Dienstag, 2. September 2014
Der nächste verlorene Sohn kehrt zurück
Nun ist er also wieder bei Borussia Dortmund – Mittelfeldspieler Shinji Kagawa, in Dortmund gefeiert, in Manchester aber quasi gefeuert. „Nur“ acht Millionen Euro zahlte der BVB diesmal, Manchester United hatte den japanischen Offensivspieler noch für 16 Millionen vom BVB erworben.

„Jetzt bin ich einfach nur froh, wieder in Dortmund zu sein. Bei dieser tollen Mannschaft, diesem Wahnsinns-Umfeld, den einzigartigen Fans. Der BVB ist wie eine Familie. Ich bin stolz, dass sie mich nie vergessen hat und ich wieder dazugehören darf", sagte Kagawa nach der Heimkehr.
Man könnte jetzt sagen, das übliche PR-Gewäsch, was Profifußballer nach so einem Transfer von sich geben. Aber irgendwie glaube ich noch ein wenig an das Gute in diesem hartem Geschäft und behaupte, dass sich Kagawa wirklich über diese Rückkehr freut. Denn die Zuneigung, die ihm in Dortmund entgegenschlug, war immens – kaum ein Spieler wurde so in den letzten Jahren von den BVB-Fans verehrt, kaum ein anderer schwarz-gelber Akteur gewann so schnell die Herzen des Borussen-Anhangs wie dieser quirlige Japaner. Jedenfalls wird der Empfang für Kagawa im Stadion beim Spiel gegen den SC Freiburg frenetisch sein.

Schon wieder keine Ahnung, Mario B..
Shinji Kagawa war vielleicht das größte Transfer-Schnäppchen des Dortmunder Managers Michael Zorc. 350 000 Euro hatte die Borussia zu Beginn der Spielzeit 2010/20111 an Cerezo Osaka gezahlt. Es war der Transfer eines hochtalentierten Nachwuchsspielers aus Asien, der in Dortmund reifen und irgendwann mal zum Erfolg des Teams beitragen sollte. „Und dann haben sie da noch einen Neuen: Japans Nationalspieler Kagawa. 1,72 Meter groß, 63 Kilo schwer. Wenn die 25000 Fans auf der Südtribüne mal brüllen, weht der dir weg. Mit dem stürmst du vielleicht den Fanartikel-Markt in Asien, aber nicht im Derby gegen Schalke“, höhnte Mario Basler im Sommer 2010 in seiner Vorschau für die BlÖD. „Der kleine Racker muss sich erst mal daran gewöhnen, dass Tauben im Ruhrpott keine Delikatesse sind. Und dass es in der Bundesliga immer schön auf die Stäbchen gibt...“
Wie so häufig lag Nikotinexperte Basler falsch, entpuppte sich sein Geschreibsel (für das er wahrscheinlich nur seinen Namen hergab, jedoch gut bezahlt) als völlig sinnfrei. Von Saisonbeginn an brillierte Shinji Kagawa, spätestens nach seinen zwei Toren beim Derbysieg auf Schalke rückte er in den Heldenstatus. Und von wegen zweikampfschwach, das war vielleicht Mario B. in seiner aktiven Zeit: Kagawa war für die meisten Abwehrspieler einfach viel zu schnell; Zweikämpfe hatte er nicht viele.
Dortmund wurde am Ende völlig überraschend Meister und Shinji Kagawa leistete in dieser starken Mannschaft herausragende Dienste. Der 2,62 Notenschnitt im Fachblatt kicker war sensationell, sein Spiel war die pure Lust am Fußball und zeigte, wie schön dieser Sport doch sein kann. Auch im zweiten Jahr überzeugte der Offensivmann und holte mit Dortmund Meisterschaft und Pokal.
Einige Mitspieler berichteten später, dass es Kagawa ungemein schwer gefallen sei, Dortmund zu verlassen. Aber die Premier League und besonders Manchester United haben in Japan einen deutlich höheren Stellenwert als die Bundesliga und Borussia Dortmund. Und etwas mehr Geld gab es zudem auf der Insel.

