Samstag, 19. Januar 2013
Rettet die Westfälische Rundschau

Schönes Video: Wir basteln uns eine Zeitung - etwas Westfalenpost, etwas Ruhr-Nachrichten, ein Hauch Hellweger Anzeiger und viel WAZ.

Eine Tageszeitung ohne Redaktion – das geht gar nicht. Die Verantwortlichen des Essener WAZ-Gruppe waren anderer Meinung und haben mal eben der kompletten Redaktion samt freier Mitarbeiter der Westfälischen Rundschau (WR) zum 1. Februar gekündigt. Das Blatt soll allerdings weiter unter dem Namen WR erscheinen – nur die Inhalte stammen von anderen Tageszeitungen. In Dortmund bedeutet das unter anderem, dass die Ruhr-Nachrichten quasi das lokale Informations-Monopol besitzen wird. Näheres dazu im Video, hier oder auf Facebook.
Das Vorgehen des WAZ-Managements ist natürlich eine absolute Schweinerei. Diese Kolumne zeigt sich solidarisch mit den Beschäftigten. Zumal die WR mit Rene Schröder einen exzellenten Kenner des Galopprennsports beschäftigt. Seine Artikel über den Turf sind fachkundig, sehr gut geschrieben und fernab jeglicher Hofberichterstattung. Besser geht es eigentlich gar nicht mehr.
Und natürlich kann ich keinen Text über die WR schreiben ohne einen Hinweis auf Wilfried Wittke, den langjährigen Sportchef und BVB-Berichterstatter des Blattes. Manche Kommentare von ihm haben mich zur Weißglut getrieben, weil er sich meist über die falschen Dinge aufregte. Aber da stand und steht Wittke nicht allein da im Sportjournalismus. Und als er dann aufhörte, habe ich ihn doch vermisst. Irgendwie gehörte Wittke quasi schon zum Montag.



Freitag, 18. Januar 2013
Pep Guardiola und die „Elefanten von München“
Meine Lieblingsaussage zur Verpflichtung von „Pep“ Guardiola als neuer Trainer des FC Bayern München stammt von Jürgen Klinsmann. Der Mann, dem wir das Sommermärchen 2006 mitverdanken und der einst auch einmal als Hoffnungsträger auf dem Trainerstuhl des FC Bayern anheuerte. „Klinsi“ sagte also Sportsillustrated.com (nachzulesen in der formidablen Blog- und Presseschau von Fokus Fußball und von mir etwas frei übersetzt):
„Es wird sehr interessant zu sehen sein, wie er (Guardiola) seine Ideen und Philosophie bei einem Klub wie Bayern München umsetzt, wo alles sehr personenbezogen ist. Der Klub wird geführt von drei Elefanten mit Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß; im Sommer kam ein vierter Elefant (Matthias Sammer) hinzu. Daher ist alles, was dort passiert, personenbezogen. Es basiert auf keiner Philosophie wie bei Barcelona. Barcelona spielt so seit der Zeit von Johan Cruyff vor zwanzig Jahren; der jetzige Coach Tito Vilanova setzt das fort. Aber Bayern ist eine andere Welt.“
Klinsmann scheiterte dort 2009 als Trainer, auch weil die „Elefanten“ die Notbremse zogen, weil die Bayern in ziemliche Turbulenzen gerieten. Der negative Höhepunkt der Ära Klinsmann war ein Gastspiel der Münchener in der Champions League beim FC Barcelona, wo Barca den FC Bayern regelrecht demütigte. Das Ergebnis von 0:4 war für den deutschen Rekordmeister noch schmeichelhaft, weil Barcelona in Halbzeit 2 einen Gang runter schaltete.



