Freitag, 15. November 2013
Der Primus heißt Tres Blue
Immer wieder ein beliebtes Spiel am Ende einer Saison: Wie gut sind die Dreijährigen, der klassische Jahrgang im Turf? nurpferdeundfussball hat sich mal den deutschen Vollblutjahrgang 2010 angeschaut und die weitere Karriere der Derbystarter nach dem wichtigsten Rennen analysiert.

Lucky Speed (Sieger): Nach seinem Triumph nicht mehr am Start, eine „Infektion“ verhinderte den Einsatz in München, Baden oder Köln. Soll im nächsten Jahr aber wieder laufen.

Tres Blue (2.) : Der Gast aus Frankreich und das Pferd, das die Derby-Form am ehesten bestätigte. Gewann danach Gruppe III- und Gruppe II-Prüfung in Frankreich, wurde nach Australien verkauft und lief als interessantes Niedriggewicht im Melbourne Cup. Dort war der Hengst jedoch chancenlos – obwohl er mein Mumm in diesem Jahr war. Macht nichts, dann eben in den nächsten Jahren.



Karriere: Verkaufsvideo für Tres Blue

Nordvulkan (3.): Stürmte als Riesenaußenseiter im Derby noch auf Platz 3 und ich dachte, das ist ein klassisches St. Leger-Pferd. Von wegen – sowohl in Hoppegarten als auch Istanbul danach völlig chancenlos. Wobei das Hoppegarten-Rennen dank des großartigen Ritts von Dennis Schiergen auf Nymphea immer noch sehr sehenswert ist.

Quinzieme Monarque (4.): Der nächste Riesenaußenseiter, der in Hamburg ein großes Rennen lief. Aber der Hengst aus US-Zucht bestätigte diese Form nicht, auch wenn die Gruppe 1-Aufgaben in Baden-Baden und Longchamp eine Nummer zu ambitioniert waren.

Global Bang (5.) Zum Schluss wurden dem Hofer-Schützling die 2400 Meter im Derby doch etwas lang, dennoch bot Global Bang eine starke Leistung. Danach war er noch einmal zu sehen und enttäuschte im Münchener Dallmayr-Preis als chancenloser Fünfter. Er soll nicht gesund gewesen sein, hieß es nach dem Rennen.

Saratino (6.): Bestätigte seine Derby-Form immerhin durch Siege und zweite Plätze in schwächeren Rennen (unter anderem 2. im Dortmunder St. Leger). Nur die letzte Aufgabe über 3000 Meter in Longchamp war eine Nummer zu groß.

Limario (7.): Der Winterfavorit 2012, schlug nach dem Derby mehrere Kontrahenten erneut in Hannover. Schwache letzte Form in Hoppegarten, seine neue Heimat heißt Frankreich.

Ivanhowe (8.): Was war das für eine beeindruckende Vorstellung in der Union. Der Schlenderhaner gewann bei seinem zweiten Start die wichtigste deutsche Derby-Vorprüfung wie ein Pferd anderer Klasse. Kein Wunder, dass er als Favorit in Hamburg an den Start kam. Doch dort lief er reichlich blass, hinterher nannten die Verantwortlichen gesundheitliche Gründe für sein schwaches Abschneiden. Rätselhaft, wie so vieles bei Schlenderhan in diesem Jahr. Danach kein weiterer Start in diesem Jahr. Bislang bleibt Ivanhowe wohl im Rennstall.

Samos (9.): Gewann nach seinem Derby-Mittelfeldplatz immerhin zwei passabel dotierte Rennen in Frankreich.

Erlkönig (10.): Der Schützling von Markus Klug lieferte ein ordentliches zweites Halbjahr ab, auch wenn der einzige Erfolg in einem Sieglosen-Rennen zustande kam.

See The Rock (11.): Gewann nach dem Derby im “Stile eines sehr guten Pferdes” (Turf-Times) das BBAG-Auktionsrennen in Baden und im Stalle Wöhler dachte man danach, dass man vielleicht doch noch ein richtiges As im Derby-Jahrgang habe. Auch ich war durchaus beeindruckt, spielte See The Rock im Preis von Europa und das Ergebnis war – ernüchternd. Ebenso die Leistung in Baden-Baden danach. So ganz abgeschrieben habe ich den Hengst aber nicht, ein interessanter Kandidat für die dünner werdende Grand Prix-Klasse in Deutschland.

Schulz (12.): Nach seinem Derby-Auftritt nicht mehr gelaufen.

Empoli (13.): Nach dem Klassiker überzeugte Empoli dreimal durchaus in guten Rennen, ohne zu gewinnen. Wesentlich „beteiligt“ an den Disqualifikationen im Preis von Europa, wo er eigentlich Zweiter war und durch seinen Schlenker gegen den Earl of tinsdal auf Platz 4 zurückgesetzt wurde. Für 580.000 Euro verkauft.

Nicolosio (14.): „Tolles Pferd, beeindruckender Sieg, ein Kandidat für bessere Aufgaben“, dachten viele nach dem Sieg von Nicolosio im Derby-Trial von Hannover. Leider wurde die Form nie so richtig bestätigt, im Derby blieb der Hengst ohne Möglichkeiten und auch danach entpuppte er sich eher als Pferd mit Listenformat. Nicht mehr und nicht weniger…

Vif Monsieur (15): Fand nach dem Derby zu richtig guter Form, steigerte sich noch einmal schön. Gut, der zweite Platz im Preis von Europa (siehe Empoli-Text) liest sich etwas anders, aber der Sieg in Iffezheim auf schweren Boden beeindruckte schon. Sein neuer Trainer Sascha Smrczek bedankte sich danach auch bei seinem Kollegen Jens Hirschberger:

Bermuda Reef (16.): Immer noch sieglos nach zwei weiteren Starts, die Form aus Hannover war immerhin passabel.

Noble Galileo (17.) : Ohne Erfolg nach dem Derby.

Flamingo Star (18.): Ein Start nach dem Rennen aller Rennen und dabei enttäuschender Letzter im Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf (Gr. III) über 1700 Meter.

Problaby (19.): Gewann danach immerhin als Favorit das norwegische Derby.

Urteil
Erstes (und nicht überraschendes) Fazit: Zwei Spitzenpferde wie im Jahr davor mit Novellist und dem Derbysieger Pastorius gab es 2013 definitiv nicht. Das mag auch daran liegen, dass einstige Hoffnungsträger wie Derby-Sieger Lucky Speed oder der hochgehandelte Schlenderhaner Ivanhowe nach dem Derby nicht mehr gelaufen sind. Der Jahrgang 2010 ist daher eher Durchschnitt; von den deutschen Startern entwickelten sich Empoli, Vif Monsieur und Saratino noch am besten. Gruppe 1-Format hat jedoch niemand von ihnen. Der französische Gast Tres Blue machte nach Hamburg die größte Karriere und bestätigte Platz 2 mehrfach eindrucksvoll. Außerhalb des Derbys ist die schnelle Stute Best Regards zu nennen, die in den besten deutschen Sprinter-Prüfungen munter mitmischte.