Ansprachen des Trainers sind im Profi-Bereich auch nicht anders als in der Kreisliga. Das ist eine Erkenntnis des Filmes
„Trainer“ von Aljoscha Pause, der gestern im dritten Programm des WDR lief. Und auch wenn obige Erkenntnis nicht neu ist: Die Dokumentation von Grimme-Preisträger Pause (
„Tom meets Zizou“) lieferte ansonsten sehenswerte Einblicke in den Alltag eines Profitrainers, die der normale Dauerkarteninhaber, Sportschau-Schauer und
kicker-Leser nicht erhält.
Es ist der letzte Spieltag der Saison 2012/2013 und gerade hat der 1.FC Heidenheim den dritten Platz in der 3. Liga, der zum Relegationsspiel mit dem Zweitliga-16. berechtigt, denkbar knapp verpasst. Ein Blick in die Kabine, die Enttäuschung ist greifbar, die Spieler hocken dar wie das berühmte Häufchen Elend. Keiner sagt etwas – und Trainer Frank Schmidt geht los, gibt jedem seiner Akteure die Hand und bedankt sich so für die gute Saison.
Es sind intensive Szenen wie diese, die den Reiz der Dokumentation ausmachen. Pause hat drei Trainer über die gesamte Saison 2012/2013 begleitet. Neben Frank Schmidt (Heidenheim) sind dies Andre Schubert (FC St. Pauli) und Stephan Schmidt (SC Pàderborn). Zwei von ihnen – Schubert und Stephan Schmidt – erleben das Saisonende in dieser Funktion nicht mit. Dazu äußern sich bekannte Namen wie Jürgen Klopp, Hans Meyer, Armin Veh oder auch DFB-Ausbilder Frank Wormuth.
Der Druck auf den Fußball-Lehrer ist groß. Der Zuschauer spürt das, wenn er Heidenheims Frank Schmidt begleitet und diesem zuschaut. Schmidt lässt am meisten zu – die Kamera ist in der Kabine, bei Spielen, beim Training und bei internen Sitzungen. Dabei sitzt der Heidenheimer doch fest im Sattel, denn der Aufstieg des 1.FC in den Profi-Fußball ist stark mit dem seit 2007 amtierenden Trainer verbunden. Aber Heidenheim will weiter nach oben, das Ziel heißt Liga 2.
„Der Spieler bekommt von mir, was er bracht“, sagt Frank Schmidt und charakterisiert sich als „hart, aber herzlich“. Es sind unterschiedliche Typen, die Pause portraitiert: der eher hemdsärmelige Frank Schmidt, der höchst selbstbewusste Stephan Schmidt und der ruhige Andre Schubert.
Paderborn
„Ich bin aufgewachsen in den Käfigen Berlins, musste mich dort durchsetzen“, sagt Stephan Schmidt. Der SC Paderborn 07 ist seine erste Profistation, er übernahm die Truppe, als die Saisonvorbereitung bereits begonnen hatte und sein Vorgänger Roger Schmidt zu Red Bulls Salzburg ging. Paderborns Präsident Wilfried Finke sieht den Klub „in der oberen Tabellenhälfte der 2. Liga“, was allerdings mit dem Kader und Budget reichlich schwierig zu realisieren ist. Stephan Schmidt hält sich wacker – und wird kurz vor Schluss der Spielzeit nach einer Serie siegloser Spiele doch noch entlassen. Der Zuschauer spürt seine Frustration und begleitet ihn bei seiner letzten Tour durch die westfälische Provinz.
Schon im September 2012 endet für Andre Schubert der Job beim FC St. Pauli. Der Kiezclub startet desaströs in die neue Saison – und schuld ist wie so häufig der Trainer. Der intellektuell wirkende Schubert muss beim emotionalen Volksverein St. Pauli gehen. Auch hier liefert Pause eindrucksvolle Dokumente ab, indem er etwa die Aussagen von Schubert, Assistenztrainer Thomas Meggle oder Manager Rachid Azzouzi hintereinander legt. „Wir hatten etwas zu viel Rachid auf der Bank“, kommentiert ein sichtlich enttäuschter Schubert.
„Bei einem Verein mit einem schlechten Präsidenten bist du verloren“, sagt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. Das Problem des Trainers sei eben, dass er häufig zu viel mit Leuten zu tun habe, die vom Fußball eigentlich keine Ahnung haben. Die dafür andere Dinge besitzen – Geld etwa.
Filmmacher
Aljoscha Pause im
Interview