Dienstag, 14. Januar 2014
Kolumbianisches Drama ohne Happy-End
Sie sind nicht verwandt, der Fußballer Andres Escobar und der Drogenbaron Pablo Escobar. Doch sie kannten sich und prägten auf ihre Weise den Fußball im Kolumbien der späten achtziger und früheren neunziger Jahre. Beide stehen im Mittelpunkt der Dokumentation „The Two Escobars“ von Michael und Jeff Zimbalist aus dem Jahr 2010.
Der Film ist ein packendes Zeitdokument über die Macht und Faszination des Fußballs. Vielleicht eine Spur zu melodramatisch durch die manchmal zu dramatische Hintergrundmusik und definitiv ohne glückliches Ende. Sowohl Andres als auch Pablo Escobar wurden bekanntlich erschossen.



Kolumbien gilt bei manchen nach der souveränen Qualifikation als einer der Geheimfavoriten für die kommende Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Ältere erinnern sich: Das gab es schon einmal. 1994 ernannte der große Pele das Land aus Südamerika zum Titelanwärter für die Fußball-WM, nachdem das kolumbianische Team um den exzentrischen Spielmacher Carlos Valderrama in der WM-Qualifikation unter anderem 5:0 gegen den großen Rivalen Argentinien triumphiert hatte.
Doch die Tage in den USA wurden für das Team von Trainer Francisco Maturana zum Desaster. Zwei Niederlagen gegen Rumänien und die USA ließen Kolumbien schon in der Vorrunde scheitern. Es gab Morddrohungen gegen einzelne Spieler; Anders Escobar unterlief ein Eigentor gegen die USA und wurde vom Volkshelden zum Versager, der kurz darauf nach einer Auseinandersetzung in einem Nachtclub erschossen wurde. Der Narco-Boom des kolumbianischen Fußballs nahm ein blutiges Ende. Schon vorher hatte eine US-Einheit den Drogenhändler Pablo Escobar getötet.

König der Könige
1987 schaffte Andres Escobar den Sprung in die erste Mannschaft von Atletico National aus Medellin. Seine Mutter starb früh an Krebs, der talentierte Andres steckte früh all seine Energie in den Profifußball. Es ist der Beginn einer neuen Blütezeit des Klubs aus Medellin: 1989 triumphierte National in der Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur damaligen Europapokal der Landesmeister. „Wir hatten ein gutes Team und das Geld, unsere guten Spieler zu behalten“, sagt Francisco Maturana, zu dieser Zeit Trainer der Mannschaft.
Andres Escobar ist als Abwehrspieler wichtiger Teil, wird zum Nationalspieler und nimmt an den Weltmeisterschaften 1990 und 1994 teil.
Das Geld stammte von Pablo Escobar. „Es war eine großartige Zeit. Pablo war der König der Könige“, erinnert sich sein Cousin Jaime Gaiviria.
Bis zu fünf Millionen Dollar an einem Tag verdiente Escobar mit der Droge Kokain – und dieses Geld musste gewaschen werden. Weil der Mann mit dem markanten Schnauzbart ein großer Freund des Fußballs war, steckte er beträchtliche Summen in den Fußballklub Atletico National.
Auch sonst vergaß Pablo Escobar nicht, wo er herkam. Er baute Siedlungen für die Ärmsten der Gesellschaft, schaffte Sportplätze für die Jugend. Der Massenmörder galt bei vielen Menschen in Medellin als guter Mensch.
Die Dokumentation schildert das sehr eindrücklich – und auch die Hoffnungen, die besonders nach dem triumphalen 5:0 bei den großen Argentiniern in der WM-Qualifikation für die WM 1994 entstanden. Kolumbien versinkt im Mord- und Drogenchaos, die sportlich erfolgreiche Nationalmannschaft soll ein anderes Kolumbien symbolisieren.
Doch die Mission scheitert bekanntlich tragisch. Ein atemberaubender Film ohne Längen – sehr empfehlenswert.

„Two Escobars“ auf Englisch bei youtube

Fokus Fußball



Mittwoch, 8. Januar 2014
Die ultimative Bilanz des PMU-Renntages in Dortmund
Jean Pierre aus Nizza kann seit einiger Zeit auch deutsche Rennen sehen – dank des französischen Wettgiganten PMU, der diese Ereignisse in sein Bistro oder Wohnzimmer überträgt. Den Auftakt in diesem Jahr machten die Prüfungen auf unserer bescheidenen Sandbahn in Dortmund. Es war ein Dienstagabend bei beinahe frühlingshaften Temperaturen und (fast) keinem Regen.
Das Programm bildeten überwiegend Handicaps der unteren Kategorie, keine großen Unterschiede zum sonstigen Wochenend- und Winterprogramm auf den deutschen Allwetterbahnen. Nur waren diese Prüfungen dank PMU deutlich höher dotiert als üblich.
Erstaunliche drei Millionen Euro setzte die PMU laut Galopponline in Dortmund um. Da bleibt ein schöner Batzen für den deutschen Rennsport übrig.
Es war ein Renntag, der mir als Besucher teilweise richtig Spaß machte. Das mag am Wetter gelegen haben, an den teilweise recht formstarken Feldern, aber auch, dass ich ein paar Leute getroffen habe, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Die Bilanz des Tages:

