Donnerstag, 19. Dezember 2013
Hertha BSC: Alle hören auf Luhukay
Ergebnis-Krise ist ein komisches Wort. In genau so einer befindet sich Borussia Dortmund derzeit, wenn wir diesen Begriff einmal übernehmen. Jedenfalls kommt am Samstag Hertha BSC aus Berlin in unser bescheidenes kleines Stadion. Und das war in den neunziger Jahren und in den anfänglichen 2000er-Jahren einer der Lieblingsgegner des BVB. Immer wenn der BVB in der Krise war, kam das Spiel gegen die Berliner und das Elend fand ein Ende.
Drei Begegnungen gegen die Hertha sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Die erste datiert aus dem Dezember 1999. Es war kurz vor Weihnachten, bitterkalt, der Kinderchor aus Selm hatte Weihnachtslieder gesungen und Borussia locker 4:0 gewonnen. Danach siegte der BVB erst wieder im Mai 2000 und wäre beinahe abgestiegen.
Im Dezember 2003 gab es ein müdes 1:1-Remis. Leandro, Dedes Bruder und nur wenig in der ersten Mannschaft eingesetzt, hatte für Dortmund getroffen – und dann glich Alexander Madlung aus. Ausgerechnet dieser etwas hüftsteif wirkende Innenverteidiger, über den wir vorher so gelästert hatten.
Beim letzten Gastspiel triumphierten die Gäste aus der Hauptstadt als Aufsteiger mit 2:1 beim Meister, boten unter Trainer Markus Babbel eine großartige taktische Partie und jeder dachte, was für ein starkes Team. Doch dieser Erfolg tat dem Aufsteiger überhaupt nicht gut, Babbel musste gehen, unter den Trainern Skibbe und Rehhagel folgte eine katastrophale Rückserie und am Ende stand der Abstieg. Dortmund hingegen wurde Meister.

Aktuelle Lage
Neben Augsburg gehört der Aufsteiger Hertha BSC zu den positiven Überraschungen der Saison. Platz 7 mit sieben Siegen, vier Unentschieden und fünf Niederlagen sind eine sehr ordentliche Bilanz.
Die Verpflichtung von Trainer Jos Luhukay nach dem Abstieg erwies sich dabei als gute Entscheidung. Der Niederländer, vorher schon mit Gladbach und Augsburg in die Bundesliga aufgestiegen, schaffte dies auch problemlos mit der Hertha.
Luhukay ist der absolute Boss, seine Mannschaft wirkt kompakt und hat in der Bundesliga noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Es ist ein Team ohne die herausragenden Einzelspieler, vielleicht sticht der schnelle Stürmer Ramos ein wenig heraus. Und vielleicht schafft es der Trainer doch noch, den „Zweitliga-König“ Ronny bundesligafit zu machen. Jedenfalls bringt Luhukay die Kontinuität, die Hertha jahrelang so vermisst hat.



Marcelinho trifft gegen den SC Freiburg. Der Brasilianer war zwar ein wenig exzentrisch, aber auch ein wahnsinnig guter Fußballer. Bei Hertha prägte er von 2001 bis 2006 das Spiel.

Etwas Historie
War Alfred Tetzlaff nicht Fan von Hertha BSC Berlin? Jedenfalls hätte unser kleiner Choleriker aus dem WDR-Klassiker „Ein Herz und eine Seele“ einige Schimpfkanonaden losgelassen bei der Berg- und Talfahrt des Hauptstadt-Clubs.
Meine erste Erinnerungen an die Hertha gehen zurück in die 70er Jahre, da kickten da Leute wie Uwe Kliemann, Lorenz Horr oder Erich Beer. Die Mannschaft war ganz ordentlich, landete immer so in Nähe der UEFA-Cup-Ränge und erreichte bei großen Spielen Zuschauerrekorde, weil das Fassungsvermögen des Olympiastadions so groß war.
Doch irgendwann passte sich das Hertha-Management dem provinziellen Niveau der damaligen Westberliner Politik an, der Absturz in die unteren Klassen folgte. Die 80er und früher neunziger Jahre waren nicht gerade Glanzjahre der Vereinsgeschichte, sogar bis in die Berliner Amateur-Oberliga ging es. Dort kickte der Klub dann vor 2000 Zuschauern gegen Klubs wie den Spandauer SV, den SC Gatow und den SC Rapide Wedding.
Auch von der Wiedervereinigung profitierte die Hertha nicht. Zwar stieg der Klub 1990 auf, doch es ging postwendend wieder runter nach einer ganz schlimmen Saison.
Erst 1997 folgte der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Diesmal mit mehr Erfolg: Unter den Trainern Jürgen Röber, später Falko Götz und Manager Dieter Hoeneß gab es so etwas wie Kontinuität, Hertha etablierte sich wieder in der Liga und erreichte mehrfach den UEFA-Cup. Erst 2010 ging es wieder runter, unter Markus Babbel folgte der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Der Rest dürfte noch in Erinnerung sein: 2012 wieder Abstieg, 2013 wieder Aufstieg. Und jetzt? Nach Abstieg sieht es jedenfalls nicht aus.

Die Bilanz des BVB gegen Hertha BSC

Hertha BSC bei wikipedia

In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.