Dieses Wochenende lief alles glatt für Ruby Walsh: Mit Boston Bob siegte er sogar in der Bobbyjo Chase in Fairyhouse, dem besten Rennen des Tages in Irland. Dabei profitierte der Reiter auch vom Sturz des Favoriten Mala Beach. Aber dennoch ist Walsh derzeit bei manchen Wettern nicht gerade beliebt. Der Grund: Der irische Top-Jockey fiel zuletzt mit einigen gut gewetteten Pferden am letzten Hindernis.
Schon schreien manche Zeitgenossen Betrug und Schwindel, denn ihre Wetten waren nun natürlich kaputt. Walsh arbeite ja auch als Kolumnist für einen großen irischen Buchmacher. Dieser sei natürlich froh, argumentieren die Walsh-Gegner, wenn er nicht auszahlen muss. Denn alle Walsh-Ritte, in der Regel klare Favoriten aus dem Willie Mullins-Stall, wurden vorher kräftig gewettet. Sind diese Verschwörungstheorien also Humbug oder steckt hinten ihn doch ein Stück Wahrheit?
Beginnen wir mit den Fakten: Das letzte Desaster passierte am Sonntag vor einer Woche in Navan, als er mit dem klaren Favoriten Black Hercules stürzte. In der Woche davor fiel Valseur Lido in bester Haltung am letzten Hindernis im großen Jagdrennen in Leopardstown. Beide Pferde wirkten hoch überlegen.
Viele Wetter erinnern sich noch an die Vorfälle mit Un de Sceaux und Annie Power. Auch diese Ritte standen in der Zockergunst ganz oben, auch sie waren auf der Siegerstraße, auch sie gingen am letzten Hindernis zu Boden. In jedem Fall sparten sich die Buchmacher große Auszahlungssummen.
Das Fachblatt Racing Postnennt Zahlen an: Mit Walsh im Sattel fielen mehr Pferde als etwa mit den Kollegen A P Mc Coy und Richard Johnson im Zeitraum 2005 bis heute. Allerdings: Das sind gerade mal ein Prozent aller Ritte von Ruby Walsh. Also eher Peanuts.
Nur Pech
Die Gründe für die Stürze sind vielschichtig, manchmal ist es einfach nur Pech. Sagt auch Ex-Jockey Peter Scudamore gegenüber der Racing Post. „Ruby ist einer der besten Reiter, die ich je gesehen habe“, meint der ehemalige Champion. Wenn er technisch etwas falsch machen würde, würde er (Scudamore) das bemerken. Aber das sei nicht der Fall.
Der Vater von Jockey Tom Scudamore nennt das Beispiel Annie Power im letzten Jahr in Cheltenham. Das sei einfach nur Pech gewesen, ein Schatten hätte die Stute irritiert. „Diese Dinge passieren in einem Jockey-Leben“. Wichtig sei es, nicht das Selbstvertrauen zu verlieren.
Nun wirkt Ruby Walsh immer für den Kolumnisten wie jemand, der Selbstvertrauen ohne Ende besitzt. So viel, dass das für den Beobachter schon fast arrogant wirkt. Jedenfalls gehen viele Pferde für Walsh optisch immer sehr gut, sitzt er lange still und ist oft der Letzte, der sich im Sattel bewegt. Cool bis zum Limit. Das mag natürlich an der Klasse seiner Ritte liegen, aber bei Ruby sieht Rennreiten nie nach Arbeit aus. Auch das mag die Häme mancher Kritiker hervorrufen. Walsh ist eben Champions League.
Damit sind wir bei der Frage, ob irgendwelche Manipulationen im Spiel seien? Ich bin nicht naiv und glaube schon lange nicht mehr an den unbelasteten Sport. Aber ein Hindernisjockey, der freiwillig vom Pferd fällt und für Geld schwere Verletzungen riskiert, muss schon reichlich dämlich sein. „Fallen mit Absicht ist Schwachsinn“ meint der ehemalige Kollege Robbie McNamara, der nach einem schweren Sturz nicht mehr aktiv sind. Leider ist diese Meinung nur für registrierte Nutzer der Zeitschrift Irish Field nachlesbar. Aber dennoch ist dem nichts hinzufügen. Ruby Walsh hat so etwas doch auch gar nicht nötig – bei seinen vielen Erfolgen.
So geht es auch: die wunderbare Auferstehung von Killultagh Vic und Ruby Walsh