Freitag, 7. März 2014
Die Mutter aller Festivals

Cheltenham Festival 2009 Review - best racing... von robertobhro
Starke Bilder: Tolles Video von Florian Christoph

So langsam laufen alle heiß: Noch fünf Tage bis zum Cheltenham Festival, dem ultimativen Treffen der besten Hindernisrennen aus England und Irland. Wahnsinn, welchen Aufwand Medien und Buchmacher auf der Insel treiben, um das Festival zu promoten. Panels in verschiedenen Orten mit Experten und Aktiven, Cheltenham-Sonderseiten wie diese von Attheraces und selbstverständlich wird im Netz diskutiert, zum Beispiel bei Facebook hier. Da heißt es fast schon kühlen Kopf bewahren. nurpferdeundfussball beantwortet die wichtigsten Fragen zum Cheltenham Festival 2014 (11. bis 14. März).

Warum sind alle so aufgeregt?
Fußballer haben ihre Meisterschaften, andere Sportler haben ihre Olympiade und Freunde des gepflegten Hindernissports in England und Irland haben Cheltenham. Dort trifft sich die sportliche Elite, es ist zweifellos der Höhepunkt der Saison. Mein Tipp für Newcomer: Einfach mal die Reaktionen nach dem Rennen beobachten. Die Jockeys gratulieren ihrem siegreichen Kollegen, der Triumphmarsch des Siegers in den Absattelring, glückliche Trainer und noch glücklichere Besitzer. Nirgendwo lösen Siege solche Emotionen wie beim Festival aus - na ja fast nirgendwo.

Wer sind die Superstars 2014?
Zum Beispiel Hurricane Fly, der den dritten Erfolg in der Champion Hurdle anpeilt. Dann natürlich Quevega in der OLBG Mares Hurdle (das Rennen kann sie zum sechsten Mal gewinnen). Annie Power soll jetzt in der World Hurdle laufen und damit kommt es zum Duell mit dem Seriensieger Big Bucks im zweiten Start nach dessen Verletzungspause.
Bobs Worth möchte seinen Titel im Cheltenham Gold Cup verteidigen. Sire De Grugy war eine der Entdeckungen in dieser Saison in den Zwei Meilen-Jagdrennen und geht als Favorit in die Queen Mother Champion Chase.

Wer fehlt?
Sprinter Sacre, das herausragende Pferd der letzten Jahre in den Zwei-Meilen-Jagdrennen. Keiner gewann so souverän wie der Network-Sohn über diese Strecken. „Im fehlt noch etwas die alte Brillianz nach seinen Herzproblemen“, sagte Trainer Nicky Henderson.
Vermisst wird zudem Cue Card, der Stolz von Trainer Colin Tizzard und mehrfache Cheltenham-Sieger (im letzten Jahr Triumphator in der Ryanair-Chase). Er muß wegen
Muskelzerrungen im Rücken
pausieren.

Wird es das große Willie Mullins-Festival?
Eigentlich fährt der irische Champion-Trainer in jedem Jahr mit einer starken Besetzung zum Festival. Aber in diesem Jahr scheint er noch einmal aufgerüstet zu haben. Hurricane Fly, Quevega, Anne Power, Champagne Fever, Vautour usw. – in vielen Rennen stellt Mullins den Vorabfavoriten. Bei den Buchmachern ist Mullins deutlicher Favorit, wenn es um den Titel „erfolgreichster Trainer des Festivals“ geht.
Willie Mullins spricht über seine Starter


Welche Trainer sind noch zu beachten?
Natürlich die beiden englischen Top-Trainer Paul Nicholls und Nicky Henderson. Beide sind Meister daran, ihre Pferde auf den Punkt genau vorzubereiten. Nicholls schickt unter anderem den Ex-Schlenderhaner Irving als Mitfavoriten in die Supreme Novice Hurdle.
Der Henderson-Stall hat bislang für seine Verhältnisse eine relativ ruhige Saison gehabt, neben den Stars wie Bobs Worth und My Tent or Yours schaue ich auch verstärkt auf die Handicapper des Quartiers, denn die meisten könnten noch etwas Spielraum haben.
Meine besondere Empfehlung sind aber die Pferde von Trainer Mouse Morris aus Irland. Der Mann schickt eigentlich nur gut präparierte Starter zum Festival. Ansonsten gilt es, sich in gute Stallformen reinzuhängen.

