Mittwoch, 18. Juli 2012
Dunaden der Tipp in einem offenen King George
Ascot statt Hoppegarten: Danedream, die deutsche Arc-Heldin, läuft am Samstag in den King George VI Stakes in Ascot und nicht im Großen Preis von Berlin in Hoppegarten. Sportlich eine mutige Entscheidung, denn die Gegner in England sind doch um einiges stärker als die in der Hauptstadt. Vielleicht kann sie ja Orsini übertreffen. Denn dessen Platz 5 war bislang die beste Placierung eines deutschen Pferdes, wie ich dem Blog des Feldmarschalls entnehmen kann. Das ist jedoch schon Ewigkeiten her. In den letzten 20 Jahren, in denen ich das Rennen verfolge, kann ich mich an keinen deutschen Starter erinnern. Das sind die Gegner von Danedream.

Brown Panther: (Trainer Tom Dascombe/Jockey Kieren Fallon): Im letzten Jahr Favorit im Deutschen Derby, zuletzt leichter Sieger in einem Listenrennen in Pontefract. Auch der zweite Platz hinter Masked Marvel im englischen St. Leger (immerhin vor Sea Moon) liest sich gut, aber das King George ist noch eine andere Liga.

Dunaden (Trainer M. Deszangles/Craig A. Williams): Christophe Lemaire wird sich an seinen letzten Ritt auf Dunaden in den Hardwicke Stakes in Royal Ascot nur ungern erinnern. Denn irgendwie lief alles schief an diesem Tag: Erst behinderten zurückfallende Pferde ihn, dann war mehrmals die Lücke zu – Widrigkeiten, die Dunaden an diesem 23. Juni das Leben schwer machten. Dass das Pferd zum Schluss noch mal beschleunigte und Platz 2 erreichte, spricht für sein Können. 2011 war Dunaden, der seine Laufbahn einst auf der Dortmunder Sandbahn begann, einer der Aufsteiger mit Erfolgen im Melbourne Cup und in Hongkong. Sein Trainer meint, dass er den Speed für 2400 Meter hat – ich teile seine Meinung

Masked Marvel (John Gosden/Frankie Dettori): Immerhin Sieger im englischen St. Leger 2011, in dieser Saison war die Form bislang eher flau. Zudem sollte der gut bis weiche Boden nicht ideal sein.

Nathaniel (John Gosden/ William Buick): Der Vorjahressieger, der nach Aussage seines Trainers John Gosden die Bahn in Ascot liebt. Zuletzt überzeugender Sieger in den Eclipse Stakes in Sandown vor 14 Tagen und gerade diese Zeit ist das Fragezeichen: Nur 14 Tage zwischen beiden Rennen ist eine kurze Pause für einen Mittelstreckler und auch Trainer Gosden hat da seine Bedenken. Ansonsten sind Boden und Distanz ideal.

Reliable Man (Alain de Royer-Dupre/Olivier Peslier): Ein durchaus formbeständiges Pferd, das nur im Arc abgeschlagen eintrudelte. Aber eher ein Kandidat für 2000 Meter, zuletzt letztendlich chancenlos in Royal Ascot gegen So You Think, Carlton House oder Farhh.



Deep Brillante (oben) gewinnt das japanische Derby mit einer Nase oder ähnlich. Jetzt stehen Europa und das King George auf dem Programm

Robin Hood (Aidan O’Brien/J A Heffernan): Tempomacher für den Stallgefährten St. Nicholas Abbey.

Sea Moon (Sir Michael Stoute/Ryan Moore): Gut gesteigerter Schützling von Trainer Stoute, der früher für diese Art von Pferden berühmt war. Zuletzt überzeugender Sieger in den Hardwicke Stakes, im letzten Jahr Zweiter hinter St. Nicholas Abbey im Breeders Cup Turf. Die Gegner sind am Samstag noch mal etwas stärker als in den Hardwicke Stakes, aber ich traue dem Hengst noch weitere Steigerung zu, zumal der weiche bis gute Boden ihm entgegenkommt.

