Es sind Worte wie diese, mit denen Jürgen Klopp die Herzen der BVB-Anhänger gewinnt. Nicht jeden Tag, sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem grandiosen 3:0 seiner Mannschaft gegen Schachtar Donezk und dem Erreichen des Viertelfinals in der Champions League, könne seine Elf fußballerisch die Welt verändern. „Aber es gibt Tage, an denen uns das gelingt.“ Wenn man Dortmunder fragen würde, wer in der Ruhrgebiets-Metropole ein Denkmal verdiene, dann würden gefühlte 95 Prozent Jürgen Klopp antworten. Zwei Meisterschaften, ein Pokalsieg lautet die sportliche Bilanz des 2008 von Mainz nach Dortmund gekommenen Fußball-Lehrers. Zweifellos: Klopp hat den BVB aus der Lethargie geweckt, er hat wieder ein Team geschaffen, dessen Fußball die Anhänger stolz macht. Da können andere ihn heftig kritisieren, wenn der Übungsleiter während des Spiels mal wieder ausrastet und ihn ein schlechtes Vorbild nennen. Klopp ist eben authentisch.
Kein Wunder, dass es schon mehrere Biografien über ihn gibt. Eine heißt Jürgen Klopp – Echte Liebe, stammt von Elmar Neveling und anderen Autoren und erschien Ende 2011. Allerdings hat Jürgen Klopp an der Biografie nicht mitgewirkt, nurpferdeundfussball hat sie dennoch gelesen.
Inhalt
Streng chronologisch: Erst die Jugend im Schwarzwald, dann die Zeit als aktiver Spieler mit dem Schwerpunkt natürlich auf Mainz 05, der Übergang in den Trainerjob und die Mainzer Epoche als Trainer, die Klopp so prägte. Es folgt die Zeit in Dortmund mit all den großen Erfolgen.
Im zweiten Teil des Werkes beschäftigen sich Neveling und seine Mitautoren intensiv mit der Spielphilosophie von Klopp in Dortmund, versuchen den Mensch zu charakterisieren. Dazu gibt es Informationen zur „Marke Jürgen Klopp“, zum Umfeld des Erfolgstrainers und ein Interview mit Persönlichkeitstrainer Cristian Galvez.
Stärken
Wie gut eine Biografie ist, hängt immer von den Zeitzeugen ab, die zur Verfügung stehen. Das ist eine alte Weisheit und gilt auch bei „Jürgen Klopp – Echte Liebe“. Mitautor Roger Repplinger war in Glatten, dem Ort, wo der Trainer aufwuchs und hat sich dort unter anderen mit früheren Trainern und Mitspielern unterhalten. Und da Repplinger ein sehr guter Schreiber ist, entstand ein wunderbar zu lesender, sehr spannender Text über den jungen Jürgen Klopp.
Noch spannender sind die Rückblicke auf die Zeit bei Mainz 05. Christian Heidel, der Manager des selbsternannten Karnevalsvereins, erzählt sehr offen und liefert hochinteressante Einblicke in den Profifußball der 90er und 00erJahre. Immer wieder taucht der Name Wolfgang Frank auf. In den 90er Jahren galt der Fußball-Lehrer im „Manndecker-Paradies“ Deutschland als leicht verschrobener Phantast, der auf die exotische Viererkette setzte. „Deutschland hatte ein Trainerproblem“, berichtet Heidel. Frank prägt Klopp, Mainz 05 und Heidel – und der Klub Mainz 05, der früher nie eine große Rolle im deutschen Fußball spíelte, schafft auf einmal den Sprung in die Bundesliga mit dem Trainer Jürgen Klopp. „Das ist der größte Trainer in Deutschland“, sagte damals Christian Heidel zum Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, als der BVB Jürgen Klopp verpflichtete.
Schwächen
Dieses Niveau kann der Dortmunder Teil leider nicht halten. Weil eben Klopp nicht als Gesprächspartner zur Verfügung stand und auch sonst niemand aus seinem Dortmunder Umfeld etwas erzählt. So bleiben viele Texte ziemlich flach und oberflächlich, es ist nichts Neues, was der BVB-Fan erfährt. Das Meiste kennt er schon, wenn er regelmäßig Zeitungen und Fachmagazine verfolgt. Nur Thomas Hennecke, seit langem journalistischer Begleiter der Borussia beim Fachmagazin kicker, liefert ein paar interessante Einblicke.
Auch das Kapitel über die Spielphilosophie von Klopp überzeugt nicht wirklich, vieles wirkt reichlich aufgewärmt. Ebenso ist das mit der Markenbildung und der Persönlichkeit Jürgen Klopp. Vieles davon könnte auch in einem Management-Buch stehen – und das ist oft viel heiße Luft. Und für nicht BWL-Fetischisten schwere Kost.
Urteil
Es beginnt furios. Die ersten 70 Seiten sind eine spannende Lektüre. Doch dieses Tempo kann das Werk nicht halten, die Abschnitte über Jürgen Klopp beim BVB bleiben sehr oberflächlich und bieten weitgehend nichts Neues. Eben weil sich niemand aus dem BVB-Umfeld äußert und auch Klopp nicht beteiligt ist. Vielleicht hätte man warten sollen, bis er mal Manchester United trainiert oder Bundestrainer ist. Dann wäre zumindest der Teil über die Zeit bei Borussia Dortmund spannender ausgefallen.