Highlights des Festivals?
Eigentlich ist jedes Rennen in Cheltenham ein Höhepunkt. Aber die Champion Hurdle am Dienstag setzt noch mal einen drauf: Der „alte“ Hurricane Fly trifft auf die junge Brigade The New One, My Tent or Yours und Our Conor. Das verspricht viel Spannung.
Dann die World Hurdle am Donnerstag: Annie Power gegen Titelverteidiger Big Bucks. Und am Ende triumphiert dann vielleicht doch ein anderer.

Wer sind die Favoriten dieser Kolumne?
Sofort am ersten Tag läuft Rock on Ruby in der Arkle Chase. Das Pferd liebt Cheltenham (gewann unter anderem die Champion Hurdle), präsentierte sich formverbessert beim zweiten Start in Doncaster. Die irischen Pferde mögen bessere Formen haben, aber was kann Rock on Ruby dafür, das seine Rennen quantitativ so schwach besetzt waren. Dann natürlich Our Conor in der Champion Hurdle (siehe oben).
Eigentlich ist The Giant Bolster immer in Cheltenham eine Wette wert, aber diesmal traue ich mich nicht so recht. Der Favorit und der irische Gast First Instalment (der nur läuft, wenn der Boden weich ist) sind deutlich sichere Optionen im Gold Cup. Für die Überraschung zu einem ordentlichen Kurs empfehle ich Rule the World gegen Big Bucks und Annie Power in der World Hurdle. Sein Trainer Mouse Morris ist ein schlauer Mann, der nur gut vorbereitete Pferde zum Festival schickt.

Das Problem in diesem Jahr?
Fast alle Vorbereitungsrennen fanden auf schwerem Boden statt, in Cheltenham wird der Boden wahrscheinlich weich bis gut sein. Damit sollte man viele Formen eher vorsichtig betrachten.
Die Handicaps während des Festivals sind eh’ Rätsel der höchsten Kategorie. Tipp: Mit der Stallform gehen. Damit bin ich in den letzten Jahren ganz gut gefahren. Und einfach mal nur genießen und zuschauen, wenn man keine Meinung zu einem Rennen hat (oder eh’ schon genug „verbraten“ hat).



Donnerstag, 6. März 2014
Guten Tag Mark Strudal


Kennen Sie noch Hans Walitza? Oder Hans-Peter Lehnhoff? Oder erinnern sie sich vielleicht noch an Mark Strudal? All diese Namen vereint, dass sie einst in der Fußball-Bundesliga spielten und nun auf der Seite bundesligalegenden portraitiert werden.
Sasa Snepanovic und sein „Italo-Sidekick“ DJ Bellanova rühren noch mal in Erinnerungen. Es ist eine nette Zeitreise mit vielen Aha-Erlebnissen. Dabei sind es nicht nur große Namen, die dort auftauchen. Auch längst vergessene Akteure wie etwa der ehemalige Bielefelder Sonny Silooy oder der einstige Saarbrücker Jean-Santos Muntubila rücken noch mal ins Blickfeld.
Hans Walitza übrigens stürmte einst für den VfL Bochum und den 1.FC Nürnberg; Hans-Peter Lehnhoff war für die rheinischen Rivalen Köln und Leverkusen aktiv. Und Mark Strudal? Den holte Borussia Dortmund Ende der 80er Jahre als Konkurrent für die damaligen Stürmer Norbert Dickel und Frank Mill. Der Däne Strudal spuckte sofort ein paar große Töne, doch auf dem Platz entpuppte er sich eher als Papiertiger. Eine große Nummer war er definitiv nicht in Dortmund.