Die fehlende Leichtigkeit
Doch die Zeit bei United wurde bekanntlich zum Flop. Es waren turbulente Tage beim Traditionsverein von der Insel. Auf die Manager-Legende Alex Ferguson folgte David Moyes und der Club legte die schlechteste Saison seit Ewigkeiten hin. Kagawa spielte entweder gar nicht und oder auf dem Flügel, wo er total verschenkt wirkte.
Beim diesjährigen Champions League-Viertelfinale zwischen Bayern München und Manchester United habe ich ihn zuletzt über 90 Minuten gesehen. In München durfte Kagawa mal wieder ran und fiel in einer eher defensiv ausgerichteten Mannschaft nicht besonders auf. Nur diese Leichtigkeit, die sein Spiel in Dortmund so auszeichnete, war verschwunden. Er wirkte bedrückt.
Jetzt ist er also wieder in Dortmund, nachdem auch Manchester Neu-Manager Louis van Gaal nicht auf den Spieler setzt. Und so sehr ich mich auch freue, sollte man die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Denn Kagawa muss erst einmal die Enttäuschung aus England überwinden, er kommt diesmal nicht als Nobody, der eigentlich nur gewinnen kann.
Geduld ist angesagt, zumal Dortmund auf Kagawa Lieblingsposition – der 10 – mit Marco Reus und Henrikh Mkhirtaryan sehr gut besetzt ist. Und besonders letzterer wird in diesem Jahr noch einmal einen Sprung nach vorne machen, weil er einfach ein herausragender Spieler ist.
Aber eine Saison ist lang, die Belastungen aus Liga, Champions League und Länderspielen sind groß und Verletzungen werden kommen. Da kann der Klub froh sein, jemanden wie Shinji Kagawa zu haben. Oder vielleicht sehen wir ja wieder den alten „Shinji“ aus den Jahren 2010 bis 2012. Das wäre aber fast schon ein Wunder. Aber Jürgen Klopp und sein Team haben schon andere Spieler wieder in die Spur gebracht.



Mittwoch, 27. August 2014
Götze, Kagawa, Barrios: Das Elend in der Fremde
Diesmal hatte der einstige Reservist die Nase vorn: Zwei Tore markierte Stürmer Julian Schieber zum Saisonauftakt für Hertha BSC, sein einstiger Sturmkollege Robert Lewandowski ging hingegen leer aus bei seinem Debüt für den FC Bayern, bot aber eine ordentliche Leistung. Keine schlechte Bilanz zum Auftakt für die Top-Abgänge 2014 von Borussia Dortmund.
Doch die meisten Spieler, die den BVB in den Jahren 2012 und 2013 verlassen haben, wurden auswärts nicht glücklich. Zum, Beispiel Shinji Kagawa: Jener Spieler, der bei Borussia Dortmund aufgrund seiner grandiosen Leistungen immer noch Heldenstatus genießt. Doch auch Louis van Gaal, seit Saisonbeginn Manager von Manchester United, kann mit dem Japaner nicht viel anfangen. Es läuft nicht bei Kagawa – weder bei Manchester United noch in der japanischen Nationalmannschaft. Seine Dortmunder Form fand er nicht mehr. Und damit steht der Japaner nicht allein – auch andere Ex-Borussen taten sich in der Fremde schwer.. nurpferdeundfussball blickt auf die wichtigsten Abgänge der letzten Jahre. Fazit: Besser geworden ist nur der junge Bittencourt. Also Robert Lewandowski aufgepasst.

Die Bilanz
Mario Götze (22) (seit 2013 bei Bayern München): Machte sich mit seinem entscheidenden Tor zur Weltmeisterschaft zwar unsterblich, aber vorher war es eine WM zum Vergessen für Mario Götze. Das ist zwar jetzt Jammern auf hohem Niveau, aber die Dortmunder Leistungen konnte Mario Götze in seinem ersten Jahr bei Bayern München nicht erbringen. Der Start war holprig, auch weil das Ausnahmetalent verletzt war. Dennoch lief er so in der Guardiola-Truppe mit, enttäuschte zwar nicht, aber es ist noch ziemlich Luft nach oben im Münchener Starensemble.
kicker-Schnitt Bundesliga 2013/2014 3,23; beim BVB: 2012/ 13 2,46; 2011/2012 2,43; 2010/2011 2,70
schwächer

Felipe Santana (28) (seit 2013 bei Schalke 04): Immer wenn ich „Tele“ im Schalker Dress sehe, reibe ich mir die Augen. So unsicher wie beim Revierrivalen wirkte er in Dortmunder Zeit nie. Kein Wunder, dass ihn Schalke am liebsten schon wieder abgeben würde. Santana agierte in vielen Spielen unsicher, machte zudem viele Flüchtigkeitsfehler. Das mag teilweise auch an mangelnder Abstimmung liegen, dennoch war es ein enttäuschendes Jahr für den Brasilianer. In Dortmund war er immer eine gute Alternative zu Neven Subotic, ohne diesen zu überflügeln. Wenn er aber spielte, war er meist souverän.
kicker-Notenschnitt Bundesliga 2013/2014 3,96; beim BVB 2012/2013 3,79; 2011/2012 3,14; 2010/2011 3,96
schwächer