Montag, 14. Januar 2013
Die wundersame Wiederkehr des Nuri Sahin
Nuri Sahin kommt zurück zu Borussia Dortmund. Und manchmal ist das Leben als journalistischer Begleiter des deutschen Meisters doch ein wenig schwierig – auch wenn man für „seriöse“ Blätter wie die Ruhr Nachrichten, größte Tageszeitung in Dortmund, oder das Fachmagazin kicker schreibt. Zwei Blätter, die eigentlich einen guten Draht zur Borussia haben, zumal Sascha Fligge, seit Sommer zuständiger Pressechef des BVB, von den Ruhr Nachrichten kommt. Doch in dieser Woche liefen sie der Musik mal hinterher.
Schon die ganze Woche gab es Gerüchte, dass Sahin nach Dortmund wechselt. Der Boulevard wusste Bescheid: „Es kommt zu 99 Prozent, wie es kommen musste. Nuri Sahin (24) kehrt zu seinem alten Verein Borussia Dortmund zurück“, schrieb die Sport-Bild bereits am Dienstag, den 8. Januar. Den Grund nannte das Springer-Blatt auch: „Weil man ihn beim FC Liverpool hintergangen hat, weil Trainer Brendan Rogers ihn belogen hat, als er sagte: „Du wirst bei mir die Nummer sechs.“
Der Text kommt übrigens nicht von einem der Schreiber, die sich sonst bei der Sport-Bild mit Borussia Dortmund befassen. Er stammt von Raimund Hinko, langjähriger publizistischer Begleiter des FC Bayern München für Bild und Sport-Bild und eigentlich im Ruhestand. Der Mann wird bei Bayern München jeden Torpfosten kennen, aber wie diese Geschichte bei ihm landete, wirkt auf mich etwas rätselhaft. Vielleicht kennt er jemanden bei irgendeinem der spanischen Sportblätter oder eine Sekretärin bei Real Madrid oder... – die Anekdote zum Schluss des Textes ist jedenfalls ganz groß. „Sahin hatte an seinem letzten Tag in Madrid Tränen in den Augen, als die Mannschaft auf Geheiß von Iker Casillas in der Kabine aufstand und für ihn zum Abschied die Liverpool-Hymne sang: „You'll never walk alone.“ Sogar die Stimme von Mourinho – der Mann kann sogar singen – war deutlich hörbar“, weiß Hinko. Casillas und Mourinho im Chor – auch nicht schlecht. Vielleicht lag Hinko ja unter der Kabinenbank.

Der verlorene Sohn sorgt für Kopfschütteln
Jedenfalls kamen sich viele der Journalisten, die den BVB ins Trainingslager nach La Manga begleitet hatten, ziemlich veräppelt vor. Denn im Laufe der Woche hatten die Verantwortlichen der Borussia noch kräftig dementiert, wie die Ruhr-Nachrichten berichteten. Die Zeitung beruft sich auf BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. „Das ruft bei mir nur Belustigung und Kopfschütteln hervor“, diktierte Watzke einer Journalistenrunde in die Blöcke. Drei Tage später präsentierten sie freudestrahlend den Spieler. Das rief dann bei den Journalisten Kopfschütteln hervor.“
Der kicker zitiert BVB-Manager Michael Zorc: „Diese Geschichte kommt von einer englischen Zeitung, die noch Tage zuvor berichtet hatte, dass Sven Bender zu Manchester United wechselt. Ich möchte nicht jedes Gerücht kommentieren, das wird mir einfach zu viel.“
Und dann war er auf einmal da am Freitag, der verlorene Sohn Nuri Sahin. Der BVB war sich mit Real Madrid einig geworden, die Heimkehr wurde mit viel Pathos verkündet. Ob der Transfer allerdings Sinn macht – nicht nur kicker und Ruhr-Nachrichten sind da durchaus skeptisch. Aber bei allen Diskussionen, ob das einstige „Wunderkind“ ins jetzige Dortmunder Spielsystem passt und ob der Klub auf der Sechser-Position überhaupt Verstärkung benötigt: Entscheidend wird sein, ob Sahin wieder an seine alte Klasse anknüpft. Diese Form, die ihn in der starken Meistermannschaft der Saison 2010/2011 quasi zum „Gehirn des Teams“ machte. Von dieser Verfassung war Sahin auch verletzungsbedingt bei Real Madrid und bei seinem Leihklub FC Liverpool weit entfernt. Ich freu’ mich jedenfalls auf diesen technisch so begabten Mittelfeld-Strategen.