Aufreger des Tages
Da hätte Cecilia Müller auf Dutch Master im Preis von Pau eigentlich alles richtig gemacht. Den Favoriten aus der Startbox 10 in eine gute Position gebracht, ihn vorne ordentlich treten lassen und sich dann in der Zielgerade vom Feld gelöst. Dieser Plan ging erstaunlich leicht auf. So hörte die Reiterin kurz vor dem Ziel auf zu reiten, zumal sich doch mit Be My Lion der offenbar einstige ernstzunehmende Verfolger verabschiedet hatte. Doch Müller hatte nicht mit Twain gerechnet. Der Schützling von Trainerin Erika Mäder kam mit unglaublichem Speed angeflogen, auf der Linie hatte er Dutch Master gestellt und gewann mit kurzem Kopf.
Und die Auszubildende hatte die Deppenkarte: Es gab heftige Kritik auf der Bahn und besonders im Internet, die teilweise unter der Gürtellinie war. All die Kritiker sollten bedenken: So ein Fauxpas ist schon vielen Top-Jockeys passiert. Zudem ist Cecilia Müller eine Auszubildende mit wenig Erfahrung. So etwas wird ihr nicht mehr passieren, mit zehn Wochen Rennverbot ist sie schon genug bestraft.

Rennen des Tages
Es war zwar „nur“ ein Ausgleich III, aber der Preis von Chantilly über 1700 Meter war gespickt mit Formpferden und fast schon so schwer wie manches britische Mega-Handicap. Von den 14 Startern hatte ich beim ersten Durchblick neun als potenzielle Siegpferde markiert. Dragoslav, der Tipp der Sport-Welt, stand weit über 100 am Toto. Ich entschied mich eben für diesen und zudem für Golden Touch. Beide waren letztlich chancenlos – es gewann mit Ante Portas auch einer der markierten Kandidaten.

Schocker des Tages
Das war schon ein richtiger Kracher, der leichte Sieg von Kimbra im Preis von Deauville, dem Ausgleich IV über kurze 1200 Meter. Die letzte brauchbare Form der Stute lag schon lange zurück, auf so kurzen Wegen war sie noch nie engagiert und dann auch noch die Startbox 14 ganz außen. In Sprints ist diese Position ein Nachteil, verständlich, dass die Tochter von Holy Roman Emperor als 630-Schuss an den Start kam. Doch Stephen Helleyn servierte Kimbra ein Rennen nach Maß und siegte problemlos.

Spezialisten des Tages
Wenn ein Pferd ein Handicap mit 16 Längen gewinnt, ist das zwar schön, aber gibt mir auch ein wenig zu bedenken. Panesidora aus dem Stall von Christian vor der Recke sah im Führring hervorragend aus, kam mit guten Formen, war aber nach neun Starts noch sieglos. An diesem Abend sah es aber im Auftaktrennen der Karte so aus, als wenn ein Ausgleich 1-Pferd im Ausgleich 4 laufen würde. Es war ein unbeschreiblich leichter Sieg, hoffentlich bestraft der Handicapper diese Überlegenheit nicht zu sehr.
Auf der Allwetterbahn gibt es oft Spezialisten. Zarras triumphierte im SIS Satelliten Information Service-Rennen mit 15 Längen immerhin gegen Gruppepferde wie Point Blank (enttäuschender Letzter, eine unerklärliche Vorstellung) und König Concorde. Wanderlust und Premier Choice gewannen ihr zweites Rennen in Folge auf dem Dortmunder Geläuf.

Wettbilanz des Tages
Zufriedenstellend. Der Einlauf Twain –Dutch Master zahlte 228, die Siegwette auf Zarras immerhin 28. Das verbesserte natürlich auch meine Laune.

Leider versagte der Akku meiner Kamera, aber ich bin eh’ nicht der große Fotograf und so verweise ich lieber auf diese Seite, wo einige nette Schüsse des Renntages zu sehen sind.