Elmar Neveling: Jürgen Klopp, Echte Liebe, Copress Edition, ISBN 978-3-7679-1073-7, erhältlich bei den üblichen Verdächtigen
Eine Leseprobe gibt es auf der Homepage des Autors
Das war nichts für unsere 6tofollow-Pferde beim Cheltenham Festival: Grandouet lief in der Champion Hurdle, ging auch noch ganz gut, doch dann stürzte er an der fünft letzten Hürde und beförderte Jockey Barry Geraghty auf den Boden. Zum Glück waren Pferd und Jockey nach dem Rennen weitgehend wohlauf.
Ohne jede Chance blieb Peddlers Cross in der World Hurdle. Schon in der ersten Runde hatte der einstmalige Top-Hürdler einige Probleme zu folgen, später hielt ihn Jockey Jason Maguire an. Da war der Schützling von Trainer Donald Mc Cain schon meilenweit geschlagen, ist offenbar nach seiner Verletzung weit von seiner Bestform entfernt.
Unsere Leseempfehlung für heute und die nächsten Tage. Michael Luxenburger ist vor Ort in Cheltenham und schreibt darüber gewohnt pointiert und witzig auf Turfcast. Dazu gibt es großartige Einblicke in die britische Esskultur. Diese Kolumne drückt ihm die Daumen, dass er es auch wettmäßig noch mal krachen lässt. Und weiterhin guten Appetit.
Kurze Video-Vorschau auf den Cheltenham Gold Cup. Noch sind alle optimistisch und hoffnungsfroh.
Wenn mich jemand fragen würde, welches Sportereignis ich am wenigsten missen möchte, dann würde ich „Das Cheltenham-Festival“ antworten. Die Reaktion wäre in den meisten Fällen ungläubiges Staunen, denn in Deutschland können die wenigsten etwas mit dem Treffen der besten Hindernispferde anfangen.
Hier denken die meisten Menschen im März an die Fußball-Bundesliga und internationale Wettbewerbe wie die Champions League, die in die entscheidende Phase gehen oder an den Start einer öden Veranstaltung namens Formel 1. Im Turf ist man so langsam der Sandbahn-Rennen überdrüssig und freut sich auf die kommende Grassaison.
Die Mutter aller Festivals
Doch nur ein verschworener Kreis bekommt so langsam feuchte Hände und zählt die Tage bis zum März-Wahnsinn namens Cheltenham-Festival. Am 12. März hat das Warten ein Ende, dann gibt es wieder vier Tage hochklassigen Sport. Ich folge der Veranstaltung seit über 20 Jahren – und im Gegensatz zu vielen anderen Dingen ist mein Enthusiasmus dafür immer noch so hoch wie am ersten Tag. Wenn 15 Top-Athleten über die Hindernisse schweben, wenn die Zuschauer beim Zieleinlauf so laut sind wie nirgendwo anders, wenn sich die Beteiligten über einem Erfolg freuen, als wenn sie gerade den Lotto-Jackpot geknackt hätten, dann vereinen sich Ästhetik, Dramatik und pure Freude zu einem wirkungsvollen Cocktail. Dummerweise fällt es immer in eine sehr arbeitsame Zeit mitten in der Woche, aber egal – Cheltenham ist einzigartig.
Auf der Insel haben viel mehr Menschen feuchte Hände. Es ist der absolute Höhepunkt der Hürdensaison in England und Irland – und die Veranstaltung genießt einen aus deutscher Sicht unglaublichen Stellenwert.
Schon Wochen vorher richten Racing Post, Sporting Life oder Attheraces Extra-Cheltenham-Seiten mit allen erdenklichen Informationen ein, sprechen die Top-Trainer wie Nicky Henderson, Paul Nicholls, David Pipe oder Willie Mullins detailliert über ihre Starter. Zudem gibt es Previews an diversen Orten, in denen Trainer, Jockeys, Journalisten etc. über die Rennen diskutieren. Ich bin jedes Mal neu erstaunt, welcher Aufwand dort betrieben wird.
Unsere Tipps im Minenfeld
Auch diese Kolumne widmet dem Festival ja einigen Raum. Champion Hurdle und Ryanair Chase haben wir hier bereits detailliert analysiert. Eigentlich wollte ich noch einen Blick auf den Gold Cup am Freitag werfen, wo mit The Giant Bolster ein Favorit dieser Kolumne läuft. Den habe ich auch bereits im Februar each-way zum Festkurs von 18:1 gewettet, bin aber von gutem Boden ausgegangen, den er nicht haben wird. Der Boden wird weich sein, diesen Zustand mag der Wallach nicht. Wer gewinnt dann? Der Verstand sagt Bobs Worth, dessen Erfolg im Hennessy Gold Cup mich an den großen Denman erinnerte und der in Cheltenham in vier Rennen noch ungeschlagen ist. Aber für Favoritentipps schreibe ich keine langen Texte.
Ansonsten kann Cheltenham natürlich ein Minenfeld für Wetter sein, denn nirgendwo sind die Rennen so gut besetzt. Zudem will jeder gewinnen. Meine besten Tipps für den ersten Tag sind Dodging Bullets in der Supreme Novices Hurdle und natürlich Rock on Ruby in der Champion Hurdle. Die anderen Tage habe ich noch nicht so intensiv bearbeitet, allerdings läuft mein alter Freund Godsmejudge in der National Hunt Chase. Das ist zwar ein Rennen für Amateure (da bin ich immer etwas skeptisch, aber der Reiter ist ein guter), dennoch verdient der gute Springer und Steher aus dem Alan King-Stall einen dicken Hinweis. Und der Kurs von 110 im Vorfeld war wirklich verlockend.