Dienstag, 13. März 2012
Cheltenham 2012: Der Tor der Woche
Es ist ein kleines Jubiläum: 1992 verfolgte ich zum ersten Mal das Cheltenham Festival und seitdem befinde ich mich jährlich für einige Tage im März im emotionalen Ausnahmezustand. Die Notizen des ersten Tages der Mutter aller Festivals – mit der Dummheit des Tages. Diese hat etwas mit dem neuen Champion-Hürdler Rock on Ruby zu tun. Immerhin hatte ich den Sieger in dieser Kolumne angesagt, aber eben hinter Hurricane Fly.

14:40: Es ist Jahr zu Jahr das Gleiche, aber ich finde die Bilder immer wieder eindrucksvoll: Gerade hat Cinders and Ashes die Supreme Novices Hurdle, das Auftaktrennen des Cheltenham Festivals, gewonnen, da gratulieren die Kollegen dem siegreichen Jockey Jason Maguire. Nirgendwo sind Siege offenbar schöner: Gestandene Männer haben Trainer in den Augen, Cinders and Ashes hat seinen eigenen Fanclub dabei und die Jungs werden diesen Tag definitiv nicht nüchtern erleben. Das Festival, die anglo-irische Meisterschaft der Hindernispferde, hat begonnen. Das gefühlt meistgenannte Wort der englischen Kollegen ist übrigens „tremendous“

15:10: Die erste Enttäuschung des Festivals: Al Ferof machte einen bösen Fehler vier Hindernisse vor Schluss und damit war mein Tipp geschlagen. Immerhin setzt der Schimmel eine Tradition fort: Mein letzter Treffer stammt aus den neunziger Jahren und hieß Monsieur Le Cure.
Der Sieger 2012 Sprinter Sacre bestätigte dabei die vielen Vorschusslorbeeren. „Er weiß, dass er sehr gut ist“, sagt sein Trainer Nicky Henderson über seinen Schützling. Jockey Barry Geraghty murmelt etwas von „einem Privileg, so ein Pferd zu reiten“ – wenn ich ihn richtig verstanden habe. Jedenfalls werden die Journalisten auf der Insel mit den Superlativen wedeln.
Keine Chance hatte letztlich Cue Card, gefiel aber auch als Zweiter. Ich hätte dem Familienbetrieb Tizzard den Erfolg gegönnt. Doch Vater und Trainer Colin ist dennoch ein zufriedener Mann. „Wir können nicht enttäuscht sein gegen diesen Sieger“, meint er.

15:55: Das nennt man wohl auf den Moment fit: Alfie Sherrin siegt in der ersten Handicap-Chase des Tages, die letzten Formen lauten 5-7-F-PU-PU. Platz 5 stammt aus einem Hürdenrennen. „Diesmal passte alles“, sagt sein freudestrahlender Jockey Richy McLernon, der seinen ersten Erfolg in Cheltenham feierte und sich diesen durch einen gut getimten Ritt verdiente. Immerhin zeigt die Quote 15:1, dass Alfie Sherrin durchaus gewettet wurde. Zumal der Stall von Jonjo O’Neill auch Form hat. Mein Tipp Our Mick lief ein gutes Rennen und wurde Dritter. Zeitweise war ich richtig optimistisch, denn keiner ging kurz vor Schluss besser.

16:30: Wegen Dummheit bestraft – anders kann man das nicht nennen. Da gewinnt Rock on Ruby die Champion Hurdle und was spiele ich den Sieger – Ita (für die nicht so Eingeweihten: Bei dieser Wette muss das Pferd Zweiter werden). Zweiter, weil ich dachte, Hurricane Fly sei unverlierbar. Von wegen – der wird Dritter. „Er feuerte nicht“, sagte sein Trainer Willie Mullins. Strafarbeit: 100 Mal schreiben „Es gibt keine Unverlierbaren, es gibt keine Unverlierbaren….Nie mehr Ita! Unglaublich! Aber toller Ritt von Noel Fehily; Zweiter wird der unverwüstliche Overturn. Offenbar hat Donald Mc Cain seine Pferde glänzend in Schwung.

17:15: Die Cross Country Chase über gefühlte 12 Kilometer. Normalerweise geht dieses Rennen immer nach Irland, doch diesmal hatte Balthazar King aus dem englischen Quartier von Philip Hobbs etwas dagegen und siegte nach hartem Kampf gegen den irischen Kontrahenten A new Story. Beim achten Versuch der erste englische Erfolg, beim letzten Mal ging er noch den falschen Kurs. Diesmal war ich Vierter in Form von Sizing Australia. Viel trauriger sind allerdings die Verluste von Garde Champetre und Scotsirish, die beiden nach Stürzen nicht mehr zu retten waren. Besonders Erstgenannter war eine Legende über den Cross Country-Kurs.