St. Nicholas Abbey (Aidan O’Brien/Joseph O'Brien: Die erste Ballydoyle-Waffe, dessen größte Stunde als Gewinner des Breeders Cup Turf schlug. In diesem Jahr schon erfolgreich im Coronation Cup in Epsom. Hier trifft er aber bessere Gegner, im letzten Jahr enttäuschte der Hengst zudem im King George. Zudem ist seine Bilanz auf Rechtskursen wie Ascot nicht besonders gut.

Windsor Palace (Aidan O’Brien/Nichtstarter): Wahrscheinlich ebenfalls Tempomacher für St. Nicholas Abbey. Allerdings hat er diesen 2012 schon einmal als 66:1-Schuss überrascht.

Danedream (Peter Schiergen/Andrasch Starke): Nach Timeform-Rating steht Danedream an der Spitze des Feldes. In diesem Jahr kam die Arc-Siegerin etwas schleppend vom Start, wobei die letzte Form aufgrund des fehlenden Tempos zu ignorieren ist. Auch im letzten Jahr dauerte es etwas, bis der Knoten geplatzt war. In der Arc-Form wäre die Stute kaum zu schlagen, der Boden könnte aber nicht optimal sein.

Shareta (Alain de Royer-Dupre/Nichtstarter): Sehr konstante Stute aus Frankreich, aber das letzte Stück Klasse in dieser Kategorie fehlt.

Deep Brillante (Trainer Yoshito Yahagi/Yasunari Iwata): Der große Unbekannte aus Japan, kommt aber mit fast perfekten Referenzen als japanischer Derbysieger und Dritter in den dortigen 2000 Guineas nach Europa. Was diese Formen wert sind, weiß ich nicht. Landsmann Heart’s Cry war 2006 immerhin mal Dritter hinter Hurricane Run.

Urteil
Danedream steht derzeit natürlich bei Kursen um 10:1 sehr verlockend im Rennen, zumal sie auch im letzten Jahr erst in Spätsommer und Herbst richtig ins Rollen kam. Es sind allerdings schon sehr gute Gegner. Seit dem verpatzten Lauf in den Hardwicke Stakes habe ich Dunaden auf meiner Liste ganz oben. Und immerhin gibt es zu ihm auch eine Verbindung nach Deutschland.

Nachtrag 19.07.2012
Zwei Korrekturen im Text, vielen Dank für die Hinweise. Erst einmal deutsche Starter der letzten 20 Jahre: Übersehen habe ich Prince Flori, der 2007 chancenlos war. Platini lief 1993, wie hier zweifellos zu sehen ist.
Und dann habe ich noch Dunaden in den Wallach-Status befördert. Das wollte ich natürlich nicht, aber: Bei einem sechsjährigen mit so einer wechselhaften Karriere denkt man nicht unbedingt, dass er noch Hengst ist.



Dienstag, 10. Juli 2012
BVB-Trikot rockte Bochum
Die Anhänger des VfL Bochum verdienen durchaus Mitgefühl. Wobei das nicht gerade positiv ist: Denn Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten. Jedenfalls ist der Zorn der Bochumer Fans nachvollziehbar. Ausgerechnet in der Bochumer Innenstadt tauchte großformatige Werbung für das neue BVB-Trikot auf, berichtete der Der Westen. Kein Wunder, dass die Bochumer Fangemeinde bei Facebook zur Gegenattacke blies: „Nicht in meiner Stadt“ heißt es da und auch sonst, weiß das Onlineportal der WAZ-Gruppe, „hagelte es Kritik und Beschimpfungen“. Die Stimmen unter dem Artikel sind allerdings eher gemischt.
Nichtsdestotrotz: Der VfL muss im Ruhrgebiet mit den großen Nachbarn bestehen. Da ist einerseits Borussia Dortmund, der aktuelle Deutsche Meister und da ist auf der anderen Seite der FC Schalke 04, dessen Turnhalle auch immer ausverkauft ist. Und die drücken mit ihrer Fanmacht alle auf den VfL Bochum, der zudem droht, in der Bedeutungslosigkeit der 2. Liga zu versinken. Das sind harte Zeiten. Da haben es Eltern schwer, ihre Kinder auf dem richtigen Fankurs zu halten.
Zudem werden die Bochumer in Dortmunder Fankreisen gar nicht ernst genommen. Zwei Stimmen aus dem Forum von schwatzgelb.de: „Mehr als 100.... wow. Da braucht man sicher lange bis man die zusammen hat, “ oder „Da haben ja fast alle Dauerkarteninhaber mitgemacht“. Immerhin verschwand das Plakat.



