Freitag, 26. Juni 2009
Der Messias und erste Grausamkeiten
Der verlorene Sohn ist wieder da. Nationalspieler Lukas Podolski kehrte nach drei eher unglücklichen Jahren bei Bayern München zum 1.FC Köln zurück und 20 000 Besucher feierten ihren neuen Helden zum Trainingsauftakt frenetisch. „Hä es widder do“ hatte der Express, das Organ der rheinischen Fußballbefindlichkeit, bereits am Mittwoch getitelt und zur Feier des Tages eine 22seitige Sonderbeilage produziert. Und was sagte der Angebetene auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz? Er brauche einen Trainer, der mit mir spricht, aber nicht jeden Tag, dämpfte etwas den rheinischen Optimismus („…man darf nicht erwarten, dass wir in zwei Jahren in der Champions League spielen und Meister werden) und bedankte sich bei Bayern-Manager Uli Hoeneß. Podolski: „In ihm habe ich einen Freund gefunden, der mir in schweren Zeiten zur Seite stand.“ Dann hoffen wir doch einfach mal, dass FC-Manager Michael Meier ähnliche Größe zeigt.
Der Westfale an sich neigt da eher zur Bodenhaftung. So kamen auch „nur“ 4 000 Besucher zum ersten Training von Felix Magath beim FC Schalke 04. Das Schaulaufen fand allerdings nicht in der Arena statt, sondern auf dem Schalker Trainingsgelände – und das war nach den Bildern des ARD-Morgenmagazins rappelvoll. Auf den Fotos praktizierten die Spieler fleißig Liegestütze, die Medizinbälle blieben aber erst mal noch im Schrank und werden erst beim Zirkeltraining in der nächsten Woche benötigt.
Allerdings kündigte „Quälix“ schon mal bauliche Veränderungen an, weil, so die Ruhr-Nachrichten, „die weiten Wege hier nicht meinen Vorstellungen entsprechen“. Die Hügel, sie werden kommen.
Die ersten Gräuel seiner Amtszeit gab es auch schon: Zwei Tage vor Trainingsbeginn kündigte der aktuelle Meistertrainer an, dass er ohne das bisherige Trainerteam plane. Die zuletzt erfolgreichen Interimstrainer und Co-Trainer Mike Büskens, Youri Mulder und Oliver Reck sowie Reha-Trainer Christos Papadopoulos und Ernährungsberater Christian Frank haben ihre Schuldigkeit getan und müssen gehen. „Wer ihn (Magath) installiert, muss eben Opfer bringen. Und koste es, siehe Clemens Tönnies, persönliche Glaubwürdigkeit“, kommentierte der kicker (Ausgabe 25. Juni, S. 8). Der Aufsichtsratchef hatte Büskens, Mulder und Reck – allesamt höchst populär – eine Jobgarantie gegeben.



Freitag, 26. Juni 2009
Suestado klar in der Favoritenrolle
17 Pferde werden wahrscheinlich am 5. Juli beim Deutschen Derby in Hamburg-Horn in die Boxen rücken. Einzige Stute im Feld wird Bolivia sein, die Besitzer Dr. Christoph Berglar für eine Gebühr von 50 000 Euro nachnannte. Noch sind nicht alle Jockey-Fragen geklärt, doch es zeichnet sich ab, dass sich wieder einige ausländische Prominenz in den Sattel schwingen wird. So wird Frankie Dettori Hansom reiten, Richard Hughes sitzt auf Egon und Daryll Holland wird Frantic Storm steuern.
Adrie de Vries, Stalljockey bei Jens Hirschberger, hat sich allerdings noch nicht entschieden. Der Holländer hat die Qual zwischen dem Favoriten Suestado und Wiener Walzer, Sieger im Union-Rennen und ebenfalls hochgehandelt.
nurpferdeundfussball hat mal recherchiert, was die Buchmacher und Online-Plattformen an Festkursen geben. Das Ergebnis zeigt erst einmal, dass Deutschland in Sachen Ante-Post-Wetten Entwicklungsland bleibt. Nur vier Firmen bieten online Festkurse auf das wichtigste Rennen im deutschen Turfkalender an, bei bekannten Online-Namen wie Jaxx und Germantote habe ich nichts gefunden. Ich weiß, dass viele Buchmacher vor Ort (wie Schickle in Dortmund) auch Festkurse anbieten – also einfach mal nachfragen.
Klarer Favorit bei allen vier Firmen ist Suestado, niedrigste Quote 24:10. Es folgen Wiener Walzer, Saphir und Oriental Lion. Teilweise gibt es richtig große Differenzen: So steht Bolivia bei Pferdewetten.de 37, bei den anderen hingegen 100, 100 und 130. Die beste Quote steht in kursiver Schrift, Stand der Recherche war der 25. Juni.

