Dienstag, 5. November 2013
Die Wiederbelebung des FC Arsenal
Der FC Arsenal aus London, am Mittwoch Gegner von Borussia Dortmund in der Champions League, steht nicht nur alphabetisch an der Spitze der englischen Profiklubs. Es ist auch der erste Verein aus dem Mutterland des Fußballs, an den ich mich erinnere. Anfang der siebziger Jahre muss es gewesen sein, die ARD-Sportschau zeigte Ausschnitte von Arsenal gegen Chelsea (glaube ich zumindest) und ich wunderte mich als Kind, dass die Torhüter kurze weißen Hosen trugen und nicht wie in Deutschland in schwarzen Hosen spielten.
1999 bin ich dann mal bei einem London-Besuch mit der U-Bahn zum Highbury Park, der damaligen Spielstätte des Vereins, gefahren. Hier in Deutschland kennen wir diese Stadien nicht: mitten in einem Wohnblock, nur dass in diesem Falle kein Spielplatz im Innenhof liegt, sondern ein komplettes Fußballstadien. Also quasi ein Spielplatz für die großen Jungs. Faszinierend, dachte ich.
Die Gegend um das Stadion sah nach unterer Mittelklasse aus. Die Preise für die Tickets waren jedoch Oberklasse und selbst im teueren England ganz vorne. Aber offensichtlich egal, das schmucke Stadion war so und so immer ausverkauft. Die Engländer haben eben eine ganz andere Einstellung zu Eintrittspreisen, auch auf Rennbahnen wird man mal schnell 40 Pfund Eintritt für einen ganz normalen Renntag los.



Hier geht es nicht in die Londoner Niederlassung von Eisen Karl. Hinter diesen Toren lag das Highbury Stadion des FC Arsenal.
Bildnachweis: Vicky Ayech/Wikipedia Commons


Aktuelle Lage
Was so ein wenig sportlicher Erfolg doch alles ausmacht. Im Sommer war die Stimmung bei Arsenal im Keller: Der letzte Titel schon ein paar Jährchen entfernt, die Zuschauer pfiffen regelmäßig nach den matten Vorstellungen, die Rivalen Manchester United, Manchester City und Chelsea meilenweit weg in der Premiere League und selbst der alte Nordlondoner Lokalrivale Tottenham war fast auf Augenhöhe. Da war es nicht verwunderlich, dass auch Kritik an Manager Arsene Wenger (seit 1996 bei den Gunners) auftauchte und der charismatische Franzose nicht mehr der große Mann war, der den Klub zu einer neuen Ära des Erfolges geführt hatte.
Und jetzt Anfang November 2013 sieht das Bild ganz anders aus. Arsenal führt nach zehn Spieltagen die Premier League an, hat erst einmal verloren und überzeugt durch höchst attraktiven Fußball. „Ein Schuss Genuss“, titelte der Kicker in seiner Printausgabe am Montag nach dem 2:0 im Topspiel gegen Liverpool. „Da lief der Ball in den eigenen Reihen im höchsten Tempo, als ob die Kugel und die Akteure an der Playstation gesteuert würden“, heißt es im Text. „Genugtuung in der Besenkammer“, lautete die Überschrift in der Süddeutschen Zeitung und es geht hier nicht um die amorösen Abenteuer eines ehemaligen Tennisspielers, sondern darum, dass die Pressekonferenzen des FC Arsenal in einem besenkammerähnlichen Raum stattfinden. „Am Samstag aber strahlte die Zufriedenheit geradezu aus dem Franzosen, und zum ersten Mal seit dem Umzug ins neue Stadion vor gut sieben Jahren lag ein Hauch von Meisterschaftsgefühl in der Besenkammer“, schrieb Raphael Honigstein über Wenger und den Verein.
Es nicht nur der kluge Transfer des großartigen Mesut Özil, der die Gunners nach vorne brachte. Andere Leute haben sich ungemein gesteigert und selbst Tomas Rosicky glänzt fast wie in alten glorreichen Dortmunder Tagen. Und bekanntlich wird Deutsch bei Arsenal gesprochen: Özil, Mertesacker, Podolski oder die Nachwuchskräfte Gnabry und Eisfeld, der im übrigen aus der BVB-Jugend kommt.

Historie
Große Manager prägten schon immer die Arsenal-Geschichte. Herbert Chapman zum Beispiel – Chapman kam 1925 aus Huddersfield, erfand unter anderem das WM-System und war der Mann, der den Klub Anfang der 30er Jahre zum erfolgreichsten in England machte. Im Gegensatz zu den Managern der damaligen Zeit, die ihre Aufgabe eher im administrativen Bereich sahen, interessierte sich Chapman auch für Taktik, Transfers und Mannschaftsaufstellung. Auch andere Dinge verdankt ihm Arsenal: Zum Beispiel die weißen Ärmel, die den Kontrast zum roten Trikot bildeten und damit die Spieler leichter identifizierbar machten. Chapman verfolgte zudem intensiv den europäischen Fußball.
Erfolge feierte Arsenal zudem unter George Graham. Der Schotte, der selber für Arsenal gespielt hatte, setzte auf Disziplin und baute Leute wie Tony Adams, David Seaman, Nigel Winterburn, Paul Merson oder später Ian Wright ins Team ein. Der Stil war nüchtern und erfolgsorientiert, das böse Wort von „Boring Arsenal“ machte die Runde, aber was kümmert es die stolze Eiche, wenn… George Graham holte Titel.
Und dann kam im November 1996 die French Revolution in Form von Arsene Wenger – und kein Stein blieb auf dem anderen. Die Zeiten waren vorbei, in denen nach dem Morgentraining Tony Adams und Co. den Rest des Tages im Pub bei Bier und Burgern verbrachten. Es dauerte etwas, bis die Geschichte lief. Doch 1998 holte Wenger das Double Meisterschaft und FA-Cup nach eher schwachem Saisonstart und spätestens danach liebten alle den freundlichen Mann aus dem Elsass.
Er hatte aber auch eine aufregende Mannschaft, die einen sehr attraktiven Fußball spielte: Dennis Bergkamp, Patrick Vieira, Marc Overmars oder natürlich Thierry Henry waren nur einige Namen. Die Duelle mit Manchester United zählten zu den Höhepunkten des europäischen Fußballs. Doch der letzte Meistertitel war 2004, der letzte FA-Cup-Erfolg 2005. Andere Clubs wie Chelsea oder Manchester City zogen an den Gunners vorbei. Dafür ist diese Saison wieder gut – bis auf das 1:2 gegen den BVB im Emirates Stadium, dem Nachfolger von Highbury Park.

Arsenal bei wikipedia

In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.