Donnerstag, 12. Dezember 2013
Erlöser Großkreutz
Was für eine Zitterpartie gestern zwischen Olympique Marseille und Borussia Dortmund. Je länger die Partie am letzten Spieltag der Champions League-Vorrunde dauerte, desto größer wurden meine Befürchtungen. Weil Borussia zwar hoch überlegen gegen zehn Franzosen war, sich beste Chancen erarbeitete, aber Pfosten, französische Abwehrbeine und Torhüter Mandanda verhinderten gemeinsam den Erfolg.
Als dann noch Robert Lewandowski in allerbester Lage das leere Tor nicht traf, Napoli im anderen Spiel gegen Arsenal in Führung ging, dachte ich, jetzt geht sie hin, die Qualifikation für das Achtelfinale der europäischen Königsklasse. Jetzt bleibt nur noch das Trostpflaster Euro League – und die ist sportlich deutlich geringer einzustufen. Besonders, weil in der Champions League gescheiterte Mannschaften in die entscheidenden Phase dieses Wettbewerbs einsteigen und damit die anderen Mannschaften abqualifizieren. „Cup der Verlierer“, höhnte schon früher Franz Beckenbauer – und zu dieser Zeit war der damalige UEFA-Cup noch ein anerkannter Wettbewerb.
Das Gefühl wurde nicht besser, als der Schiri Dortmund einen klaren Elfmeter verweigerte, nachdem OM-Keeper Mandanda einen BVB-Spieler fällte. Alles Elend eines Fanlebens schien an diesem Abend geballt aufzutreten. Doch dann kam die 87. Minute: Der wie in den Spielen zuvor etwas unglücklich agierende Mkhitaryan spielte auf den eingewechselten Julian Schieber, der passte präzise zurück auf Kevin Großkreutz. Der traf den Ball nicht richtig, doch dieser trudelte ins Tor. 2:1 für den BVB – und nicht nur ich hatte das Gefühl, dass an diesem Abend Murphys Gesetz außer Kraft trat.

Erleichterung
Borussia hatte an diesem Abend eine tadellose Leistung geboten. Besonders die zweite Halbzeit gegen nur zehn Franzosen war richtig stark. 11:2 zugunsten von Schwatzgelb lautete am Ende die Chancenbilanz nach meiner Zählung – und das ist noch schmeichelhaft, weil ich in den turbulenten Schlussminuten nicht jede Möglichkeit notiert habe. Garantiert!
Es war ein Erfolg, der den personell arg gebeutelten Dortmundern gut bekommen wird. Denn in der Bundesliga lief es zuletzt wahrlich nicht gut: Es gab bittere Niederlagen. Besonders das 0:1 gegen – zugegeben gute – Leverkusener frustrierte, weil der BVB überhaupt keine Antworten gegen einen taktisch blendend aufgestellten Gegner fand. Beim 0:3 gegen die Bayern stimmte nur das Ergebnis nicht; Dortmund war auf Augenhöhe gegen die beste Mannschaft der Liga.
Aber nur ein Fußballwunder hilft im Kampf gegen die Meisterschaft. Zehn Punkte Rückstand auf die überragenden Bayern scheinen nur schwer zu kompensieren, Leverkusen ist mit fünf Punkten Vorsprung auch schon relativ weit weg; die starken Gladbacher sitzen punktgleich im Nacken. Aber vielleicht strahlt der Erfolg in der Königsklasse ja auf die heimische Liga. Wer sich gegen Arsenal, Napoli und Marseille in dieser schweren Gruppe durchsetzt, der sollte seine sportliche Qualität kennen.