Die sportlichen Vorzeichen vor dem Duell der beiden Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach sind diesmal eindeutig: Dortmund hat nur eines der letzten sieben Bundesligaspielen verloren, Gladbach hat in der Rückrunde noch kein Mal gewonnen. Aber das hatten wir doch schon mal vor dem Gastspiel des BVB in Hamburg. Das Ergebnis ist bekannt und Gladbach ist deutlich stärker als der HSV. Das Hinspiel verlor Dortmund bereits in Mönchengladbach. Ein Porträt der Borussia vom Niederrhein.
Manche Städte werden erst durch ihren Fußballclub bekannt. Kaiserslautern zum Beispiel durch den FCK, Braunschweig durch die Eintracht. Aber das beste Beispiel ist Mönchengladbach und die Borussia. Der Verein ist der bekannteste Botschafter der Stadt.
Das mag in Dortmund durch die schwarz-gelbe Borussia ähnlich sein, doch die Gladbacher mögen die Dortmunder weniger. Auch weil Dortmund dem Rivalen in den letzten Jahren deutlich den Rang abgelaufen hat.
Dabei gab es in den siebziger Jahren deutliche Niederlagen für den BVB gegen die andere Borussia. Der Höhepunkt war das 0:12 in der Saison 1977/78, das die Gladbacher fast noch zum Meister durch die bessere Tordifferenz gemacht hätte. Diese Niederlage beendete die Dortmunder Zeit von Trainer Otto Rehhagel, aber auch der bedauernswerte Torhüter Peter Endrulat spielte nie wieder für den BVB.
Doch in den neunziger Jahren lief die westfälische Borussia der Borussia vom Niederrhein den Rang ab – sportlich als auch finanziell. Die Verpflichtung des damaligen Stürmers Heiko Herrlich durch den BVB sorgte für viel Unmut bei der Gladbacher Fangemeinde. „Who the fu…is Herrlich“, sangen sie immer zur Melodie von Smokies „Living next door to Alice“ bei Gastspielen in Dortmund.
Auch 2012 bediente sich der BVB bei Gladbach und holte den Ur-Dortmunder Marco Reus zurück zum BVB. Doch diesmal gab es weniger böses Blut.
Aktuelle Lage
Es läuft nicht bei der Gladbacher Borussia: Seit neun Spieltagen ist das Team ohne Sieg, in der Rückrunde gab es bislang drei Unentschieden und vier Niederlagen. Zuletzt verlor Gladbach zuhause gegen Augsburg.
Früher wäre auch bei der Borussia der Trainer ein Thema gewesen. Doch die Zeiten haben sich verändert: Der Club
verlängerteden Vertrag mit Übungsleiter Lucien Favre bis Juni 2017.
Verwunderlich ist das nicht: Denn der Schweizer gilt nicht nur als gewiefter Taktiker, der einer Mannschaft eine persönliche Handschrift gibt. Favre hatte den Klub auch aus einer sportlich schwierigen Situation gerettet, als er 2011 die Relegation gegen den VFL Bochum schaffte. Es folgte ein nie erwarteter Platz 5 und auch die Saison 2012/2013 war trotz der Abgänge unter anderem von Marco Reus mit Platz 7 sehr erfolgreich.
In diesem Jahr schien sich der sportliche Aufschwung fortzusetzen. Am 15. Spieltag lag die Borussia nach dem Erfolg über Schalke punktgleich mit dem BVB auf Rang 4. Besonders die spielstarken Offensiven Raffael, Patrick Herrmann, Max Kruse und Juan Arango kassierten Komplimente; Kruse, der Neuzugang aus Freiburg, wurde Nationalspieler. Doch das ist inzwischen Vergangenheit. Sie alle kämpfen um ihre persönliche Form.
Ein wenig Historie
Die 70er Jahre – sie waren die große Zeit der sogenannten Fohlenelf. Verantwortlich dafür waren ein kantiger Übungsleiter namens Hennes Weisweiler, ein kluger Geschäftsführer namens Helmut Grashoff und eine Mannschaft gespickt mit großartigen Spielern. Günter Netzer, Berti Vogts, Wolfgang Kleff, Herbert Wimmer, Jupp Heynckes, Rainer Bonhof, Henning Jensen und mein persönlicher Favorit Allan Simonsen – das sind nur einige, die eine fantastische Epoche prägten. Namen, die noch heute einen guten Klang haben. Erfolge unter anderem: fünf Meisterschaften, zwei UEFA-Cup-Erfolge, einmal im Finale bei den Landesmeistern.
Die Borussia war damals eine erste Adresse in Europa, obwohl andere Vereine viel größere finanzielle Möglichkeiten hatten. Zum Beispiel in Sachen Stadion: Gladbach spielte im stimmungsvollen, aber relativ kleinen Stadion am Bökelberg. Zu großen Spielen wich der Klub ins nahe Düsseldorf aus. Dort gab es mit dem Rheinstadion eine dieser Schüsseln mit Laufbahn, die zur WM 1974 entstanden waren.
Trainer Hennes Weisweiler und der junge Berti Vogts - zwei aus der großen Gladbacher Ära. Im Hintergrund lauert der große Gerd Müller vom Erzrivalen Bayern München (Foto: Pelz/Wikimedia Commons)
Sportlich lieferte sich Mönchengladbach spannende Duelle mit dem FC Bayern München um die Vorherrschaft im deutschen Fußball. Die Bayern galten schon damals immer als die Ergebnis-Fetischisten, bei denen der Erfolg alles war. Gladbach stand hingegen für schönen Konterfußball – typisch vielleicht das 5:1 1975 im zweiten UEFA-Cup-Endspiel gegen den FC Twente Enschede.
Manchmal hatte das Gladbacher Spiel auch einen Hauch von Tragik: 1971 demontierten die Fohlen die Catenaccio-Spezialisten von Inter Mailand mit 7:1, doch dann traf eine
Cola-Dose Inter-Stürmer Roberto Boninsegna. Der bleib leblos liegen, das Spiel wurde wiederholt und Gladbach flog raus.
Spätestens nach dem verlorenen UEFA-Cup-Finale 1980 begann ein langsamer Niedergang. In den achtziger und neunziger Jahren spielte die Borussia häufig eine gute Rolle, aber die Titel holten andere Vereine. Diese waren wirtschaftlich potenter, das kleine Stadion erwies sich als Nachteil.
1999 folgte der Abstieg in die 2. Liga; 2001 schaffte man mit Trainer Hans Meyer den Wiederaufstieg in die deutsche Eliteklasse. Die nächsten Jahre gab es ein ständiges Auf- und Ab; 2007 stieg der Klub als Tabellenletzter wieder in Liga 2 ab. Die Borussia drohte zur Fahlstuhlmannschaft zu werden – wie der Erzrivale 1.FC Köln.
Doch in den letzten Jahren stabilisierte sich der Club. Gladbach siegte mit Lucien Favre 2011 in der Relegation gegen den VfL Bochum. Die einstigen Unabsteigbaren spielen heute gegen den Abstieg aus Liga 2; Borussia Mönchengladbach hingegen erreichte unter Lucien Favre die internationalen Wettbewerbe.
Ein
Fanmagazin über Borussia Mönchengladbach
Die
Bilanz Dortmund gegen Gladbach
In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.