Dienstag, 4. März 2014
Vier Spiele für die Ewigkeit
Ich kann mich nicht erinnern, mal so viele großartige Fußballspiele innerhalb kurzer Zeit gesehen zu haben. Und wenn, dann ist das schon lange her. Aber letzte Woche und am Wochenende war es soweit – vier Partien, die alles zeigten, was den Sport so schön macht. Na gut, Schalker und Nürnberger Fans werden das anders sehen. Das ist meine Liste.

Schalke 04 – Real Madrid 1:6 (0:3), Mittwoch, Champions League-Achtelfinale, ZDF
In Deutschland sprachen die meisten hinterher nur von „Schalkes historischer Pleite“ (kicker), von der schwachen Leistung des deutschen Champions League-Teilnehmers. Nun wirkte der S04 wirklich hilflos an diesem Abend gegen die Madrider Millionentruppe, doch war Real Madrid an diesem Abend endlich mal ein wenig galaktisch. Das war atemberaubend, wie schnell die Mannschaft umschaltete, wie brillant Modric, Xabi Alonso und di Maria das Spiel lenkten und Bale und Ronaldo wirbelten. Dazu der häufig unterschätzte Benzema im Zentrum, ein Vollstrecker der Extra-Klasse.
Auch ohne die eigenen Fehler wäre Schalke an diesem Abend unter die Räder gekommen. Geld schießt eben doch Tore, sieht man ja auch bei den Bayern.
Natürlich werden manche jetzt argumentieren, dass Borussia Dortmund doch im letzten Mal zweimal Real Madrid besiegt hatte. Aber das waren zwei mannschaftliche Glanzleistungen einer sehr homogenen Dortmunder Mannschaft; zudem kam beim 4:1 ein Robert Lewandowski in Weltklasse-Format hinzu.
Dieses Format hat Schalke aktuell nicht. Und wenn ich sehe, wie unsicher der Ex-Dortmunder Felipe Santana bei Königsblau agiert, dann habe ich schon Zweifel an den Fähigkeiten von Trainer Jens Keller. Wobei beim 2:0 Passgeber Julian Draxler eine ähnlich hohe Mitschuld wie Santana hat.

Eintracht Frankfurt – FC Porto 3:3 (1:0), Donnerstag, Europa League, Zwischenrunde, Kabel Eins
Aufmerksame Leser dieser Kolumne kennen meine Aversion gegen die Europa League. Sportlich maximal zweitklassig, meist langweilige Spiele vor schmaler Kulisse und dann auch noch ein Auffangbecken für gescheiterte Champions League-Teilnehmer – alles Argumente gegen diesen Wettbewerb. Fans von Eintracht Frankfurt sehen das jedoch anders: Für sie ist die Europa League nach jahrelanger Abstinenz vom internationalen Fußball das gelobte Land.
Schon das Hinspiel beim FC Porto war sehr interessant: 2:0 lag die Eintracht beim wohl besten portugiesischer Verein der letzten 30 Jahre zurück. Doch die Eintracht drehte das Spiel und kam mit einer Energieleistung noch zum verdienten Ausgleich. Das war bereits ein Erfolg, denn der FC Porto (in der Champions League allerdings als Gruppendritter ausgeschieden) hat international einen sehr guten Namen.
Das Rückspiel war dann einer dieser Europapokal-Abende, die man so schnell nicht vergisst. Ein ausverkauftes Stadium, eine großartige Stimmung und ein Spiel, das begeisterte. Frankfurt nutzte seine Torchancen zunächst besser, führte nach 52 Minuten 2:0. Doch der FC Porto kam zurück, 2:2 nach 71 Minuten. Riesenjubel dann, als der herausragende Alex Meier das 3:2 erzielte. Frankfurt war nun eine Runde weiter, doch vier Minuten vor Schluss zerstörte der eingewechselte Ghilas den Traum der Eintracht.
Porto trifft jetzt in der nächsten Runde auf Neapel. Den Frankfurtern bleiben nur viele Komplimente für ihren mutigen Auftritt. Ein schwacher Trost, aber die Hessen können sich jetzt auf den Abstiegskampf in der Bundesliga konzentrieren.

