richtung Hamburg führen soll. Beim Debüt in Bremen war er Sechster und weit geschlagen von Fair Mountain, doch sein Trainer Christian von der Recke weiß, wie man mit einem Außenseiter in Hamburg überrascht. Eric wurde 2014 immerhin Vierter.



Mittwoch, 29. April 2015
Lahm und Alonso rutschen ins schwarz-gelbe Glück
Nicht nur die Engländer haben Probleme mit den Elfmetern. Auch dem großen FC Bayern München widerfuhr ähnliches Leid am Dienstag im Halbfinale des DFB-Pokals. Lahm und Xabi Alonso schossen über das Tor und rutschten dabei mysteriös weg, Götze scheiterte an BVB-Keeper Mitch Langerak und Neuer ballerte gegen die Latte. Bei Borussia Dortmund trafen hingegen Gündogan und Kehl, Neuer hielt nur den Strafstoß von Hummels. Damit hatte der BVB die Sensation geschafft und zog nach einem 1:1 nach Verlängerung und einem 2:0 im Elfmeterschießen ins DFB-Pokalfinale ein.

Fußball ist schon ein komischer Sport. Bis zur 75. Minute wirkte Borussia Dortmund an diesem Abend in der Münchner Arena ziemlich chancenlos. Nun war es nicht so, dass die Bayern viele Torchancen hatten und ein offensives Spektakel wie gegen Porto boten. Aber der frisch gekürte Deutsche Meister schaffte es immer wieder, Nadelstiche über ihre starken Außen zu setzen.
Und sie führten 1:0 – ausgerechnet durch Lewandowski und durch ein selten dämliches Tor. Denn da hatte der BVB mal eine gute Offensivaktion, doch Kagawas Pass war viel zu kurz und wurde abgefangen. Die Bayern konterten: Ex-Borusse Lewandowski traf erst die Querlatte; der Nachschuss trudelte zwischen Langerak und Sokratis ins Tor.
Dortmund presste zwar stark, aber ohne Erfolg. Bayern hatte gefühlte 80 Prozent Ballbesitz und wenn die Borussia mal nach vorne spielte, dann war der Pass schlampig und kam nicht an. Oder die Stürmer verloren den Ball. In den ersten 75 Minuten hatte ich den Eindruck, dass Dortmunds Offensivkräfte Aubayemang, Reus und Kagawa keinen einzigen Zweikampf gewonnen hatten.
Der BVB, dachte ich, mag zwar Mannschaften wie Paderborn und Frankfurt schlagen, aber gegen die Top-Teams wie Bayern München reicht die Klasse einfach nicht. Dazu nervte der ARD-Kommentator Gerd Gottlob, der an diesem Abend – trotz norddeutscher Herkunft – scheinbar ein Bayern-Trikot trug und manche Münchner Aktionen peinlich hoch lobte. Obwohl er – zugegeben - manche Schwäche im BVB-Spiel durchaus treffend analysierte.

Langerak bewirbt sich
Doch alles wurde gut: Großartiger Pass von Blaszczykowski auf Mkhirtaryan, ebenso stark dessen Vorarbeit und Aubayemang schloss artistisch zum 1:1 ab. Danach war es ein Spiel auf Augenhöhe: Borussia erarbeitete sich Torchancen, Marco Reus kam besser in die Partie und der eingewechselte Henrikh Mkhirtaryan zeigte eindrucksvoll, welch großartiger Fußballer er doch sein kann, wenn es mal läuft bei ihm.
Es ging in die Verlängerung und Borussia rettete das Unentschieden auch mit 10 Mann nach Kampls gelb-roter Karte ins Elfmeterschießen. Ein Grund war Torhüter Mitch Langerak, der einige Male großartig parierte. Mit seiner Vorstellung bewarb sich der Australier eindrücklich für die Nachfolge von Roman Weidenfeller im BVB-Tor.
Im Elfmeterschießen musste aber Langerak nur einmal gegen den ehemaligen Kollegen Götze retten. Der Rest siehe oben – Erinnerungen an Ex-Bayern-Manager Uli Hoeneß und seinen Elfmeter-Fehlschuss in den Nachthimmel von Belgrad wurden wach.
Was bleibt also nach diesem Zittersieg für den BVB? Die Optionen auf einen Titel und internationalen Fußball in der Europa League bleiben trotz verkorkster Saison. Zudem sind die Chancen auf ein Abschiedscorso von Jürgen Klopp am Dortmunder Borsigplatz gestiegen.
Außerdem zeigte das Spiel, dass die Borussia mit jedem Gegner mithalten kann. Aber zu häufig wirkte das Team in dieser Saison völlig leblos, auch in München war der BVB lange Zeit deutlich unterlegen und wirkte mutlos.

Barca
Und was bleibt für Bayern München? Erst einmal Glückwünsche auch von dieser Kolumne zur souveränen Meisterschaft. Das aktuelle Team ist die stärkste Bayern-Mannschaft, die ich je erlebt habe. Und ich habe schon unter mancher Truppe des Rekordmeisters gelitten.
Mit dem Dreifach-Triumph Meisterschaft, Pokal und Champions League wird es nun aber nichts. In der Champions League kommt der FC Barcelona; ein Wiedersehen für Pep Guardiola mit dem Verein, bei dem er die meiste Zeit seiner Laufbahn als Spieler und Trainer verbracht hat. In meinen Augen ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Tagesform entscheiden wird.
Wenn die Bayern aber verlieren, werden die Diskussionen wieder losgehen. Um Pep und seine Taktik, um die Qualität einiger Spieler etc. Da ist es völlig egal, wie überlegen der nationale Titel ausfiel. So ist das in München – die Ansprüche sind dort ähnlich wie in Madrid oder Barcelona. Nur der nationale Titel reicht nicht aus.



Erinnerungen werden wach: Ex-Bayern-Manager Uli Hoeneß schießt im EM Finale 1976 seinen Elfmeter in den Belgrader Nachthimmel