17:40: Diesmal habe ich nichts gespielt. Weil ich keine Opposition gegen Quevega finde, auch wenn die Willie-Mullins-Pferde bislang nicht gut liefen. Und selbstverständlich gilt das mit den Unverlierbaren. Aber Quevega steht in diesem Rennen für die Stuten einfach raus. Und sie gewinnt dann auch als 15:10-Favoritin, es ist der vierte Sieg in Serie in diesem Rennen. An einem Tag, den sie bislang vergessen konnten, ein Lichtblick für Trainer Willie Mullins und Jockey Ruby Walsh.

18:20: Das letzte Rennen auf der Karte ist ein Listenrennen für die Novice Chaser und auf dem Papier eine offene Angelegenheit. Doch Paint Ball machte die Prüfung zu einer Demonstration und gewann überlegen. Es ist im achten Rennen seit November 2011 der siebte Sieg, nur einmal im Januar 2012 war der Wallach auf schwerem Boden in Plumpton Zweiter – geschlagen mit einer dreiviertel-Länge. Wenn es einen Preis für die beste Trainingsleistung des Jahres gebe, dann wäre Jungtrainer Kieron Burke ein chancenreicher Kandidat.



Freitag, 9. März 2012
Wenn Barca zur Bestie wird
Das war zu erwarten nach dem 1:7-Debakel von Bayer Leverkusen beim FC Barcelona in der Champions League: Hohn und Spott verteilten nicht nur die Vertreter des Boulevards, sondern auch seriöse Vertreter wie Herr Skulski vom ZDF-Morgenmagazin machten den Eindruck, als wäre dies der Untergang des deutschen Fußballs. Auch kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh wird das bestimmt am Montag im Scheinwerfer des Blatts thematisieren und den Bayer-Akteuren mangelnde Einstellung vorwerfen.
Wie konnten sie denn auch nur, die Werkskicker. Fahren zum FC Barcelona – und lassen sich einfach so ohne große Gegenwehr die Hütte voll hauen. War das die Götterdämmerung für den deutschen Fußball, der Rückfall in die Zeit des Rumpelfußballs?
Natürlich war es das nicht. Ich muss jetzt mal die Bayer-Spieler in Schutz nehmen. Der FC Barcelona ist das vielleicht beste Fußball-Team der Welt, auch wenn die Katalanen in dieser Saison in der heimischen Liga ziemlich deutlich hinter Real Madrid rangieren. Aber Messi, Xavi, Iniesta und co. ergänzen sich schon zu einem fußballerischen Gesamtkunstwerk, das nur schwer zu stoppen ist.

Klinsmanns Ende
Vielleicht hilft ja auch ein Rückblick auf das letztjährige Champions League Finale: Gegen den Spielwirbel des Teams von Pep Guardiola wirkte das große Manchester United wie eine Ansammlung von fußballerischen Dilettanten – so überlegen war Barca technisch und taktisch. Es war eine fußballerische Lehrstunde – und vielleicht die größte Demütigung in der Karriere von Sir Alex Ferguson. Oder noch ein Blick zurück: Kurz vor Ostern 2009 gastierte der FC Bayern München im Stadion Camp Nou – und selten wurde der FC Bayern so vorgeführt wie an diesem Abend. Das 4:0 war noch schmeichelhaft und zudem das Ende der Ära Jürgen Klinsmann. Bayern-Manager Uli Hoeneß sehnte sich auf einmal nach einem Fußball-Lehrer. Schon damals tauchten die Schlagzeilen von der „Bestie Messie“ auf.
Leverkusen befindet sich also in guter Gesellschaft. Warum Barca an diesem Abend allerdings zur Bestie wurde – der Versuch einer Analyse auf spielverlagerung.de. An der Einstellung lag es da weniger. Und die Tore von Lionel Messi sind allemal sehenswert.



Mittwoch, 7. März 2012
Auf nach Münster
Pferderennen und Wetten, Royal Ascot oder Bauernrennen: Seit dem 2. März läuft im Pferdemuseum in Münster die Sonderausstellung „Rennpferde und Pferderennen“. Dieser Text aus der Welt am Sonntag macht schon mal so richtig Appetit auf die Veranstaltung, Ich werde sie mir definitiv anschauen und auch in diesem Blog darüber schreiben.