Borussia Dortmund – 1.FC Nürnberg 3:0 (0:0), Samstag, Bundesliga, 23. Spieltag, live im Stadion
Die Heimspiele von Borussia Dortmund waren zuletzt nicht gerade der Renner. Niederlagen gegen Bayern, Leverkusen und Hertha, danach ein müdes Unentschieden gegen Augsburg – beim BVB hakte es da aus diversen Gründen. Der aufmerksame Leser wird jetzt einwerfen, dass danach ein souveränes 4:0 gegen Eintracht Frankfurt folgte, aber da war ich nicht im Stadium. Das zählt also nicht, darum war der überzeugende Erfolg für mich so wichtig.
Der Nürnberger Club war am Samstag aber auch ein dankbarer Gegner. Weil er sich nicht nur auf die Abwehr konzentrierte, sondern durchaus offensiv mit drei Angreifern auflief. Doch der Mut der Franken wurde nicht belohnt, eigentlich waren sie chancenlos.
Dortmund kombinierte von Beginn an gut, ließ Ball und Gegner laufen. Dank des wieder einsatzfähigen Mats Hummels hatte der BVB eine zusätzliche Variante in der Spieleröffnung. Und wenn Mkhitaryan und Lewandowski mal ins Rollen kommen, dann besitzt Borussia eine offensive Schubkraft wie kaum ein anderer Klub in der Liga. Dazu war die linke Seite mit Schmelzer und Großkreutz offensiv sehr aktiv, hatten auch Sahin und Kehl auf der Sechs gute Momente.
Nur die Tore fehlten zur Pause. Doch das holte die Borussia nach, traf dreimal in Halbzeit 2 und hätte noch erfolgreicher sein können. Nur Raphael Schäfer im Nürnberger Tor stand dem im Weg. Am Ende zählte der kicker 13:3 Torchancen, bei mir waren es gefühlte 20:1.

Atletico Madrid – Real Madrid 2:2 (2:1), Primera Division, 26.Spieltag, www.laola1.tv
Liebe Schalker, habt Ihr das gesehen? So spielt man gegen Real Madrid. Atletico hat es im Madrider Derby vorgemacht: die Räume verdichten, Zweikämpfe gewinnen, selbst die Initiative ergreifen und vorne einen umtriebigen Stürmer hinstellen.
Es war ein Madrider Derby voller Emotionen, voller Leidenschaft, strittigen Momenten, verbissenen Zweikämpfen, aber auch vielen spielerisch starken Szenen. Real führte früh durch Benzema, doch Atletico biss sich zurück in die Partie. Diego Costa beschäftigte die Real-Abwehr permanent, mindestens eine der drei strittigen Szenen war ein Elfmeter für Atletico. Schiedsrichter Delgado Ferreiro gab keinen; Diego Costa sah Gelb für eine angebliche Schwalbe.
Erst in der 28. Minute gelang dem starken Koke das 1:1. Atletico machte weiter Druck, das 2:1 durch Gabi kurz vor der Halbzeit war verdient. Oft gleicht das spanische Publikum einem Operettenpublikum, aber das Estadio Vicente Calderon tobte an diesem Sonntag. Der erste Derbysieg gegen den übermächtigen Stadtrivalen Real war in greifbarer Nähe.
Doch Real kam nach der Pause wieder, spätestens ab der 70. Minute dominierten die Königlichen. Der Ausgleich durch den ansonsten eher unauffälligen Cristiano Ronaldo ging in Ordnung.
„Atletico brachte eine gewaltsame Note in die Partie“, klagte Real-Coach Carlos Ancelotti nach der Partie. So etwas liege seiner Mannschaft nicht. Einspruch, Senor Ancelotti: Pepe und Sergio Ramos hauen für Real auch ganz schön in die Knochen.
Aber unter Trainer Diego Simeone ist Atletico in dieser Spielzeit ein ernster Konkurrent für Real Madrid und den FC Barcelona. Spielerisch sind Real und Barca deutlich besser, aber Simeone hat ein kompaktes und eingespieltes Team geformt, das die Großen ärgert. Aber mehr als ärgern wohl nicht.