Freitag, 14. August 2009
Großkampftag in Weidenpesch
Ein Renntag, der an bessere Zeiten im deutschen Galopprennsport erinnert: Im Mittelpunkt am Sonntag auf der Rennbahn in Köln-Weidenpesch steht der Rheinland-Pokal, ein Gruppe I-Rennen über 2400 Meter. Eine excellente Besetzung verspricht ein hochspannendes Rennen: An den Start kommen Wiener Walzer, der diesjährige Derbysieger, sein Stallgefährte Getaway, zuletzt erfolgreich im Deutschland-Pokal in Düsseldorf und Flamingo Fantasy, dreifacher Sieger in diesem Jahr und in Düsseldorf nur von Getaway geschlagen.
Peter Schiergen sattelt Saphir, der im Derby zwar enttäuschte, davon aber im Münchener Bavarian Classic den Kopf vorne hatte. Aus München reist Poseidon Adventure an, der häufig in solchen Top-Rennen sehr gut lief und dessen Quartier vor 14 Tagen mit Night Magic den Preis der Diana gewann.
Ein steigerungsfähiges Pferd ist mit Sicherheit Schiller Danon aus dem Stall von Waldemar Hickst, dessen ersten Waffe aber Flamingo Fantasy sein wird. Und dann ist da noch Eastern Anthem aus dem großen Godolphin-Stall. Im Sattel sitzt diesmal nicht Frankie Dettori, sondern Ahmed Ajtebi, der Mann, der beim World Cup-Tag in Dubai
für Aufsehen sorgte und zwei Rennen auf spektakuläre Art gewann. Eines davon war das Dubai Sheema Classic mit Eastern Anthem, bei dem er unter anderen auch Quijano schlug. Daher noch mal zum Genießen: Das Video des Dubai Sheema Classic.



Mein Tipp ist allerdings Flamingo Fantasy, weil ich glaube, das endgültige Leistungsvermögen des Hengstes ist immer noch nicht erkannt. Die Wahl ist mir aber sehr schwer gefallen, weil auch für die beiden Pferde von Jens Hirschberger einiges spricht. Ein mehr als gefährlicher Außenseiter ist Poseidon Adventure. Auch sonst bietet der Kölner Renntag ein packendes Programm mit dem Auktionsrennen für Zweijährige, diversen knackigen Handicaps und der Wettchance des Tages, bei der in der Viererwette 75 000 Euro garantiert ausgezahlt werden.



Donnerstag, 13. August 2009
It’s Gino – das Ende eines Turf-Märchens
Profisportler, so heißt es, sollten aufhören, wenn sie im Zenit ihrer Leistungsfähigkeit sind. Offensichtlich haben Trainer Pavel Vovcenko und der Stall Stall 5-Stars, die Besitzer des Rennpferdes It’s Gino, die richtige Entscheidung getroffen. Der famose dritte Platz im letztjährigen Prix de l’Arc de Triomphe hinter Zarkava und Youmzain war der letzte Start des Hengstes. „Er hat einige gesundheitliche Einschränkungen, die ihn frühestens nächstes Jahr im Sommer wieder starten lassen“, sagte Trainer Pavel Vovcenko gegenüber GaloppOnline. Es sei fraglich, ob er noch einmal an alte Klasse anknüpfen könne. Daher suchen die Verantwortlichen jetzt einen Platz als Deckhengst für den Perugino-Sohn.
In Paris-Longchamp zeigte der Galopper des Jahres 2008 noch einmal das, was ihn so auszeichnete: Kampfgeist, Herz und Mut – es war eine beeindruckende Vorstellung, die er in dem Millionenrennen gegen den europäischen Turf-Adel ablieferte.