Moritz Leitner (21) (seit 2013 beim VfB Stuttgart): Es war ein schwieriges erstes Jahr für Moritz Leitner in Stuttgart. Der Wechsel war jedoch verständlich, weil die Konkurrenz im Dortmunder Mittelfeld zu groß war. Doch die richtige Position fand er auch beim VfB nicht, dazu kam die Talfahrt der Schwaben. Ein richtig gutes Spiel machte Leitner gegen Hannover, ansonsten blieb er weit unter seinen Möglichkeiten. Feuerwehrmann Huub Stevens setzte den Hochbegabten im Abstiegskampf meist auf die Bank. Auch unter Armin Veh in dieser Saison änderte sich dies nicht: Zum 1:1-Auftakt in Gladbach kam Leitner in der 90. Minute.
kicker-Notenschnitt Bundesliga 2013/2014 3,97; beim BVB 2012/2013 3,79; 2011/2012 3,00
schwächer

Leonardo Bittencourt (20) (seit 2013 bei Hannover 96): Hochtalentiert, aber als Youngster mit wenig Einsatzchancen beim BVB. Darum war der Wechsel für den technisch versierten Mittelfeldspieler sinnvoll: In Hannover steigerte sich Bittencourt zum Stammspieler und überzeugte auch im ersten Spiel der Saison 2014/2015.
kicker-Notenschnitt Bundesliga 2013/2014 3,61 (bei 31 Einsätzen); beim BVB 2012/2013 3,38 bei jedoch nur fünf Einsätzen
stärker



Da kickten sie noch zusammen im BVB-Trikot: Mario Götze und Shinji Kagawa in der Spielzeit 2010/2011

Ivan Perisic (25) (seit Januar 2013 beim VfL Wolfsburg): Der kroatische Internationale kam 2011 aus Belgien und hatte eine ordentliche erste Saison im schwatzgelben Dress. Im zweiten Jahr wurden die Leistungen jedoch schlechter, vom Stammplatz entfernte er sich zunehmend. Daher wechselte Perisic nach Wolfsburg, doch im damaligen VfL-Chaos mit Felix Magath überzeugte er nicht. Erst im letzten Jahr gab es einen Aufwärtstrend, derzeit jedoch verletzt.
kicker-Notenschnitt Bundesliga 2013/2014 3,63; seit 6.1. 2013 in Wolfsburg 4,00; beim BVB bis 6.1. 3,82; 2011/2012 3,15
höchstens stagnierend

Shinji Kagawa (25) (seit 2012 bei Manchester United): Kaum ein anderer Spieler gewann so schnell die Herzen der Dortmunder Fans, der quirlige und technisch brillante Japaner war einer der besten Einkäufe der Vereinsgeschichte. Doch all’ das Unbeschwerte, diese pure Lust am Spiel – bei Manchester United ist sie verschwunden (siehe oben). Dort gilt Kagawa als Auslaufmodell und Verkaufskandidat. Einfach nur traurig…
kicker-Notenschnitt beim BVB 2011/2012 2,88; 2010/2011 2,62
schwächer

Lucas Barrios (29): Ich habe ihn gemocht, den einstigen Welttorjäger. Ein exzellenter Strafraumspieler, der sich aber schnell Jürgen Klopps Credo anpasste und vorne viel für die Mannschaft arbeitete. Allerdings vergaß er nie das Südamerikanische in seinem Spiel, ein Hackentrick war immer drin. Und 39 Tore in 83 Spielen für den BVB sind eine gute Bilanz. Doch dann verletzte sich Barrios bei der Südamerika-Meisterschaft und sein Konkurrenz Robert Lewandowski spielte sich eindrucksvoll ins Dortmunder Team. So lockte ein gutdotierter Vertrag in China, doch weder bei Guangzhou Evergrande als auch bei Spartak Moskau in Russland konnte der Stürmer an Glanzzeiten in Schwarz-Gelb anknüpfen. 2014/2015 spielt Lucas Barrios beim französischen Erstligisten Montpellier HSC – diese Kolumne wünscht ihm viel Erfolg.
kicker-Notenschnitt beim BVB 2011/2012 2,83; 2010/2011 3,14
schwächer

Auch Nuri Sahin, der den BVB nach der Meisterschaft 2011 in Richtung Real Madrid verließ, wurde im Ausland sportlich nicht glücklich. Zu den Königlichen wechselte er schon mit einer Verletzung und fand so nie den sportlichen Anschluss. Real lieh ihn dann zum FC Liverpool aus, doch auch an der Anfield Road enttäuschte Sahin. Seit Januar 2013 spielt er wieder für den BVB, agiert dort solide im zentralen Mittelfeld. Allerdings kommt er nicht mehr an die Leistungen der Saison 2010/2011 heran: In dieser Spielzeit war er herausragend (kicker-Schnitt 2,64).

