Es war mal wieder ein großer Tag für Byrony Frost am letzten Samstag im englischen Cheltenham: Mit Frodon siegte sie in den Cotsworld Chase, einem der Höhepunkte des Festival Trials Day. Als nächstes steht für das Pferd von Trainer Paul Nicholls der Gold Cup auf dem Programm. Hat Frodon eine Chance? Schreibt Frost Geschichte und gewinnt als erste Frau im Sattel das wichtigste Rennen der englischen Hindernissaison?
Sie sind eine Kombination, die scheinbar im Himmel erdacht wurde: Bryony Frost und Frodon. „Ich habe nie ein Pferd mit so viel Herz geritten. Er ist tapfer und mutig“, sagt seine Reiterin. Aber reicht das für den Gold Cup im März?
Bei den Bookies ist der Nicholls-Schützling eher Außenseiter. Racebets beispielsweise gibt für 10 Euro Einsatz 170, bei pferdewetten.de sind es für den gleichen Betrag 150. Ob ich da einsteigen würde, ist eher fraglich.
Was für Frodon spricht: Er ist ein sicherer und schneller Springer, mit seiner Reiterin harmoniert er prächtig. Aber hat er auch das Stehvermögen für die 5.331 Meter lange Strecke im Gold Cup? Am Samstag in Cheltenham waren es 5080 Meter, das war für den Wallach seine bislang längste Distanz. Kurz schien es so, dass Elegant Escape noch an Frodon vorbeizog, doch dann rauften sich dieser und seine Reiterin noch mal zusammen und wehrten den Angriff ab. Nichtsdestotrotz bleiben kleine Zweifel, der Zweitplatzierte springt nicht so sicher, hat aber mehr Stamina.
Die Gegner
Mein derzeitiger Favorit für den Gold Cup ist Native River. Der Vorjahressieger findet auf der steigenden Zielgerade in Cheltenham immer neue Reserven. Wenn ein Pferd die Bahn in Cheltenham mag, dann ist das der Schützling von Colin Tizzard. Kempton liegt ihm hingegen nicht, Platz 3 im King George war daher ganz in Ordnung.
Ansonsten gibt es bei vielen anderen Kandidaten Fragezeichen. Might Bite enttäuschte in dieser Saison bislang zweimal sehr. Clan Des Obeaux war der überraschende King George-Sieger, aber kann er diese Form auch auf den völlig anderen Kurs in Cheltenham übertragen? Thistlecrack wäre ein Champion des Herzens, aber er macht auf einem Kurs wie Cheltenham zu viele Fehler.
Den Wettmarkt führt Presenting Percy an. Ein Pferd mit einem großen Ruf, im letzten Jahr Sieger in der RSA Chase. In dieser Saison startete er erst einmal und gewann souverän über Hürden. Aber jetzt geht es gegen die großen Jungs, das ist eine andere Klasse. Kemboy und Al Boum Photo sind die Überraschungspakete – beide müssen sich allerdings noch mal steigern. Und so überragend die Bilanz von Trainer Willie Mullins in den anderen Top-Cheltenham-Rennen ist, den Gold Cup hat der vielfache Champion noch nie gewonnen. Bislang blieben nur diverse zweite Plätze.
Ob sich Geschichte wiederholt: 1999 siegte See More Business mit Mick Fitzgerald und bescherte Trainer Paul Nicholls seinen ersten Gold Cup. Der 16:1-Außenseiter rang den 66:1-Schuss Go Ballistic nieder. Später folgten dann Kauto Star (2x) und Denman für Nicholls. 2018 hofft der Trainer auf Clan Des Obeaux und eben Frodon