Montag, 14. Februar 2011
Mein Mumm heißt Peddlers Cross
Die Spannung steigt: Noch fünf Wochen bis zum Beginn des Cheltenham-Festivals (15. bis 18. März), dem Gipfeltreffen der besten Hindernispferde aus England und Irland. Racing Post und Sporting Life haben schon seit geraumer Zeit Extra-Cheltenham-Seiten. Auch diese Kolumne wird in nächster Zeit die wichtigsten Rennen dieses grandiosen Festivals analysieren. Den Auftakt machen die wichtigsten Protagonisten der Champion Hurdle, dem großen Höhepunkt des ersten Tages.

Binocular: Der Titelverteidiger und Führende im Wettmarkt. Das war schon imponierend, wie Binocular in der Champion Hurdle 2010 im letzten Jahr die Zielgerade in Cheltenham hochstürmte und letztendlich leicht gegen Khyber Kim triumphierte. Wie schon in den Jahren zuvor brauchte der Schützling von Trainer Nicky Henderson etwas Zeit: Beim Saisonauftakt fehlten die letzten Reserven gegen Peddlers Cross und Starluck. Es folgten ein überzeugender Sieg in der Christmas Hurdle in Kempton und zuletzt ein standesgemäßer Erfolg in einem Listenrennen in Sandown gegen schwächere Gegner. Eine Form, die allerdings nur schwer einzuschätzen ist….

Hurricane Fly: Die große irische Hoffnung, allerdings noch nie außerhalb der grünen Insel gelaufen. Immer ein Pferd mit einem Riesenruf, kleine Verletzungen stoppten jedoch bislang einen Cheltenham-Start. Vier Mal in Folge erfolgreich, zuletzt sehr leicht gegen Solwhit auf weichem Boden in der Irish Champion Hurdle. Der Mullins-Schützling ist aber noch nie gegen so starke Gegner gelaufen. Einst trainierte ihn in Frankreich Jean-Luc Pelletan, der zu Beginn der neunziger Jahre als Jockey in Deutschland aktiv war.

Menorah: Erst sechs Jahre und ein Starter mit einer phänomenalen Bilanz: 9 Starts, 6 Siege, 3 zweite Plätze. Auf der Bahn in Cheltenham ist Menorah sogar noch ungeschlagen, war unter anderem Kampfsieger in der letztjährigen Supreme Novice Hurdle gegen Get Me Out of Here. Auch die letzten Formen auf der Bahn sahen sehr gut aus, besonders der Erfolg mit Höchstgewicht in der Grade 2 Greatwood Handicap Hurdle. Ein Pferd mit einem fantastischen Kampfgeist und die beste Chance seit langem für Trainer Philip Hobbs und Jockey Richard Johnson, mal wieder in einem Prestige-Rennen zu triumphieren. Die einzige schwächere Form zeigte der Kings Theatre-Sohn auf gut bis festem Boden in Doncaster.


Phantastische Bilder, die an ein Ausnahmepferd erinnern: Istabraq in den bekannten Farben von J P Mc Manus triumphierte 1998 erstmals in der Champion Hurdle. Es folgten noch zwei weitere Erfolge.

Peddlers Cross: Sogar noch ungeschlagen in sechs Starts ist Peddlers Cross, ein weiterer Sechsjähriger und das Aushängeschild des Stalles von Trainer Donald Mc Cain. Der Wallach hat schon während des Festivals gewonnen, siegte im vergangenen Jahr in den Neptune Investment Management Novice Hurdle. Dort war die Strecke zwar rund 1000 Meter länger als in der Champions Hurdle, aber zum einen war Peddlers Cross auch über zwei Meilen erfolgreich, zum anderen ist Stehvermögen auf der hügeligen Bahn von Cheltenham immer von Vorteil. Zu Saisonbeginn überzeugte der Wallach gegen Binocular, danach verhinderten leichter Husten und Meetings, die dem Winter zum Opfer fielen, einen weiteren Start. Jetzt sei aber alles wieder in Ordnung, sagt Donald Mc Cain und plant noch einen weiteren Vorbereitungsstart in Kelso oder Wincaton.

Oscar Whisky: So etwas wie ein „dunkles“ Pferd, das noch einiges an Reserven haben könnte. Dennoch steht der zweite Starter von Trainer Nicky Henderson vor der bislang schwersten Aufgabe seiner Karriere. Sechs Siege bei sieben Starts lesen sich aber eindrucksvoll, der einzige „Wermutstropfen“ war der vierte Platz hinter Menorah in der Supreme Novices Hurdle. In dieser Saison lieferte Oscar Whisky zwei tadellose Vorstellungen gegen schwächere Gegner ab, besonders der Erfolg in Cheltenham, wo er auf der Zielgerade noch gute Reserven zeigte, beeindruckte.

Mille Chief: Nach einem schwacher Saison 2009/2010 hat Trainer Alan King seine Pferde derzeit wieder prächtig in Schuss. Sein aussichtsreichster Starter in der Champion Hurdle ist Mille Chief, zuletzt mit Höchstgewicht überlegener Sieger auf schwerem Boden in einem Handicap in Sandown. Da bin ich erst einmal etwas skeptisch: Formen auf schwerem Boden täuschen oftmals, weil viele Pferde diese Verhältnisse überhaupt nicht mögen. Der Wallach hat bestimmt noch Luft nach oben, doch auf Kontrahenten dieser Güteklasse traf er noch nie. Für die Statistiker: Auch sein Stallgefährte Katchit triumphierte fünfjährig in der Champion Hurdle.

Khyber Kim: Der Zweite aus dem Vorjahr, wo ihn nur Binocular schlug. In dieser Jahr nur einmal am Start, doch er war chancenlos in der Christmas Hurdle gegen seinen alten Rivalen. Lange Zeit war fraglich, ob er überhaupt läuft, doch jetzt gab Trainer Nigel Twiston-Davies grünes Licht. Doch was hat Khyber Kim noch in petto? In Bestform ist er brandgefährlich, aber der neunjährige Wallach wird auch nicht jünger.

Der Rest: Erstaunlich tief steht bei einigen Buchmachern Dunguib, vor zwei Jahren Gewinner des Festival Bumpers und 2010 der irische Banker in der Supreme Novices Hurdle. Das Ergebnis ist bekannt: Dunguib wurde „nur“ Dritter, sein Reiter musste sich hinterher einige Kritik anhören, weil er ihn zu sehr aus der Reserve geritten habe. Seinen letzten Start absolvierte er im April 2010 in Cheltenham. Noch gibt es viele Fragezeichen.
Cue Card dürfte eher in einem der Novice-Rennen laufen, Solwhit und Silviniaco de Conti haben mehrmals ihre Grenzen gesehen. Bleibt noch Get me out of There, im letzten Jahr Zweiter in der schon mehrfach genannten Supreme Novice Hurdle hinter Menorah,aber vor Dunguib, die letzten Formen waren aber zu schlecht.

Urteil: Mal wieder ein phantastisches Rennen mit einer Menge an Möglichkeiten. Mein Mumm ist allerdings spätestens seit seinem Newbury-Sieg Peddlers Cross, den größten Gegner sehe ich in Menorah. Von den Außenseitern gefällt mir Oscar Whisky am besten.

Kurse gibt es hier, Wettfreunde auf der Insel haben eine etwas größere Auswahl.