RaceBets
Bolivia 130/34, Double Handful 1500/308, Egon 300/68, Eliot 160/40, Frantic Storm 220/52, Glad Panther 280/64, Hansom 230/54, Marlow 1100/228, Ordenstreuer 240/56, Oriental Lion 90/26, Panyu 150/38, Quo Dubai 800/168, Saphir 110/30, Sordino 180/44, Suestado 35/15, Toughness Danon 250/58, Wiener Walzer 42/16

Dietz
Bolivia 100/28, Double Handful 1100/228, Egon 190/46, Eliot 190/46, Frantic Storm 230/54, Glad Panther 230/54, Hansom 230/54, Marlow 900/188, Ordenstreuer 220/52, Oriental Lion 100/28, Panyu 140/36, Quo Dubai 730/154, Saphir 100/28, Sordino 85/25, Suestado 33/15, Toughness Danon 370/82, Wiener Walzer 40/16

pferdewetten.de (nur Sieg)
Bolivia 37, Double Handful 750, Egon 245, Eliot 113, Frantic Storm 150, Glad Panther 120, Hansom 250, Marlow 750, Ordenstreuer 166, Oriental Lion 66, Panyu 67, Quo Dubai 750, Saphir 73, Sordino 150, Suestado 24, Toughness Danon 296, Wiener Walzer 42

oneXtwo (nur Sieg)
Bolivia 100, Double Handful 999, Egon 352, Eliot 130, Frantic Storm 324, Glad Panther 377, Hansom 180, Marlow 834, Ordenstreuer 250, Oriental Lion 108, Panyu 149, Quo Dubai 519, Saphir 83, Sordino 120, Suestado 28, Toughness Danon 330, Wiener Walzer 52



Mittwoch, 24. Juni 2009
Die „Brasilianer“ aus dem Schurkenstaat
Hong Yong Jo, Ri Jun Il oder Ri Myong Guk – Namen, die in Europa kaum einer kennt. Vielleicht aber nach der Fußball-WM 2010 in Südafrika: Denn die drei Akteure spielen für Nordkorea, das sich jetzt zum zweiten Mal in seiner Geschichte durch ein 0:0 gegen Saudi-Arabien in Riad für eine Fußball-Weltmeisterschaft qualifiziert hat. Schützenhilfe leistete ausgerechnet der feindliche Bruder aus Südkorea durch ein 1:1 gegen den Iran.
Aus dem abgeschotteten Reich des Diktators Kim Jong Il dringen ansonsten nur Horrornachrichten über Hungersnöte und Atomtests – wenn überhaupt – an die Öffentlichkeit. Zuletzt schickte das Regime zwei US-Journalistinnen in die gefürchteten Arbeitslager.
Nur im Fußball scheint sich das Land vorsichtig zu öffnen. Im Mai gastierte die nordkoreanische Nationalelf erstmals seit der WM 1966 in Europa und traf in der Schweiz auf den Zweitligisten Concordia Basel. Die Transferrechte an den Spielern der nordkoreanischen Nationalmannschaft und Olympiaauswahl besitzt die Firma Friends of Korea, zu deren Inhabern unter anderem Concordias Präsident Stephan Glaser und der frühere Schweizer Erstligaspieler Kurt Messerli gehören. „Sie gelten als die Brasilianer Asiens“, sagt Messerli. Zwei Nordkoreaner kickten bereits in der letzten Saison bei Concordia.
Mitte Mai trainierten zwei 15jährige Nordkoreanerinnen, die im November 2008 mit der U17-Auswahl Junioren-Weltmeister wurden, beim deutschen Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam.
Das Regime in Pjöngjang habe eine Art Fußball-Armee aufgestellt, die die Fußball-Welt erobern soll, sagt der ARD-Korrespondent Peter Kujath vorsichtig und nennt als Quelle eine kleine Wissenschaftsgemeinde, die sich mit allen Nachrichten aus Nordkorea intensiv beschäftigt. Denn auch Kujath selbst ist natürlich nicht vor Ort. Danach sollen die Frauen, die seit Jahren zur erweiterten Weltspitze gehören, bei der WM 2011 in Deutschland den Titel holen, die Männer sich für die Weltmeisterschaft qualifizieren.
Die Männer haben ihren Auftrag erfüllt. Erstaunlicherweise setzt das erfolgreiche Team auch auf Legionäre: Hong Yong Jo spielt in Russland beim Aufsteiger FK Rostov, Jong Tae Se kickt in Japan und An Yong Hak ist sogar in Südkorea unter Vertrag.
Für manche Experten war die Qualifikation des Teams von Trainer Kim Jong Hun dennoch eine Überraschung. „Keine Infrastruktur, einfach nichts, zero. Einige Fußballspieler hatten keine Fußballschuhe und spielten in Mokassins“, berichtete der Schweizer Trainer (und ehemalige BVB-Spieler) André Egli, der 2008 zwei Monate als Ausbilder in Nordkorea tätig war.
Beim einzigen Auftritt auf der Weltbühne des Fußballs sorgte das Land für viel Aufsehen: Bei der WM 1966 in England schlugen die Asiaten sensationell Italien mit 1:0 in der Vorrunde und scheiterten erst im Viertelfinale mit 3:5 (nach einer 3:0-Führung) an Portugal. Vier Mal traf damals der große Eusebio.