Donnerstag, 19. Dezember 2013
Hertha BSC: Alle hören auf Luhukay
Ergebnis-Krise ist ein komisches Wort. In genau so einer befindet sich Borussia Dortmund derzeit, wenn wir diesen Begriff einmal übernehmen. Jedenfalls kommt am Samstag Hertha BSC aus Berlin in unser bescheidenes kleines Stadion. Und das war in den neunziger Jahren und in den anfänglichen 2000er-Jahren einer der Lieblingsgegner des BVB. Immer wenn der BVB in der Krise war, kam das Spiel gegen die Berliner und das Elend fand ein Ende.
Drei Begegnungen gegen die Hertha sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Die erste datiert aus dem Dezember 1999. Es war kurz vor Weihnachten, bitterkalt, der Kinderchor aus Selm hatte Weihnachtslieder gesungen und Borussia locker 4:0 gewonnen. Danach siegte der BVB erst wieder im Mai 2000 und wäre beinahe abgestiegen.
Im Dezember 2003 gab es ein müdes 1:1-Remis. Leandro, Dedes Bruder und nur wenig in der ersten Mannschaft eingesetzt, hatte für Dortmund getroffen – und dann glich Alexander Madlung aus. Ausgerechnet dieser etwas hüftsteif wirkende Innenverteidiger, über den wir vorher so gelästert hatten.
Beim letzten Gastspiel triumphierten die Gäste aus der Hauptstadt als Aufsteiger mit 2:1 beim Meister, boten unter Trainer Markus Babbel eine großartige taktische Partie und jeder dachte, was für ein starkes Team. Doch dieser Erfolg tat dem Aufsteiger überhaupt nicht gut, Babbel musste gehen, unter den Trainern Skibbe und Rehhagel folgte eine katastrophale Rückserie und am Ende stand der Abstieg. Dortmund hingegen wurde Meister.

Aktuelle Lage
Neben Augsburg gehört der Aufsteiger Hertha BSC zu den positiven Überraschungen der Saison. Platz 7 mit sieben Siegen, vier Unentschieden und fünf Niederlagen sind eine sehr ordentliche Bilanz.
Die Verpflichtung von Trainer Jos Luhukay nach dem Abstieg erwies sich dabei als gute Entscheidung. Der Niederländer, vorher schon mit Gladbach und Augsburg in die Bundesliga aufgestiegen, schaffte dies auch problemlos mit der Hertha.
Luhukay ist der absolute Boss, seine Mannschaft wirkt kompakt und hat in der Bundesliga noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Es ist ein Team ohne die herausragenden Einzelspieler, vielleicht sticht der schnelle Stürmer Ramos ein wenig heraus. Und vielleicht schafft es der Trainer doch noch, den „Zweitliga-König“ Ronny bundesligafit zu machen. Jedenfalls bringt Luhukay die Kontinuität, die Hertha jahrelang so vermisst hat.



Marcelinho trifft gegen den SC Freiburg. Der Brasilianer war zwar ein wenig exzentrisch, aber auch ein wahnsinnig guter Fußballer. Bei Hertha prägte er von 2001 bis 2006 das Spiel.

Etwas Historie
War Alfred Tetzlaff nicht Fan von Hertha BSC Berlin? Jedenfalls hätte unser kleiner Choleriker aus dem WDR-Klassiker „Ein Herz und eine Seele“ einige Schimpfkanonaden losgelassen bei der Berg- und Talfahrt des Hauptstadt-Clubs.
Meine erste Erinnerungen an die Hertha gehen zurück in die 70er Jahre, da kickten da Leute wie Uwe Kliemann, Lorenz Horr oder Erich Beer. Die Mannschaft war ganz ordentlich, landete immer so in Nähe der UEFA-Cup-Ränge und erreichte bei großen Spielen Zuschauerrekorde, weil das Fassungsvermögen des Olympiastadions so groß war.
Doch irgendwann passte sich das Hertha-Management dem provinziellen Niveau der damaligen Westberliner Politik an, der Absturz in die unteren Klassen folgte. Die 80er und früher neunziger Jahre waren nicht gerade Glanzjahre der Vereinsgeschichte, sogar bis in die Berliner Amateur-Oberliga ging es. Dort kickte der Klub dann vor 2000 Zuschauern gegen Klubs wie den Spandauer SV, den SC Gatow und den SC Rapide Wedding.
Auch von der Wiedervereinigung profitierte die Hertha nicht. Zwar stieg der Klub 1990 auf, doch es ging postwendend wieder runter nach einer ganz schlimmen Saison.
Erst 1997 folgte der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Diesmal mit mehr Erfolg: Unter den Trainern Jürgen Röber, später Falko Götz und Manager Dieter Hoeneß gab es so etwas wie Kontinuität, Hertha etablierte sich wieder in der Liga und erreichte mehrfach den UEFA-Cup. Erst 2010 ging es wieder runter, unter Markus Babbel folgte der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Der Rest dürfte noch in Erinnerung sein: 2012 wieder Abstieg, 2013 wieder Aufstieg. Und jetzt? Nach Abstieg sieht es jedenfalls nicht aus.

Die Bilanz des BVB gegen Hertha BSC

Hertha BSC bei wikipedia

In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.