Manchmal schreibt der Turf die besten Geschichten eben selbst. „It’s Gino – ein modernes Pferde-Märchen“, titelte im vergangenen Jahr die Welt am Sonntag und beschrieb noch einmal dessen ungewöhnliche Karriere. Für 10000 Euro kaufte Dachdeckermeister Bernd Gerdes, dessen Pferde unter dem Namen Stall Silbersee laufen, einen braunen Hengst von Züchterin Birgit Nuttelmann. Zweijährig gewann er ein Rennen für Trainer Uwe Ostmann in Köln und schlug dabei den späteren Derby-Zweiten Dickens.
Doch dann gab es gesundheitliche Probleme und It’s Gino stand dreijährig auf der Koppel. Keiner wusste, was er hatte, doch dem Hengst tat die Pause gut und er kam wieder ins Training. Nach mehreren Stationen landete er bei Pavel Vovcenko in Bremen-Mahndorf und was dann folgte, beschreibt der Begriff Leistungsexplosion nur unzureichend.
It’s Gino gewann sechs Rennen in Serie, unter anderem zwei in Frankreich. Die Krönung war der Sieg im Großen Preis der Badischen Wirtschaft (Gr.2), wo er gegen Egerton und Poseidon Adventure die Oberhand behielt. Da war er schon nicht mehr im Besitz des Stalles Silbersee; Gerdes hatte das Pferd für 110 000 Euro an den Stall 5-Stars verkauft.
Die Siegesserie riss ausgerechnet im Hamburger Idee Hansa-Preis, als Egerton den Spieß umdrehte und den Vovcenko-Schützling knapp besiegte. Es folgten drei dritte Plätze in Gruppe I-Rennen, die zweifellos beste Leistung war die im Arc. Insgesamt lief It’s Gino in seiner Karriere nur 11 Mal, siegte davon sieben Mal, war vier Mal platziert, gewann Preisgelder in Höhe von 615.800 Euro und erreichte ein GAG von 102 kg.



Mittwoch, 12. August 2009
Der Berg kreiste im englischen Rennsport
Neu datierte Flach- und Hindernis-Championate, weitere Renntermine mit hochklassigen Rennen auf der Flachen, eine "Team"-Handicapserie an sechs Samstagen im Sommer, mehr Gruppe I-Rennen am Samstag oder Qualifikationsrennen für die großen Rennen des Hindernisfestivals in Cheltenham – mit diesen Vorschlägen möchte das „Racing for Change“-Projekt neue Zielgruppen für den Galopprennsport in England interessieren. (Quellen: The Times, Guardian und ein nicht mehr online frei verfügbarer Text der Racing Post)
Auch auf der Insel haben Galopprennen an Attraktivität verloren, manche munkeln sogar von einer Krise. Im Wettmarkt beispielsweise sind Fußball und Online-Spiele wie Poker gerade in der jüngeren Zielgruppe starke Konkurrenten. Ein weiteres Alarmzeichen: Die BBC will ihre TV-Übertragungen von den Rennbahnen um 50 Prozent reduzieren.
Aus deutscher Sicht mögen diese Probleme marginal sein, hier blickt man immer noch neidisch auf die Insel. Weil zum Beispiel jede große Zeitung – ob Broadsheet (seriös) oder Tabloid (Boulevard) – über einen eigenen Racing-Korrespondenten verfügt, liest man regelmäßig etwas über den Sport. Alle wichtigen Rennen werden von Channel 4 oder der BBC im Fernsehen übertragen. Wer einmal gesehen hat, mit welchem Aufwand dort Galopprennen präsentiert werden, der erträgt mit Freude den „Buddy-Journalismus“ zwischen Reportern und Verantwortlichen und fragt sich andererseits, was in Deutschland in den letzten 20 Jahren eigentlich alles falsch gelaufen ist.
Wie das so ist, wenn es Probleme gibt, bildete man auch in England eine Kommission und nannte sie „Racing for Change“. In ihr sitzen Vertreter der einzelnen Interessengruppen Rennbahnen, Buchmacher, Besitzer, Jockey und Regierung.

Champions Day
Anfang der Woche stellte die Kommission ihre Vorschläge vor, die 2011 in Kraft treten könnten.
• Die Championate auf der Flachbahn starten Mitte April mit dem Craven-Meeting in Newmarket und enden mit einem „Champions Day“, möglicher Termin wäre Ende September in Ascot.
• Die Championate auf der Hindernisbahn beginnen mit dem Open Meeting in Cheltenham (Mitte November) und enden mit dem Grand National Meeting Anfang April in Aintree.
• Weitere Top-Renntage mit hohen Preisgeldern auf der Flachbahn
• Mehr Gruppe 1-Renntage am Samstag
• Eine neue Serie von Flach-Handicaps an sechs Sommer-Samstagen mit möglichen Punktewertungen für Jockeys, Trainer, Pferde oder Besitzer.
• Qualifikationsrennen für die Top-Rennen des Cheltenham-Hindernisfestivals.
• Stärkere Verbindungen zwischen Cheltenham und Aintree, den Top-Hindernisfestivals.
Die ersten Reaktionen auf die Pläne waren gemischt. Kritik kam erwartungsgemäß von den Verantwortlichen der Rennbahnen in Doncaster und Sandown, aber auch von Hindernis-Championtrainer Paul Nicholls, der keinen Grund sieht, das bewährte System zu verändern.


Beim Festival in Aintree könnte sich zukünftig entscheiden, wer die Championate im Hindernissport gewinnt.