Neun Pferde kommen im
englischen Derby am Samstag auf der Berg- und Talbahn zu Epsom an den Start und es gibt einen klaren Favoriten:
Camelot könnte der nächste Superstar aus dem Quartier von Aidan O’Brien sein, der Montjeu-Sohn steht bei allen Buchmachern unter 20. Allerdings: O’Briens Bilanz im englischen Derby ist für seine Verhältnisse eher mau. Erst zwei Sieger –
Galileo und
High Chaparal – stellte O’Brien im immer noch prestigereichstem Rennen der Welt. Der letzte Erfolg liegt auch schon ein paar Jährchen zurück. In den letzten drei Jahren landeten die Ballydoyle-Schützlinge immer auf Platz 2, im letzten Jahr versaute
Pour Moi ganz knapp die Party. Immerhin hatten die Herren Magnier, Tabor und Smith (die Macher von Ballydoyle und Coolmore) den Derbysieger vor dem Rennen gekauft, nur der Trainer war Andre Fabre aus Frankreich.
Wer gewinnt 2012?
nurpferdeundfussball hat eine lukrative Alternative zum Favoriten gefunden – noch ungeschlagen, aber eben nicht so blaublütig. Die wichtigsten Teilnehmer im Überblick
Camelot (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Joseph O’Brien): Noch ungeschlagen, zuletzt Sieger in den englischen 2000 Guineas, davor erfolgreich in der Racing Post Trophy in Doncaster, beides über 1600 Meter. Das sah alles sehr beeindruckend aus, zumal man immer den Eindruck hatte, dass Camelot noch bequem einen Gang zulegen kann. Als Montjeu-Sohn sollte er zudem über längere Distanzen noch stärker sein. Sein Trainer hat keine Bedenken wegen des Stehvermögens, er fürchtet eher, dass sein sensibler Schützling Probleme mit der Bahn in Epsom und dem Derby-Umfeld hat.
Quellen:
Sporting Life,
Turf-Times.
Bonfire (Trainer Andrew Balding/ Jockey Jimmy Fortune): Ein hoch interessanter Teilnehmer. Zum einen als Sieger der Dante Stakes, der immer noch wichtigsten Derby-Vorprüfung und dann natürlich aus deutscher Sicht als Nachkomme von Manduro. Trainiert wird der Hengst von Andrew Balding. Das ist alter englischer Turfadel, sein Vater Ian Balding betreute einst die große Sprinterin Lochsong und weit vor meiner Zeit ein Pferd namens Mill Reef, 1971 (!!!) Sieger des Derbies. Dem möchte der Sohn nacheifern und Bonfire ist bislang die beste Chance für den Junior. Der Erfolg gegen Ektihaam in York sah viel versprechend aus, zumal der Zweite ein gutes Pferd ist. Auf dem Papier gibt es leichte Bedenken wegen des Stehvermögens: Manduro hat zwar über 2400 Meter gewonnen, war aber ein besseres Pferd über Distanzen um die 2000 Meter.
Quelle:
Sporting Life
Main Sequence (Trainer David Lanegan/Jockey Ted Durcan): Das Überraschungspaket, das sein erstes Rennen als 50:1-Schuss gewann. Das mag daran liegen, dass David Lanegan gegenüber den großen Trainernamen doch noch eher ein Unbekannter ist. Vier Starts, vier Siege lautet die Bilanz, zuletzt gewann Main Sequence den Lingfield Derby Trial über die Derbydistanz von 2400 Metern. Was mir an dem Hengst gefällt, ist sein Speed – höchst eindrucksvoll im Derby Trial in Lingfield zu bewundern. Natürlich muss sich Main Sequence noch weiter steigern. Der in Lingfield besiegte Shantaram ist zwar noch sieglos, gilt aber im Gosden-Quartier als bester Dreijähriger. Stehvermögen ist zudem eindeutig da.
Da ist es nicht verwunderlich, dass er bei einigen Tipstern wie
wie diesem von ATR als gutes Ding gilt.
Astrology (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Ryan Moore): Auch wenn mit Ernest Hemingway ein Kandidat in den Dante Stakes patzte, scheint der O’Brien-Stall auch 2012 wieder gut gerüstet. Neben Camelot schickt Ballydoyle mit Astrology einen weiteren starken Kandidaten. Der Galileo-Sohn gewann hochüberlegen die Dee Stakes in Chester, auch wenn seine stärksten Gegner an diesem Tag ziemlich indisponiert wirkten. Das mag am schweren Boden gelegen haben, den Astrology in Epsom nicht antreffen wird.
Thought Worthy: (Trainer John Gosden/Jockey William Buick): Als potenziellen „St. Leger-Kandidaten” bezeichnete die
Sporting Life den Gosden-Schützling nach seinem zweiten Start. Im Klartext: Thought Worthy ist auf längerer Distanz noch besser aufgehoben. Das St. Leger ist dann laut Trainer auch das Hauptziel, das Derby nur die Kür. Veranlagtes Pferd, aber gewinnen? Wäre eine Überraschung…
Mickdaam (Trainer Richard Fahey/Jockey Paul Hanagan): Erster Derbystarter für Trainer Richard Fahey; Mickdaam verdiente sich diesen Start durch seinen Sieg in der Chester Vase auf schwerem Boden. Schwer wird der Boden nicht sein, geschlagen hat er immerhin Model Pupil aus dem Hills-Stall. Aber so ganz traue ich seinem Stehvermögen nicht.
Außerdem am Start:
Cavaleiro (Trainer Marcus Tregoning/Jockey Hayley Turner – ihr erster Derby-Ritt)
Minimise Risk (Trainer Andrew Balding/Jockey Jamie Spencer)
Rugged Cross (Trainer Henry Candy/Jockey Dane O’Neill)
Urteil:
Es gibt keinen Unverlierbaren im Turf. Darum ist
Main Sequence die Alternative zum Unter-Pari-Schuss
Camelot.
Bonfire ist ebenfalls brandgefährlich.