Sonntag, 8. Juli 2012
Der tiefe Fall der Glasgow Rangers


Das ist nicht Bezirksliga Staffel 8 in Nordrhein-Westfalen, sondern vierte schottische Liga: Hier erwarten die Annan Athletics vielleicht die Glasgow Rangers.
(Bild: Verein)
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Anhänger der Glasgow Rangers machen derzeit ganz harte Zeiten durch. Der schottische Traditionsklub, stolze 55 mal schottischer Meister (angeblich Weltrekord), wird in der neuen Saison nicht mehr erstklassig sein. Das beschlossen die übrigen 11 Ligaclubs und bestraften damit die Rangers für ihre desolaten Finanzzahlen.
Im Februar hatte der Klub Insolvenz angemeldet. Die Verbindlichkeiten betrugen rund 167 Millionen Euro, näheres dazu gibt es hier und hier.
Jedenfalls haben die Verantwortlichen der anderen schottischen Erstligisten eine sportliche Entscheidung getroffen – trotz massiver finanzieller Einbußen, die auf sie zukommen, falls der Glasgower Club die schottische Premier League verlässt. Denn bekanntlich sind die Rangers und Lokalrivalen Celtic die Top-Mannschaften der Liga, teilten quasi gemeinsam die Ligatitel unter sich auf. Beide Glasgower Vereine füllen ihren Gegnern Stadien und Kassen, zudem sah der Fernsehvertrag vier „Old Firm-Derbies“ zwischen den Glasgower Stadtrivalen vor.
Noch steht nicht fest, in welcher Liga die neuen Rangers in der kommenden Saison spielen – entweder Liga 2 (Division One) oder Liga 4 (Division Three), ganz unten in der schottischen Profi-Hierarchie. Diese Klasse ist aber kaum eine Profi-Liga, zumindest ist das schwer vorstellbar bei durchschnittlichen Zuschauerzahlen von 400 oder 500.

Kunstrasen
Manager Ally Mc Coist, einst legendärer Rangers-Torjäger, würde sogar die unterste Klasse bevorzugen. Die BBC hat mal die potenziellen Gegner unter die Lupe gewonnen. Eines steht fest: In der Regel dürfte fast alle ein Kapazitätsproblem bekommen, wenn die Rangers-Fans anrücken. Diese würden zudem Spiele auf Kunstrasen sehen, denn viele Vereine verfügen über so einen Belag.
Immerhin könnten die „Gers“-Anhänger Stadionpunkte sammeln. Es warten unter anderem der Shielfield Park (Kapazität 4 150, Naturrasen) von Berwick Rangers, der Ochilview Park (Kapazität 3 750, Kunstrasen) von East Stirlingshire oder Borough Briggs (Kapazität 4 900, Naturrasen) von Elgin City.
Dazu gibt es auch hier ein Lokalderby: Stadtrivale Queen’s Park spielt im Hampden Park – wo sonst die Nationalmannschaft zuhause ist. Immerhin bietet das Stadion Platz für viele, viele Blaue.
Mich erinnerte das Schicksal der Glasgow Rangers etwas an Borussia Dortmund in den Jahren 2004 und 2005. Auch der BVB hatte sich mit einem Schuss Größenwahn in den finanziellen Abgrund manövriert, der Verbleib in der Bundesliga war fraglich. Damals schauten sich manche Fans in der Oberliga West, zu diesem Zeitpunkt die vierte Liga in Deutschland, um. Dort hätte Dortmund den Neuanfang starten können. Zum Glück kam es anders und auch die Rangers haben noch eine Option: Am 12. Juli soll sich entscheiden, ob der Klub zumindest in der 2. Liga an den Start gehen kann.