Fokus Fußball



Donnerstag, 21. August 2014
Australia brilliert, Taghrooda geschlagen
Halbzeit beim Ebor-Festivals in York: Das beste Flachmeeting des Jahres im englischen Norden bleibt hochattraktiv. Von den vierbeinigen Top-Stars auf der Insel fehlte eigentlich nur Top-Miler Kingsman. Derbysieger Australia siegte am Mittwoch in den Juddmonte Stakes, Oaks- und King George-Heldin Taghrooda unterlag hingegen am Donnerstag in den Yorkshire Oaks. Top-Sprinter Sole Power startet am Freitag in den Nunthorpe Stakes. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz.

Australia
Meine Wahl war Australia nicht unbedingt. Zum einen, weil ich keine Pferde unter 20 wette, denn es gibt im Rennsport keine Unverlierbaren gibt (außer sie heißen Frankel). Auch andere Aspekte sprachen gegen den Schützling von Aidan O’Brien: Die eher skeptischen Töne des Trainers, dass sein Schützling dieses Rennen vielleicht benötigen könne. Die Distanz von 2000 Metern, die für den Top-Steher etwas kurz sein könnte. Zudem verlieren viele O`Brien-Pferde oft nach einem harten Frühjahr im Spätsommer ihre Form.
Meine Tipps waren jedenfalls Mukhadram, Gruppe 1-Sieger in den Eclipse über diese Distanz, dazu der mal wieder sträflich unterschätzte The Grey Gatsby, immerhin Sieger in den Dante Stakes und dem französischen Prix de Jockey Club.
Alles Essig, denn Australia gewann völlig leicht und scheinbar ohne große Anstrengung, immerhin lief The Grey Gatsby ein großes Rennen und wurde Zweiter, war aber chancenlos gegen den englischen und irischen Derbysieger.
„Er war gerade rennfertig nach seiner Sommerpause“, so O’Brien im Interview danach bei Racing UK. Australia, dieses Pferd mit dieser so noblen Abstammung, genoss immer eine große Wertschätzung beim Trainer, der schon etliche Größen in seiner Laufbahn trainiert hatte. Und dieser Erfolg war eine besondere Genugtuung: Oft wirkt O’Brien in seinen Reaktionen nach einem Erfolg nur wenig emotional. Diesmal wirkte er regelrecht aufgedreht.
„Er hatte nie eine Chancen zu reifen nach diesem anstrengendem Frühling“, sagte der Trainer weiter. Hart für die Klassiker trainiert, dazu waren viele Pferde aus dem Quartier krank zu dieser Zeit – das hinterließ offenbar Spuren.
Es war eine harte Zeit – und was kommt jetzt? Leopardstown im September, der neue Irish Champions Day, lautet offenbar das nächste Ziel. Und nicht der Arc, wo er wahrscheinlich auf Sea The Moon getroffen hätte. Und manche große Namen aus dem Ballydoyle-Quartier sind im Arc untergegangen.

Juddmonte International Stakes 2014

Taghrooda
Wie war das noch mal mit den Uuverlierbaren im Turf? Es gibt sie einfach nicht, nächster Beweis war 12:10-Chance Taghrooda in den Yorkshire Oaks. Nach Form stand die zweifache Gruppe 1-Siegerin deutlich über der Konkurrenz, doch am Ende unterlag sie Tapestry aus dem Ballydoyle-Quartier von Aidan O’Bien mit einer halben Länge.
„Keine Entschuldigung”, erklärte Trainer John Gosden danach. Sie traf einfach auf eine bessere Gegnerin an diesem Tag. Beide waren zudem weit vom restlichen Feld entfernt.
Gründe für die Schlappe? „Das King George ist doch ein hartes Rennen“, erklärte Hindernisjockey Ruby Walsh, an diesem Tag Experte bei Racing UK. Denn auch Mukhadran und Telescope, Dritter und Zweiter in Ascot hinter der Stute, liefen am Mittwoch im Juddmonte eher schwach.
Siegerin Tapestry war im Frühjahr immerhin als Favoritin in die englischen 1000 Guineas gegangen, doch dort landete sie auf dem letzten Platz. Doch danach ging es aufwärts, in den irischen Oaks war sie nur mit einem Hals von der Stallgefährtin Bracelet geschlagen.
Dennoch kommt der heutige Erfolg überraschend. Ryan Moore gab der Siegerin einen gut getimten Ritt, folgte immer der Favoritin und hatte dann am Ende knapp die Nase vorn. „Die Jungs haben einen wunderbaren Job gemacht“, lobte O’Brien sein Team.

Yorkshire Oaks 2014